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Ein Essay über den Aussatz


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Das Fünfte Kapitel beginnt damit, daß Näga zum 20. Male erscheint: we´Isch o Ischah ki jihejäh wo Näga -- "und Mann oder Frau, trotzdem ist in ihm (und durch ihn) die Berührung geschehen" (Vers 29). Das macht nur einen Sinn, wenn Mann und Frau sie zuvor verleugnet hatten und gleichzeitig damit den abwesenden Dritten, der hier eindeutig männlich ist, weil er sich auf den inneren Menschen bezieht. Beim 21. Mal heißt es: weroah haKohen Ath haNäga -- "und wer wie sie ist nimmt wahr das Du-Wunder der Berührung" (Vers 30) -- und beim 22. Mal: wechi jir´äh haKohen Ath Näga haNäthäk -- "und trotzdem nimmt wer wie sie ist das Du-Wunder der Berührung als das Zerissene wahr" (Vers 31). Die Wahrnehmung des Kohen ist nicht zu täuschen, und nachdem er das Abgetrennte in der Berührung einsehen mußte, erschafft er gleichsam eine Welt, in der dieses Abgetrennte im Mittelpunkt steht, denn beim 23. Mal wird gesagt: wehissgir haKohen Ath Näga haNäthäk -- "und ausliefern wird wer wie sie ist das Du-Wunder der Berührung als das Zerissene" (Vers 31). Diese Auslieferung ist die Auslieferung in die fünften Sieben Tage hinein, in denen ihre Essenz erlebt wird. Und am 35. Tag, worin sie erfüllt sind, kommt die Berührung zum 24. und (vorläufig) letzten Mal vor, da wo es heißt: weroah haKohen Ath Näga ba´Jom haSchwi´i -- "und wer wie sie ist nimmt wahr das Du-Wunder der Berührung am Siebenten Tag" (Vers 32). In der Essenz der Selbst-Preisgabe und der Selbst-Auslieferung in diese Welt der Sieben Tage hinein wird auch das Einverständnis gegeben mit der Mißhandlung und dem Mißbrauch, die sich darin ereignen und transzendiert werden im 24. Zeichen, das ebensowenig wie das 23. hier vorhanden sein kann und dennoch wirkt (als 600, das kommende unzerreißbare „Und“).

Danach herrscht das Zerissene allein, in den sechsten und (vorerst) letzten der Sieben Tage. Alles, was da ist, erfaßt es, denn sämtliche Pforten werden geschlossen, nur das Zerissene kommt "ungeschoren" davon. Und wir fragen noch einmal nach dem Sinn dieser Sache. Wenn wir bedenken, welche Rolle die Berührung im Leben des "Messias" gespielt hat, dann sehen wir sofort, daß sie den Ausschlag gab, denn indem ihn die Mirjam aus Migdalah berührt und gesalbt hat, ist er erst zum "Gesalbten", zum Christos, zum Maschiach (Messias) geworden. Und sie hat ihn zweimal gesalbt, das erste Mal im Haus des Farisäers und noch mitten in seinem Wirken, wovon nur Lukas berichtet (Luk. 7,36-50) -- worauf sich aber auch Johannes bezieht, wenn er sagt: än de Mariam hä alejipsasa ton Kyrion Myro kai emaxasa tus Podas autu tais Thrixin autäs -- "es war aber die Maria, welche den Herrn mit Öl gesalbt hatte und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet" (Joh. 11,2). Da steht die zweite Salbung, die in Bethanien, im Hause von Simon dem Aussätzigen, noch bevor -- die vor dem Pässach, an dem er schon tot war. Die dritte, die Salbung als Toter, ließ er sich nicht mehr gefallen, und seine Berührung war anders.

Und ihre Berürung -- was war sie für ihn? Auch wenn wir es nicht sagen können, so spüren wir doch, daß mit ihrer Berührung die seine übereinstimmt und harmoniert. Die Heilkraft seiner Berührung war so groß, daß es genügte, ihn zu berühren -- und sogar insgeheim, um durch ihn zu genesen. Und vielleicht hat ja auch sie ihn mit ihrer Berührung geheilt und er ist, indem er sie berührte, zum "Heiland" geworden. Als Maschiach, "Gesalbter", hatte er jedenfalls Anspruch auf den Titel: haKohen haGadol -- "der so wie sie ist, das Große". Und als solcher spricht er frei jede Frau, die von einem Manne beklagt wird. Die Ankläger macht er zu Angeklagten, zu Beklagenden, indem er sie als die Feiglinge bloßstellt, die sie sind. Aus Furcht vor der Einsamkeit hatten sie es versäumt, sie freizugeben und sich von ihr zu lösen, weil sie auf ihrer Fiktion von ihr beharrten und sie lieber töteten als sich selbst zu verwandeln.

Seiner Berührung der Schwachen und Kranken und Frauen steht die Berührung der Männer gegenüber, die sich für stark und gesund genug hielten, ihn zu töten, nachdem sie ihn genüßlich gefoltert und gemartert hatten -- seine Wundmale zeugen von dieser Berührung. Nur ein einziges Mal hat er selber Gewalt angewandt und zur Peitsche als Waffe gegriffen, dieselbe mit der er vor seinem Tod ausgepeitscht wurde -- als die "Geißel der Menschheit"! Er tat es verzweifelnd, ob gewisse Leute überhaupt noch berührbar waren, und als er die Händler aus dem Tempel verscheuchte, wollte er uns bedeuten: wo der "Herr", das Wesen des Seins, dieser Welt wohnt, ziemen sich keine Geschäfte. Und ihr Zorn darüber, daß er ihnen das Geschäft so gründlich verdarb, verbündete sich mit ihrem Neid auf seine Berührung, die sie sich wünschten, sich aber nicht leisten konnten. Weil sie darin ihr Gesicht verloren hätten, das längst zur Maske erstarrt war, wurden sie dahin gebracht, ihn auf so bestialische Weise zu morden. Und so ist die Berührung für ihn ganz und gar die des Zerrissenen geworden, und noch immer zerreißt uns seine Geschichte -- so lange bis wir genauso Zerrissene sind wie er selbst.

Was aber nach seinem Tode geschah, das ist an einer entscheidenden Stelle bei der Übersetzung vom Griechischen Text in das Lateinische -- und ich nehme an, daß es absichtlich geschah -- falsch wieder gegeben. Denn wenn er zu Mirjam, der Magdalena, die ihn als erster Mensch nach seinem Tode wahrnimmt, gesagt hat: mä mu haptu -- dann heißt dies nicht "Noli me tangere, Berühre mich nicht!" -- sondern: "Noli me tenere, Halte mich nicht fest, Hafte nicht an mir!" (Joh. 20,17). Die Berührung versagt er ihr nicht, sondern nur das "Kleben" an der Vorstellung, sie besitzen zu können. In einem Moment der Verzückung wurde sie selber gefangen in eine solche Idee, da sie ihn hielt für den "Gärtner" -- und sich zusammen mit ihm und mit ihm allein sah im "Garten der Wonne." Wie Adam und Chawah wollte sie da in ihrer Fantasie mit ihm sein, aus der er sie aber sofort herausreißt, und sie erwacht, und nun erst erkennt sie ihn wirklich.

Ob Thomas, der "Zwilling", seine Finger tatsächlich in seine Wundmale gesteckt hat, als Jesus ihn später beim Wort nahm -- denn er hatte sieben Tage zuvor großspurig verkündet, ohne diesen Beweis nicht trauen, nicht glauben zu können -- das wird nicht gesagt, sondern nur, daß er sagt: Ho Kyrios mu kai ho Theos mu -- "Oh mein Herr und mein Gott!" -- so erschrocken war er, als er ihn sah. Und er muß noch hören, wie dieser "Herr" zu ihm sagt: Hoti heorakas me pepisteukas? Makarioi hoi mä Idontes kai Pisteusantes -- "Weil du mich siehst, traust du mir? Glückseelig sind diejenigen, die nicht sehen und trauen!" (Joh. 20,28-29).

Diejenigen, die nicht sehen, das sind die Blinden. Und an der Stelle, von der aus wir uns den Rückblick auf die Berührung erlaubten, heißt es: Mar´ehu Ajinänu Amok min ha´Or -- "sein Anblick ist sein Nichts, die Tiefe aus dem Erwachen (aus dem Bewußtsein)". Or (70-6-200), das "Erwachen" und das "Bewußt-Werden und -Sein", ist immer Iwer auch zu lesen, was "Blind-Sein" und "Blind-Werden" bedeutet, wie wir schon sahen. Und so heißt dieser Satz auch: "und seine Wahrnehmung ist sein Nichts, die Tiefe aus der Blindheit". So ist mit dem Erwachen ein Erblinden gegeben, denn wenn wir uns an unsere Träume erinnern, dann sehen wir sie nicht mit den äußeren Augen. Auch die Traum-Bilder selbst hatten wir nicht mit den äußeren Augen gesehen, und daß sie hervor gebracht wurden von einer Instanz, die nicht von der Außen-Welt abhängig ist, trotzdem sie mit ihr korrespondiert, das sehen wir daran, wie sorglos die Traum-Bilder mit den Gesetzen dieser Außen-Welt umgehen. Und wenn wir noch einen Schritt weitergehen und keinerlei Bilder mehr sehen, also vollkommen erblinden, dann bleibt uns das Hören. Das Hören wurde seit alters dem Sehen wie das Weibliche dem Männlichen gegenüber gestellt, was bedeutet, daß wir mit dem Erblinden unsere Männlichkeit ganz verlieren und vollkommen rezeptiv werden. Und dabei merken wir, daß das Hören viel tiefer geht als das Sehen, woher auch die krankmachende Wirkung des Lärms rührt, gegen den wir uns schlechter abschirmen können als gegen häßliche Bilder. Die Augen können wir davon abwenden und sie sogar schließen, der Lärm aber kommt von allen Seiten, wie wir den Kopf auch abdrehen mögen -- und die Ohren können wir nicht verschließen, höchstens verstopfen.

Von dieser viel größeren Tiefe des Hörens gegenüber dem Sehen kommt auch die Zauberkraft der Musik, und die merkwürdige Verbindung nicht nur im Deutschen von Hören, Gehören, Erhören und Horchen, Gehorchen, die im Sehen kein Äquivalent hat. Denn selbst dann wenn der Seher etwas erschaut hat, so kann er die Augen, auch die inneren wieder verschließen, was beim Gehören und Gehorchen unmöglich ist. Die Stimme ist im Inneren fruchtbar geworden wie bei Mirjam, der Mutter, die der Sage nach schon durch das Hören der Stimme des Engels schwanger geworden und empfangen hat durch ihr Gehör.

Auch im Hebräischen bedeutet Schama (300-40-70) "Hören, Erhören, Gehorchen", und es ist in der Zahl der zehnfachen Mutter und Schofal, dem "Niedrig-Sein", gleich -- denn indem sie den "Herrn" erhört und empfängt, wird sie erhöht. Und sie singt es im Liede: hoti epeblepsen epi tän Tapejinosin täs Dulä autu -- "darum daß er Rücksicht genommen hat auf die Erniedrigung seiner Magd" (Luk. 1,48) -- und: kathejilen Dynastas apo Thronon kai hypsosen Tapejinus -- "die Mächtigen stürzt er von den Thronen, und die Erniedrigten erhöht er" (Vers 52). Das bedeutet auch, daß die Frau vor dem Manne das Gehörte versteht, auch die Frau in ihm selbst, und daß er noch lange hinter irgendwelchen Bildern herrennen kann, während er doch insgeheim schon ihrem Gesang lauscht. Daher kommt es denn auch, daß Ajin (1-10-50), das "Nichts", im Hebräischen ganz gleich ausgesprochen wird wie Ajin, das "Auge". Vom Ohr her "gesehen" ist also all das, was das Auge wahrnimmt, immer schon Nichts. Wenn wir das Nichts im Auge behalten, dann schauen wir in das Schwarz der Pupille -- und unter der Voraussetzung, daß kein Machtkampf darüber geführt wird, wer den Blick als erster senkt, du also liebend dem anderen tief in die Augen hinein schauen kannst und er (oder sie) in die deinen, dann spürst du, was das Nichts ist, von dem hier die Rede. Und du spürst seine Tiefe.

An dieser Stelle, wo wir so lange verweilen, am 42. Tag, um nicht wieder so unbedarft hinüber zu gehen und das "Land der Verheißung" erneut zu verlieren, steht Amok (70-40-100), die "Tiefe" oder „der Gemeinschaft Zersetzung, das miteinander Verwesen“, zum siebenten Mal. Und wir sehen in der Zahl die dreifache Siebzig, das dreifache Auge, die beiden äußeren Augen und das "dritte Auge", das in der Tiefe das Sehen an das Hören bindet und die Umwandlung des Mannes bewirkt. Der Kehrwert ist die dreifache Sieben von Ähjäh (1-5-10-5), "Ich bin, ich war, ich werde sein". Nachdem der amtierende "Hohepriester" den Jesus vergeblich zu überführen versucht hat (die bestochenen Zeugen wirdersprechen sich dauernd), da stellt er an ihn die Frage: Sy eji ho Christos, ho Hyios tu Eulogätu -- "Bist du der Messias, der Sohn des Gesegneten?" Und er traut seinen Ohren nicht, da er hört: Ego ejimi, kai opsesthe ton Hyion tu Anthropu ek Dexion kathämenon täs Dynameos kai erchomenon meta ton Nephelon tu Uranu -- "Ähjäh, ich bin und ich war und ich werde sein! Und ihr werdet sehen den Sohn-Mensch wohnend aus der rechten Seite der Kraft und ankommend mit den Wolken des Himmels" (Mark. 14,62). Daraufhin zerreißt der "Hohepriester" sein Kleid und bezeugt, obwohl sein Mund etwas anderes sagt, seine Sehnsucht danach, selber zerrissen zu werden.

Der Zerissene ist am 42. Tag zum achten und neunten Mal da, Amok, die Tiefe, zum siebenten Mal und mit dem dreifachen Schofal zusammen zum zehnten Mal, so daß hier die Vierheit der Tage Sieben, Acht, Neun und Zehn zu einer Einheit verschmolzen wird (und durch Tame und Tahor hinüber schwingt in das Elfte und Zwölfte, wo der Tag wie altbekannt und zugleich völlig neuartig ist). Wir erlauben uns auch einen Rückblick auf Amok: uMar´eh haNäga Amok me´Or Bessaro -- "und die Wahrnehmung der Berührung ist die Tiefe aus dem Erwachen seines Fleisches (aus dem Bewußtwerden seiner Botschaft)" (Vers 3) -- we´Amok Ajin Mar´äha min ha´Or -- "und die Tiefe des Nichts ist ihre Wahrnehmung aus dem Bewußtsein" (Vers 4) -- uMar´äha Amok min ha´Or -- "und ihre Wahrnehmung ist die Tiefe aus dem Bewußtsein" (Vers 25) -- wehineh Mar´ähu Amok min ha´Or -- "und siehe da! seine Wahrnehmung ist die Tiefe aus dem Bewußtsein" (Vers 30) -- wehineh Ajin Mar´ehu Amok min ha´Or -- "und siehe da! das Nichts ist seine Wahrnehmung, die Tiefe aus dem Bewußtsein" (Vers 31) -- uMar´eh haNäthäk Ajin Amok min ha´Or -- "und die Wahrnehmung des Zerrissenen ist das Nichts, die Tiefe aus dem Bewußtsein" (Vers 32). Und schließlich jetzt: uMar´ehu Ajinänu Amok min ha´Or -- "und seine Wahrnehmung ist sein Nichts, die Tiefe aus dem Bewußtsein" (Vers 34).

Wenn wir Iwer sagen statt Or, dann heißt dieser Satz: "und seine Wahrnehmung ist sein Nichts, die Tiefe aus dem Erblinden". Und es wird uns noch ein weiterer Zusammenhang zwischen Iwer und Or klar, zwischen Blind- und Wach-Sein. Unser Wach-Bewußtsein hat seine eigene Sfäre, die der Haut und des Fleisches, der Berührung und der Bewegung, und darin soll es sich entwickeln -- aber für das meiste, was im Leibe geschieht, ist es blind, und das ist gut so, denn wenn der Mensch ein Bewußtsein hat von seiner Leber, seinen Nieren, seinen Lungen, seinem Herz und so fort, dann ist er schon krank. Unser Wach-Bewußtsein ist für den Leib nun schon längst so etwas wie eine Krankheit geworden -- angesichts dessen was auf Erden geschieht und dieses Bewußtsein noch fesselt. Ohne den unnachgiebig geforderten Schlaf, um darin das Wach-Bewußtsein auszuschalten, wäre der Leib schon viel früher der Krankheit erlegen. In Wellen verläuft er, worin sich der Traum- und der Tief-Schlaf abwechseln, der Traum als die Reinung der Seele, der Tiefschlaf als die Reinung des Leibes. Denn unverzichtbare Körperfunktionen können nur im Tiefschaf gedeihen und sich frei vom Bewußtsein des "Geistes" und seinen Störungen regenerieren.

Alle sieben Male ist Amok, die Tiefe, mit Mar´eh, dem "Sehen" und dem "Anblick", verknüpft und auch mit Or, der "Haut" und dem "Bewußtsein, Erwachen, Erblinden". In der Tiefe sind diese kein Widerspruch, und dennoch hat sich auch diese Tiefe verwandelt. Wo am Anfang steht: Amok me´Or Bessaro -- "Tiefe aus der Blindheit seines Fleisches" -- und beim zweiten Mal Amok Ajin Mar´äha min ha´Or -- "Tiefes Nichts ihrer Ansicht aus der Blindheit" -- da erscheint die anderen fünf Male nur noch Amok min ha´Or -- "Tiefe aus der Blindheit". An der Stelle des tiefen Bewußtseins seiner Botschaft und der Wahrnehmung der Tiefe des Nichts vom Bewußtsein, steht nur noch das Bewußtsein der Tiefe, welches das Nichts ausblendet und für seine Botschaft blind ist. Wie Blinde geworden sind wir nun aber solche, die hörend gehorchen, denn unsere eigenen Tiefen verbinden sich mit seiner Botschaft Erwachen. Für seine Botschaft hatten wir das Bewußtsein vollkommen verloren, wir haben ihn ja für aussätzig erklärt und verstoßen, in der geheuchelten Anbetung zunächst und dann im Vergessen. Aber weil es der "Herr" war, der in ihm unsere Gestalt angenommen hat, und zwar freiwillig wie die Göttin zuvor, so können wir ihm uns nie mehr entziehen.

In der Anfangs-Epoche der Menschheit war das Göttliche noch in seinem "Fleisch", in seiner "Botschaft", berührbar, so wie es auch jedem Kind anfangs noch ist, es entzieht sich dann jedoch, um nur noch Or, "Haut", die Umhüllung des Fleisches, das sich darin verbirgt, zurückzulassen -- nur noch das "Bewußtsein" als Umhüllung der "Botschaft", die sich darin verbirgt. Aber "Er" es ist, der uns Alle bewohnt -- wenn nicht, wäre er nicht Jehowuah, der "Herr", das Wesen des werdenden Seins. Sein Fleisch und seine Botschaft sind von unserer Haut und unserem Bewußtsein umhüllt, und indem wir unserem Bewußtsein auf den Grund gehen oder bewußt zu Grunde gehen, realisieren wir auch, daß ha´Or (5-70-6-200), "das Bewußtsein", genauso gesprochen wird wie ha´Or (5-1-6-200), "das Licht". Und durch das Heh, den bestimmten Artikel, wird es zu einem ganz bestimmten Bewußtsein, zu dem eines jeden einzelnen Menschen von sich und seiner sich wandelnden Situation in der Welt. Damit ist es in seiner Zahl dasselbe wie Rafa (200-80-1), "Heilen, Geheilt-Werden und -Sein".

Und ha´Iwer, "das Erblinden", ist damit identisch, wir sollen für alles andere gleichsam blind sein, und so werden, daß wir "blindlings" vertrauen. Niemand entwickelt einen so feinen Sinn dafür, wem er sich anvertrauen kann und wem nicht, wie der Blinde, denn er ist durch kein Blendwerk mehr täuschbar. Und Min ha´Or, was bisher "aus dem Bewußtsein" oder "vom Bewußtsein her" (oder als "Anteil des Bewußtseins") übersetzt worden ist, das muß immer auch Man ha´Or gelesen werden, "Manna des Bewußtseins". Denn Min (40-50) wird genauso geschrieben wie Man, die Nahrung auf dem Weg durch die Wüste. Diese Nahrung besteht in der Verbindung von Vierzig und Fünfzig, vom Zeitlichen und dem Verborgenen der Zeit, das die Zeit überdauert. "Manna des Bewußtseins" ist in der Zahl dasselbe wie Ssmol (300-40-1-10), das "Linke", die "linke Seite" (die zur rechten Gehirnhälfte gehört), traditionell dem Weiblichen zugesprochen, und Schem-El gelesen der "Name Gottes (das Da und das Dort der göttlichen Kraft der Beziehung)". Pri Witnecha, "die Frucht deines Schooßes", ist in der Zahl dasselbe wie Man ha´Or, das "Manna des Bewußtwerdens", und es heißt uwerach Pri Witnecha -- "und gesegnet sei die Frucht deines Leibes" (Deut. 7,13). Obwohl die Leibesfrucht normaler Weise nur im Schooße der Frau heranwächst, ist mit diesem Spruch auch der Mann angesprochen, aber natürlich nur dann, wenn er empfänglich ist.

Amok Man ha´Or, "das tiefe oder das unergründliche Manna des Bewußtseins", ist in der Zahl 481 dreizehn Mal die dreizehnte Primzahl und dasselbe wie Taba´ath (9-2-70-400), "Siegel-Ring", was auch Tubatha zu lesen ist: "du versinkst, du gehst unter", und gleichzeitig: "du bist und du wirst geprägt" -- und zwar von Täwa (9-2-70), der "Natur", die dich hervorgebracht hat. Und in deinem Untergang in die Tiefe deiner Natur kommt der Abdruck des Siegel-Ringes zum Vorschein, mit dem der "König des Reiches der Himmel" auch dich geprägt hat. Und diese Prägung geht nicht verloren.


Der 42. Tag schließt mit der Bemerkung: wetihar otho haKohen wechibäss Begadajo wetoher -- "und für rein erklärt wer wie sie ist sein Du-Wunder, und er wäscht seine Kleider, und er ist rein". Tahor, das "Reine", von welchem so viele Mißverständnisse im Umlauf sind, erscheint hier in einem Atemzug zweimal, zum 10. und 11. Mal. Und wir nehmen die Gelegenheit wahr, auch auf die neun vorigen Male zu blicken, wo das Wort hörbar war. Beim ersten und zweiten Mal wird es wie beim zehnten und elften Mal in einem Atemzuge genannt: wetiharo haKohen Misspachath Hi wechibäss Begodajo wetoher -- "und für rein erklärt ihn wer wie sie ist, der Zusammenschluß ist er, und er wäscht seine Kleider, und er ist rein" (Vers 6). Auch da war dem doppelten Erscheinen des Reinen, das in der Erklärung des Kohen sich zeigte und in des Verrates Abwaschung, die wiederholte Aussetzung in die Welt der Sieben Tage voraus gegangen, das Erlebnis ihrer zwei Seiten. Misspachath, der "Zusammenschluß", der "Anschluß" an das Ganze ist im Hebräischen weiblich -- und wir haben gesehen, wie er verloren ging, und ganz von der Zerreissung abgelöst wurde, die in das Nichts auch des Mannes geführt hat. Diese Erfahrung, welche die Tiefe als nährend dem Erwachenden schenkt, ist nie mehr zu vergessen und nie mehr ersetzbar -- durch welche Art "Anschluß" auch immer an ein Totum (oder Totales), das ein Zerrbild nur ist. Und kein "Anschluß" geht tiefer als der, welcher um die Möglichkeit weiß, ihn jederzeit wieder verlieren zu können.

Als Voraussetzung dafür, daß der Kohen die Reinheit zum ersten Mal konstatiert, wurde genannt: "und es nimmt sein Du-Wunder wahr der Kohen am Siebenten Tage, dem zweiten (dem wiederholt veränderten), und siehe da! verdunkelt hat sich die Berührung, und ausgebreitet bis zu dem Einen hin hat sich die Berührung im Bewußtsein" (Vers 6). Die Verdunkelung (die Ermattung oder der Verlust des Glanzes) der Berührung geht ihrer Ausbreitung im Bewußt-Werden bis an das Eine voraus, was wir jetzt so deuten können: wenn das Berührt-Werden nicht verdunkelt würde, das heißt wahrnehmbar auch im Dunkel des "Unbewußten", und nur in dem oft genug falschen Glanz des Bewußtseins aufträte, dann könnte es niemals bis an das Eine hinreichen. Durch die Erschöpfung, Ermattung geht es ein in den Schlaf, in den Tod und ganz durch die Einheit von "Bewußt" und "Unbewußt" durch. Großes Verhängnis hat die Menschheit auf sich geladen, da sie "Bewußtsein" nur dem Gehirn als einzigem Organ des Leibes zuschrieb und vergaß, was die Alten noch wußten: jedes Organ hat sein eigenes "Bewußtsein", das wenn es vom Hirn einseitig dominiert und verzerrt wird betrübt ist und leidet -- und unweigerlich mit ihm der Organismus. Und da das Bewußtsein im Hebräischen zugleich ein "Erwachen" und ein "Erblinden" bedeutet, giebt Or, die "Haut", ein getreues Abbild des ganzen Leibes. Das "Erblinden" des Gehirnes im Tiefschlaf ist unerläßlich, damit andere Organe und Leibesfunktionen zu ihrer höchsten Wachheit gelangen. Der Zusammenhang zeigt sich auch in der "Transplantations-Medizin", wo das einem Sterbenden entrissene Organ nach seiner "Verpflanzung" sich nur halten kann, wenn das Immunsystem des Empfängers andauernd in einen künstlichen Schlaf versetzt, unterdrückt wird, was mit Sicherheit Auswirkung auf das "Bewußtsein" des von den Ärzten künstlich am Leben Erhaltenen hat.

Die Reinheit wird wahr durch das "Waschen der Kleider", was wir schon als die Reinung des Leichnams in seiner Verwesung erkannten. Und jetzt, da es sich zum zweiten Male ereignet, so als gäbe es einen ersten und zweiten Tod, was in der Apokalypsis tatsächlich unterstellt wird, werden wir noch einmal darauf eingehen müssen, doch zuerst wollen wir unseren Rückblick fortsetzen. Zum dritten Mal tritt die Reinheit in ihrer Verfehlung zutage, denn es heißt: we´im possah thifssäh haMisspachath ba´Or achareji hera´otho äl haKohen leToharatho wenir´äh schenith äl haKohen -- was gewöhnlich in etwa so übersetzt wird: "und wenn sich das Grind in der Haut weiter ausbreitet, nachdem er sich dem Priester gezeigt hat, um gereingt zu werden, dann soll er sich dem Priester ein zweites Mal zeigen" (Vers 7) -- und das Resultat ist, daß ihn der Priester für unrein erklärt (Vers 8). Schon der Umstand ist seltsam, daß nachdem der Makel, das Mal (oder die Berührung) vom Kohen für rein erklärt worden ist und die Kleidung gewaschen, nun hinter seinem Rücken gleichsam und außerhalb seiner Wahrnehmung etwas geschehen sein sollte, was diese Reinheit wieder ungültig machte. Wenn es so gemeint wäre, dann erhebt sich die Frage, wozu denn die Zur-Schau-Stellung des Aussätzigen vor dem Priester überhaupt nützlich gewesen sein sollte, da der von diesem Priester für Rein Erklärte nachher doch wieder Unrein und Aussätzig wird. Wir sehen an diesem Beispiel wiederum sehr schön, daß die "Gesetze" der Thorah auf der rein äußerlichen Ebene unsinnig sind und ihre Befolgung auf dieser zu Nichts führt. Denn warum in aller Welt sollte ein des Aussatzes Verdächtiger, der vom Priester von diesem Verdacht frei gesprochen und für rein erklärt worden war, nachher, wenn sich der Verdacht doch noch als zutreffend erweist und seine Reinheit sich als Täuschung entpuppt, in welcher der Aussatz nun ausbricht, ohne daß es der Priester bemerkt, sich demselben wiederum zeigen? Wenn das Gesetz derart praktiziert werden würde, dann wimmelte es in einer solchen Gesellschaft von Aussätzigen, die ihren Aussatz mit vorgeblicher Reinheit kaschieren -- bis sie sich von Zombies nicht mehr unterscheiden.

Der Kohen ist aber eine innere Instanz in jedem Menschen, und in wem der Aussatz aufs Neue ausbricht, nachdem er schon rein war, der muß sich ob er will oder nicht, dem Kohen abermals zeigen, denn nur er kann ihm das Rätsel dieses "negativen" Wunders erklären. Wir stellen den Versuch einer solchen Erklärung zurück, bis uns der seltsame Umstand der Bewußtlosigkeit gleichsam des Kohen nach der 10. und 11. Reinheit in der 12. zum zweiten Male begegnet (in Vers 35-36). Zum vierten und fünften Mal tritt die Reinheit wieder gepaart auf in dem wunderbaren zweiten Kapitel, wo es heißt: weroah haKohen wehineh chisstho haZora´ath äth kol Bessaro wetihar äth haNäga kulo hofach Lowan Tahor Hu -- "und wer wie sie ist nimmt wahr, und siehe da! der Aussatz bedeckt das Du-Wunder ganz seines Fleisches, und für rein erklärt er der Berührung Du-Wunder, sein Ganzes hat er zum Sohn hin verwandelt, rein ist er" (Vers 13). Der Kohen nimmt hier nichts Bestimmtes mehr wahr, er sieht einfach nur und bevorzugt keinen Gesichts-Punkt. Und nur auf diese Weise kann er einsehen, daß sein ganzes Fleisch der Aussatz bedeckt, denn als Antwort der "Welt" auf seine Botschaft muß er vernehmen, daß er aussätzig sei. Er selbst ist der Engel der Aussätzigen – wie kann ihn da eine Berührung mit ihnen noch stören? Aber die scheinbar Gesunden leben in ständiger Angst vor der Krankheit, die Kranken jedoch, die ihre Krankheit erkennen, fürchten sie nicht mehr, denn auf ihrem Weg zur wahren Genesung sind sie aussätzig worden. Und weil sie durch und durch aussätzig sind, so spüren sie die Gestalt des Freundes in jedem Übel der Zeit, und sie haben ihr Ganzes zum Sohn hin verwandelt. Der ist ebenso gänzlich aussätzig gewesen in der Gesellschaft von Menschen wie der Betroffene hier -- und gerade darin besteht seine Reinheit. So läßt sich die Paradoxie dieser Weisung erhellen, die ansonsten völliger Aberwitz wäre.

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