Ana səhifə

Predigt am Sonntag nach Dreieinigkeit >15. Juni 2003


Yüklə 48.5 Kb.
tarix24.06.2016
ölçüsü48.5 Kb.
Predigt am 4. Sonntag nach Dreieinigkeit

15. Juni 2003

Unterengstringen

Pfr. Kristian Joób

___________________________________________________


Predigtthema: Der 4. Auftrag: Für andere da sein
Lesung: Matthäus 25,34-40: Die Werke der Barmherzigkeit
Liebe Gemeinde

"Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist." Diesen pointierten Satz formulierte Dietrich Bonhoeffer, der deutsche Theologe und Märtyrer. Für andere da sein: Das gehört also wesentlich zum Auftrag der Kirche und jeder einzelnen Gemeinde. Wenn die Kirche nicht für andere da ist, dann ist sie keine Kirche mehr. Wer sich nicht für andere engagiert, ist eigentlich kein Christ.


Es sind sehr deutliche Aussagen. Doch ich glaube, dass wir sie immer wieder brauchen. Wenn wir in der Gemeinde nur ein mit uns selber begnügter Verein sind oder ein Selbsterfahrungskreis, dann fehlt uns etwas Wesentliches. Der Blick für den anderen, den Bedürftigen, die Bewegung nach außen, das Engagement für die Mitmenschen müssen dazukommen. Dabei ist die Motivation entscheidend. Es geht nicht darum, dass wir uns zusammenreißen und aus uns heraus helfen. Für andere da sein können wir nur darum, weil Gott für uns da ist. Christus hat sich uns vorbehaltlos hingegeben und ist immer für uns da - mit seiner Nähe, Vergebung und Wegweisung. Darum können und sollen wir für andere da sein. Doch wie?
Ich habe mir zweimal drei Punkte überlegt: zweimal drei Gs: Zuerst das, womit wir für andere da sind: mit Gebet, mit unseren Gaben und mit unserem Geld. Dann der Ort, wo wir für andere da sind: In der Gemeinde, in der Gesellschaft und wenn's eine Gelegenheit gibt.
I. 1. Dienen mit Gebet

hände


wollen zupacken

mehr arbeit

ist es

sie zu falten


Für andere da sein. Die Gefahr ist da, dass man in einen Aktivismus fällt: Die Not ist groß, also nichts wie zupacken. Doch christliches Engagement fängt woanders an: beim Beten. "Beten vor tun" ist eine unerlässliche Formel - aus mehreren Gründen: Im Beten richte ich mich auf Gott aus, da kann er mir seine Liebe schenken und mich füllen und mich für meinen Dienst vorbereiten. Das schenkt mir die richtige Motivation: Weil Gott mich annimmt, kann ich nicht anders, als andere Leute annehmen. Die Liebe Gottes gibt mir keine Wahl: Ich muss diese Liebe weitergeben. Sie sehen: Ich muss nicht aus eigener Kraft für andere da sein.
Beten gibt auch Orientierung: Ich kann Gott bitten: Zeig mir, für wen ich da sein soll! Wer braucht meine Nähe und Hilfe? Im Gebet kann mir Gott auch aufzeigen: Womit soll ich dienen? Was ist dran? Was nicht? Gerade Leute, die gerne helfen und sich dabei leicht überfordern, sollten unbedingt im Gebet Klarheit erbitten: Wo soll ich mich engagieren? Und wo kann ich ruhig nein sagen und die Verantwortung Gott und anderen übergeben?
Beten ist aber nicht nur eine Vorbereitung für den Dienst. Es ist selber ein Dienst, manchmal das einzige, was wir für einen Menschen tun können. Paulus schreibt mehrmals an seine Gemeinden, dass er unaufhörlich für sie bete (Kol 1,3.9 u.a.) und bittet sie, dass sie das für ihn auch tun (Kol 4,3).
Für viele ist Beten etwas sehr Passives. Darum hat man das Gefühl, dass es verlorene Zeit ist. Besser wäre doch, etwas zu tun. Doch Beten ist eine höchst intensive Beschäftigung, die Konzentration erfordert und anstrengend sein kann. Für andere beten heißt ja, vor Gott für sie einstehen, ihr Anliegen teilen und Gott damit bestürmen. Und das Gebet hat eine ungeheure Kraft. Beim Beten passiert viel mehr, als wir uns vorstellen können: Als es darum ging, dass Zubair die Schweiz verlassen muss und nach Pakistan zurückgeschafft wird, haben wir unerhört viel für ihn gebetet, einzeln und in Gebetsgruppen. Das Ergebnis kennen sie.

Für andere da sein heißt also zuerst: beten.


I. 2. Dienen mit Gaben

Wie sollen wir einander dienen? Wir sehen Not und Bedürfnisse, wir werden mit Erwartungen konfrontiert, Leute fragen uns an, irgendwo zu helfen. Aber was ist eigentlich für uns dran? Ich hab erwähnt, dass wir Gott bitten sollen, dass er uns zeigt, wie wir für andere da sein können. Doch ein Stückweit hat er uns schon gezeigt, wie wir helfen können. Er hat jedem Menschen besondere Fähigkeiten, Neigungen und Stärken gegeben. "Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat", heißt es im 1. Petrusbrief (1 Pt 4,10). Wir haben Gaben bekommen, nicht damit wir sie nur für uns brauchen. Gaben sind auch für andere bestimmt. Eigentlich ist es lapidar: Mit dem, was wir gut und gerne machen, sollen wir für andere da sein.


Es gibt die Vorstellung, man diene nur dann richtig, wenn es einem möglichst stark weh tut. Gott hätte besonders Freude daran, wenn man sich plagt und abmüht. Ich glaube nicht, dass es so ist: Mit dem Gleichnis von den Talenten zeigt Jesus: Wir müssen nur dafür Rechenschaft ablegen, was Gott uns an Talenten gegeben hat. Das Gleichnis zeigt aber auch: Wir haben mit unseren Gaben eine große Verantwortung bekommen. Unsere Gaben sind Programm: Bitte, mach etwas daraus - aber so, dass es auch anderen dient.
Die Gaben sind sehr unterschiedlich: Es gibt Leute, die gerne zuhören, Menschen Verständnis zeigen und trösten können. Andere können mit ihrer fröhlichen Art Leute anstecken und ihnen Mut machen. Wieder andere haben eine Gabe, eine Situation klar zu sehen, Probleme aufzudecken und treffende Ratschläge zu geben. Es gibt Leute, die praktisch veranlagt sind: Sie lieben es im Haushalt oder im Garten etwas anzupacken, zu flicken, oder beim Umzug zu helfen. Es gibt Leute mit einer ästhetischen Ader, die gerne schmücken und dekorieren. Dann gibt es Leute, die einen starken Sinn für Gerechtigkeit haben, die sich für die Schwächeren engagieren und in der Gesellschaft aktiv werden. Etwas Ähnliches ist es, wenn Leute für die Wahrheit einstehen, wenn sie z.B. gerne Leserbriefe schreiben, um auf Missstände hinzuweisen. Bei anderen schlägt das Herz für die Umwelt. Es gibt auch Leute, die können schwierig Sachverhalte gut verstehen und anderen erklären. Gewisse haben die Gabe, beharrlich für Leute zu beten, immer wieder.

Dies nur als kleine Auswahl. Viele Leute wissen, was ihre Gaben sind. Viele wissen vor allem, was sie nicht können. So oder so lohnt es sich, über die eigenen Gaben nachzudenken, um besser für andere da zu sein.


I. 3. Dienen mit Geld

Dienen mit dem, was man hat. Dazu gehört auch das Geld. Und das ist ein heikles Thema - gerade in unserer reichen Schweiz. Mein Kollege hat mal an einer Konfirmation über das Thema gepredigt und konkret vorgeschlagen, wie die Leute spenden sollen. Dafür hat er viel Kritik geerntet. Dies zeigt für mich, dass man mit Vorschlägen vorsichtig sein soll. Doch das Thema ausklammern dürfen wir nicht. Auch mit unserem Geld sollen wir für andere da sein. Paulus schreibt: "Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb" (2 Kor 9,7).


Viele Christen haben ein latent schlechtes Gewissen: Sie haben mehr oder weniger viel Geld und haben das Gefühl, sie sollten damit mehr für Gott tun. Doch sie können sich nicht so richtig überwinden, frei und fröhlich zu spenden. Vielleicht gibt's auch solche, die mal viel geben, und auf einmal das Gefühl haben, dass sie ihren finanziellen Rahmen gesprengt haben.
Ich persönlich gehöre manchmal zu dieser, manchmal zu jener Kategorie. Dabei hab ich mir oft gedacht: Es wäre so einfach: Über die Bücher gehen und schauen, wie man finanziell dasteht und was am Ende des Monats hereinkommt. Dann überlegen: Wie viel bin ich bereit zu geben? Dieses Geld kann man dann einplanen bzw. aufteilen: Wie viel möchte ich im Monat in die Kollekte geben? Was möchte ich einer Hilfsorganisation geben? Ich würde eine oder maximal zwei Organisationen unterstützen, die sich für Not leidende oder verfolgte Menschen einsetzen. Vielleicht mit einem Dauerauftrag. Schließlich würde ich auch noch etwas Geld einplanen für spontane Hilfe, z.B. um einem Obdachlosen Essen zu kaufen. Ich würde soviel Geld einplanen, wie ich mit gutem Gefühl geben kann. Hauptsache, dass ich es gerne mache.
Gewiss: Spenden darf auch wehtun. Sie kennen die Geschichte mit dem Scherflein der Witwe: Während andere aus ihrem Überfluss geben, gibt sie alles, was sie zum Leben nötig hätte (Mk 12,41-44). Ich plädiere nicht dafür, dass wir unweise alles geben, was wir haben. Doch vielleicht können wir einmal bewusst auf etwas verzichten, um das Geld an Bedürftige zu geben: Einmal zuhause essen statt auswärts, ist eine kleine Idee. Eine andere Idee wäre, bei einer größeren Beschaffung, ein etwas einfacheres Modell zu wählen und die Differenz zu spenden.
Wichtig ist bei all dem, dass man es gerne macht. Gott kann einen da auch helfen, kreativ zu sein und Opfer in Kauf zu nehmen.
II. 1 Dienen in der Gemeinde

Wir kommen zum 2. Teil: Wo sollen wir für andere da sein? Wenn in der Bibel vom Dienen und von Gaben die Rede ist, dann immer in Bezug auf die Kirche und Gemeinde. Sie kennen das Bild des Leibes, das für die Gemeinde gebraucht wird (1 Kor 12,12-30). Und dieses Bild besagt, das jeder eine Aufgabe hat, damit die Gemeinde als ganze gedeiht.


Jeder einzelne von uns trägt Verantwortung für die Gemeinde. Vielleicht müssen Sie Ihr Bild von Gemeinde da revidieren. Viele denken nämlich: Da sind doch die Pfarrer und die andere Angestellten. Sie sollen für die Gemeinde schauen. Klar tragen sie eine besondere Verantwortung und arbeiten mehr für die Gemeinde als die Freiwilligen. Doch die Angestellten können unmöglich für alle da sein. Es braucht das Engagement jedes einzelnen, damit die Gemeinde lebendig wird, damit man für alle da sein kann und jeder Beachtung bekommt.
Gott sei Dank erlebe ich immer wieder, wie Gemeindeglieder füreinander da sind, einander begleiten und helfen, Kranke besuchen, Traurige trösten, Schwachen Mut machen. Und wenn wir Oase haben, dann sind viele helfende Hände da, die anpacken beim Raumrichten, Auftischen und Abräumen - vom Team gar nicht zu reden, das sich jedes Mal engagiert und den Abend vorbereitet.
Es ist gut, wenn Sie sich auch da Gedanken machen: Was soll mein Dienst sein für die Gemeinde? Da sollten sie auch Ihre Gaben im Blick haben. Es müssen nicht besondere Aufgaben sein. Man kann sich auch vornehmen, beim Kirchenkaffee behilflich zu sein. Oder auf neue Gesichter zuzugehen. Oder allgemein Leute zu fragen, wie es ihnen geht und bewusst zuzuhören. Es kann auch sein, dass Sie schon eine Person aus der Gemeinde haben, die Sie begleiten.

Gerne können Sie sich auch neue Ideen für Dienste einbringen. Ein großer Bedarf besteht übrigens beim Besuchen von Leuten. Wenn Sie Freude daran haben, melden Sie sich. Seit ich 80 % arbeite, komme ich noch weniger dazu. Wer meint, er können nicht mehr viel beitragen, der kann beten: für die Gemeinde und für einzelne Leute - nicht zuletzt für Gemeindeglieder, die es schwer haben. Dieser Dienst im Verborgenen ist einer der größten Dienste.


Noch ein Gedanke: Der Dienst für die Gemeinde darf nicht auf Kosten der Familie gehen. Für unsere engsten Angehörigen tragen wir eine besondere Verantwortung. Niemand kann unsere Rolle als Ehepartner, als Mutter oder Vater, als Kind ersetzen. Nehmen wir darum diese Verantwortung auch ernst.
II. 2 Dienst in der Gesellschaft

Unser Dienst für andere darf nicht aufhören an der Grenze der Familie oder der Gemeinde. Wenn wir nur für die Unseren da sind, werden wir ein exklusiver Klub. Die Gefahr eines Rückzugs aus der Gesellschaft in die heilere Welt der Gemeinde und Familie ist latent immer da. Jesus dagegen betet zum himmlischen Vater für seine Jünger: "Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt." (Jh 17,18) Die Welt meint den Bereich außerhalb der Gemeinde und Kirche. Dort sollen wir die Liebe Gottes bezeugen und das Licht der Welt sein (Mt 5,14), indem wir für andere da sind.


Die Gesellschaft ist dringend auf den Dienst der Christen angewiesen. Wenn wir uns vor unserer Verantwortung in der Gesellschaft drücken, geben wir damit indirekt zu verstehen: Eigentlich spielt der Glaube für die Gesellschaft keine Rolle. Er ist keine prägende Kraft. Wenn wir uns aber für Menschen "draußen" engagieren, dann zeigen wir damit: Der Glaube ist relevant für die Welt. Die Liebe Jesu Christi hat die Kraft, die Gesellschaft zu verändern.

Dass es so ist, zeigen großartige Beispiele wie Albert Schweitzer, der mit seinem Spital in Lambarene in Gabun in Afrika Hunderttausenden von Einheimischen geholfen hat. Auch das Werk von Mutter Theresa in Kalkutta ist für viele Menschen ein Begriff. In der Schweiz hat Pfarrer Sieber Großartiges geleistet. Dadurch ist die Kirche für viele wieder relevant geworden.


Albert Schweitzer hat gesagt: Jeder soll sein Lambarene haben, also einen Ort, wo er sich einsetzt für die Gesellschaft, besonders für die Schwachen und Armen. Von der einfachen Nachbarschaftshilfe, über ein Engagement in einem gemeinnützigen Verein im Limmattal oder in der Schweiz, bis hin zur regelmäßigen Spende und Gebet für ein Hilfswerk in der 2. oder 3. Welt. Überlegen Sie sich auch da: Für welche Menschen schlägt Ihr Herz besonders? Randständige, Behinderte, arme Familien in der Schweiz? Sozial Schwache im ehemaligen Ostblock? Verfolgte Christen in arabischen oder kommunistischen Ländern? Aidswaisen in Afrika, unterdrückte Frauen, vom Klimawandel betroffene Bauern, ausgebeutete Landarbeiter um nur einige Beispiele zu nennen. Wie Sie wissen, unterstützen wir von der Gemeinde aus drei Projekte: den Bau von Schulen für die Unberührbaren in Indien, ein Spital in Äthiopien und eine Schule für Mittellose in Peru. Zu diesem letzten Werk hören Sie noch Ausführungen bei der Kollekte. Gerne können Sie gerade eines dieser Werke unterstützen - mit Beten und mit Spenden.

Mit dem Engagement in der Welt werden wir Christen sichtbar und erlebbar für die Menschen in der Gesellschaft.


II. 3. Dienen wenn sich die Gelegenheit bietet.

Sie kennen die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Als er den zusammengeschlagenen, blutenden Mann an der Straße sah, überlegte er nicht lange, sondern half sofort. Er dachte nicht darüber nach, ob er motiviert ist oder Zeit hat, ob er die Gabe hat, Wunden zu verbinden, ob es finanziell noch drin liegt, ob er in dieser Woche schon genug Gutes getan hat, ob er einem Ausländer überhaupt helfen soll und was wohl die anderen dazu meinen. Er ließ sich von der Not berühren und gab alles für den verletzten Mann.



Ich habe bisher gesagt, dass wir uns überlegen und festlegen sollen, wo und wie wir für andere da sein wollen. Und das ist gut so. Doch nebst der geplanten muss die spontane Hilfe immer Platz haben. Es ist ja oft das Besondere an der Not, dass sie plötzlich auftaucht und man im Moment dringend auf andere angewiesen ist. In der Lesung haben wir gehört, dass wir im Gericht danach beurteilt werden, ob wir Menschen in der Not geholfen haben. Bestimmt meint Jesus da nicht nur spontane Hilfe, aber auch.
Es braucht keine besondere Gabe, um einen Alleinstehenden anzurufen, einem Sorgevollen zuzuhören, einen Kranken zu besuchen, einen, der in einen finanziellen Engpass gekommen ist, Geld auszuleihen, einem Fremden den Weg zu weisen, bei einem Unfall Hilfe zu leisten. Hier geht's nur darum, die Not des anderen wahrzunehmen und sich von der Liebe Gottes bewegen zu lassen. Achten Sie darum auf die Gelegenheiten, für andere spontan da zu sein.
Gott gebe uns allen die Liebe, dass wir für andere da sind, im Gebet, mit unseren Gaben, mit unserem Geld, in der Gemeinde, in der Gesellschaft und wenn sich uns die Gelegenheit dazu bietet.
Und wir haben die wunderbare Verheißung Jesu: Was wir dem geringsten unserer Mitmenschen tun, das tun wir ihm persönlich. Amen


Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©atelim.com 2016
rəhbərliyinə müraciət