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Auszug meines Tagebuchs, 03. 11. 2009


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Auszug meines Tagebuchs, 03.11.2009
Reise von Kajo-Keji nach Tali
Sonntagabend, Erich teilt mir mit, dass es morgen soweit ist, wir fahren nach Tali. Obwohl Erich sich noch gar nicht mal so richtig erholt hat von seinen Erkrankungen an Malaria und Typhus. Es scheint dringend zu sein, dass Erich seine weiteren Projekte in Juba und Tali besucht. Für mich eine tolle Erfahrung bei so einer Reise dabei zu sein, denn viel wird von der Stadt Juba und dem entlegenen Projekt Tali erzählt.

Doch am Montag wird nichts aus unserem Reisetrip, weil einer unserer Lastwagen an diesem Tag in Moyo an der Grenze zu Uganda von den Behörden aufgehalten wird. Der Lastwagen ist mit Warengütern aus Uganda beladen, die wir nach Juba und Tali mitnehmen sollen. Also heißt es warten, bis der Lastwagen in Kajo Keji eintrifft. Alles was im Südsudan für die Errichtung von Projekten gebraucht z.B.: Baustoffen oder sonstigen Hilfsgütern müssen von Uganda oder Kenia importiert werden, dies lässt natürlich die Preise in unendliche Höhe klettern. Diesbezüglich ist auch der Transport bei einem Benzinpreis nach europäischen Verhältnissen mit einzukalkulieren. Öfters wir der Treibstoff in Juba gekauft, weil dort die Benzinpreise billiger sind als in den umliegenden Nachbarstaaten. Sudan zählt zu den Exportländern von Treibstoffen. Dienstag Morgen, der Kleinlaster Benjamin, gespendet von der Provinz Bozen steht startbereit und Vollbeladen vor Erichs Haus. Unser Driver Mattia, checkt zum letzten Mal die Ladung und um punkt 10 Uhr Vormittag machen wir uns auf den Weg nach Juba. Die Fahrt soll voraussichtlich 8 Stunden dauern, um eine Strecke von 250 km zu befahren, mit größeren Zeitverzögerungen muss auf den Straßen vom Sudan gerechnet werden, denn die Straßen sind nicht asphaltiert, sie sind löchrig und bei Regen oft unbefahrbar. Kaum um die Ecke gebogen, Lomin noch gar nicht verlassen, kommt es zur ersten Polizeikontrolle. Es wird nicht unsere letzte sein, die Straßen sind gebührenpflichtig und werden von Beamten an bestimmten Durchzugspunkten kontrolliert. Wobei es keine Seltenheit zu sein scheint, sobald Weiße in einem Fahrzeug gesichtet werden, noch mal zusätzliche höhere Summen an sudanesische Pfund zu verlangen, diese dann lediglich in die eigene Hosentasche der Beamten fließen. Während unserer Fahrt besteht unser Reiseproviant aus süßen Keksen und Wasser, für längere Pausen bleibt uns keine Zeit. Erich zeigt mir während der Fahrt einige weitere Projekte und den Container, der als Gefängnis für die Straftäter benützt wird. Nach siebeneinhalbstündiger Fahrt über den wilden

Highway nach Juba haben wir einen Reifenplatten. Mattia und Erich legen sofort Hand an, wir verlieren jedoch für den Reifenwechsel über eine Stunde, weil unser Autoheber defekt war und wir auf fremde Hilfe angewiesen waren. Es beginnt schon zu dämmern und die Sonne verabschiedet sich für diesen Tag hinter dem Horizont der sudanesischen Hügel, als wir die Fahrt fortsetzten.

Juba, die muslimisch gezeichnete Hauptstadt vom Südsudan, erreichen wir ermüdet um 21.30 Uhr abends. Im Hauptzentrum der Comboni Missionare vom Südsudan verbringen wir schlussendlich unsere erste Nacht. Ohne zu wissen was noch alles auf uns zu kommt auf der Fahrt von Juba nach Tali, besichtigen wir am nächsten Morgen ein weiteres Projekt von Erich in der Stadt Juba. Es handelt sich dabei um den Aufbau eines Priesterseminars, das während der Kriegszeiten völlig zerstört wurde. Langsam versucht man Haus für Haus wieder aufzubauen, die Baustoffe wie z.B. Farbe, Zement, Kalk, elektrische Kabel und Abflussrohre werden von Erich in Uganda gekauft und geliefert, weil die Baustoffe in Juba wegen der hohen Importpreise sich oft verdoppeln. Für Erich ist es wichtig immer wieder nach dem Rechten zuschauen, um wieder neue Anschaffungen betätigen zu können. An diesem Tag besuchen wir noch den Bischof von Juba Paolino Lokudu Loro um ihn über die aktuelle Lage der Projekte zu berichten.

Nachdem wir jemanden gefunden haben der bereit war unseren kaputten Reifen zu reparieren, steht unserer Weiterfahrt nach Tali, das wiederum 250 km von Juba entfernt ist, nichts mehr im Wege. Gerade Mal das Zentrum von Juba verlassen in Richtung Tali unterwegs, kommen wir zur Passkontrolle, wobei ohne Bezahlung der Beamten zur Durchfahrt nichts weiter geht. Irgendwie nicht vorstellbar, dass die weiße Hautfarbe im Sudan als so Geld orientiert eingestuft wird. Und ich als einzige weiße Frau den Blicken der sudanesischen Beamten mich ausgeliefert fühle. Es ist drei Uhr Nachmittag als wir weiterfahren dürfen. Die Straße wird zunehmend schlechter und wir fahren eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 25 km/h, als wir an einer Kreuzung in Richtung Tali abzweigen, macht sich der starke Regenfall der letzten Tage durch riesige Wasserpfützen bemerkbar. Doch unser Kleinlaster Benjamin ist diesen Herausforderungen gewachsen. Vom Fahrzeug aus werden wir auf eine Schlange und Schildkröten, die sich auf der Straße befinden, aufmerksam die Schlange verschwindet schnell im Wasser, nachdem sie uns bemerkt hat, hingegen die Schildkröte lässt sich auch aus der Nähe betrachten.

Ich weiß nicht, was man unter schlechten Straßen in Europa wohl versteht, und ich dachte nach der Fahrt von Kampala in Uganda nach Kajo Keji im Südsudan, dass ich nun eine Ahnung habe davon. Doch auf der Straße nach Tali wurde mir bewusst, dass solche Wege bei uns gar nicht für den Straßenverkehr freigegeben werden.

Über diese Wege wird mit Lastwagen alles herangeschafft, was man zum Bau eines Hauses braucht. Sogar der Sand muss nach Tali transportiert werden. Während der turbulenten Fahrt durch den Busch, mach ich mir Gedanken was mich wohl im entlegenen Tali erwarten wird. Ich habe schon viel auf meinen vorhergehenden Reisen durch Südamerika oder Asien erlebt. Es scheint immer noch etwas zu geben, was erlebt werden möchte. Die ganze Fahrt schien nach Abenteuer ausgerichtet zu sein. Um 23 Uhr in der Nacht, nach neunstündiger Fahrt, war es so weit. Wir sehen einen mitten im Weg blockierten LKW. Unser Driver Mattia versucht es über einen Umweg, doch die Aktion geht daneben. Auch wir bleiben im Schlamm mitten im Busch stecken. Gott sei Dank gibt es da noch ein paar Arbeiter, die wir von Juba aus mitgenommen haben und die beim Aufbau des neuen Missionsprojekt in Tali gebraucht werden.

Ingesamt versuchen 5 Männer mit bloßen Händen, Pickel und Schaufel unseren Kleinlaster Benjamin vom Schlamm zu befreien. Meine kleine von Hand zu betätigende Taschenlampe steht uns noch zur Verfügung. Doch ohne Erfolg, der Laster scheint mit den 2 vorderen Rädern zu sinken. Die Männer geben bis zu ihrer Erschöpfung nicht auf. Um halb vier Uhr morgens entscheiden sie sich bis zum Morgengrauen auf der Ablage des Lasters auszuruhen. Erich hat sich inzwischen ein behagliches Plätzchen unter einem Baum im Busch gesucht. Er füllt sich genauso erschöpft von den Strapazen und vor allem noch geschwächt von Malaria und Typhus. Für Erich muss diese Fahrt sehr anstrengend sein. Ich darf mich in der Kabine des Kleinlasters ausruhen. Die verschiedensten Gedanken gehen mir durch den Kopf. Das Hören von Regentropfen auf der Windschutzscheibe reißt mich aus dem Schlaf. Die Männer versuchen es erneut. Mattia versucht inzwischen Hilfe im nächstgelegen Dorf aufzutreiben. Mit Erfolg, gelingt es ihm ca. 10 bis 15 Männer und Frauen zu motivieren uns zu helfen.

Um 8 Uhr am Morgen ist es soweit, viel Hände, viel Einsatz und viel Hilfsbereitschaft gehören dazu, um unseren Kleinlaster Benjamin aus dem Schlamm herausziehen zu können.

Das Glück ist von kurzer Zeit, denn der Kleinlaster bleibt noch mal im Schlamm stecken. Um 9 Uhr, kaum zu glauben, steht der Kleinlaster auf sicherem Straßenuntergrund und endlich kann die Fahrt fortgesetzt werden. Abschleppdienst gibt es hier keinen, den man in der Nacht oder bei Tag alarmieren kann, wenn man mit dem LKW in Not geraten ist. Man wartet bis die Sonne die Straßen austrocknet, um die Fahrt fortzuführen. Die Wartezeit kann sich über Wochen hinausziehen und mit viel Verpflegung kann man im Busch nicht rechnen.


Die Gegend bleibt irgendwie immer dieselbe, hin und wieder seitlich der Straße sind ein paar Tukuls zu sehen, so werden die runden Lehmhütten mit Grasdach der Einwohner genannt. Unser Reiseziel Tali scheint nach 2 stündiger Fahrtzeit nicht mehr weit zu sein. Bis zur Erreichung unserer lang ersehnten Endstation müssen wir ein erneutes Hindernis bewältigen. Dieses Mal handelt es sich um einen umgestürzten Baum, der sich genau auf unseren Weg quergelegt hat. Nach 30 Minuten ist auch dieser mit einer Axt beseitigt. Mit einer Motorsäge wäre das alles kein Problem gewesen, doch alles kann man auf solchen Expeditionen nicht mithaben, und man muss mit allem rechnen. Schlussendlich erreichen wir Tali und den Stamm der Mundari um 13 Uhr Mittag. Wir werden herzlich vor Ort vom italienischen Missionsbruder Damiano und Pater Giuseppe und einem angehenden Priester Gregor aus Berlin empfangen. Kaum unseren Kleinlaster Benjamin verlassen, werden wir in Kenntnis gesetzt, dass am Nachmittag kein Schulunterricht im Dorf stattfindet, da gerade nicht unweit von den Schulgebäuden drei Mundari-Hirte umgebracht wurden. In Tali sowie in verschiedenen Gegenden des Sudans steht es an der Tagesordnung, dass sich Hirten von riesigen Kuhherden gegenseitig bekämpfen, nach dem geschichtlichen Hintergründen des alten Testaments. Dabei werden Kühe eines Nachbarstammes z.B.: den Dinkas gestohlen, deren Hirten als Rachakt umgebracht und gleichzeitig zum Gegenangriff aufgerufen, der wieder ein sinnloses Blutvergießen von Hirten oder weiterer Familienmitglieder fordert. Auf Grund dieser alten Traditionen, verloren am Ende dieses Kampfes, der sich über einige Tage hinauszieht, schlussendlich 70-100 Menschen pro Gegner ihr Leben. Als erste weiße Frau in Tali, erregt man viel Aufsehen in einem Dorf wie Tali. Junge wie auch ältere Menschen finden es faszinierend mir die Hand reichen zu dürfen. Zu meinem Aufenthalt in Tali gehört auch der Besuch der Arbeiter, die händisch Lehmziegel zum Bau ihrer Tukul herstellen. Zum Bau der neuen Missionsstation in Tali steht eine Ziegelmaschine zur Verfügung, die von der Caritas Bozen finanziert wurde. Gregor führt mich nach dem Mittagessen auf den Marktplatz von Tali, wir begrüßen das Stammesvolk der Mundari. Mundari sind an ihren Ritzzeichen auf der Stirn leicht zu erkennen. Auch Dinkas und andere Stämme in den sudanesischen Gebieten verfügen über unterschiedliche Markenzeichen auf ihrer Stirn, damit sie ihrer Stammeszugehörigkeit sicher sind. Die Einritzungen erfolgen im Jugendalter, für Buben als auch für Mädchen und beglaubigen zusätzlich den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsen und ist als Zeichen der Beschneidung in Afrika bekannt. Die Mundari Hirten sind eigentlich über Jahrhunderte ein Nomadenvolk und zähmen sich seit kurzer Zeit erst sesshaft zu werden, was wiederum Probleme mit sich bringt. Bislang gehörte einem Tukul und Garten solange bis man den Ort verlassen hat, beim Weiterziehen der Hirten mit Familie und Kuhherde, wurde die Unterbringung einer anderen Familie zur Verfügung gestellt. Durch Veränderung muss erst eine Lösung für die Zuweisung von Grundstücken gefunden werden. Zivilisationsarbeit vor Ort ist erst im Aufbau durch die Comboni Missionare. Die Projektarbeit konnte vor rund einem guten Jahr gestartet werden, während des 22 Jahre langen Krieges, der mit dem Friedensabkommen im Jahre 2005 endete, waren sämtliche Missionsprojekte bombardiert und zerstört worden. Auch Schulgebäude sind davon betroffen, was zur Folge hat, dass ein Einzugsgebiet wie Tali mit ca. 100.000 Einwohnern nur über eine Volksschule bis zur siebten Klasse verfügt.

Laut Bericht von Gregor, der selbst zum Unterrichten in der Volksschule eingeteilt ist, besuchen die wenigen Lehrer die vor Ort vorhanden sind seinen Unterricht d.h. dass sich die Volksschulklassen aus 7 bis 45 jährigen Schülern zusammensetzt. Weiters berichtet Gregor, dass seine Arbeit viel Sensibilität für Kommunikation bedeutet, da nur wenige über ausreichende Englischkenntnisse verfügen und der allgemeine Wortschatz der Stammesvölker nicht groß ist. Tali bedeutet übersetzt „Ruhe“, davon merken wir nicht viel. Während des Abendessens wurden wir aufmerksam auf eine von uns nicht weit entfernte militärische Schießübung, die einem fast den Appetit verderben lässt. In Tali verfügt man nicht über elektrischen Strom, nur über jenen der über eine einzige Solarzelle umgesetzt wird. Gekocht wird für die Missionsgemeinschaft nach verschiedenen Möglichkeiten, einmal die traditionelle Kochstelle, die mit Kohle betrieben wird oder einem Solarkocher, der so heiß werden kann, dass man aufpassen muss, dass kein Grassdach der Tukuls Flammen fängt. Worüber die Missionsgemeinschaft sehr erfreut ist, dass sie über einen Traktor mit Anhänger verfügen. Der Traktor wurde von der Mission Bozen gespendet und dient vor allem zum Wasser holen am weit entlegenen Sumpfgebiet von Tali und als Transportmittel von Sand, Baustoffen und Lebensmittel. Nach einer erholsamen Nacht brechen wir gleich am nächsten Tag in Richtung Juba auf. Diesmal verläuft die Fahrt ohne größere Zwischenfälle. Wir erreichen die Missionsstation in Juba noch am Abend desselben Tages. Unsere Heimreise setzen wir am darauf folgenden Tag fort. Auf der Strecke von Juba nach Kajo Keji zwingt es uns doch eine längere Pause einzulegen, ein Mienenentschärfungseinsatz legt den Verkehr in beide Fahrtrichtungen für eine Stunde still. Die Sonne brennt auf unseren Kleinlaster Benjamin und veranlasst mich die Autotür zu öffnen, von einer Abkühlung im Auto bei über 30° Grad Hitze wird nichts, denn die Bienen schwirren um den ganzen Laster. Wir entschließen uns die Türen zu schließen, was die Innentemperatur des Kleinlasters auf über 38° Grad steigen lässt. Schweißübergossen wird letztendlich die Straße wieder für den Verkehr freigegeben.



Bis nach Lomin unserem Ausgangspunkt sind noch einige Stunden Fahrt zu bewältigen. Gut erhalten und erschöpft treffen wir dort nach Einbruch der Dunkelheit nach einer anstrengenden und abenteuerlichen Reise ein.

Für mich war dies eine spannende Reise durch Südsudan, anbei ich viel über sudanesische Kultur und über Erichs Arbeit und Einsatz erfahren durfte. Für Erich war das ein ganz normaler Arbeitsablauf, der mit viel Risiko verbunden ist und pausenlose Bereitschaft für Mission und Nächstenliebe für Andere verlangt. Auf Grund vieler öffentlicher als auch privater Hilfe aus Südtirol gelingt es Bruder Erich immer wieder seinen missionarischem Engament tatenkräftig und bemerkenswert Ideen in die Realität umzusetzen, die der südsudanesischen Bevölkerung in zahlreichen Gebieten zu gute kommen.


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