Predigt: „Erneuerbare Energie – es ist genug für alle da“
Nach Johannesevangelium 6,1-15 (Das Brotwunder)
Liebe Schwestern und Brüder!
Einen wichtigen, umstrittenen Bereich unseres Wirtschaftslebens – die
Energiefrage – lade ich sie ein mit mir vom Glauben her jetzt anzuschauen.
Zuerst: Wie sehe ich unsere Energiesituation?
Das vorherrschende Energiesystem mit Öl und Gas gerät immer schneller an
seine Grenzen, gerade weil wir immer mehr verbrauchen. Die „unendliche“
Wachstumswirtschaft führt zu Konflikten um die endlichen Vorräte von Öl und
Gas. Kostensteigerungen, Versorgungsengpässe, Spannungen, Kriege um diese
Schmiermittel unserer Wirtschaft sind die Folgen. Riesige Ausgaben für
militärische Rüstung z.B. die Eurofighter (die neuen EU – Kampfbomber)
werden mit der Absicherung der Rohstoffreserven begründet. Wollen wir noch
mehr Kriege ums endliche Öl und Gas? Aber wie können wir sie vermeiden?
Mächtige Energiekonzerne treten für eine „Renaissance“ der Atomenergie ein.
Auch in Österreich haben wir schon zweimal soviel Atomstrom im Netz als das
abgelehnte AKW Zwentendorf erzeugen würde. Und die heftige
Auseinandersetzung um das Atomforschungsprogramm des Iran zeigt, dass der
Übergang von der sogenannten friedlichen Atomkraft zur Atombombe ein
fließender ist. (Wie glaubhaft sind die Großmächte, die den Iran zur Aufgabe
seines Atomprogramms bewegen wollen, aber selbst keinen Millimeter bereit
sind von Atombomben und AKW´s zu lassen?!)
Über all dem stehen die Gefahren des Klimawandels durch den Treibhauseffekt:
Vermehrte Hochwasser-, Dürrekatastrophen, Hurrikans….
Kurzgefaßt: Das Energiesystem über Öl, Gas, Kohle und AKW´s steht total an,
es fordert massive Opfer: Einmal die Ärmeren, die es sich nicht mehr leisten
können, zweitens die Natur, die massiv gestört wird, drittens die kommenden
Generationen.
Wie aber können wir umkehren, um die Zukunft unserer Enkel offen zu halten?
Wie können wir offener werden für den Weg nach Übermorgen ohne Öl, Gas,
AKW´s?
Was hat unser Glaube dazu zu sagen?
Ist genug für alle da?
Jesus geht im soeben gehörten Evangelium auch vom Anstehen, von einer
scheinbaren Mangelsituation aus. „Wo sollen wir Brote kaufen, damit diese zu
essen bekommen?... Für 200 Denare Brot reicht nicht aus für sie..“ hieß es
da. Mit Geld allein war das Problem damals und ist es heute nicht zu lösen.
Jesus hält in seinen Händen gar nichts, um die Scharen zu sättigen. Aber er
vertraut auf das, was da ist. Er lädt auch uns ein, den Blick zum Himmel zu
erheben und dem geheimnisvollen Schöpfer allen Lebens zu vertrauen. Er hat
genug für alle gegeben. Dafür können wir ihm danken, dafür können wir ihn
loben. Durch den Blick auf ihn können unsere Herzen freier werden, können
unsere Hoffnungen wachsen. Jesus hat im Vertrauen auf den Schöpfer begonnen
zu teilen und sein Vertrauen hat anscheinend viele angesteckt. Im Teilen
dessen, was da war, stellte sich heraus: „Es war genug für alle da – ja es
blieb sogar noch etwas übrig!“ Das heisst: Nicht Reiche oder Mächtige mit
viel Geld haben dafür gesorgt, dass genug da war. Nein - der arme Jesus hat
mit seinem Vertrauen bei diesen einfachen Leuten das Wunder des Teilens
möglich gemacht. Und das zeigt mir: wenn der Geist Gottes einbricht, rüttelt
er auf und macht Blinde sehend und Taube hörend. Er ermöglicht neue
gemeinsame Wege zu gehen trotz Hindernissen. So ein Hereinbrechen des
Geistes Gottes kann bisher unbekannte Energien freisetzen.
In der Energiefrage auch auf den Geist Gottes hoffen?
Dürfen wir in unseren schwierigen Energieproblemen heute auch auf den Geist
Gottes hoffen? Wo ist er da heute am Werk? Dürfen wir auch in unserem
Energiehunger hoffen, dass genug für alle da ist? Auffallend in der ganzen
Bibel ist, dass eine Haltung des Vertrauens auf die Güte des Schöpfers und
die Fülle der Schöpfung bestimmend ist. Im Psalm 145,15 wird dieses
Vertrauen so ausgedrückt: „Aller Augen warten auf dich und du gibst ihnen
Speise zur rechten Zeit. Du öffnest deine Hand und sättigst alles, was lebt
nach deinem Gefallen.“ Dürfen wir also darauf vertrauen: „In Gottes
Schöpfung ist auch in Zukunft genug Energie für alle da?“ Für fast alle
Generationen vor uns hat ja gegolten: „Über Sonne, Wasser, Wind, Holz sind
genug Energiespender für alle da.“ Und die heutige technische Effizienz von
Sonnenkollektoren, modernen Wasser- Windkraftwerken, Photovoltaik und
Biomassekraftwerken war noch nicht gegeben.
Wieviel ist genug?
Aber wieviel genug ist, das ist keine wirtschaftliche Frage. Denn wenn
„immer mehr Konsum“ unser wichtigstes Ziel ist, dann kann nie genug Energie
da sein. Wenn wir unsere Sehnsucht nach dem Unendlichen auf Materielles
statt auf Geistig- Religiöses richten, dann kann nie genug sein. Denn für
die Habgier ist nie genug da. Von daher braucht es eine Umkehr in unseren
Lebens- und Wirtschaftskonzepten: Vom individualistischen „immer mehr für
mich“ zum „ Wieviel ist genug für alle? Und wie erzeugen wir das , was
wir benötigen, möglichst umwelt- und resourcenschonend?“
Im ökumenischen Sozialwort der öster. Kirchen (Nr. 292) heißt es: „Für eine
Neuorientierung braucht es entschiedene Maßnahmen wie: höhere
Energieeffizienz, den Umstieg zu erneuerbaren Energien, ….eine ökologische
Steuerreform.“
Schneller Umstieg auf erneuerbare Energien - ein Gebot der Stunde für jeden
von uns
Was kann das für uns konkret heissen?
Zuerst scheint ganz wichtig sich Folgendes bewusst zu machen, damit uns nicht Angst und Resignation lähmen:
Ein Wechsel auf erneuerbare Energien kann die Energieversorgung für alle
sichern. Dass das technisch, finanziell möglich ist, wurde in vielen Studien
für verschiedene Länder, auch für Österreich schon aufgezeigt. Sonne,
Wasser, Wind, Biomasse liefern uns mehr als genug erneuerbare Energien. Und
manche Gemeinden wie Windhaag/ Freistadt, Neumarkt/Mk oder Güssing im
Burgenland sind bei der Umstellung darauf gute Vorbilder. Schweden hat sich
zum Ziel gesetzt bis 2020 ganz auf erneuerbare Energien umzusteigen –
schwedische Städte haben ihren Busbetrieb schon ganz auf Biokraftstoffe
umgestellt.
Natürlich sind vielerlei Anstrengungen nötig, um diese Vision zu
realisieren. Aber diese Anforderungen sind nicht komplexer und aufwendiger
als andere technische Projekte.
Von Sympathie zur konkreten Aktivität
Aber damit der Umstieg rechtzeitig erfolgen kann, ist jedeR von uns
gefordert den Schritt von der Sympathie zur konkreten Aktivität zusetzen. In
unseren eigenen Köpfen und Herzen liegen zumeist die größten Hürden. Denn
jedeR kann jetzt schon einen Beitrag leisten. Nicht nur viele Einzelne,
sondern auch Gemeinden wie Krenglbach, Haslach oder Pfarren wie Grünbach und
Pregarten sind z.B. bewusst auf Ökostrom umgestiegen. Jede und jeder ist
berufen den eigenen Teil dazu beizutragen, dass wir immer mehr von Öl, Gas
und Atomstrom wegkommen sei es z.B. durch Umstellung der Heizung auf
Biomasse, durch Sonnenkollektoren, durch verstärkte Nutzung öffentlicher
Verkehrsmittel… Wer sucht, wer mit anderen sucht, der findet seine/ihre
Möglichkeiten. Erneuerbare Energien sind genug für alle da auf verschiedene
Weise in unserer Umgebung. Mit erneuerbaren Energien – so dürfen wir hoffen
- können wir den Weg ins Übermorgen der Unabhängigkeit von Öl, Gas und AKW´s
im Vertrauen auf die gute Schöpfung Gottes gehen. Denn: „Es ist genug für
alle da!“ Bitten wir Gott, dass wir uns vom Pfingstglauben verwandeln lassen
und das jeder/jedem Mögliche tun.
Mag.Gerhard Lehrner, 4230 Pregarten, Tragweinerstr.8 Tel. 072368790
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gerhard.lehrner@dioezese-linz.at |