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Dr. Thomas Popp Maria Magdalena ist eine herausragende Frau im frühen Christentum. Dementsprechend erzählen alle vier Evangelien von ihr. Dabei ist sie vor allem im vierten Evangelium eine Leitfigur mit Führungsfunktion


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Zum Leben finden - Maria Magdalena (Juni 2004)

Dr. Thomas Popp

Maria Magdalena ist eine herausragende Frau im frühen Christentum. Dementsprechend erzählen alle vier Evangelien von ihr. Dabei ist sie vor allem im vierten Evangelium eine Leitfigur mit Führungsfunktion. In keinem anderen Evangelium wird ihr so eine intensive Begegnung mit Jesus gewidmet, eine Begegnung, in der sie zum Leben findet. Leben - das bedeutet bei Johannes immer erfülltes Leben, sinnvolles Leben, göttliches Leben.



Zur Einstimmung

Als Einstieg in das Thema "Zum Leben finden" eignet sich das Gespräch zu folgenden Lebensworten:



  1. Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt - die meisten Menschen existieren nur.
    Oscar Wilde

  2. Weise Lebensführung gelingt keinem Menschen durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll.
    Seneca

  3. Zur Höhe des Lebens erhebt sich nur, was auch in die Tiefe wächst.
    Peter Klever

  4. Bei dir, o Gott, ist die Quelle des Lebens.
    Psalm 36,10

  5. Wie du beim Sterben gelebt zu haben wünschest, so solltest du jetzt schon leben.
    Mark Aurel

  6. Dieses Leben ist die Chance, die Gott uns gibt - es ist kein leidiges Durchgangsstück, sondern prall gefüllt mit Gottes schönen Gaben.
    Walther Eisinger

  7. In dem Augenblick, da ich Gott die Hand gab und ja zu ihm sagte, wurde mir der Sinn des Lebens klar.
    Dag Hammarskjöld

  8. Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat sein Leben einen Sinn gehabt.
    Alfred Delp

  9. Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
    Mark Twain

  10. Jedes Leben hat Sinn, jeder Mensch strebt zutiefst danach, diesen Sinn zu verwirklichen, und leidet, wenn er ihn verliert.
    Viktor E. Frankl


Welches Wort spricht Sie am meisten an? Warum?

Maria Magdalena - einführende Gedanken

"Die Freundin Jesu - Maria Magdalena" - unter dieser Überschrift hat die Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel in ihrem Buch zur Gottesfreundschaft dieser frühchristlichen Frau ein ganzes Kapitel gewidmet. Mit dieser Würdigung befindet sie sich in guter Gesellschaft mit dem vierten Evangelisten, der dieser Frau in nächster Nähe zu Jesus eine eigene Osterszene zuschreibt (Joh 20,1-18). Bevor wir uns diese berührende Begegnung näher anschauen, versuchen wir, durch einen Blick auf den neutestamentlichen Befund unser Bild von dieser schillernden Frau zu klären.



Maria Magdalena - eine begüterte Singlefrau

Bis heute ist sie für viele die "große Sünderin". Aber die große Sünderin, von der Lukas erzählt (Lk 7,36-50), und Maria Magdalena sind nicht - wie oft in der Kirchengeschichte geschehen - in einen Topf zu werfen. Diese Verwechslung lag insofern nahe, dass unmittelbar auf die Erzählung von der großen Sünderin die Berufungsgeschichte von Maria Magdalena folgt (Lk 8,1-3). Ins Reich der Fantasie gehört auch die Vorstellung, sie sei mit Jesus verheiratet oder zumindest seine Geliebte gewesen. Dafür lässt sich kein einziger biblischer Beleg finden.

Wie ihr Name "Maria, genannt Magdalena" (Lk 8,2) verrät, war sie aller Wahrscheinlichkeit nicht bzw. nicht mehr verheiratet. Denn ihr Name wird nicht wie bei verheirateten Frauen üblich durch den Namen des Ehemanns, sondern durch ihren Herkunftsort konkretisiert. Sie kommt aus derselben Gegend Galiläas wie Jesus, aus Magdala, einer damals florierenden Stadt am Westufer des Sees Genezareth.

Maria aus Magdala zählte zu einer Gruppe begüterter Frauen, die zusammen mit dem Jüngerkreis Jesus auf seinen Wanderungen nachfolgte und dieser Männergruppe finanziell unter die Arme griff (Lk 8,3). Zwischen der Nachricht über ihre bedeutende Rolle in der Jesusbewegung nach ihrer Heilung und der Kreuzigung von Jesus erfahren wir explizit nichts mehr von ihr. Erst unter dem Kreuz wird sie von drei Evangelisten namentlich wieder ins Bild gerückt (Mt 27,55f; Mk 15,40f; Joh 19,25-27; vgl. Lk 23,49).



Maria Magdalena - eine führende Persönlichkeit

Außerdem wird von allen vier Evangelien einhellig bezeugt, dass Maria Magdalena gewürdigt wird, Zeugin der Auferstehung von Jesus zu sein (vgl. Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Lk 24,1-12; Joh 20,11-18). Da ihr Name immer zuerst genannt wird, können wir annehmen, dass sie eine privilegierte, leitende Rolle gespielt hat. Sie gehört zu den Menschen, die Jesus schon zu seinen Lebzeiten besonders nahe standen und auch in der Zeit nach Ostern in der sich herausbildenden Kirche eine führende Stellung einnahmen. Auf diese Führungsrolle wird sie durch eine einzigartige Begegnung vorbereitet (Joh 20,11-18).



Vorspiel

Die anrührende Erzählung, wie der Auferstandene Maria Magdalena begegnet (20,11-18), wird dadurch eingeläutet, dass sie in aller Frühe, "als es noch dunkel war" (20,1), zum Grab geht. Völlig überrascht findet sie das Grab leer vor und erzählt sichtlich irritiert dem Lieblingsjünger und Petrus davon (20,1f). Selbst nach dem Wettlauf zum Grab (20,3-10) können die beiden Führungspersönlichkeiten ihr das Unerklärbare nicht deuten. Nach diesem rasanten Zwischenspiel sucht sie erneut den Ort mit dem leeren Grab auf, der nun für sie zu einem einzigartigen Offenbarungsort wird.



Begegnung im Garten

Was dem Lieblingsjünger und Petrus zunächst nicht zuteil wird (20,3-10), widerfährt Maria Magdalena. Zu Beginn der neuen Woche kommt es zu einer enthüllenden Begegnung im Garten, die für sie zu einem Neuanfang wird (20,11-18). Maria begegnet dem Auferstandenen in dem Garten mit dem Felsengrab. "In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten wurde sie erlöst." So schreibt der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662). Die ganze Passionsgeschichte ist umspannt von zwei Gartenszenen. In einem Garten wurde Jesus verhaftet (18,1-11), in einem Garten wurde er begraben (19,38-42). In diesem zweiten Garten wird Maria auch den Gekreuzigten und Auferstandenen treffen, der sozusagen von Garten zu Garten schreitet und dieser Frau und mit ihr uns Schritt für Schritt die Augen öffnet.



Sehen und nicht glauben

Zunächst sieht sie im Morgengrauen aus der Distanz den von der Gruft entfernten Stein (20,1). Nun macht sie sich klein, bückt sich in das geöffnete Grab hinein und sieht zwei Engel an der Stelle, wo der Leichnam gelegen hat (20,11f). Nach ihrem Lauf zur Gartengruft steht sie wie angewurzelt da und weint. Sie verschluckt ihre Tränen nicht, unterdrückt nicht die Sprache ihres Herzens, rationalisiert nicht, sondern lässt ihren Trauergefühlen freien Lauf. Von daher verwundert es auch nicht, wenn sie in dieser Situation keinen klaren Kopf bewahrt. Die Engel fragen sie (20,13): "Frau, warum weinst du?", woraufhin sie antwortet: "Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin sie ihn legten."

Für Maria deutet das leere Grab nicht die Auferstehung an, sondern sie geht davon aus, dass die Leiche von Jesus geraubt wurde. Sie ist so auf den Tod fixiert, dass ihr die Lebensbedeutung der Engel verschlossen bleibt. Aber immerhin muss sie ihren Kopf heben, ihre Ohren zum Hören und ihren Mund zum Reden öffnen. Ihre Verschlossenheit wird ein Stück weit geöffnet, indem sie aufgefordert wird, vom Grund ihrer abgrundtiefen Trauer zu sprechen. Allerdings geht ihr nicht auf, dass die Engel Boten der Auferstehung ihres geliebten Herrn sind.

Gab und gibt es "Engel" in meinem Leben, Menschen, die mich begleiten, bei denen ich mich aussprechen kann? Erzählen Sie einander, wenn Sie möchten, Ihre Engelerfahrungen.

Sehen und immer noch nicht glauben

Dann nimmt die Begegnung eine erste entscheidende Wendung. Durch das Benennen ihrer Trauer wird sie wieder beweglich. Ihr Blick verlässt das Grab mit den Engeln und fällt auf Jesus. Sie wendet sich um und sieht ihn dastehen, ohne ihn zu erkennen (20,14). Daran ändert sich auch nichts, als er sie zum ersten Mal anspricht (20,15): "Frau, warum weinst du? Wen suchst du?" "Weil sie meint, es sei der Gärtner, sagt sie zu ihm: Herr, wenn du ihn weggetragen hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast, und ich werde ihn holen." Es ist das dritte Mal, das sie den Verlust ihres geliebten Meisters beklagt. Nachdem sie ihren Kummer bei dem Lieblingsjünger und Petrus (20,2) sowie den Engeln (20,13) zum Ausdruck gebracht hat, ist es nun der Auferstandene selbst, der ihr Leid hört. Wäre es nicht so ernst, man könnte darüber schmunzeln - und im nachösterlichen Rückblick ist ein Osterlachen angesichts dieser Verwechslungsszene durchaus angebracht: Sie hält den Auferstandenen für den Gärtner. Obwohl der Lebende vor ihr steht, möchte sie den Leichnam zurückholen.



Gab es eine Situation, wo ich zunächst auch nicht erkannt habe, dass Jesus mir begegnet ist?

Gesehen werden und glauben

Jetzt erst lüftet Jesus den Schleier, der über Marias Augen liegt. Er sagt zu ihr (20,16): "Maria!" Dieses eine wirkmächtige Wort reicht, um in ihr eine erneute, nun erhellende Wendung hervorzurufen. Sie wendet sich um, nachdem sie mit dieser ihr so vertrauten Stimme angesprochen worden ist. Eine wunderbare Verwandlung geschieht. Ihre Trauer wird in überschwängliche Freude gewendet (20,16): "Sie wendet sich um und sagt hebräisch zu ihm: Rabbuni! Das heißt Meister."



An dieser Stelle empfiehlt sich die von der Mystikerin Teresa von Avila geschätzte geistliche Übung "Spüre seinen Blick":

"Sieh, dass er dich ansieht. Sieh, dass er dich liebevoll und demütig ansieht. Nimm ernst, dass Jesus dein Diener geworden ist, der dir die Füße wäscht und sein Leben für dich, seinen Freund, seine Freundin, lässt. Spüre die Liebe in seinem Blick und wie er dich liebevoll bei deinem Namen nennt. Stelle dir vor, dass Jesus so vor dir steht und dich anblickt. Spüre seinen Blick ..."



Die Kunst des Loslassens

Kaum hat Maria Jesus wiedererkannt, muss sie ihn schon wieder loslassen. "Halte mich nicht länger fest, lass mich los", sagt der umsichtige göttliche Seelsorger zu ihr (20,17). In der Lutherübersetzung klingt das härter, nahezu abweisend: "Rühre mich nicht an!" Doch es spricht vieles dafür, dass Maria Magdalena ihrem nun wieder vertrauten Freund voller Liebe umarmt hat. So gesehen erweisen sich die in gängigen Übersetzungen grob klingenden Worte von Jesus als feinfühlig. Geradezu behutsam bereitet er Maria auf die Zeit seiner körperlichen Abwesenheit vor.



Gemeinschaft des Geistes

Jetzt ist es aber an der Zeit, die körperliche Umarmung zu lösen und sich auf eine neue Beziehung zu dem Auferstandenen einzustellen (20,17): "Halte mich nicht länger fest. Denn ich bin noch nicht hinaufgestiegen zum Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott." Jesus ist zwar schon auferstanden, aber seine Himmelfahrt steht noch aus. Sie ist die Voraussetzung, um anschließend noch einmal vom Himmel auf die Erde zu kommen und seinen Freundinnen und Freunden den Geist zu geben (20,19-23). Im Geist wird er bis zu seinem endgültigen Wiederkommen bei ihnen sein.



Sehen und weitersagen

In der Kraft des Geistes wird Maria Magdalena frei, Jesus, wie sie ihn bisher kannte, loszulassen und ihn lieben zu lernen, ohne ihn körperlich zu sehen (vgl. 20,29). Das Kennzeichen dieser Freundschaft ist nicht Abhängigkeit, die den Anderen festhält, sondern freimachende Zuwendung. Am Ostermorgen bekommt sie den Auftrag, als "Apostolin der Apostel" den davongelaufenen Jüngern die Auferstehungsbotschaft weiter zu erzählen (20,18): "Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt."



Was habe ich heute im Hauskreis in der Begegnung mit dieser biblischen Geschichte gesehen? Was möchte ich am liebsten weitererzählen?

Umsetzung in Körpersprache

Lesen Sie zunächst die Textpassage 20,1f.11-18 mindestens zweimal in verteilten Rollen (Erzähler; Engel; Maria Magdalena; Jesus). Achten Sie dabei besonders auf die beschriebenen Bewegungen. Diese Begegnungsgeschichte zwischen Maria Magdalena und dem Auferstandenen ist voller Wendungen und Wandlungen. An den mitgeteilten Körperhaltungen lässt sich ihre innere Bewegung ablesen: Kommen - laufen - stehen - sich hinein beugen - umwenden - umwenden - festhalten - kommen.

Suchen Sie sich die Haltung aus, die Ihrer momentanen Befindlichkeit am ehesten entspricht. Stellen Sie sich dann im Kreis auf. Eine/r beginnt, eine entsprechende Körperhaltung einzunehmen. Die Anderen fühlen sich in diese Haltung mit ein.

Nach dieser körpersprachlichen Einfühlung ohne Worte besteht Gelegenheit, sich über die Gesten im Gespräch auszutauschen.



Zu guter Letzt kann das Gespräch in ein Gebet einmünden:

Herr, wo bist du? Wo bist du geblieben? Wo haben sie dich hingelegt? ...


Ich stehe vor der Gruft und schaue zaghaft hinein und starre entsetzt in die Leere
und suche verzweifelt nach deinen Spuren, nach Spuren deines Lebens,
weil ich dich grüßen will, weil ich dich berühren will, weil ich dich sehen will ...
Und nun bist du nicht mehr da ...
Und ich setze mich vor dein Grab, traurig und weinend, verzweifelt und verlassen,
allein und einsam, und ich denke zurück:
Ich erinnere mich dessen, was du getan hast, in meinem Leben, im Leben anderer,
durch andere in meinem Leben, durch mich im Leben anderer;
ich lasse die Bilder deines Handelns in mir vorüberziehen:
Bilder der Freude und der Not, Bilder deiner Nähe und deiner Ferne,
Bilder deiner unendlichen treuen Liebe, und es ist,
wie wenn du da wärst, ganz nah, ganz wirklich, wie früher. -
Und dann schrecke ich auf: Ich finde mich vor dem leeren Grab,
ich starre in die dunkle Gruft, und du bist nicht mehr da ...
Und da, wo ein leeres Grab gähnt, wo Dunkelheit mich einfängt,
wo feuchte Kälte mich umgibt, da wo keine Zukunft mehr zu sein scheint,
da rufst du mich bei meinem Namen:
nicht aus dem leeren Grab - aus dem Leben!
nicht aus der Dunkelheit - aus dem Licht!
nicht als Leichnam - als der lebendige Herr!
nicht im Tod - in der Auferstehung!
So zeigst du dich mir neu und ganz anders,
und ich staune, und ich weine, und ich jauchze,
weil du dich mir neu schenkst, ganz anders,
noch reicher - mein Herr und Gott!

Ruth Meili


aus: Mein Herr und mein Gott.
Meditationen und Gebete zu biblischen Texten,
Schwanberger Reihe 10

Da in unserer Geschichte Engel eine wichtige Rolle spielen, passt es gut, zum Abschluss gemeinsam Luthers Abendsegen zu beten.

Pfarrer Thomas Popp


Amt für Gemeindedienst in der Ev.-Luth. Kirche in Bayern
Sperberstr. 70
90461 Nürnberg


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