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Tägliche Andachten Stephanus Edition • Seewis/Uhldingen


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tiefinnerliche Diskussionen, Besessenheiten und
Kümmernisse. Schreiten Sie durch die goldenen Tore
auf die Auen der Stille, wo der Bräutigam Sie erwartet.

13. AUGUST



Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd.

(Luk. 1,38)

Die Jungfrau Maria hat viele Tugenden, die der Be-
wunderung wert sind. Eine davon ist ihre Unabhän-
gigkeit.

Sie muß ein junges Landmädchen gewesen sein, als


ihr der Engel erschien. Als er ihr sagte, daß sie erwählt
sei, die Mutter des Herrn zu sein, wußte sie genau, was
für sie auf dem Spiel stand. Jedermann, ihr Bräutigam
eingeschlossen, würde annehmen, sie habe sich schuldig
gemacht. Die Strafe für Untreue in der Verlobungszeit
war Steinigung. Zwanzig Jahrhunderte sind seither ver-
gangen. Maria wird in den kommunistischen Ländern
heute noch verlacht — und nicht nur dort. Sie kannte
auch die alten Propheten. Das läßt sich aus ihrem Lob-
gesang ersehen. Deshalb wußte sie auch, daß sie als
Mutter des Herrn auch die Mutter des Herzeleids sein
würde. Sie wußte, daß ein Schwert ihr Herz durch-
dringen würde, wenn man ihren Sohn an Händen und
Füßen ans Kreuz nageln würde.

Man könnte verstehen, wenn sie sich vom Engel Zeit

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zum Überlegen erbeten hätte, wenn sie sich mit ihrem


Bräutigam hätte beraten wollen oder mit ihren Eltern,
falls diese noch lebten, mit Verwandten oder einem
Priester.

Der ganze Erlösungsplan wäre nicht erfüllt worden,


wenn sie menschlichen Rat gesucht hätte. Wie später
Paulus, der, als er Jesus gesehen hatte, »nicht mit
Fleisch und Blut zu Rate ging« (Gal. 1,16), so fragte das
junge Mädchen Maria niemanden, sondern erwiderte
dem Engel spontan: »Mir geschehe nach deinem Wort.«

Die keuscheste aller Frauen, das größte Beispiel der


Reinheit, nahm die Schande einer vorehelichen Schwan-
gerschaft auf sich. Sie wußte: was sie tat, war richtig.

Das biblische Ideal ist die untergeordnete, schweig-


same Frau. Aber: die Unterordnung der christlichen
Frau ist nicht Schwäche. Sie gehorcht ihrem Mann, weil
sie groß genug ist, ihm ein Beispiel der Demut zu geben.
Sie kann schweigen, weil sie viel zu sagen hat und
jedermann zeigen kann, daß tiefes Stillschweigen für
sich sprechen kann. Sie kann abhängig sein, weil sie
innerlich eine große Unabhängigkeit erworben hat —
eine Unabhängigkeit, die ihre Liebesgabe an ihren
Mann ist.

14. AUGUST



Sie redeten davon, wie sein Lebensausgang sich in
Jerusalem vollziehen sollte. (Luk. 9,31)

Feinde des Christentums verbreiteten die Lüge eines


heimlichen Einverständnisses der Kirche mit den Nazis.
Sie übergehen die Tatsache, daß Hitler viertausend
katholische Priester töten ließ und viele tausend andere
in Gefangenschaft hielt. Die Zahl der protestantischen

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Geistlichen, die das gleiche Schicksal erlitten, ist nicht
bekannt. Während jener Zeit ließen aber nicht nur
Geistliche, sondern auch viele Laien ihr Leben um
Christi willen. Wie immer in solchen Umständen, gab es
auch in der Kirche damals manchen Judas, aber die
wahren Vertreter der Kirche sind die Heiligen.

Der 14. August ist der Tag der Hinrichtung des


Priesters Jakob Gapp. Bevor er weggeführt wurde,
schrieb er: »Dieser Tag ist der schönste meines Lebens.
Natürlich habe ich manche schwere Stunde durchstehen
müssen, aber ich konnte mich gut auf meinen Tod vor-
bereiten ... Alles vergeht — außer dem Himmelreich.
Ich bete für euch alle; ich bete auch für mein Vater-
land.«

Der Priester Johannes Steinmeier schrieb in seinem


letzten Brief: »Mein Gesuch um Begnadigung wurde
zurückgewiesen. Heute mittag um 1 Uhr fliege ich in
den Himmel... ich freue mich, sterben zu können.«

Der Priester Bernhard Liechtenberg sagte zu einem


Mitgefangenen, als sie beide mit Stöcken geschlagen und
ihre Köpfe in mit Exkrementen gefüllte Kübel gesteckt
worden waren: »Ich möchte nichts anderes als den
Willen meines Erlösers erfüllen. Ganz still. ER wurde
auf seinem Weg zum Kreuz angespieen.« ER starb
betend.

Jesus hat viele Dinge vollbracht. Das Wichtigste war,


daß ER Sein richtiges Lebensende in Jerusalem voll-
brachte. Sein Tod hatte einen Zweck: ER starb für
unsere Sünden. ER erduldete ihn auf die richtige Art:
betend, besorgt um Seine Lieben, und indem ER die Tür
Seines Reiches für einen Dieb öffnete, der mit IHM litt.

Nicht jedermann ist berufen, ein Märtyrer zu sein.


Aber jeder Christ kann ein gutes Zeugnis ablegen,
indem er voller Würde, Hoffnung und Liebe stirbt.
Auch Ihr Tod soll eine Erfüllung sein.

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15. AUGUST

Gastfrei zu sein vergesset nicht; denn dadurch haben
etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)

Diejenigen, die die meisten Engel beherbergen, ohne


sich dessen bewußt zu sein, sind die kommunistischen
Gefängnisdirektoren. Hier ist so eine Geschichte.

In der Sowjetunion arbeitete ein orthodoxer Priester


in seinem Garten. Er beobachtete einen Jungen, der sich
hineinschlich, um Äpfel zu stehlen. Mit einem kräftigen
Griff packte er ihn bei der Hand. Der Junge erschrak
zu Tode und erwartete die verdienten Schläge; aber
statt dessen füllte ihm der Priester seine Taschen mit
Äpfeln. Er gab ihm noch welche in die Hände und sagte
dazu: »Du darfst immer hierherkommen. Aber komm
durch die Pforte herein und bringe auch andere Knaben
mit dir. Ich habe genug Äpfel für euch alle.« Es dauerte
nicht lange, und etwa dreißig Knaben versammelten sich
regelmäßig in seinem Garten. Der Priester lehrte sie das
Evangelium, obwohl die sowjetische Regierung es streng
verboten hat, die Kinder in Religion zu unterweisen. Er
brachte ihnen auch religiöse Lieder bei. Nach einiger
Zeit brachten die Jungen auch ihre Eltern zu diesen
Versammlungen. Eine Untergrundkirche war ins Leben
gerufen worden.

Ein Lehrer entdeckte die strafbare Tat und denun-


zierte den Priester. Er verschwand für immer in einem
sowjetischen Gefängnis. Wie ein Engel war er von
irgendwo erschienen und dann wieder verschwunden.
Aber er hinterließ einen Wohlgeruch des Himmels und
Menschen, die von der Liebe zu Gott erfüllt waren.

Das war ein Priester der wahren orthodoxen Kirche,


Nachfolger des Patriarchen Tichon, der es abgelehnt
hatte, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten.

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Metropolit Venianmin und unzählige andere Priester
wurden erschossen, aber ihre Kirche lebt und siegt
durch die Liebe. Wir bemitleiden die Kommunisten, die
sich nicht bewußt sind, daß sie in ihren Gefängnissen
Engel beherbergen.

Der Baptistenpfarrer Odintschow ließ sich von der


atheistischen Regierung nicht vorschreiben, wie er die
Kirche Christi zu leiten habe. Er wurde eingesperrt und
buchstäblich den Hunden vorgeworfen, die ihn in
Stücke zerrissen. Auch dieser Direktor hatte einen Engel
in seinem Gefängnis gehabt.

Ein Freudenschauer durchrieselt einen Christen,


wenn er einen Bruder bei sich empfangen darf. Wie mag
er erst empfinden, wenn es ein Engel ist? Die Galater
haben Paulus wie einen Engel empfangen, ja, wie
Christus Jesus selbst (Gal. 4,14).

16. AUGUST



Jesus sagt zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu
schaffen? (Joh. 2,4)

Der deutsche Mystiker Meister Eckhart schrieb:


»Weib ist der vornehmste Name für Seele.« Luthers
Beichtvater Staupitz schrieb: »Der Mann, der Frucht
für das ewige Leben bringen will, muß zur Frau
werden.« Für Jesus war »Weib« ein Ehrenname. ER
redete Seine Mutter damit an, weil sie die Frau war, von
der in 1. Mose 3,15 gesagt wurde, daß ihr Same den
Kopf der Schlange zertreten werde.

Jesu Worte sind ganz sicher keine Zurückweisung.


Der einzige Evangelist, der sie uns übermittelt, ist Jo-
hannes, der die Geschichte von des HERRN Mutter
selbst gehört haben muß. Nach der Kreuzigung hatte er

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sie zu sich nach Hause genommen (Joh. 19,27).

In der Übersetzung tönen die Worte hart. Im grie-


chischen Originaltext lauten sie »77 émoi kai soi«, eine
Ausdrucksweise, die in altzeitlichen Religionsgeschich-
ten oft angewandt worden war und sinngemäß über-
setzt werden kann: »Welch befremdende Ströme
fließen zwischen uns? Wie kommt es, daß du meine
Absichten erraten kannst?«

ER erklärt ihr aber auch: »Meine Stunde ist noch


nicht gekommen.« Seine Zeit, ein Wunder zu tun, wird
erst gekommen sein, wenn der letzte Tropfen Wein aus-
geschenkt und getrunken ist, damit niemand IHN ver-
dächtigen könnte, ER habe Wasser und Wein mit-
einander vermischt. Des Menschen äußerste Verlegen-
heit ist Gottes Gelegenheit.

Doch nun hat Seine Mutter Fürsprache eingelegt.


Deshalb wartet ER nicht mehr länger. Sollte ER, der
die Gebete der kanaanäischen Frau erhörte (Matth. 15,
28), nicht auch die Bitten Seiner heiligen Mutter erhö-
ren?

Sie wußte, was ER tun würde; deshalb sagte sie zu


den Dienern: »Was immer ER euch sagt, das tut.« Sie
war sicher, daß ER dem Guten einfach befehlen konnte,
selbst wenn Seine Anordnungen befremdend waren —
ER befahl, die Krüge mit Wasser zu füllen, als ob die
Gäste ein Bad nehmen wollten, wenn sie doch nach
Wein verlangten!

Wir wollen es auch zu unserem Lebensprinzip


machen: zu tun was immer ER sagt.

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17. AUGUST

Der Erzengel Michael aber wagte, als er mit dem
Teufel... Streit und Wortwechsel hatte, es nicht, ein
lästerndes Urteil wider ihn auszusprechen. (Judas 9)

Alte Historiker wie Philon von Alexandrien und


Flavius Josephus beschreiben Pilatus als Menschen, der
sich der Korruption, Beleidigungen, des Raubes und der
Intrigen schuldig machte. Er war arrogant, ließ un-
schuldige Opfer ermorden und war voller Grausamkeit.
Der Talmud fand harte Worte für eine unbarmherzige
Obrigkeit zur Zeit Jesu.

Die Evangelien sind sehr sachlich geschrieben. Die


Evangelisten waren nicht von Haß erfüllt und sagten
deshalb nur, was nötig ist, um Glauben und Tatkraft
anzuregen, aber nichts, das die.Gegner in den Augen der
Menschen verächtlich machen könnte.

Die Liebe ist die einzig mögliche christliche Ein-


stellung. Ein Baum zieht seinen Schatten auch vor einem
Holzfäller nicht zurück, und, der Mond schenkt auch
dem armseligen Hüttchen eines Außenseiters sein Licht.

In den Klageliedern sagt Jeremia zu Gott (2, 21):


»Du hast sie (Jungfrauen und Jünglinge) gemordet am
Tag deines Zorns.« Er zieht es vor, Gott anzuklagen,
dem unsere kleinen Worte nichts anhaben können. Er
will nicht die große Schuld auf sich nehmen, gemeine
Worte gegen die tatsächlichen Mörder aussprechen zu
müssen.

Verbrecher verdienen unser Mitleid, unsere Liebe und


unseren Respekt, weil sie so großes Leid über sich selbst
gebracht haben. Ihnen häßliche Namen zu geben, ist
keinesfalls christlich. Die größte Verschwendung ist die
Verschwendung des Geistes. Wie nutzlos, sich etwas
auszudenken, das einen Gegner beschämen könnte!

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Der Tod Christi war nicht das Werk einiger Mörder.
Er war die Erfüllung des Planes Gottes. Gott, der
Schöpfer allen Wesens, ist auch der Eine, der vernichten
und wieder auferwecken kann. Manchmal braucht ER
sogar die Schlechten, damit sie IHM Seine Auserwähl-
ten bringen. Diese aber wissen, daß alle Dinge von Gott
kommen, und deshalb geben sie ihren Mördern keine
bösen Worte.

Wie viel weniger dürfen wir denen böse Worte geben,


die uns Unrecht tun.

18. AUGUST



Du sollst dir kein Gottesbild machen. (2. Mose 20,4)

Wenn wir in der Bibel von den Götzenbildern lesen,


die von den Menschen angebetet wurden, denken wir,
daß dies alles der Vergangenheit angehöre. Wir merken
gar nicht, wie zurückgeblieben ein großer Teil der
Menschheit immer noch ist. Animismus (Naturanbe-
tung) und Fetischdienst (Anbetung magischer Gegen-
stände) gehören heute noch zu den am weitesten ver-
breiteten Religionen.

Ein Beispiel sind die Konkomba im afrikanischen


Ghana. Ihre höchste Anbetung wird einem Fetisch dar-
gebracht, dem sie absagen müssen, wenn sie sich zum
Christentum bekehren. Das ist nicht leicht, denn sie
glauben immer noch, daß der Fetisch große Macht
ausübt. Er macht die Landbesitzer reich, gibt ihm viele
Frauen, Gesundheit usw. Die Menschen bringen ihm
Hühner, Ziegen und Schafe als Opfer dar.

Der Grumade-Fetisch verlangt von Zeit zu Zeit nach


Menschenblut. Missionare bezeugen, daß ein Zauber-
doktor im Dienst seines Fetischs einen Mann vergiftet

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hatte. Sein ganzer Körper schwoll auf, als er im Todes-
kampf lag. Dann befahl der Stammeshäuptling dem
Zauberer, den Mann wieder zum Leben zurückzubrin-
gen, oder es würde Schwierigkeiten geben. Nach kurzer
Zeit verschwand die Schwellung.

Für die Eingeborenen gilt dieser Fetisch viel mehr als


ihre eigenen Familienangehörigen.

Einige Konkombas möchten den christlichen Glauben-


annehmen und gleichzeitig den Fetisch behalten, aber
das wird von den christlichen Missionaren nicht ge-
duldet.

Wir wollen diese primitiven Menschen, die Fetische


anbeten, in unsere Gebete einschließen. Wir wollen aber
auch beten für die vielen, dem Aberglauben verfallenen
modernen Menschen, die glauben, daß ein Amulett oder
andere Götzenbilder ihnen Glück bringen könnten.

19. AUGUST



Abraham zeugte den Isaak. (Matth. 1,2)

Die Zeitform, die im griechischen Text für das Wort


zeugen verwendet worden ist, wird »Aorist« genannt.
Es wird damit ausgedrückt, daß etwas »ohne Horizont«
sei. Diese Form wird im Neuen Testament oft ver-
wendet und hat die Bedeutung eines Ewig-Gegen-
wärtigen, eines Geschehens außerhalb unserer Zeit.

Im griechischen Text wird die Aorist-Zeitform für


das Geschlechtsregister des Herrn gebraucht, weil es
sich in diesem Kapitel nicht einfach um eine historische
Aufzeichnung eines früheren Geschehens handelt. Ein
Vergleich mit dem Geschlechtsregister Jesu in Lukas 3,
23—38 zeigt, daß sie nicht übereinstimmen. Sie müssen
auch nicht übereinstimmen, weil es sich nicht nur um

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Geschichte handelt.

Die willkürliche Reduktion der Zahl der Vorfahren


auf zweiundvierzig und die gewollte Übergehung
einiger Ahnen im Geschlechtsregister zeigen, daß diese
Liste einen andern Zweck hat. Sie ist eine Treppe zum
Beginn.

Reife Menschen des frühesten Christentums wurden


gelehrt, sich von kindlich Gläubigen in Menschen zu
verwandeln, in denen Jesus lebte, wie er in der Jungfrau
Maria lebte. Sie dachten über die Leben von Abraham,
Isaak, Jakob und allen andern nach, bis sie zu Maria
kamen und sich geistig mit ihr identifizierten. Das
Geschlechtsregister im Lukas-Evangelium zeigt ein
anderes Vorgehen: hier wird von der Höhe der Jesus-
Ähnlichkeit rückwärts geblickt, auf die ganze ver-
gangene Geschichte.

Wenn auch nicht auf die gleich anspruchsvolle und


methodische Art wie in früheren Zeiten, durchgeht
doch auch heute jeder Christ diesen Prozeß. Der Stand
von Abraham erzeugt den Stand von Isaak. Deshalb
wird im griechischen nicht die Vergangenheitsform ver-
wendet, sondern der Aorist, die Zeitform ohne Hori-
zont. Auch wir sollen nicht Sklaven unserer Zeit sein,
sondern außerhalb der Zeit leben.

20. AUGUST



Wenn jemand mir folgen will, der verleugne sich selbst.

(Luk. 9,23)

Ein Spötter fragte einen Gläubigen :»Wenn du sagst,
Gott sei in allem: ist ER auch in diesem Hund?« Die
Antwort war: »Wau-wau.« Das war eine weise Entgeg-
nung — auch der Hund hätte so geantwortet, wenn er

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gefragt worden wäre.

Auf jede Frage, die Sie stellen, werden Sie eine Ant-


wort erhalten, die der Persönlichkeit des Gefragten ent-
spricht. In dieser Beziehung sind Menschen nicht anders
als Hunde. Sie stellen eine hochstehende Frage über die
Gottheit. Jede menschliche Antwort ist vergleichsweise
nicht besser als das »Wau-wau« der niedrigen Kreatur.

Wir alle sehen die Dinge von unserem beschränkten


Standpunkt aus. Jeder Standpunkt aber ist ein blinder
Punkt, denn er hindert uns daran, die Dinge auch aus
einer andern Perspektive zu sehen. Wenn Sie hinauf-
schauen, sehen Sie die Decke — nicht aber den Fuß-
boden. Blicken Sie auf die Türe, so entschwindet das
Fenster Ihrem Blickfeld.

Jesus schenkt vielfache Befreiungen — auch die Be-


freiung von Standpunkten. Ein Christ verleugnet sich
selbst; er betrachtet die Dinge nicht mehr von einem
gewissen Punkt aus, denn er hat diesen Punkt gar nicht.
Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre
Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo ER Sein
Haupt hinlegen könnte.

Es macht Sie frei, wenn Sie keinen Platz für Ihren


Kopf haben. Sie sehen die Dinge nicht mehr einseitig.
Ihre Antwort auf die Frage nach der Gottheit wird kein
übliches »Wau-wau« mehr sein. Sie werden eine geistige
Schau des Ganzen erhalten, und Sie werden davon
Zeuge sein.

21. AUGUST



Dieser nimmt Sünder an. (Luk. 15,2)

Eine kleine Inselgruppe, etwa zehn Meilen von der


südamerikanischen Küste entfernt, wird allgemein
Teufelsinseln genannt. Die Inseln sind von einer wilden

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mit Haifischen durchsetzten See umgeben. Während
Jahren wurden sie nur von Schwerverbrechern
bewohnt. Wegen des Klimas konnte dort nur verhält-
nismäßig wenig gearbeitet werden.

Die meisten dieser Menschen wurden durch Trunken-


heit zu ihrem ersten Verbrechen verleitet. (Die führen-
den Männer der Alkoholindustrie müßten verurteilt
werden, ein Jahr anstelle ihrer Opfer an diesem Ort
zuzubringen.) Eine Erhebung zeigte auch, daß 80 Pro-
zent der Sträflinge Kinder von Trinkern oder Syphi-
litikern sind. Die Laster ihrer Väter verurteilten sie zu
harter Zwangsarbeit.

1933 erboten sich Offiziere der französischen Heils-


armee, unter diesen verdorbenen, heruntergekommenen
Menschen, den Insekten und Krankheiten ausgesetzt,
für Christus zu arbeiten. Einer von ihnen sagte: »Ohne
die Liebe Gottes wäre es unmöglich, solche Menschen zu
lieben. Ich schaudere, wenn ich nur an diesen ver-
kommenen Ort denke.«

Dennoch gingen sie hin, und so beschrieben sie ein


Zusammentreffen :

»Verbrecher mit geschorenen Köpfen, in offenem


Hemd und zurückgerollten Ärmeln, so daß die Täto-
wierungen sichtbar waren. Einer trägt die Bilder von
Frau und Kind in zwei Medaillons. Andere tragen In-
schriften wie >Kind des Kummers< oder >O meine
Mutter, wenn du deinen Sohn sehen könntest^ Sie
hören schweigend zu, mit unbeweglichen Gesichtern.«

Aber sie blieben nicht immer unbewegt. Die Heils-


armee hatte einen Rekruten unter den Verbrechern. Er
hatte einen Mord begangen. Die Polizei hatte ihn nicht
gefunden. Aber er bekehrte sich in einer Heilsarmeever-
sammlung, gestand sein Verbrechen und wurde auf die
Teufelsinsel geschickt. Dort-unterstützte er die Heils-
armeeoffiziere. Er sagte: »Hätte ich doch den einen
Menschensohn, der mich errettet, gekannt, bevor ich die

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Söhne der Menschen kannte, die mich zerstörten.«

Dank dem Missionar Charles Pean und seinen Mit-


arbeitern wurden viele gerettet, und ihre Lage wurde
verbessert. Die Teufelsinsel ist nun kein Strafgefange-
nenlager mehr. Die Heilsarmee hat von Jesus die Liebe
zu den Sündern gelernt.

22. AUGUST



Was er euch sagt, das tut! (Joh. 2,5)

Thérèse von Lisieux war die jüngste von mehreren


Töchtern einer armen Familie. Einst an Weihnachten
stellte man eine Kiste mit gebrauchten Spielsachen ihrer
älteren Schwestern vor sie hin und forderte sie auf, sich
etwas auszusuchen. Sie gab zur Antwort: »Ich möchte
alles haben.« Als sie fünfzehn war, trat sie dem Karme-
literinnenorden bei. Sie mußte nun eine besondere
christliche Tugend erwählen, die sie mehr als alle
andern beachten und ausüben wollte. Wieder sagte sie:
»Ich möchte alle wählen.«

So lehrt uns auch die Mutter des Herrn ohne Unter-


schied alles zu tun, was ER uns sagt. Wenn Sie unter den
Geboten des Herrn wählen würden, so würde das
bedeuten: »Ich will nicht tun, was ER gebietet, sondern
was mir gefällt.« Wir müssen gehorchen wie Soldaten;
in den Kampf ziehen, wenn der Befehl kommt — auch
wenn das bedeutet, sterben zu müssen; und auch zu
gehorchen, wenn wir den Befehl als schändliche
Niederlage ansehen.

Mose sagte dem Volk: »So tut nun getreulich, wie


euch der HERR, euer Gott, geboten hat, und weichet
nicht zur Rechten noch zur Linken« (5. Mose 5, 29
+ 32). Haben die Gebote eine rechte und eine linke

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Seite? Das Gebot sagt: »Du sollst nicht stehlen.« Man
kann stehlen, um mehr Geld für mehr Luxus zur Ver-
fügung zu haben. Man kann auch stehlen, um den
Armen zu helfen. »Du sollst nicht lügen.« Man kann
aus selbstsüchtigen Gründen lügen; man kann aber auch
lügen, um andern das Leben zu retten. Es gibt Sünden
auf der rechten und auf der linken Seite, aber wir
dürfen überhaupt nicht darüber rechten, wenn ER
gebietet. Wir müssen einfach gehorchen und die Sünde
meiden.

Wir haben allgemeine Regeln des Benehmens, die


absolute Gültigkeit haben — wenn uns nicht unter
besonderen Umständen befohlen wird, etwas anderes zu
tun.

Die Liebe ist der allerhöchste Standard. Tun Sie alles,


was ER Ihnen gebietet, auch wenn es Ihnen fremd oder
unpassend vorkommen sollte.

23. AUGUST



Ich bin ... die Wahrheit. (Joh. 14,6)

Zwei Männer, Wahrheit und Falschheit, gingen

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