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Ein Essay über den Aussatz


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Wir sahen, wie die Tochter im dritten und vierten Kapitel da war, vereinzelt und noch verängstigt, gedemüdigt und zu Unrecht beschuldigt, wie sie in Bahäräth immer schon da ist seit Anfang, und wie sie jetzt als Banoth (2-50-6-400 oder nur 2-50-400) kommt, als „Töchter“, die in ihrer verwirrenden Vielheit dennoch Ben (2-50), den „Sohn“ in seiner Einfalt als ihren Beginn in sich haben, den Punkt, von dem sie ausgehen. Und daß es sich bei meiner Behauptung, das Oth am Ende der Wörter Bäharoth und leBanoth sei das des weiblichen Plural, nicht um Willkür handelt, zeigt das Wort Kehoth (20-5-6-400), das nach dem hier dritten (und insgesamt elften) Bäharoth (oder Bahäräth, genauso geschrieben) und erst durch die Wahrnehmung des Kohen kommt. Denn es hat die vollständige Endung des weiblichen Plural Waw-Thaw, das stumme Waw steht darin, und es heißt die „Verblassten, Ermatteten und Dunkel-Gewordenen“ Frauen.

Weroah haKohen wehineh Bäharoth kehoth lewanoth – „und wer wie sie ist nimmt wahr und siehe da! Henah, die weibliche Vielheit in den Empfänglichen, verdunkelt (verblaßt und ermattet) sind sie für die Töchter“. Wer könnten diese Empfänglichen andere sein als die Mütter, die selber ausnahmslos Töchter waren? Ihre Schicksale sind im Gedächtnis verblaßt oder absichtlich verdunkelt worden, was aber so oder so eine Ermattung zur Folge hat, denn dort, wo wir uns von den Müttern abtrennen und ihrer Empfänglichkeit für das Kind, haben wir auch die Verbindung verloren zu Regeneration und Neugeburt. Die Mütter geben ihre Fähigkeit zu empfangen weiter an die Töchter, und für sie ist dieses Kapitel geschrieben.


Wenn die Rede ist von den „Töchtern“, dann denken wir auch an die „Töchter von Moab“, Bnoth Mo´aw, mit denen das „Volk Issrael“ zu huren beginnt in Schitim, der letzten, der 42. Station der Reise (Num. 25,1). Und wenn wir (wieder das ungeschriebene stumme Waw nicht beachtend) Bahäräth bahRuth aussprechen, dann heißt es „in ihr, mit ihr und durch sie die Ruth“ -- und auch Ruth (2-6-400), die Urgroßmutter von Dawid, ist eine „Tochter von Moab“. Im Stammbaum Jesu steht sie nach Thamar (die sich als Hure verkleidet hat) und Rachaw (die eine war) als die dritte Frau unter 12 Männern, und der Mann, von dem sie empfängt, heißt Boas, „der in der Ziege, in der Frechheit, im Trotz“. Er ist die linke Säule im Tempel und steht daher auf der Seite der Frau, und er ist der Sohn einer Hure (nämlich der Rachaw, Matth. 1,5). Sein Vater heißt Ssalmo (300-30-40-1, 1.Chron. 2,11) und wird geschrieben mit den selben Zeichen wie Ssmol (300-40-1-30), die „linke Seite“, und dessen Vater ist Nachschon (50-8-300-6-50), der „Schlangenmann“, der „Fürst“ über die Söhne von Jehudah bei der Wanderung durch die Wüste und dem Einzug ins „Gelobte Land“. Schon in der dritten Generation nach der Hurerei von Schitim läßt sich ein Mann von Jehudah namens Boas wieder ein mit einer Tochter von Moab. Das ist die Ruth, die von ihm empfängt und zur Mutter wird des Owed („Diener“), des Vaters von Ischaj („mein Dasein“), des Vaters von Dawid („Geliebter“).

Es giebt noch einen Grund, bei Mo´aw (40-6-1-2) zu verweilen, worin Aw (1-2) der „Vater“, über das Waw an das Mem angehängt ist, also seinen Ursprung aus der Wasser- und Zeitwelt bezeugt. Und das ist das Wort Bohak (2-5-100), das in der gesamten „Heiligen Schrift“ nur an dieser einzigen Stelle vorkommt (in Lew. 13,39): weroah haKohen wehineh Bäharoth Kehoth leBanoth Bohak Hi Porach ba´Or tahor Hi -- "und wahr nimmt wer sie ist und da! in den Empfänglichen werden die Verblaßten zu Töchtern, Aufleuchten ist Sie, im Bewußtsein die Blume, rein ist Sie!“ Es gibt keinerlei Grund, Bohak mit „gutartiger Hautausschlag“ zu übersetzen, denn es ist „Glänzen, (Auf)Leuchten“. Und was im Verblassen glanzlos geworden, das leuchtet und strahlt hier jetzt auf, sodaß keine Finsternis dem widerstehen kann. Bohak ist auch zu verstehen „in ihr das Kof, in ihr der Affe“, und es giebt ein anderes Wort aus den selben Zeichen, das heißt Kubah (100-2-5), „das Kof, der Affe in ihr“.

Zwölf Pforten haben wir schon durchschritten, es giebt keinen Grund mehr, daß uns noch die Haare sich sträuben, denn hier sind wir dem Dreizehnten schon unmittelbar gegenüber. Er hat den Affen in ihr gewürdigt, das Nadelöhr in ihr, das nur die Frau, die mit dem Tier vertraut ist, zum Einfädeln des einsamen Lebens des Mannes in das All-Lebendige verwenden kann. Und er hat sich von ihr (in ihrer Vielgestalt) so tief berühren lassen wie Mozart (den Tschajkowski einmal den „Christus unter den Musikern“ nannte). So wie es aufleuchtet aus dessen Musik, so strahlt es in der Gegenwart des Dreizehnten aus, die Blume im Erwachen ist Er wie Sie, die Reinheit ist er mit ihr. Wie ist dies aber nun zu vereinen mit der Stelle, wo das Wort Kubah auftaucht und uns wieder zu den Banoth Mo´aw zurückführt? Wir hören: wajare Pinchass Bän Äl´asar Bän Aharon haKohen wajakom miThoch ha´Edah wajikach Romach be´Jado/ wajawo achar Isch Issrael äl haKubah wajidkor äth schnejhäm äth Isch Issrael we´äth ha´Ischah äl Kawothah wathe´ozer haMagefah me´al Bnej Issrael – „und es sah Pinchass, der Sohn des Äl´asar, des Sohnes von Aharon, dem Kohen, und er stand auf aus der Mitte der Versammlung, und er nahm einen Spieß in seine Hand/ und er kam hinter dem Mann aus Issrael her zur Kubah (zum Hohlraum), und er durchbohrte die beiden, den Mann aus Issrael und die Frau durch ihre Bauchhöhle, und die Plage wurde gehemmt, untreu die Söhne von Issrael.“ (Deut. 25, 7-8).

Me´al (40-70-30) habe ich hier in der Bedeutung „Veruntreuen, Unterschlagen“ gelassen, so daß diese Stelle in einem anderen Licht steht. Wörtlich ist Me´Al „Von Oben Herab“ und meint immer den Hochmut der Oberen gegen die Unteren. Das Volk von Mo´aw zum Bespiel war in den Augen der „Standesgemäßen“ ein inferiores Volk, wegen seiner dubiosen Ursprungs-Geschichte (Gen. 19). Ich bin darauf anderen Ortes ausführlich zu sprechen gekommen und kann hier mich kurz fassen. Die Trunkenheit des Lot, der seine eigenen Töchter begattet nach dem Untergang der Welt von Ssedom we´Amorah („Sodom und Gomorra“, „das Geheimnis des Blutes und die Gemeinschaft verwechselt“) korrespondiert mit der Trunkenheit des Noach, der nach dem Untergang seiner Welt sich entblößt hat in seinem Zelt (Gen. 9,21). Chom (8-40), der mittlere seiner drei Söhne (der „Entbrannte, Erhitzte“ und auch der „Braune“), wird dort samt seinen Nachkommen vom Vater verflucht, weil er ihn in seiner Blöße gesehen und nicht zugedeckt hat. Aber in Wirklichkeit waren es nicht die „Braunen“ und nicht die Schwarzen und Roten, sondern die Weißen, die die „Wissenschaft“ entdeckt und entwickelt haben und in ihrer Schamlosigkeit vor nichts zurück schrecken (die Nachfahren von Schem und Jofeth).

Die vier Söhne von Chom, Kusch, Mizrajm, Put und Kena´an, sind allesamt Väter von „minderwertigen Völkern“, genauso wie die Söhne der beiden Töchter des Lot aus dem Inzest mit dem Vater, Amon und Mo´aw. Lot (30-6-9) bedeutet die „Hülle“, und für ihn und seine zwei namenlos bleibenden Töchter war die Verbindung verloren gegangen zum Kern, zu Awraham, so daß die Töchter glaubten, nur noch die „Hülle“ sei übrig von Ur, wo ihr Vater ursprünglich herkam. Ur ist geschrieben wie Or, das „Licht“, und dort ist bereits Haran (5-200-50), der Vater von Lot verstorben noch zu Lebzeiten seines Vaters Thärach (Gen. 11,28). Haran klingt wie Heron, die „Schwangerschaft“, die „Empfängnis“ – und wenn das Männliche in der Linie Haran, Lot und Mo´aw so schwach ist (der früh verstorbene Vater, der betrunkene Vater, der Vater, dem der Kontakt zu den Schwiegersöhnen abriß), dann deutet dies auch darauf hin, wie schwer der Mann sich hier tut, um empfänglich zu werden. Aber tut er es nur dort, ist das nicht vielmehr eine universelle Erscheinung? Wir können die „Bibel“ mit mehr Gewinn lesen, wenn wir die Völker um das Volk Issrael herum, auf die es oft genug mit Verachtung herabgeblickt hat (zu den Diskriminierten gehört auch das Volk Edom) als die abgespaltenen Projektionen von Issrael sehen, als unabtrennbare Teile von ihm, ohne die es nicht erlöst werden kann.

Wajeschäw Issrael baSchitim wajochäl ha´Om lisnoth äl Bnoth Mo´aw – „und Issrael blieb in Schitim, und die Gemeinschaft fing an zu huren mit den Töchtern des Mo´aw“ (Num. 25,1). Von den Söhnen des Mo´aw ist keine Rede, und wenn dem eine reale Szene zugrunde liegt, dann müssen die moabitischen Männer entweder nichts dagegen gehabt haben, daß ihre Frauen mit den Fremden verkehrten, oder zu machtlos gewesen sein, um es zu verhindern. In beiden Fällen ist aber ein deutliches Zeichen der Frauen in dem Kampf der Geschlechter gesetzt, denn sie ergreifen die Initiative, mit wem sie sich einlassen wollen und mit wem nicht. Dasselbe gilt auch für die Ruth, diese Tochter aus Moab, die nach dem Tod ihres Mannes, Schwiegervaters und Schwagers mit ihrer Schwiegermutter Na´omi nach Bejth-Lächäm, Jehudah, zieht. Und dort hat ihr diese gesagt: „Meine Tochter, sollte ich nicht ausfindig machen für dich eine Stillung, in der es dir gut geht? Und jetzt, ist nicht der in der Ziege (Boas) unser Bekannter, mit dessen jungen Frauen du warst? Sieh da! er worfelt selbst auf der Tenne die Gersten (die Haarigen, die Satyre) des Nachts, und du sollst dich waschen und salben und dein Kleid auf dich legen und hinab steigen die Tenne. Nicht laß es bemerken den Mann, bis er fertig ist mit Essen und Trinken, und es wird geschehen in seinem Hinlegen, und du merkst dir den Ort, wo er sich hingelegt hat, und du deckst auf (du entblößt) von seinen Beinen (aufwärts), und du legst dich hin, und er wird dir sagen, was du zu tun hast“ (Ruth 3, 1-4).

Die Ruth gehorcht der Chamothah („ihrer Schwiegermutter“ oder auch „ihrer Brunst“), und die Ausführung des gefaßten Entschlußes lautet dann so: „und Boas aß und trank, und sein Herz wurde gut, und er kam zu liegen am Ende der Garbe, und sie kam insgeheim und deckte auf (sie entblößte) von seinen Beinen (aufwärts), und sie legte sich hin. Und es geschah in der Mitte der Nacht, da erbebte der Mann, und er umschlang (sie), und da! eine Frau lag in seinen Beinen. Und er sagte: Wer bist du? Und sie sagte: Ich bin Ruth, deine Sklavin, und du sollst deinen Flügel über deine Sklavin ausbreiten, denn ein Befreier bist du!“ (Ruth, 3, 7-9). Damit hat sie ihn erobert, und er kann nicht mehr anders, als sie zu erlösen. Sollten aber die Töchter des Mo´aw in Schitim nicht auch diesen Wunsch nach Erlösung in sich gehabt haben, als sie mit Issrael zu huren anfingen? Sie spüren ja in ihnen den Kern, den ihre Mutter, die Tochter von Lot, der „Umhüllung“, vermißte, und mit ihm (dem Samen von Awraham) wollen sie sich verschmelzen. Was sollte Böses daran sein?

Aber im Text heißt es weiter von den Töchtern des Mo´aw: wathikren la´Om liSwechej Älohejhän wajochal ha´Om wajischthachawu lElohejhän – „und sie beriefen das Volk zu den Schlachtopfern ihrer Göttinnen, und das Volk aß, und es warf sich vor ihren Göttinnen nieder“ (Num. 1,2). Hier ist der Sinn der Begegnung verfehlt und die Erlösung gescheitert, denn das Volk, die Gemeinschaft, wird einseitig und total von den Göttinnen der Töchter des Mo´aw beherrscht und ihren grausamen Opfern, von denen die Söhne des Issrael, wären sie stark genug dafür gewesen, sie befreit hätten. Das Männliche von Issrael wird gleichsam aufgesogen ebenso plötzlich wie total von dem nach Moab abgespaltenen Weiblichen; und es ist wie eine Rausch, eine Orgie, eine kollektive Verschmelzung, aber vom Männlichen ist nichts übrig geblieben, es hat nichts beigetragen, und eine Kern-Fusion findet nicht statt. So heißt es weiter: wajizomäd Issrael leWa´al Peor wajichar Af Jehowuah mi´Issrael – „und Issrael wurde in das Joch des besessenen Verschlingers gespannt, und es entbrannte die Leidenschaft des Herrn von Issrael“ – wajomär Jehowuah äl Moschäh kach äth kol Roschej ha´Om wehoka otham la´Jehowuah nägäd haSchämäsch wajoschaw Charon Af Jehowuah mi´Issrael – „und der Herr sagte zu Moschäh: nimm dir alle Häupter des Volkes und prangere sie an vor dem Herrn, gegenüber der Sonne, und der Brand der Leidenschaft des Herrn von Issrael wird sich beruhigen“ (Vers 3-4).

Zu Anfang dieser Geschichte heißt es: „und Issrael verblieb in Schitim, und das Volk begann, Hurerei zu betreiben in Bezug auf die Töchter des Mo´aw“ (Vers 1). Bedenken wir das richtig, dann sind es gar nicht die Töchter von Moab gewesen, die gehurt haben, sondern das Volk Issrael! Wieder verkehrt sich die gewohnte Blickrichtung in ihr Gegenteil, und wir müssen uns fragen, was es bedeutet, wenn das Volk Issrael insgesamt hier als Hure auftritt. Mit was läßt sie sich denn bezahlen, was ist ihr Liebeslohn? Eben dies: daß sie berufen wird von den Töchtern des Mo´aw zu den Schlachtstätten ihrer Göttin, und daß sie dort speisen darf und sich niederwerfen vor deren Göttin. Den Anschluß an den abgespaltenen eigenen Anteil findet das Volk Issrael hier -- an die vereinsamte und grausam gewordene Göttin.

Das Huren des „auserwählten“ Volkes in Schitim mit den Töchtern von Mo´aw ist das Resultat der Aktion von Bil´om (dem „Verwirrer des Volkes“), die in den drei Kapiteln davor erzählt wird (Num. 22-24). Und wir müssen sie sehen im Licht der Sentenz aus der Apokalypsis, die uns aufhorchen läßt: All´echo kata su Oliga: echejs ekej Kratuntas tän Didachän Bala´am, hos edidasken balejn Skandalon enopion ton Hyion Issrael phagejn Ejdolothyta kai porneusai – „aber ich habe eine Kleinigkeit gegen dich: du hast dort welche, die die Lehre des Bil´om beherrschen, der gelehrt hat, eine Falle zu stellen angesichts der Söhne von Issrael, auf daß sie sich von Fantomen ernähren und huren“ (Apo. 2, 14). Bil´om (2-30-70-40) ist der Sohn des Be´or (2-70-6-200), und das wird genauso geschrieben wie be´Or, „in der Haut, im Bewußtsein, im Erwachen, Erblinden". Und wenn es in unserem Vers heißt be´Or Bessoram – „in der Haut ihres Fleisches, im Erwachen ihrer Botschaft“ – dann ist darin Be´or vorhanden, der Vater des Bil´om, wie in all den Versen zuvor, wo auch dieser Name schon vorkam. Und zunächst haben wir ein klares Bewußtsein davon zu bekommen, daß dieses Erwachen kein solches mehr ist, wo das Sehen dominiert, im Gegenteil erblindet das Auge – schon beim Blick in die Sonne, geschweige denn bei dem in das Licht des Neuen Tages.

Auf unseren Tastsinn sind wir angewiesen, auf unser Spüren, so wie Boas in der Mitte der Nacht auf der Tenne. Und alles ergibt sich dann von selbst. Aber zuerst will die Verwirrung der Gemeinschaft erkannt sein, die soviel Unheil anstiftet und jedes Zusammensein verdirbt und vergiftet. Der einfachen Handlung der Ruth und der genauso einfachen Antwort des Boas muß die Erfahrung des Nachschon vorausgehen, der in Schitim dabei war als eines der zwölf „Häupter des Volkes“; und sein Sohn Ssalma muß sich dann mit der Hure Rachaw (der "Weite") verbinden, um den Boas zu zeugen. Bil´om Bän Be´or, („der Verwirrer des Volkes, der Sohn von dem in der Verblendung") hat aber im Auftrag des Königs von Mo´aw (namens Balak Bän Zipor) das Volk Issrael zu verfluchen, jedoch anstatt es zu verfluchen segnet er es drei bis vier Mal. Und wenn wir bedenken, daß eine Falle dies war, dann haben sich Bil´om und Balak nur scheinbar im Zorn voneinander getrennt (Num. 24, 10f). Hinter den Kulissen haben sie zusammen gewirkt, und das Volk Issrael fällt samt seiner „Häupter“ auf ihren Schwindel herein. Für drei- bis vierfach gesegnet halten sie sich und damit für unangreifbar. Und in der Begegnung mit den Töchtern von Maob werden sie selber zu bloßen Hüllen, Fantomen und wiederholen den Inzest des Lot.

Die Geschichte der Berufung des Bil´om durch Balak ist so deutlich verdreht, daß es uns hätte schon früher klar werden können. Zum Beispiel nur dies: nachdem Älohim dem Bil´om gesagt hat, er solle mit den Männern des Balak mitgehen, entbrennt nachher sein Zorn gegen den ihm gehorsamen Mann (Num. 22, 20-22). Und dann noch die „Klamotte“ von der Eselin, die an sich sehr schön ist, aber in diesem Zusammenhang etwas Sarkastisches hat, denn der „Engel des Herrn“ sollte es gewesen sein, der den Bil´om mit Blindheit schlug und ihn fast ganz erschlagen hätte, die Eselin aber am Leben gelassen (Vers 33)? Was aber sollte der „Herr“ mit einem Leib ohne Bewußtsein? Die Geschichte ist von vorne bis hinten mit Lüge und Verdrehung durchsetzt, und das Ganze ist derart geschickt inszeniert, daß sogar Moschäh mit hinein in die Verwirrung gerät.

Denn anstatt so zu tun, wie ihm der „Herr“ gesagt hatte, nämlich die Häupter, die Führer des Volkes zu rügen und anzuprangern gegenüber der Sonne, was auch bedeutet, daß das Volk von jeglicher Schuld frei gesprochen wird, sagt Moschäh zu den „Richtern des Volkes“: hirgu Isch Anoschajo haNizmodim leWa´al Pe´or – „jeder Mann soll seine Männer erschlagen, die ins Joch gespannt worden sind des besessenen Verschlingers“ (Num. 25, 5). Der schreiende Gegensatz zwischen den Worten des „Herrn“ (im Verse zuvor) und denen des Moschäh wird dadurch verdeckt, daß Hoka (5-6-100-70) fälschlich mit „Aufhängen“ oder „die Glieder Ausrenken“ übersetzt wird, so daß im Vergleich zwischen dieser Hinrichtungsart und dem Erschlagen das letztere sogar noch humaner erscheint. Hier muß ich dankbar sein, daß mir ein „neuhebräisches Wörterbuch“ zur Verfügung steht, denn die Wörterbücher des „Alten Hebräisch“, von Theologen verfaßt, haben viele Bedeutungen vergessen oder sogar noch verdreht (zum Beispiel Bohak), weshalb Hoka da steht auch in der Bedeutung „Sich-Abwenden, Entfremden“. Und so hat sogar der Aberwitz des „Dritten Reichs Issrael“ (nach dem von Dawid und dem der Makkabäer) noch einen Sinn! Hoka ist „Rügen, Ausschelten, Anprangern“, und was der „Herr“ gewollt hat, das war, daß die „Prinzipien“ oder die „Anfänge“ jeder Gemeinschaft im hellen Lichte der Sonne zu Bewußtsein kommen. Das „Anprangern“ ist kein äußeres Geschehen, sondern in einem jeden der zwölf Häupter tut es der „Herr“ jetzt.

Warum aber mißversteht ihn so gründlich Moschäh? Warum ruft er zum Totschlag auf aller, die vor das Joch des besessenen Verschlingers gespannt worden sind? Pe´or (80-70-6-200), „Verschlinger“, ist der Name des Berges, auf dessen Gipfel der Balak den Bil´om führt (Num. 23,28), um das Volk Issrael zu verfluchen, und darin ist Or (70-6-200), „Haut, Blindheit, Erwachen, Bewußtsein“, verbunden mit Poah (80-70-5), „Stöhnen, Schreien und Blöken“. Es ist dies das Blöken der verirrten Schafe, die nach der Mutter schreien und nach der Herde und dem, der sie sucht, den Weg damit weisen. Von der Wildnis wird er gleichsam verschlungen, denn der „Zivilisierte“ ist nicht so blöde, einem verlorenen Schaf bis über die Wüste hinaus noch zu folgen. Die Männer, die sich auf Pe´or, den Verschlinger, „einlassen“ (was Zomad, 90-40-4, das „Joch oder Gespann“ auch bedeutet), verhalten sich wie Helden, die Kronos, den Verschlinger seiner eigenen Kinder, zur Herausgabe dieser auffordern. In der Mythologie von Hällas hat es dergleichen Heroen niemals gegeben, denn daß Kronos (Saturn), seine unsterblichen Kinder heraus rücken mußte, hat er der List der Frauen Rhea und Gaja („Fluß“ und „Erde“) zu danken. In der Mythologie der Hebräer hat aber Moschäh zuvor, als er noch ein Hirte war und die Schafe seines Schwiegervaters gehütet hat, das Blöken des Verirrten gehört und die Herde verlassen, um das Vermißte zu suchen, was ihn zum „Berg der Götter“ geführt hat (mündliche Überlieferung, schriftlich bewahrt im Thalmud). Und „das Stöhnen des besessenen Verschlingers“ verrät zu den verirrten Schafen den Weg, sie jedoch zu erschlagen, ist unangebracht. Zu tadeln sind vielmehr die Häupter, die Hirten, die nicht aufmerksam genug waren, daß kein einziges Schaf verloren ging.

Mehrfach sind Impulshandlungen des Moschäh bezeugt, wo er unbeherrscht handelt und sich zum Beispiel (in Num. 20, 6-13) um den Eintritt in das „Gelobte Land“ bringt, weil er anstatt nur zu dem Felsen zu reden, wie es der „Herr“ gesagt“ hatte, ihn zwei Mal mit seinem Stab schlägt. Um diesen Zug in seinem Charakter zu erklären, müssen wir auf seine Entstehungsgeschichte hinblicken. Was mußte er nicht schon im Leib seiner Mutter durchmachen, die täglich die Ersäufung der männlichen Hebräer-Geburten vor Augen hatte? (Ex. 1,22) Als sie dann sah, daß es ein Sohn war, und seine Güte (2,2), da versteckte sie ihn drei Monate lang, um ihn nachher, weil sie ihn nicht mehr verheimlichen konnte, dem Strom auszusetzen, worin so viel männliche Säuglinge schon ertrunken waren. Sie umhüllte ihn mit der Thewah (400-2-5, das ist das „geschriebene Wort), und auf der anderen Seite des Flusses zog ihn Bath Par´oh heraus, die Tochter des Farao. Die Schwester des Moschäh (die Mirjam) hat aufgepaßt, was mit ihrem kleinen Bruder geschah, und als sie das Mitleid wahrnahm im Antlitz der Bath Par´oh, da bot sie ihr an, für den weinenden Knaben eine Amme zu holen, und das war dann seine leibliche Mutter. Nach der Entwöhnung wurde er von der Tochter des Farao adoptiert, und er war wie ein Prinz, mußte aber die ganze Zeit über in einer Spaltung aufwachsen, denn eine innere Stimme, die von der Muttermilch noch verstärkt worden war, sagte ihm deutlicher von Jahr zu Jahr, daß er nicht zu den Sklavenhaltern der Iwrim (Hebräer) gehörte, sondern zu diesen.

Kaum herangewachsen erschlug er den Sklavenantreiber und mußte fliehen, denn ein Hebräer wollte ihn denunzieren (Ex. 2,13-15). Mitzuerleben, wie die Sklaverei sogar die, welche bestimmt sind, darüber hinaus zu gehen, derart entstellt, das zwingt ins Exil. Dort wird er nach einer Heldentat (die ich in den „Zeichen der Hebräer“ erklärte) zum Schwiegersohn des Kohen Midjan, des „Priesters von Midjan“, und bekommt Ziporah zur Frau, eine der Sieben Töchter desselben Vaters. Ziporah ist die weibliche Form von Zipor, „Vogel“, und Balak, der König von Mo´aw, der zusammen mit Bil´om die Falle aufstellt, ist der Sohn des Zipor, der Sohn des „Vogels“. Mit Ziporah, der „Vögelin“, ist Moschäh nach seiner Berufung hinunter nach Mizrajm gezogen, um das Volk der Hebräer aus der Sklaverei zu befreien. Wajehi waDäräch baMalon wajifgschehu Jehowuah wajewakesch hamitho – „und es geschah auf dem Wege, beim Übernachten, da stieß der Herr auf ihn zu und suchte ihn zu ermorden“ (Ex. 4,24). Eine der dunkelsten Stellen der Bibel ist dies, und um den Mordimpuls des „Herrn“ abzuwenden, ergreift Ziporah einen Felssplitter (Zor), schneidet mit ihm die Vorhaut ab ihres Sohnes, und berührt seine Beine mit dieser, so daß sie blutbefleckt werden, und sagt: Ki Chathan Domim athah li – „denn Bräutigam der Bluttaten bist du für mich“ (Vers 25).

Domim (4-40-10-40) ist der Plural von Dom (4-40), „Blut, Blutung, Bluttat“ und alles, wo Blut durch das Fleisch nach außen abfließt. Das ist der Fall bei einer Verwundung und bei der Frau auch dann periodisch eintretend, wenn keine äußere Waffe im Spiel ist. Die Abschneidung der Vorhaut als Sitte der Völker des Vorderen Orients war lange vor dem Auftreten von „Hebräern“ schon im Gebrauch, und sie ist eine Ersatzhandlung oder Abmilderung der Kastration, wo das Messer oder der scharfe Stein nicht die Vorhaut, sondern die Hoden abtrennt. Bis auf wenige Ausnahmen, die so genannten Zuchtbullen, waren und sind noch immer die Stiere sämtlich zu Ochsen kastrierte, und wie ein Reflex davon mutet uns an die Rede des Moschäh: Hirgu Isch Aschonajo – „es ermorde der Mann seine Männer!“ (Num. 25,5) – wie ein Nachhall auch der Zeit, da alle männlichen Geburten der Hebräer ertränkt worden sind, damit Erinnerung nie mehr hochkommen sollte. Aufgrund der schwer traumatisierten Seele des Moschäh, von seiner Zeugung an schon, brechen heftige und nicht zu kontrollierende Affekte in ihm durch und lassen ihn so impulsiv handeln wie da, wo er die steinernen Tafeln zerschmettert (Ex. 32,19). Und wenn er jetzt, wo der „Herr“ gesagt hat, daß die Häupter des Volkes gerügt werden sollen, das Gegenteil tut, fürchtet er da vielleicht insgeheim, daß er selbst ein zu Rügender sei, weil er seine Impulse nicht unter Kontrolle bekommt?

Das Resultat seiner Rede ist jedenfalls „die Erscheinung eines Mannes von den Söhnen des Issrael, der kommt heran und bringt nahe eine Frau aus Midjan zu den Augen des Moschäh und zu den Augen der ganzen Gemeinde der Söhne von Issrael, und sie weinen am Eingang des Zeltes der Begegnung“ (Num. 25,7). Wir müssen uns fragen, wie aus den Töchtern des Mo´aw so plötzlich eine Frau aus Midjan hervor treten kann. Ziporah, die Tochter des Kohen Midjan, das Weib des Moschäh, war eine Frau von dort, aber es hat nichts mit Mo´aw zu tun, oder nur sehr sehr entfernt. Midjan (40-4-10-50), auch miDajan zu lesen („vom Richter aus“), ist der vierte der sechs Söhne, die Awraham nach dem Tode der Ssarah mit der Keturah zeugt (Gen. 25,1). Keturah bedeutet den weiblichen „Opferrauch“, die „Räucherung“ mit geheiligten Harzen, sie ist daher keine gewöhnliche Frau, und auch Ziporah, die „Vögelin“, ihre Nachfahrin, ist keine solche. Gemeinsam teilen sie sich den Luftraum (Ruach, die „Atmung“).

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