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Ein Essay über den Aussatz


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In Possah (80-300-5), "Ausdehnen, Ausstrecken", ist Ssäh (300-5) enthalten, das "Lamm" -- und Päh, das Zeichen der Achtzig, die "Mündung", ist das je gegenwärtige Ankommen des Flusses der Zeit am Ort seiner Bestimmung. Die uns allzulang erscheinende Verzögerung, das andauernde Versäumen, dient nur dazu, daß alles mündet im Reiche des Lammes mit seinem unfaßbaren Zorn (hä Orgä tu Arniu). Jeder Betrug wird zwangsläufig entlarvt, und unser Wahn, die Mutter durch ihre Zerreissung an uns zu reißen, ließ uns verpassen die Reinheit der kommenden Frau. Und dennoch kommt es jetzt zu einer vollkommen überraschenden Wendung: weroahu haKohen wehineh possah haNäthäk ba´Or lo jewaker haKohen laScha´ar haZahow Tame Hu -- "und wer wie sie ist nimmt ihn wahr, und siehe da! das Zerrissene hat sich ausgedehnt im Bewußtsein, nicht soll wer sie ist sich sorgen wegen der Pforte des Gelben, Tame ist sie" (Lev. 13,36).

Zahow, das "Gelbe", ist hier zum dritten Mal da, und wir ergänzen, daß diese Farbe komplementär ist der aus der Vermischung von Blau und Rot entstandenen Farbe Lila, welche das unseren Augen als gelb Erscheinende dem Weißen entinimmt und für sich behält. Und unser Lied von den Farben hat nun 24 Glieder bekommen: Adom, Lawan, Lawonah, Lawan/ Adom, Lawonah, Lawan, Lawan, Lawan, Lawan/ Lawonah, Lawonah, Adamdämäth, Lawan, Lawan/ Lawonah, Adamdämäth, Lawonah, Lawan, Lawan/ Zahow, Schachor, Zahow, Zahow. Das dreifache Zahow an 21., 23. und 24. Stelle betont die Kontinuität im Übergang aus der Welt der Zeichen in die Welt, die keiner solchen bedarf, weil darin Alles unmittelbar aus sich selbst spricht und in wunderbarer Übereinstimmung steht mit dem Ganzen. Der Durchgang geht durch Schachor, das Zeichen der Zeichen, das von der einen Seite her Finsternis ist und von der anderen Licht. Zum elften Mal aber durchschreiten wir hier Scha´ar, das "Tor", das uns jedesmal Schauder erregt und die Haare zu Berg stehen läßt. Und zur gleichen Zeit hat auch Näthäk, das "Zerrissene", die Elfzahl erreicht. Doppelt nachdrücklich werden wir da auf die Elf hingewiesen, die Vereinigung von Fünf und Sechs, die uns beide in den Leib hinein geschrieben sind, die Fünf in den Händen und Füßen mit den jeweils fünf Fingern und Zehen und im Rumpf mit den vier Gliedern und dem einen Haupt, die aus ihm hervor gehen -- die Sechs aber noch tiefer, denn sie kann nicht alleine bestehen wie es die Fünf noch vermag, sie ist auf den anderen Leib angewiesen, im Membrum virile und in der Vagina, den nach der Vereinigung strebenden Gliedern des "Sexus".

Wenn die Sechs die Fünf und die Fünf miteinander verknüpft, bringt sie das Verbum Hawah (5-6-5) hervor, das "Sein" und das "Werden" bis in den "Unfall" und das "Unglück" hinein, das sich am schlimmsten im sexuellen Mißbrauch des Kindes ereignet. Der äußere Mißbrauch hat ein inneres Vorspiel, und der Vergewaltiger hat lange zuvor schon sein inneres Kind in unbegriffener Nachahmung seiner eigenen Schändung mißhandelt, indem er den Sex so ausgeübt hat, daß er die kindliche und unschuldig staunende Freude daran verlor. Dieser Wahnsinn hat eine Parallele in den fälschlich "Tiergärten" genannten Anstalten, so als wüchsen darin die Tiere wie Pflanzen. Sie wurden möglich auch nur dadurch, daß die Societas Homini sich zuvor in einen Menschen-Zoo verwandelt hatte und eine Art Gleichstellung der geschundenen Kreaturen eintrat. Wann werden wir die Verbindung der sechsten Primzahl, der Elf, mit der Entfaltung der Fünf, mit der Fünfzehn, in der doppelten Dreizehn verstehen und den Namen Jihewoh lesen: "Er ist und Er war und Er wird sein" -- Er selbst, der abwesende Dritte, in der Liebe des Feindes?

Zwischen der Anzahl der Farben und der Anzahl der Pforten klafft eine Lücke von Dreizehn (24 Farben, 11 Pforten), das heißt: wenn wir jetzt die Pforte des Elften durchschreiten und zum elften Mal zerrissen werden, dann sind wir abermals schon viel weiter als wir selbst glauben. Und im Bereiche der Farben ist Gwijah, unser sterblicher Leib (mit der Kennzahl 24), nun dort, wo Näga, die Berührung schon war, als sie verschwand (in Vers 32). Und wir hören den Dreizehnten sagen: Hutos un pas ex hymon hos uk apotassetai heautu Hyparchusin u dynatai ejinai mu Mathätas -- "Somit kann ein jeder von euch, der nicht Abschied nimmt von seinen Umständen, mein Schüler nicht sein" (Luk. 14.33). Hyparchonta, "das Vorhandene, die vorliegenden Umstände, die augenblicklichen Verhältnisse", sind hier gegeben mit der Elf, die Farben aber gehen schon weit darüber hinaus. Wer nicht beiseite stellt all das, was zu Gebot ihm steht und worüber nur er alleine verfügt, der kann von der Dreizehn nichts lernen und bleibt befangen im Rahmen der Zwölf. Vom Dreizehnten aber bekommt die Eigenart eines jeden der Zwölf erst ihren Sinn, der sich zeigt im Zusammenhang aller und in ihrer Ausrichtung über sich selber hinaus in ihre Ganzheit, zum 13. eben, das hier im Tame erfüllt ist. Und als "unrein" galt er den 12, so daß sie sogar vor ihm flohen.

Die 97 von Zahow, dem "Gelben", ist die 26. Primzahl (mit der Eins beginnend zu zählen), und wir sahen schon, daß Ben-Adam, der "Sohn-Mensch", darin ist. Zum dritten Mal also begegnen wir ihm, und wir erinnern uns daran, wie er in der Wahrnehmung der unergründlichen Tiefe aus dem Bewußtsein erstand -- und in ihm war die Goldgelbe Pforte, aber ein hauchdünner Schleier verhüllte ihn noch, und wir mußten ihn erst zerreissen. Dann war in der Wahrnehmung die Schwarze Pforte, das Tor der Morgenröte, als das Nichts in ihm und durch ihn anwesend, und er wurde ausgeliefert den Sieben Tagen. Und danach hatte sich das Zerrissene bis hin zum Einen gebreitet, und nur auf das Eine war in ihm und durch ihn die Goldgelbe Pforte gerichtet. Und jetzt, da wir alles, was wir gewannen, verloren, da heißt es: "nicht braucht wer wie sie ist sich um die Goldgelbe Pforte zu kümmern" -- denn zum 13. Tame ist sie geworden!

Biker (2-100-200) ist "(Nach)Sinnen, (Nach)Denken, Betrachten, Erwägen, sich Gedanken Machen, sich Kümmern" -- und es wird genauso geschrieben wie Bokär, der "Morgen", und Bakar, das „Rindvieh“. Wajehi Äräw wajehi Bokär -- "und es ward Abend, und es ward Morgen" -- so heißt es am Ende eines jeden der sechs Tage, woher die Sitte kommt bei den Juden, den Tag beginnen zu lassen am Abend, mit dem Untergang der Sonne. Mit ihrem Aufgang am Morgen beginnt die zweite Hälfte des Tages, die helle, die dunkle Nacht ist vorbei. Und Bokär ist auch beKor zu lesen, "im Kühlen", denn Kor (100-200) ist das "Kühle", das "Kalte". Nach all der Erhitzung der Nacht, nach all der Verbrennung im Feuer der Liebe, in den Alp- und Lustträumen und im Vergessen, beginnt der Morgen mit dem Nachsinnen, mit der Betrachtung der Wirkung des Schlafes im Guten und Bösen. In der Abkühlung, die auch wie eine Ernüchterung ist, denn der Rausch ist vorbei, geht die Zweiheit (Bejith) in die kommende Einung (Kof), und von da aus in die neue Entzweiung (Rejisch). Die Zwei sind Eines geworden und haben sich wieder getrennt, um sich erneut entzweien und einen zu können, und die Eins-Zwei des Vaters (Aw, 1-2), der ursprünglich da war, aber abwesend zu sein schien hernach, hat sich verwandelt über die Zehn-Zwanzig seiner Schläge und seiner Erschlagung (Jach, 10-20) in die Ein- und Zweihundert, in die auch in Zukunft bestehende Einheit des Affen und die genauso bleibende Zweiheit des Menschen. Aber "kaltblütig" und nicht aufgeputscht von der Hitze der Leidenschaft haben wir deren Beziehung zu sehen und das „Rindvieh“ mit einzubeziehen, den Stier, die Kuh und ihr Kind.

Weroahu haKohen wehineh possah haNäthäk ba´Or lo jewaker haKohen laSse´or haZahow Tame Hu -- "und wer wie sie ist nimmt ihn wahr, und siehe da! ausgebreitet hat sich die Zerreissung im (und durch das) Bewußtsein, nicht braucht wer wie sie ist sich Gedanken zu machen in Bezug auf das Goldgelbe Haar, Tame ist es". Soll das heißen, daß all unser Sinnen umsonst war, vergebliche Mühe? Wir müssen wie "Radio Eriwan" mit einem "Im Prinzip Ja, aber..." antworten, denn unser Denken muß uns so weit führen, daß es das ganze Bewußtsein zerreißt, bevor die Sorglosigkeit dessen, der wie sie ist, erlebt werden kann. Und außerdem ist das Sinnen in Bezug auf das Eine immer dabei, in Richtung auf das Aläf, das Zeichen der Eins, das in seiner Gestalt dreigeteilt ist. Und das Zahlwort für "Eins" ist Ächad (1-8-4), also Dreizehn. Zum 13. Mal wird das Tame in der elften Pforte verwirklicht, mit der elften Zerreissung zusammen. Wenn die 22, die Einheit der beiden Zahlensysteme (des Dezimal- und des Doudezimalsystems), ihren Zusammenhang verloren haben, müssen sie ihn wieder finden, aber nun nicht mehr aus sich selbert heraus, sondern aus ihrem Darüber-Hinaus, aus der Elf und aus der Dreizehn.

Die Dreizehn integriert die doppelte Sechs, und sie integriert damit auch die Vier Grundgestalten des Menschen, der erscheint als Vater und Sohn und als Mutter und Tochter. Diese Vier stehen untereinander in sechs- beziehungsweise zwölffacher Beziehung. Zur Veranschaulichung dessen zeichnen wir vier Punkte als Repräsentanten dieser vier Figuren in gleichem Abstand voneinander, quadratisch also, und verbinden sie mit Linien, die ihre Beziehungen sind. Sechs Linien sind es, die vier Seiten des Quadrates und die beiden Diagonalen, und zwölf sind die sechs, wenn eine jede doppelt gezählt wird, weil eine jede der sechs Beziehungen jeweils unterschiedlich von dem einen und dem anderen erlebt wird.

Zum 13. Mal sind wir jetzt Tame geworden, und zum 13. Mal haben wir die Fünfzig erreicht. Und 13 Mal 50 ist 650, das ist die Zahl von Schelischi (300-30-10-300-10), dem "Dritten", und von Schischim (300-300-10-40), der "Sechzig". Die Quint-Essenz der Zwölf ist die zehnfache Sechs, zehnmal die verdoppelte Drei, zehnmal die Summe der ersten drei Zahlen (1+2+3=6), Ssamäch, die "Wasserschlange", auf die wir uns stützen. Sie ist die Mutter der Meereswesen und der Ungeheuer der Zeiten und unterhält die Beziehung zur Drei und zur Dreizehn. Und der 13. ist der Einzige auch, der den Mutter-Sohn-Inzest auflösen kann, der schon dem Matriarchat zugrunde lag, und zwar strukturell. Einen Vater gab es da nicht (nur Verwandte der Mutter), und der Mann kam nicht über den Status des Sohnes im Verhältnis zur "Großen Mutter" hinaus, wodurch er auch die Tochter verfehlte. Und diese Verfehlung der Tochter durch den Sohn, der -- um sich gegen die "Große Mutter" zu wappnen -- die menschliche Vaterschaft allein herrschend machte und das Matriarchat vollständig zerschlug, setzte sich auch in das Patriarchat fort. Denn diesem liegt, zwar verborgen aber dafür umso effektiver, derselbe Mutter-Sohn-Inzest noch immer zugrunde, der in der Ehe sogar zur Pflicht gemacht worden ist. Jesus aber hat die Not der Tochter erkannt und sie befreit, wofür er ans Kreuz geschlagen und sogar von seinen eigenen Schülern abgelehnt wurde. Und diejenigen, die sich auf ihn beriefen, haben den Mutter-Sohn-Inzest dann sogar auf ihn projiziert, so als sei Maria, die Mutter, seine Himmlische Braut, und nicht Maria, die Hure.

Um all das aber braucht wer wie sie ist sich jetzt nicht mehr zu grämen, denn jeder Betrug entlarvt sich früher oder später von selber. Vielmehr soll er sich Gedanken darüber machen, wie Zahow, das "Gelbe", in den drei bisherigen Weisen seines Erscheinens variiert: beim ersten Mal ist es Sse´ar Zahow Dak, "das feine Goldgelbe Haar", beim zweiten Mal Sse´ar Zahow, "das Goldgelbe Haar", und beim dritten Mal laSse´ar haZahow, "in Bezug auf das Haar, das Goldgelbe". Anfangs war die Goldene Pforte verschleiert, aber die blinden Seher vermochten es dennoch, durch diesen Schleier der Maya mehr von der anderen Seite zu sehen als das, was der gewöhnliche Mensch vor seinen Augen zu sehen vermag. Dann ist dieser Schleier gewaltsam weggerissen worden, und die Goldene Pforte wurde zum Allgemeingut erklärt, zum allgemein Gültigen -- und zwar von Männern, die sich angemaaßt hatten, es zu vertreten. Aber sie hatten ihr Persönlichstes, ihr Intimstes von sich weg abstrahiert und vergeblich versucht, es im "Idealismus" unterzubringen. Das Absonderliche jedoch und das Perverse begann, in der Unterdrückung seiner Botschaft zu wuchern, und so zerfiel auch ihre Gemeinschaft, sei es die "Mutter Kirche" oder der "Vater Staat". Denn das, was sie zutiefst beschämt hatte und vor dessen Enthüllung ihnen Angst und Bang war, stand zwischen ihnen noch immer unaufgelöst -- und der Mann kann sich ohne die Frau nicht befreien. Im Zusammenbruch verliert die Goldgelbe Pforte ihre Unbestimmtheit und damit auch ihre Allgemeingültigkeit, was in dem Ausdruck leScha´ar haZahow doppelt bekräftigt wird: durch das Lamäd am Anfang, das die Bezogenheit und das Lernen bedeutet, und durch das Heh, den bestimmten Artikel. So ist die Goldgelbe Pforte nunmehr einzigartig für jeden einzelnen Menschen geworden, und nur durch die ihm bestimmte und auf seinen Leib wie nach Maß geschneiderte kommt er jetzt weiter. Seine Gemeinsamkeit mit den anderen Pilgern erfährt er darin, denn er hat jetzt in seiner tiefsten Beschämung begriffen, daß das Zerissenste, Abgetrennteste und am meisten Verleugnete seinen einzigen Zugang zum Ganzen gewährt.

Das wird von der Zahl bestätigt, Sse´ar Zahow, das "Goldgelbe Haar", ist 667, Sse´ar haZahow, das "Haar, das Goldgelbe", ist Fünf mehr, also 672, und damit nicht mehr nur um eines, sondern um sechs über die 666 hinaus, was für den Betroffenen heißt, daß er sich als Mensch distanziert von der "menschlichen" Bestie. 672 ist auch die Zahl von Ajin Thorah, "das Nichts ist die Weisung" -- und diese merkwürdige Weisung, die keine mehr ist, wie wir sie uns vorstellen können, wird besungen im Klagelied Ajechah: Taw´u wa´Oräz Ssearäjha ibed weschibar Brichäjha Malkah weSsaräjha waGojim Ajin Thorah gam Newiäjha lo maz´u Chason me´Jehowuah/ jeschwu la´Oräz jidemu Sikneji Wath-Zion hä´älu Ofar al Roscham chagru Ssakim horidu la´Oräz Roschan Bethuloth Jeruschalajim -- "ihre Pforten in der Erde versinken, zerstört und zerbrochen hat er ihre Riegel, ihr König und ihre Ringer sind unter den Heiden, Nichts ist die Weisung, auch ihre Profeten nicht finden sie ein Gesicht von dem Herrn/ es hocken zur Erde hin schweigend die Alten der Tochter von Zion, sie haben Staub über ihre Häupter gebracht und sich in Säcke gegürtet, zur Erde hin senken ihre Häupter die Jungfrauen von Jerusalem" (Kl. 2,9-10). Dieses Lied handelt vom Untergang auch des Südreichs Judäa und der Wegführung in das babylonische Exil, und der letzte König muß noch die Abschlachtung seiner Kinder ansehen, bevor ihm die Augen durchstochen werden. Und alles ist da zusammengebrochen, nichts giebt es da mehr, woran man sich festhalten könnte, und selbst die Thorah ist Nichts geworden. Und das eben heißt, daß nach dem Versinken aller Pforten in die Erde hinein, in den "Eigenen Willen", auch keine allgemein gültige Weisung mehr gegeben wird, denn im Exil, im Fehlen jeglicher sinnvollen Regel und jeglicher Gottes-Vision und in der scheinbar vollkommenen Willkür offenbart sich das Wesen der davon Betroffenen am klarsten.

Zwischen der Alternative, noch starrsinniger und hartherziger am Dogma zu kleben oder zügellos jede Selbst-Beherrschung und Orientierung zu verlieren, giebt es als Drittes die große und einmalige Chance, das Persönlichste mit dem allgemein Gültigsten in Übereinstimmung zu bringen. Und weil jedes Wesen und jede Person absolut einzigartig ist, so muß auch ihre Übereinstimmung mit dem Ganzen absolut einzigartig sein. Was die Thorah betrifft, so haben wir hoffentlich schon zur Genüge gesehen, daß sie lesbar und verständlich immer nur dann wird, wenn wir sie auf unser Persönlichstes und Intimstes beziehen. Die "Weisung" ist dann keine von außen und auch nicht mehr aufgezwungen, und statt eines moralischen Sollens gegen ein unmoralisches Wollen, was einer sinnlosen Selbstzerfleischung gleich kam, zeigt sie uns jetzt unsere innere Geschichte in ihrem Sinn.


Noch stellt sich die Frage, warum sich all dies scheinbar hinter dem Rücken des Kohen abspielt und der "Aussätzige", nachdem er für "Rein" erklärt wurde, abermals zum "Unreinen" wird. Um eine Antwort zu finden, blicken wir zurück auf die ersten drei Tahor, wo dieser merkwürdige Umstand schon einmal auftrat. "Und es nimmt wahr wer sie ist sein Wunder der Übereinstimmung, sein Du, am veränderten Siebenten Tage, und siehe da! verdunkelt hat sich die Berührung, und bis zu dem Einen hin hat sich die Berührung im Bewußtsein gebreitet, und für rein erklärt sie wer wie sie ist, der Anschluß an das Ganze ist sie, und er wäscht ab seine Verrätereien, und er ist rein" (Vers 6). Das können wir jetzt so interpretieren: wenn ein Mensch wirklich und wahrhaftig in Übereinstimmung kommt, mit dem Ganzen in Einklang, dann wird ihm auch die Verdunkelung der Berührung bewußt und das was darin stattfand. Der Schlag und die Verletzung müssen aufgedeckt werden, damit sie sich nicht unbewußt und versteckt immer noch wiederholen -- und für rein erklärt der Kohen die Berührung inclusive ihrer Verdunkelung. Das ist so, wie wenn einer seinen heimlichsten Mißton -- oder das was er dafür hielt und wofür er sich schämte, weil er sich nicht vorstellen konnte, daß diese Dissonanz in ihm jemals in den Gesang der Himmlischen Chöre einstimmen könnte (und insofern war er auch nie mit dem ganzem Herzen dabei) -- nun auf einmal hörbar und deutlich hindurch dringen läßt. Und wenn er dann vor lauter Scham am liebsten im Boden versänke, erlebt er das Wunder: er wird aufgenommen, dieser sein verfemtester Ton hatte gerade noch gefehlt, um den Gesang vollständig und ganz lebendig zu machen.

Von daher ist auch der "Lustmolch" der ehrlichste unter den Menschen, er stöhnt seine Lust- und Schmerz-Schreie hinaus und ruht nicht eher, bis er alles Mögliche ausprobiert hat und die Berührung ihn schließlich abstumpft -- das wohlverdiente Ende des Wüstlings, dieses Huren- und Hundesohnes! Aber Chehoh, die "Abstumpfung", die hier (in Vers 6) zum ersten Mal auftritt und auch den Verlust des Glanzes und die Verdunkelung meint -- also jene Bereiche, wo die Verletzung stattfand -- ist in den Worten des "Herrn" die Voraussetzung dafür, daß sich die Berührung im Bewußtsein bis hin zum Einen ausbreitet. Und dem Wüstling, wenn er kein Depp ist, bleibt kein anderer Ausweg, als seine Abstumpfung so im Bewußtsein und dessen Raffinessen zu schärfen, daß ihn die tausend Facetten der Wesen selbst ohne direkten Kontakt bis ins Innerste treffen. Denn er hat erfahren, daß sich seine Gailheit nur im Bezug auf das Eine erfüllt und nicht im Bezug auf sich selbst -- sogar dann, wenn ihm dieses Eine seine ungeheure Entfernung von ihm bewußt macht. Und wer wie sie ist, die Himmels-Jungfrauen, der muß für rein ihn erklären, denn in seiner unermüdlichen Suche entledigt er sich seiner Kleider, seinen Verrat wäscht er ab, indem er in seinem Bewußtsein nach und nach vollkommen nackt wird und sich gerade so zusammen schließt mit allen, die unter ihrer Verkleidung genauso nackt sind wie er selbst.

Dann heißt es weiter: "und die Mutter, sich ausbreitend breitet sie den Zusammenschluß aus im Bewußtsein" (Vers 7). Mit Recht ist es die Mutter, die sich da ausgedehnt hat und sich immer noch ausdehnt (wie unser Kosmos!), denn sie ist es, die den Zusammenhang im Bewußtsein herstellt. Wenn der „Wüstling“ sich als ihr Sohn seiner Perversionen bewußt wird, dann akzeptiert er das Erbe der mißhandelten Mütter, deren unbewußtes und "automatisches Medium" er bis dahin noch war. Er schlägt es nicht mehr aus, ihm blieb ja nichts anderes übrig von ihnen als ihre erlittene Mißhandlung, die sie an ihn weiter gaben. Und so muß er nun den Zusammenhang der ganzen Geschichte des Menschen im Bewußtwerden vollziehen, denn die Mißhandlung der Mutter steht nicht isoliert, der Vater ist einbezogen -- von ihm als "menschlichem" Vater ging sie ja aus -- und auch die Tochter, denn jede Mutter ist hier eine Tochter.

Aber warum heißt es dann (in Vers 7) von dem eben Gesagten, es sei geschehen "nachdem er sich dem Kohen seiner Reinheit wegen gezeigt hat" ? Dazu müssen wir noch einmal das Wort Achar (1-8-200) bedenken, das zeitliche Verhältniswort "Nachher, Später, Danach" und das räumliche "Hinter, Dahinter", das auch "Säumen" und "Zögern" bedeutet und "Verzögern, Versäumen". Wenn dieses Achar nicht wäre, dann wäre Alles gleichzeitig, die zeitliche Dimension fiele weg, und das Hintere wäre mit dem Vorderen Eines, auch die räumliche Dimension wäre verschwunden -- und damit unsere ganze bekannte Welt. Wir ahnen aber, daß in diesem Nichts, worin Alles gleichzeitig ist, ungetrennt und dennoch es selbst, die ursprüngliche und die kommende Welt anwesend sind auch schon in der unseren. Ungeduldig sind wir und haben ständig die Angst, etwas -- wir wissen selber nicht was -- zu versäumen, und gleichzeitig zögern wir auch, wenn es dann ganz plötzlich da ist, es zu ergreifen und uns von ihm ergreifen zu lassen. Kurzum, wir treiben ein seltsames Spiel und beklagen uns noch darüber, daß wir es spielen. In unserer Welt sind alle möglichen Verrücktheiten da, harmlose, aber gräßliche auch, doch niemals kann sich auch nur das Geringste hinter dem Rücken des Kohen abspielen. Denn es heißt: Achareji hera´otho El haKohen leTohar-Thaw wenir´oh schenith äl haKohen -- und was beim oberflächlichen Lesen so aussieht, als habe sich etwas den Blicken des Kohen entzogen, das muß auch lauten: "mein Zögern, er macht es sichtbar, des Kohen Göttliche Kraft der Reinung des Zeichens zuliebe, und wiederholt sichtbar wird des Kohen Göttliche Kraft".

Der Kohen in mir hat die Aufblähung der Mutter in der Verblendung sehr wohl bemerkt, und ich kann mich seinem Blick nicht entziehen, selbst wenn ich mich blind stelle. Er ist es auch, der mein Versäumen, mein Hinauszögern zur Wahrnehmung bringt, und El, die "Gottes-Kraft", ist zugleich Äl, "auf Etwas hin, auf Jemanden zu". So steht sie nie für sich allein, sie ist die Kraft in jeder Beziehung. Dem, der wie sie ist, die "Himmels-Jungfrauen", schenkt El die Gelassenheit, mit der er dem Treiben der Welt und seinem eigenen zuschaut, in der ruhigen Gewißheit, daß sich die Verrücktheiten alle irgend wann selber nach "Absurdistan" führen, wo sich all die Maskierten entlarven. Da wird uns bewußt, was die Zewa´oth unbezwingbar macht: sie besiegen uns gerade dadurch, daß sie uns scheinbar über sich siegen lassen, bis wir uns einbilden, wir könnten sie knechten. Da entblößt sich unser Wesen in der Gewalt, die es ausübt, um das Weibliche zu erniedrigen und zu demütigen, das Weibliche in der Frau und ihrem Kinde, in den Tieren, im Fleisch, in der Erde und in der ganzen Natur. Und "Hernach" und "Dahinter", wenn unser Machtmißbrauch uns selber zerbricht, begegnen wir ihnen -- nunmehr am Ende unserer Kräfte und zu einem Kampfe mit ihnen aus der tiefsten Beschämung heraus nicht mehr fähig. In den Zewa´oth (90-2-1-6-400) ist die Tochter (Bath, 2-400) anwesend, und ihr Rest ist die Zahl des "Menschen-Sohnes".

Das konnten wir damals noch nicht begreifen, und erst im Rückblick erfaßt uns eine Ahnung davon. Jetzt, wo Achari, "mein Versäumnis", zum zweiten Mal (und Em, 1-40, die „Mutter“ zum zehnten Mal) auftritt, ist der Text genau zu verfolgen, um die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zu spüren. Beim ersten Mal hat es geheißen: we´Em passoh thifssäh haMisspachath ba´Or Achari hera´otho El haKohen leTohar-Thaw wenir´äh schenith El haKohen -- "und die Mutter, sich ausdehnend dehnt sie aus den Zusammenhang im Bewußtsein, mein Zögern, er macht es sichtbar, der Gott des Kohen, der Reinung des Zeichens zuliebe, und wiederholt wird sichtbar der Gott des Kohen" (Vers 7). Und jetzt heißt es nur noch: we´Em passoh jifssäh haNäthäk ba´Or Achari Tohar-Thaw -- "und die Mutter ausdehnend dehnt er die Zerissenheit aus im Bewußtsein, mein Zögern, die Reinung des Zeichens" (Vers 35). Das Subjekt der Handlung hat sich verändert, zuvor hat die Mutter für die Ausbreitung gesorgt, jetzt aber ist er es, ihr Sohn, der es tun muß -- und auch das Objekt der Handlung ist anders, denn während zuvor der Zusammenschluß ausgedehnt wurde, ist es die Zerrissenheit jetzt, die von dem noch immer nicht restlos von seiner Mutter erlösten Sohn bis in die letzten Winkel der Welt gebracht wird.

Zum zehnten Mal ist sie Mutter geworden, und sie umfaßt beides, die Art, wie wir die Sieben Tage verstehen und leben, und die Weise, wie wir uns die kommenden Drei vorstellen mögen; und beides wird genauso zerissen wie die Zehn Stämme unter die Gojim zerstreut werden. Hätten wir eine Geschichte des "Modernen Bewußtseins" zu schreiben, dann müßten wir dessen frappierend zunehmende Zerrissenheit konstatieren, und als Ursache seiner Fragmentierung würden wir finden die unvorstellbaren Greuel des Muttersohnes an seiner Mutter, der er in der "Hexenverfolgung" das Recht auf ihre Gebärmutter nahm. Die Heb-Amme war vorher nicht die Knechtin des Arztes, sondern die Frau, die das natürliche Wissen von den weiblichen Dingen besaß. Mit ihrer Degradierung wurde sie in Wirklichkeit eliminiert, das heißt wörtlich "vor die Schwelle gesetzt, aus dem Hause vertrieben". Wie finster und freudlos und öde ist dieses Haus nun geworden, und das zersplitternde "moderne" und "postmoderne" Bewußtsein ist keines Großen Entwurfes mehr fähig, nur noch des Einen: sich der Gebärmutter ganz und gar zu bemächtigen und die Rache an der Mutter so weit zu treiben, daß der Perfekte Mensch aus der Retorte heraus, dieser künstlichen Gebärmutter, zu züchten sei, um sie zu beschämen, die das offenbar nicht geschafft hatte. Und die Gentechnologen sind tatsächlich die unmittelbaren Erben und Nachfolger der Inquisitoren.

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