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Ein Essay über den Aussatz


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Immer dann wenn wir glauben, nun hätten wir es geschafft, nun sei es genug und wir könnten uns in dem erreichten Zustand einrichten, geht es noch weiter, denn der Weg und sein Ziel ist jenseits unserer Vorstellung von ihnen. Und das fing schon an mit der Drei, die auftritt, weil sich die Zwei nicht einigen können, nicht dauerhaft wieder verschmelzen in Eins. Die Dreigestalt von Sinnesempfindung, Gefühl und Gedanke wird repräsentiert von den Elementen Erde, Wasser und Luft, zu welchen aber noch das Feuer als die Intuition hinzukommt, um in die doppelte Polarisierung zu führen und in die Quintessenz von dort aus. Im zweiten Durchgang der Fünf steht das Feuer an neunter Stelle und ist mit der Luft, die es braucht, um zu brennen, in der Gestalt der Tochter geeint. Die zweite Quintessenz geht schon über den Menschen hinaus, und wir können uns bei der elften Reinheit nicht mehr mit dem Hinweis begnügen, daß die Kleidung ein Symbol für den Leib sei, der im Tod abgelegt und durch die Verwesung gereinigt wird -- denn zu sehr drängt uns jetzt das "Post-Mortale" in das "Prä-Natale" hinein, ja in der Tiefe besteht gar kein Unterschied zwischen den beiden. Das geht auch daraus hervor, daß wechibäss Begodajo nicht nur heißt: "und er wäscht seine Kleidung" -- sondern auch: "und er wäscht seine Kleider". Wir haben also auch hier schon mehrere Leiber, unsere zukünftigen sind schon da – so wie der Schmetterling in der Puppe schon da ist, sonst könnte er ihr nicht entschlüpfen.

Aber hat sich nicht alles, was den Aussatz betraf, in der Haut abgespielt? Wohl kam auch dem Fleische schon Bedeutung zu, doch weil die Haut das Fleisch (und die „serösen Häute“ jedes Organ) so wie das Bewußtsein die Botschaft umhüllt, können weder das Fleisch noch die Botschaft direkt erkannt werden. Wo in aller Welt sind aber plötzlich, und nun schon zum zweiten Male, die Kleider hergekommen, deren Waschung rein machen soll? Hatte denn der Kohen den Betroffenen nicht in seiner Nacktheit gesehen? Der Eindruck, daß hier noch etwas umgangen wird, wird bestärkt von der späteren Rede: we´äth kol Ssearo jegaleach wechibäss äth Begodajo werochaz äth Bessaro baMajim wetoher -- "und sein ganzes Haar soll er rasieren, und er soll seine Kleider waschen, und sein Fleisch soll er baden in Wassern, und er wird rein" (Lev. 14,9). Hier wird zusätzlich zum Waschen der Kleider die Badung des Fleisches gefordert, die zuvor noch nie stattfand, und wir werden darauf zurück kommen müssen. Bägäd (2-3-4), "Kleid", ist auch "Verkleidung", und beGad gelesen ist es "im Glück", in der Drei-Vier das Glück der Begegnung von Mann und Frau. Und Bogad gesprochen heißt dasselbe Wort "Verraten, treulos und tückisch Handeln, Abtrünnig-Werden". Der Verrat am Glück der Begegnung ist schon geschehen, wenn in der Drei-Vier nur die Sieben erlebt wird, nicht aber die Neun, die Reinung durch Feuer, die Umschmelzung zur Neuen Geburt und das was über den Menschen hinaus geht. Alles, was sich ereignet, zwischen dem Mann und der Frau, wenn sie sich der Feuer-Taufe verweigern, muß als "treulos" und "heimtückisch" empfunden werden und als "Verrat", denn die Zwei am Anfang, das Bejith, treibt die Sieben über sich selber hinaus geradewegs in die Potenz der Drei, in die Neun. Das ist die Bestimmung des "Kleides", sein Kehrwert ist die 600, das dreifache Prinzip des Menschen, und seine Summe 609, dreimal Ger (3-200), der "Fremdling", der unsere Mitte bewohnt.

Das Kleid ist eine weitere Umhüllung, und es umhüllt die Haut des Menschen wie das Fell oder der Pelz die Haut unserer Verwandten umhüllt, es ist ein Ersatz für die verlorenen Haare. Und es kann aus der Haut und den Haaren von Tieren bestehen oder aus den "Haaren" von Pflanzen, aus deren Fasern, wie Leinen zum Beispiel. Dem "Aussatz an den Kleidern" ist ein eigenes Kapitel gewidmet (Lev. 13,47-59), und daran, daß es so etwas in unserer normalen Wirklichkeit gar nicht giebt (wo die Kleider höchstens die Motten zerfressen), sehen wir schon, daß dieses Kleid nur ein Bild ist für den Versuch, den am Glück begangenen Verrat zu verhüllen, in einer "Verkleidung", die das Bewußtsein des Verräters zugleich verbirgt und enthüllt. Denn unser Sprichwort "Kleider machen Leute" ist gültig nur dann, wenn der Betrachter das Kleid, das auch eine Uniform sein kann, von dem Studium der Gesichtszüge seines Trägers abtrennt und dem Spiel seiner Mienen -- das Gesicht des Bekleideten ist doch immer noch nackt! Sollte aber sein Gesicht zu einer Maske erstarrt sein, weil er sich gänzlich verkleiden wollte, aber doch essen und trinken und atmen muß, dann helfen ihm auch keine Kleider, um seinen Verrat zu kaschieren, und jedes Kind kann ihn durchschauen.


Kibess (20-2-60), "Waschen", ist so zu verstehen: "genauso wie in der Sechzig, entsprechend in Ssamäch". Ssamäch heißt das Zeichen der Sechzig, es ist die "Wasserschlange", deren Name von dem genauso wie sie geschriebenen Wort Ssamach (60-40-20) herkommt, und das bedeutet: "Stützen, Vertrauen, sich Verlassen auf" -- Ssämäch ist die "Stütze", die "Bekräftigung" und der "Beweis". In der Zahl ist Kibess dasselbe wie Lawan (30-2-50), das "Weiße", aber daß wir, um diese Farbe der Reinheit zu bekommen, uns einlassen sollen auf die Wasserschlange, ja uns auf sie stützen müssen, befremdet uns doch. 82 ist die doppelte 41 der Mutter, und wir haben in ihr nicht nur die persönliche Mutter zu sehen, sondern auch noch die dunkle, ja Schrecken erregende Mutter, aus deren Schooß nicht bloß die "Schooßtiere" stammen. Und zur Fünfzig, im Zeichen der "Fisch", gehört die Sechzig genauso wie zur Fünf die Sechs.

Em (1-40), der Mutter, fehlen noch Neun bis zur Fünfzig, die sie erreicht in der Verbindung zum Vater, denn Em we´Aw (1-40/ 6-1-2), "Mutter und Vater", zusammen sind Fünfzig. Waw, die Sechs, beginnt in der 42 die Verbindung mit dem unbekannten und hier verborgenen Vater, der dann da ist in der 48, 49 und 50, jenen drei Tagen, die zu heiligen sind. Denn der "Herr" sagt am 48.Tage nach dem Auszug aus der Knechtschaft zu Moschäh: Lech äl ha´Om wekidaschtham ha´Jom uMachar wechibssu Ssimlotham/ wehaju nechonim la´Jom haSchelischi -- "geh zum Volk und heilige sie Heute und Morgen, und sie sollen ihre Kleider waschen und für den Dritten Tag bereit werden" (Ex. 19,10-11). Hier steht ein anderes Wort für das Kleid als Bägäd, nämlich Ssimlah, das mit Ssmol verwandt ist, der "Linken Seite". Wäre die linke Seite wahrhaftig vom Schmutze gereinigt, die weibliche Seite befreit von dem Dreck, in den sie der Mann zog, dann hätte das Volk auch die "Gebote" verstanden, die der "Herr" am 50. Tag giebt. Aber der verborgene Vater wurde mit dem menschlichen "Erzeuger" verwechselt, die Männer maaßten sich an die Position der willkürlich handelnden Götter, und sie erniedrigten und unterwarfen die Mütter, so daß die Linke Seite des Menschen schließlich erkrankte und damit auch die ganze sinnlich erfahrbare Welt. Unmöglich ist es, daß die Rechte von dieser Erkrankung verschont blieb, und sie war schon entartet, als sie begann, sich selbst zu bekämpfen, indem sie als die eine Seite des Ganzen die andere Seite und damit das Ganze entstellte.

Aber hat Jesus, als er uns gebot, uns auf Erden nicht Vater zu nennen (Matth. 23,9), uns damit etwa empfohlen, die menschliche Vaterschaft zu verleugnen? Dann wäre er, dessen Vater unbekannt war und der immerzu bloß vom "Vater in den Himmeln" oder vom "Vater im Verborgenen" sprach, wahrlich ein Verrückter gewesen, der seinen "Vater-Komplex" mit einem Größen-Wahn kompensiert hätte und die anderen noch damit anstecken wollte. Was also heißt es für den Mann, wenn er sich auf Erden nicht (oder nur dem Einen zuliebe) als Vater versteht? Er sieht ein, daß die Zeugung nicht sein Werk allein ist, er ist bloß der "Zeuge" im schönen Doppelsinne des deutschen Wortes, und er anerkennt den verborgenen Vater und sich als dessen Sohn. Und dann ist ihm auch die Frau eine Tochter des Gottes, und wenn sie Kinder hat, dann soll er nicht unterscheiden, ob sie von ihm sind oder nicht -- allen Kindern soll er, wann und wo sie ihm auch begegnen, zum Freund sein, was garnicht schwer ist, wenn er das Kind in sich selbst spürt und am Leben läßt -- getreu dem Worte aus Jesu Mund, das da lautet: Aphete ta Paidia erchesthai pros me, mä kolyete auta, ton gar tojuton estin hä Basileja tu The´u. Amän lego hymin, hos an mä dexätai tän Basilejan tu The´u hos Paidion, u mä ejiselthä ejis auton -- "Lasset die Kinder frei heran kommen zu mir, behindert sie nicht, denn ihrer ist das Königreich Gottes. Zuverlässig kann ich euch sagen: Wer das Königreich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der kann nicht in es kommen" (Mark. 10.14-15).

Die Heiligung am 48. und am 49.Tag wurde verfehlt, weil die Linke Seite und damit die ganze "Natur" nicht vom Schmutz befreit worden ist, sondern hinein gezogen, und so war das Volk am 50. Tag auch nicht bereit, den "Herrn" zu empfangen. Also wiederholt sich das Ganze, und zum zweiten Mal werden Mutter und Vater geeint und die doppelte Fünfzig, die Hundert erreicht, das Nadelöhr und der Affe, unsere Zukunft. In Kibess, der Waschung, ist schon die doppelte Mutter anwesend wie in Lawan, dem Weißen, und noch fehlt die doppelte Neun bis zur Hundert, die Achtzehn von Chaj (8-10) und Chata (8-9-1), "Lebendig" und "Sünde". Das Mißverständnis vom Weißen zeigt sich am klarsten in dem perversen Bewußtsein des "Weißen Mannes", der den "Schwarzen Mann" erniedrigt hat und versklavt -- und so giebt es auch das Mißverständnis der Waschung: als ob es damit getan sei, irgendeine der Hüllen zu waschen oder gar alle Hüllen zusammen, und dann so zu tun, als sei damit auch das Verhüllte schon rein. Dies würde bedeuten, daß der Kohen, der selber der „Aussätzige“ ist, jetzt nachdem er all das erlebt hat, was bis hierher geführt hat, es für rein erklärt und dann hingeht und bloß seine Kleider wäscht, nicht aber sich selbst, und damit unrein bleibt, was er nachher erkennen muß.

Kibess ist ursprünglich das "Walken", also ein Waschen der Kleider, bei welchem die Frauen in der Mulde eines Baches, in der Bucht eines Stroms oder am Ufer eines Sees die Wäsche mit ihren nackten Füßen durchgewalkt haben -- solang bis die "Lauge", das "Reinigungsmittel" (Bor, 2-200, auf hebräisch, die ersten zwei Zeichen der Thorah) sie ganz durchdrungen und die frischen Wasser es wieder weggespült hatten. Die Frauen schwatzten dabei, und sie sangen, und das Walken war wie ein Tanzen -- ich habe es noch mit meinen eigenen Augen gesehen und mit meinen Ohren gehört. Ach wenn doch die Zewa´oth alle die verdorbenen Männer so durchwalken würden! Und wie herrlich sich eine so gewaschene und vom Wind getrocknete Wäsche anfühlt auf der Haut, davon wissen wir heute nichts mehr, wir haben Maschinen. Darum ist Kibess auch Chewuss zu lesen: "wie zertreten, wie niedergetreten!" -- denn soviel an Schönheit ging mit dem alten Wissen verloren. Der Satz "und er wäscht seine Kleider" klinigt demnach auch so: "und wie zertreten sind seine Kleider!" Das könnte bedeuten, daß er alle seine Verkleidungen von sich abtut, sich losreißt von den Verrätereien, die er darin beging, um nackend einen Flamenco auf ihnen zu tanzen -- zu ihrem, der Frau Welt, Entzücken natürlich!

Aber da solches in unserer Wirklichkeit wohl doch eher selten vorkommt -- und selbst wenn es vorkäme, allzu schnell zur Show würde, denn auch unsere Nacktheit ist hier noch Verkleidung -- so verbleibt ein Rest von falscher Reinheit im Menschen, der sich hier selbst noch nicht vollständig entblößen kann -- zu sehr ist er sich selber verhüllt, sonst müßte er nicht wiederholt ins Exil verbracht und darin Schicht für Schicht enthüllt werden. Noch hat er lang nicht sein Fleisch in den Wassern gebadet, sich selbst und seine Botschaft im Flusse der Zeiten gereinigt, noch sind erst sechs Mal sieben Tage vergangen. Und mit dem erneuten "Rückfall" ins Unreine (in Vers 36) wird Tame, der Übergang in die Fünfzig, zum 13. Male erreicht. Die 11. Reinung (in Vers 34), von der uns fragwürdig blieb, ob sie ächt oder vorgetäuscht war, und danach noch die 12. (in Vers 35), die den Verdacht der Täuschung erhärtet, gehn ihr voraus. Könnten wir tanzen wie Schiwah vor Kali (und sie vor ihm), wären wir ganz und gar hemmungslos und hätten keine Angst mehr davor, daß uns noch eine Bewegung verriete und wir auch die kleinste Erregung nicht mehr zurück halten müßten, dann wäre mit der 11. Reinheit alles zu Ende -- Jossef, der Elfte, heißt aber: "es soll noch fortgesetzt werden".

Und doch ist Jossef, der Elfte, durch die Umstände bedingt, auch schon der 12. und 13., denn sein Vater Ja´akow nimmt die beiden Söhne des Jossef, Menaschäh und Äfrajim, als seine eigenen an (Gen. 48). Und Jossef tritt zurück, denn es giebt keinen Stamm Jossef, sondern dafür die zwei Stämme Äfrajim und Menaschäh. Damit sind es aber 13 Stämme, sechs von der Leah und zwei von der Bilhah, der Magd der Rachel, und zwei von der Silpah, der Magd der Leah, und dann zwei beziehungsweise drei von der Rachel, Jossef und Binjamin beziehungsweise Binjamin und Äfrajim und Menaschäh, die Söhne des Jossef von der Assnath, der Tochter des Priesters von On. Heraus genommen wird von den 12 der Stamm Lewi, der dritte Sohn von Ja´akow und Leah und der dritte von den zwölf Söhnen. Als 13 steht er dem Rest gegenüber, aus ihm sind die Kohanim, und auch den 12 Söhnen stand schon die 13 gegenüber, Dinah, die Einzige Tochter (das 11. der Kinder von Ja´akow und das 7. der Leah). Doch versündigten sich die 10 Söhne auf die heimtückischste Weise an ihr (Gen. 34 - Jossef war da noch ein Kind und Binjamin noch ungeboren), und sie blieb ohne Nachkommen. Lewi, der dritte und mit Schim´on, dem zweiten, der Hauptübeltäter (Gen. 34,25 und Gen. 49,5-7), wurde von diesem getrennt und mußte die Stelle von Dinah einnehmen, mußte so werden "wie sie", die in allen Töchtern unerlöst lebt, so lange die Priester noch unrein sind, indem sie eine Pseudo-Reinheit vorgaukeln.

Die Zehn reichen nicht hin, weil sie sich insgesamt an Dinah und dem weiblichen Recht vergangen haben -- und unter die "Männer" sind auch die virilen Pseudo-Frauen zu zählen, die sich in den einseitig geprägten Homo-Rollen gefallen (als "weibliche" Richter, Politiker, Wissenschaftler etcetera). Der Übergang in die zweite Reihe der Einer ist komplex nicht nur im "Alten", auch im "Neuen" der so genannten zwei "Testamente". Jesus steht als der 13. den 12 gegenüber, aber an ein und demselben Tag stirbt er mit Judas, und nur 11 sind noch da. Am Vorabend des Todes der beiden verließ Judas, der "Verräter", die 13, so daß beim letzten Mahl nur 12 bis zum Schluß dabei waren. Die 11 Überlebenden werfen später das Los über zwei und nehmen den einen von ihnen zum Ersatz für den 12. (Apg. 1,15-26), die Stelle des 13. bleibt unbesetzt. An passen sie sich dem Sonnenkalender des Kaisar, den 13. Monat schaffen sie ab, als hätte es weder die Dinah noch den Lewi noch den Jesus gegeben. Und bevor in unserem Kontext das 13. Tame erscheint, kommt das 12. Tahor, das sich auf das 11. bezieht und den Rückfall enthüllt: we´im passoh jifssäh haNäthäk ba´Or achareji Toharatho -- "und wenn ausbreitend er das Zerissene ausbreitet in der Blindheit nach seiner Reinung" -- oder wie dieser Passus auch lauten muß: "und aus dehnt sich die Mutter, er dehnt sie aus, der Riß im Bewußtsein, mich, seine Reinheit, versäumend" (Lev. 13,35).

Hier heißt es nicht mehr Ath haNäthäk, das "Du-Wunder der Zerreissung", sondern nur noch haNäthäk, "die Zerreissung", das Wunder des Du und der Übereinstimmung mit ihm ist entfallen, aus dem Bewußtsein verloren. Achar (1-8-200), das "Nachher", das "Später", das "Folgende" oder "Andere" auch, hat zudem die Bedeutung "Sich-Aufhalten, Zögern, Säumen, Versäumen und Zu-Spät-Kommen". Das bedeutet also, daß die 11. Reinheit gar keine war, daß sie genauso verfehlt wird wie schon die zweite, was die dritte hervor rief, die wie Lewi, der Dritte, eine singuläre Stellung einnimmt. Wenn wir fragen, warum sich die 2. und die 11. Reinheit als (Selbst)Betrug erweisen, so kommt uns dies in den Sinn: die Ur-Teilung zerlegt das ungeschiedene Eine in Zwei, es entsteht das Wort Aw (1-2) für den "Vater", aber sein Geheimnis ist mißachtet worden, indem wir so tun, als sei das ungeteilt Eine nur Eines von Vielen. In das Verhältnis von 10 und 11 ist das Mysterium verwoben von Null und Eins, die Entstehung von Etwas aus Nichts, aber wir tun so, als sei die Null eine Größe, die wir handhaben könnten wie eine beliebige Zahl. In der "Infinitesimal-Rechnung" wird munter gegen Null und Unendlich gegangen, und alle Computer arbeiten mit dem Prinzip von Null und Eins. Und auf bläht sich damit die Mutter und die Macht der Materie -- aber illusionär, denn ihre Bemächtigung ist das Motiv, die Inbesitznahme der Mutter -- um die Tochter betrügen wir uns, und die vergewaltigte Mutter sinnt auf tödliche Rache.

Es giebt auch ein Wort, das aus dem zehnten und dem elften Zeichen besteht, es heißt Jach (10-20) und bedeutet: "er zerschlägt, er erschlägt" -- und im Passiv (im Pu´al): "er wird zerschlagen, erschlagen". Da ich an anderer Stelle einen Kommentar dazu gab, spare ich ihn mir hier und komme zurück auf unseren Satz, der sich auch so lesen läßt: "und die Mutter aufblähend in der Verblendung bläht er das Zerrissene auf, mein Zögern ist seine Reinung". Seltsam klingt das, und doch wollen wir nach einem Sinn darin suchen. Oidipus hat bekanntlich die Spangen seiner Mutter und Gattin Jokastä genommen, die sich erhängte, als der blinde Seher Tejresias die Wahrheit ans Licht gebracht hatte, um sich damit die Augen auszustechen und zu erblinden, da er seine Wahrheit erfuhr. Und Bachofen hat heraus gefunden, daß diese Spangen, mit denen die Kleider zusammen gehalten wurden, ein in Metall gegossenes Gleichnis der geschlechtlichen Vereinigung von Mann und Frau waren, ein Erinnerungsstück an die Zeit der "Freien Liebe" vor der Erfindung der Ehe -- mit ihrem Zwang, ihrer Heuchelei und ihrer Entstellung der Frau. Und wenn es zu seinen, des Oidipus Zeiten, die Freie Liebe noch gegeben hätte, wäre niemals dieses Entsetzliche geschehen, sein Vater hätte nicht Angst haben müssen davor, von seinem Sohne erschlagen zu werden, nur um in den Besitz der Mutter, sprich auch: des Landes zu kommen. Und sie wurde ja garnicht gefragt, sie mußte ihren eigenen Sohn heiraten nach den Gesetzen der Polis, auch wenn sie ein starkes Gefühl davon abhalten wollte. So geht es den Frauen im "Patriarchat", ob sie es nun wollen oder auch nicht, unter der Hand verwandelt sich ihr Gatte in ihren Sohn, und er hat auch in der "christlichen Ehe" keine andere Wahl.

Die Zerreissung hat ihn nun wieder zur Mutter geführt, da er immer noch hoffte, in ihr seine Einheit zu finden -- in der so genannten "Monogamie", in welcher ihm Mutter und Gattin in Eines verschmolzen, das er überdies noch in Besitz nehmen konnte -- und das obwohl die Zerreissung sich schon ausgebreitet hatte in seinem Bewußtsein bis hin zu dem Einen, von dem auch die Mutter ein Anteil nur ist und zu dem noch der Vater und der Sohn und die Tochter gehören. Aber weil er wider besseres Wissen die Einheit regressiv mit der Mutter verwechselt, das heißt auch mit dem Bedingungswort "Wenn" (Im, 1-40, auf hebräisch und genauso wie Em, die Mutter, geschrieben), und nun glaubt, die Konditionen selber bestimmen zu können, führt seine Zerreissung nirgends mehr hin, sie verbreitet sich bloß nach allen Seiten, ziellos und ad Infinitum. Blindlings verfällt er dem Inzest mit der Mutter und beschmutzt sich und sie. Und seine Reinheit, die 11., verliert er, so wie auch Jossef, der 11. der Söhne, nicht so rein bleiben konnte wie uns eine einseitige Übersetzung weismachen will (was ich an anderer Stelle aufzeigte). Er verliert sie zusammen mit seiner noch einmal vergeblich bei der Mutter gesuchten Identität. Denn anstatt seine Einung zu erreichen und das Abgetrennte und Absonderliche, das er von der Mutter geerbt hat und das deren eigene Zerissenheit ist, die sie an ihn weitergab, in die Verbindung zum Einen zu bringen und darin zu halten, schämte er sich dessen noch und entblößte sich nie wirklich ganz der Geliebten, weil er irgendwo immer noch glaubte, in ihr die Mutter vor sich zu sehen. Selbst wenn er die Geliebte nicht mit der Mutter identifizierte, konnte er doch das Gefühl nicht loswerden ganz, die Mutter sähe ihm insgeheim zu, sie könnte jederzeit in seine Liebeskammer eintreten und Zeugin seines Liebesspiels werden. Und das kann sie tatsächlich, sogar nach ihrem Tod noch, zum Beispiel im Traum, um ihm die Chance zu geben, die Scham auch vor ihr zu verlieren. Denn nur wenn er in der Geliebten, die eine Frau ist wie seine Mutter, auch dieser schamlos begegnet, kann er sie befrieden.

Die Scheu vor der Mutter ist ein tiefer Ausdruck des Inzest-Tabu, welches in der Natur verankert ist und nicht vom Menschen erfunden. Und ich wiederhole mich gerne: dieses Tabu verlangt im sexuellen Austausch die größtmögliche Verschiedenheit, um die Inzucht zu vermeiden. Und jede Zucht ist schon Inzucht, weil sie den freien Austausch der Gene und die "zufällige", aber vom nicht korrumpierten Instinkt sicher geleitete Paarung in eine geplante Richtung hinzüchten will. An sich ist Inzucht, also Zucht, "Unzucht", und der Beischlaf des Sohnes mit der eigenen Mutter ist ein eklatanter Verstoß gegen das Inzest-Tabu -- selbst dann wenn er physisch eine andere Frau vor sich hat und den Inzest nur psychisch begeht. Die Geliebte wird vom Schatten der Mutter verdunkelt, und weder kann er sich vollständig vor ihr entblößen noch sie tadel- und makellos in ihrer Blöße erkennen, ihr Austausch bleibt beschränkt. Arom (70-200-40), das "Nackt-Sein", ist Uram gelesen "ihr Bewußtsein", das "ihr" ist hier der männliche Plural, und Arom ist auch die "List". Solang sich die männliche Vielheit verbirgt in mannigfacher Verkleidung und sich nicht erlaubt, nackt ins Bewußtsein zu treten, solange muß auch die Frau listig sein, ja hinterlistig sogar, um ihn zu durchschauen und seinen Verrat an der Wahrheit, der reinen, an das Licht des Bewußtseins zu bringen.

Solange List und Verstellung scheinbar noch notwendig sind, ist auch die Reinheit nicht wirklich, und mit dem 13. Tame wird alle bisher erreichte Reinheit zunichte. Scheinbar rein bis in das Elfte hinein, bis in den neuen Beginn, wird er im Zwölften überführt und entlarvt und seiner falschen Reinheit entkleidet. Denn noch immer will er diesen ganzen Prozeß nicht verstehen und ihn gelten lassen nur seiner Umhüllung, nicht aber dem Kern. Dem Sündenbock Judas hat er in einer Art "Exorzismus" die Schuld aufgeladen und von sich abgelenkt, und so verbreitet er hier noch immer die nur scheinbare Reinheit der Mutter. Die Stelle der Geliebten im Schir haSchirim, im "Liede der Lieder", hat die "christliche" Inzest-Fantasie mit der "Mutter Kirche" besetzt, und derselbe Wunsch hat auch Maria die Mutter dem Sohn als Braut zugeführt. Das Perverse daran will er sich nicht eingestehen, er weigert sich noch immer beharrlich, die ganze furchtbare Geschichte ihrer Erniedrigung einzusehen, und noch immer glaubt er an ihre Reinheit, um sein eigenes Geschlecht zu verschonen. Und inzwischen pfuschen sogar als "Ärztinnen" verkleidete Frauen in den Gebärmüttern ihres eigenen Geschlechtes herum, um "reinen", von aller Krankheit befreiten Nachwuchs zu züchten.

Achareji Toharatho -- "nach seiner Reinung" -- ist Achari Tahor Thaw gelesen: "mein Zögern, mein Säumen, die Reinheit des Thaw" -- die Reinheit des Zeichens der Zeichen, der Vier in der Hundert, der kommenden Frau. Daß der "Herr" es so lang schon versäumt, einzugreifen und der Verschmutzung Einhalt zu gebieten, könnte uns hoffnungslos stimmen, wenn nicht im letzten der Zeichen, im 22. die unerhörte Wandlung geschähe. In den Farben ist Schachor, die Schwarze und die Morgenröte, die 22., welche die 23. Farbe gebiert, Zahow, das Gelbe, die Sonne des Neuen Tages, ganz unverschleiert. Und das zwölfte Tahor, das nichts anderes mehr als das Zerrissene im Bewußtsein ausbreitet, gebiert aus sich heraus das dreizehnte Tame. Daher dürfen wir ahnen, daß Verzögerung, Säumen, doch einen Sinn hat. Wir erinnern an dessen erstes Auftreten: "und aus dehnt sich die Mutter, sie dehnt sich aus, der Zusammenschluß im Bewußtsein ist mein Versäumnis, die Wahrnehmung des Thaw, die Gotteskraft dessen, der wie sie ist, damit er rein werde" (Vers 7). Die Mutter erstreckt sich bis hin zum Thaw, und noch das Letzte muß mütterlich werden, damit das unfaßbare Kind empfangen wird. Das dritte Tahor erklärt das erste und zweite für nichtig so wie das dreizehnte das elfte und zwölfte -- und so muß das 23. auch das 22. für nichtig erklären, denn neues Leben zu schenken heißt immer das alte vernichten. Und während dort (in Vers 7) noch stand: we´Em possah thiffssäh -- "und aus dehnt sich die Mutter, sie dehnt sich aus" -- so heißt es jetzt (in Vers 35): we´Em possah jiffsäh -- "und aus dehnt sich die Mutter, er dehnt sie aus". Die Aktion ist also von der sichtbaren Welt in die unsichtbare verlagert, von der äußeren in die innere, und daher wurde dennoch, trotz aller Verdrängung, der Kern mit erfaßt.

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