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Spiritualität im Gespräch im Dom-Forum Köln am 27. Oktober 2009 Reinhold Schneider – der Mensch auf der Schwelle oder absteigen


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Spiritualität im Gespräch

im Dom-Forum Köln

am 27. Oktober 2009
Reinhold Schneider – der Mensch auf der Schwelle
oder ABSTEIGEN
hinunter in die Krypta des Glaubens“

Trompetenimprovisation über „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Hans Leo Hassler
Leben
Am 13. Mai 1903 wird Reinhold Schneider in der Kurstadt Baden geboren, seine Eltern führen dort das renommierte Hotel Messmer.

Als durch den Ersten Weltkrieg bedingt das Hotel von den Eltern nicht mehr gehalten werden kann aus finanziellen Gründen, verlässt Schneiders Mutter die Familie, sein Vater erschießt sich kurz nach Reinholds 19. Geburtstag. Er selbst unternimmt einen Suizidversuch, der jedoch scheitert. Er wird später mitteilen, dass er vom Vater die Schwermut, von der Mutter die Unrast übernommen hätte.

Nach einer kaufmännischen Ausbildung in Dresden beginnt eine (platonische) Lebensfreundschaft mit Anna Maria Baumgarten. Die Lektüre von Miguel de Unamuno wird entscheidend für seine innere Entwicklung (Reise nach Portugal, Besuch des Escorial, Eintauchen in die abendländische Tradition und ein tieferes Verstehen des Geschichtlichen). Daraus erwächst seine Hinwendung zum Katholizismus (erste Annäherung etwa ab den 1930er Jahren).

Ab 1928 lebt er (oft äußerst karg) als freier Schriftsteller.

Heftige Ablehnung des Nationalsozialismus, nach Berichten aus dem KZ Dachau geht Schneider in die innere Emigration. Zahlreiche Schriften gegen das totalitäre und faschistoide System, in Sonetten und durch rückwärts verfasste Geschichtswerke getarnt (in Dramen, Erzählungen und Geschichtswerken/ Biographien) gegen den Wahn seiner Zeit – prophetisch! (Rückwärtsgewandte Prophetie).

Ab 1938 in Freiburg (Wohnung in der Mercystr. 2) Mitglied des „Freiburger Kreises“. Es erscheint die Szenenfolge „Las Casas vor Karl V“, ein meisterhaftes Werk gegen Unterdrückung, Rassenwahn und pervertierte Religiosität – getarnt durch Rückverlegung in die Konquistadorenzeit.

Im Krieg werden seine Sonette und seine Betrachtungen etwa zum „Vater Unser“ zur Trostnahrung für viele Soldaten. Seine Sonette und Aufsätze gegen Größenwahn und Krieg unter dem Titel: „Das Gottesreich in der Zeit“ erscheinen subversiv bis zum Kriegsende auf billigstem Papier im Alsatia-Verlag im elsässischen Colmar. Im Frühjahr 1944 durchsucht die Gestapo seine Freiburger Wohnung; Schneider hält sich in einem evangelischen Stift versteckt; eine Anklage wegen Hochverrates 1945 kommt nur durch das Kriegsende nicht mehr zur Verhandlung.

Nach dem Krieg erfährt Reinhold Schneider als Person und in seinem Werk zunächst hohe Achtung; zahlreiche Preise und die Aufnahme in bedeutende Akademien von Kunst und Wissenschaft folgen.

Aus tiefem Gewissensentscheid widersetzt er sich, als Christ und gläubiger Katholik, massiv mit allen literarischen Mitteln der Wiederbewaffnung Deutschlands.

Da seine Schriften hierzu auch in sogenannten „linken“ Blättern erscheinen, wird er beruflich und vom katholischen Establishment völlig isoliert und denunziert. Viele sog. „Freunde“ verlassen ihn.

Er erhält 1956 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Literarisch wird er zunehmend abgelehnt und in Stil und Fragestellung als „überholt“ auch von der sog. „Trümmerliteratur“ und der aufstrebenden Gruppe 47 ignoriert als „katholischer“ Schriftsteller mit Bekenntnis.

Zeitlebens ein (auch körperlich) leidender Mensch, wirft ihn ein Aufenthalt in Wien in seinen tieferen Überzeugungen und Grundfesten nahe an den völligen persönlichen Abgrund. „Winter in Wien“, sein letztes Werk gibt davon erschütterndes Zeugnis. Sein Leiden an Kosmos, Natur und Geschichte, schonungslos deren Verfalls- und Zersetzungszusammenhänge illusionslos und wahrhaftig (ohne Verdrängung) sich aussetzend, wird dieses Buch zu einem letzten Aufschrei nach GOTT, den er, im eigenen Empfinden gottverlassen wie Jesus in der Ölbergagonie, nicht lässt.

Nach einem Sturz stirbt Reinhold Schneider am 6. April 1958. Es ist ein Ostersonntag.


Schneider schreibt über sich selbst im autobiographischen Werk „Verhüllter Tag“ im Jahr 1954:
„Der Weg vom tragischen Nihilismus zum Glauben, von der Bindungslosigkeit zu Bindungen, von der subjektiven Verlorenheit in das Geschichtliche; der Versuch, beendeter Tradition einen letzten Wert zu geben und wenigstens die Schlüssel verbrannter Häuser zu wahren, Zeichen zu retten und mit ihnen die Wirkung auf die innerste Gestalt; dies allein soll zur Darstellung kommen. Die Anfechtung wird dem Glauben einbezogen – auf jede Gefahr; eine gewisse Erbschaft der Spaltung, Düsternis, ein Zug hinab, wenn nicht in den Orkus, so doch in das dunkle Reich solcher Last – (…) können nicht geleugnet werden; die Frage ist und bleibt, ob ihnen ein Wert abgerungen, ob auch in ihnen ein Auftrag gesehen werden kann. (…) Ohne einen Blick in den Abgrund der Verzweiflung ist das Zeitalter nicht zu verstehen. (…) Die Zeit ereignet sich in uns.“ (Reinhold Schneider, Verhüllter Tag (= Bibliothek Suhrkamp 685). Frankfurt/M. 1980, S. 9 f.)
Werk
In einem Beitrag für die Düsseldorfer Katholische Wochenzeitung „Michael“ schreibt Reinhold Schneider am 17. Mai 1953:
„Geschichte ist das Walten des verborgenen Gottes…“ – und Schneider beschreibt darauf seinen eigenen Weg, geprägt vom Denken Schopenhauers über Nietzsche vom tragischen Pessimismus zur Begegnung mit den Schriften Unamunos, diesem radikalen Existentialisten, dem es darum ging, „das Gefühl zu denken und den Gedanken zu fühlen“ (Vgl. Schneider, Unamuno. Zu seinen Briefen : Reinhold Schneider, Dem lebendigen Geist, a.a.O., S. 13.) : „Er hat mein Leben verändert. Nicht der Denker war es, sondern der zugleich von der Mystik geprägte tragische Existentialist.“ Von dort her geht ihm das Gewicht der Geschichte auf, die dieses nur bergen kann im Horizont Gottes, ohne dessen erahnte Gegenwart Geschichte (zumal solche nach den Erfahrungen des 1. und 2. Weltkrieges und des unermesslich schuldigen Faschismus und Totalitarismus) in ein dumpfes „NIHIL“ fällt. Schneider schreibt: „Leben war nur noch möglich vor dem letzten Ernst. Ich fand Halt und Führung in den Schriften der hl. Teresa von Avila und des Johannes vom Kreuz.“ (Zitate in: Reinhold Schneider. Leben und Werk im Bild (= it 318), Frankfurt/M. 1977, S. 30 ff.)
Um diesen sperrigen Kern kreist das Werk Schneiders seit seinen eigenständigen Anfängen um das Jahr 1928 bis zum Werk dunkelster Kryptik des „Winter in Wien“.

Ein Roman „Die silberne Ampel“ (1936), eine Vielzahl von Erzählungen, herausgehoben seien „Las Casas vor Karl V.“ (1938) mit seiner, für wach lesende Augen, unverhohlenen Kritik am Machtmissbrauch aller totalitären Regime und somit ein Werk des Widerstandes gegen den deutschen Faschismus und Nationalsozialismus; Schneider schreibt in einem Brief an Otto Heuschele „der Las Casas sei mein Protest gewesen gegen die Verfolgung der Juden…“(zitiert nach: Reinhold Schneider. Leben, a.a.O., S. 103), sowie „Die dunkle Nacht“ (1943).

Von seinen Dramen „Der große Verzicht. Szenen aus dem 13. Jahrhundert“ von 1950 (als Hörspiel 1954), in dem er einen Papst zeigt, der sich dem Machtapparat des Vatikan entgegen zu stellen versucht und daran doch scheitern muss (Coelestin V.; ein einfacher Mönch auf dem Stuhl Petri). Ein ähnliches Thema in „Innozenz und Franziskus“ (1953) – über das Wesen und die Gestalt der Kirche zwischen Armut der Nachfolge Jesu Christi und geistlich-weltlicher Macht und Einflussnahme.

Seine Sonette (zwischen 1939 und 1954), die, zunächst für viele Soldaten, wie geistliches Trost-Brot sind an der Front und im Kriegswahn Deutschlands.

Zahlreiche Schriften zur Literatur und Kunst und seine historischen Stoffe über Spanien, Portugal, Britannien, Deutschland, die Hohenzollern münden und gipfeln immer wieder im Themenkreis um „Macht und Gnade“ (1940), in der Auseinandersetzung um die Erfahrung des Wirkens und zugleich um die Erfahrung des „Fehl Gottes“ in der Geschichte. Sammelbände wie „Pfeiler im Strom“ (1958), Reisebücher und schließlich Autobiographisches („Verhüllter Tag“ 1954; Der Balkon (1957) und schließlich „Winter in Wien“ 1958) runden ein Werk, das lange wie in Vergessenheit schlummerte, bis der Insel-Verlag und hernach der Suhrkamp-Verlag ab 1977 in einer Werkausgabe in 10 Bänden Reinhold Schneider wieder deutlicher in der Aktualität seiner Grundthemen ins Gespräch brachten.

Hier tritt ein Denker und Dichter auf, der um die Fragen der Zukunft von Geschichte, Kosmos, Naturentwicklung, Technik und Zivilisation, vom europäischen Erbe her gesehen, in erstaunlicher Aktualität zeitigt, was die nötige Wiederfindung und Gestaltung eines spirituellen Fundamentes für Frieden, Entwicklung und Selbstbegrenzung des Menschengeschlechtes im Horizont globaler Verflechtungen unbedingt angeht.

In seinem Beitrag über Novalis wird dieser spirituelle Kern in höchster Verdichtung auf den Punkt gebracht. Schneider schreibt, Novalis zitierend: „ ‚Wahrhaftige Anarchie ist das Zeugungselement der Religion.’(Und er erläutert dies) „Auf dieser Einsicht ruht die ganze Hoffnung des Abendlandes; der Streit der Mächte kann nur geschlichtet werden vor einer dritten Macht, die wesentlich anderer Art ist als die sich zerfleischenden Erdenmächte.“ (Reinhold Schneider, Dem lebendigen Geist (= st 1419), Frankfurt/M. 1987, S. 140f.)

Diese dritte Macht ist geistlich zu finden in einer Religion (und im Christentum) als Friedenszentrum, radikal pazifistisch, nicht mehr bereit, Machenschaften des Krieges und der Völkerzerfleischung die Hand zu reichen.

In diesen Zusammenhang, den Schneider auch als Kampf versteht, als Ringen um ein neues Welt- und Selbstverständnis, das im Menschen sich zunächst austrägt, sieht er auch, ähnlich wie Romano Guardini mit seinen Werken „Das Ende der Neuzeit“ und „Die Macht“, die Selbstentfesselung der technischen Weltgestaltung als gravierende Bedrohung an.

Ein Gedicht (Sonett) von ihm heißt:


„Den Technikern
Ihr fasst die Dinge nüchtern in die Augen,

So wie sie sind, nicht größer, nicht geringer.

Ihr seid des Lebens rechnende Bezwinger

Und habt das Recht, es völlig auszulaugen!


Wie alle Dinge euren Zwecken taugen

Und jedem Druck sich fügen eure Finger!

Wie sie im Dienst der Heil- und Segenbringer

Sich finden, formen, hämmern, wählen, saugen!


Phantasien, die ihr seid! In euch entsprang

Die karge Welt, die ihr bestätigt findet!

Fort rollt von Untergang zu Untergang
Das Rad, und keiner greift ihm in die Felgen!

Ihr träumt die Nüchternheit! Ihr träumt und schwindet. –

Ich lieb’s, im Reich der Wirklichkeit zu schwelgen.“
(zitiert nach:

http://felix.unife.it/Root/Gedichte/Texte, S.49.)
Und das, was Schneider Wirklichkeit nennt, ist absolut konträr zu einem zweidimensional verfassten Weltverständnis, absorbiert allein im Hier von Raum und Zeit.

Er findet Antwort auf seinem drängenden Fragen, die der Mensch mit seinen Mitteln nicht zu lösen vermag zunächst in der Dimension des gekreuzigten Gottes:

„An dem dunklen Vorabend der zweiten europäischen Katastrophe, unter der ich unsäglich gelitten habe, erkannte ich das Kreuz über den Taten, Leiden, Verbrechen der Völker: einer so maßlos verschuldeten, so maßlos gepeinigten Welt ist die Antwort des Gottes vorbehalten, der sich kreuzigen lässt von seinen Geschöpfen; dem immer tiefer erniedrigten Menschen die Verkündigung unbegreiflicher Erhöhung: Gott ist, in des Menschen Gestalt, für ihn gestorben.“ So Schneider in: „Die Heiligtümer im Herzen“, einem Beitrag für „Der christliche Sonntag. Katholisches Wochenblatt. Freiburg am 23. September 1956“, zitiert nach: Reinhold Schneider. Leben und Werk im Bild, a.a.O., S. 37.

Dennoch ist dieser Fund, dieser gefundene Glaube immer gefährdet – und es treiben ihn die am und im Glauben Gescheiterten um. Im Buch über den Philosophen Fichte fasziniert ihn, wie er in „Verhüllter Tag“ schreibt, dessen „Scheitern an Gott.“ (S. Reinhold Schneider. Leben a.a.0., S. 87). Mit seinem protestantischen Freund Jochen Klepper vollzieht er voller Mitfühlen dessen Gang zum Abgrund und in seinem Vorwort zu Kleppers Tagebüchern spricht er, nach Kleppers Selbsttötung in der Ausweglosigkeit seines Geschicks in Nazideutschland im Blick auf seine jüdische Frau und die Tochter, von einer „Selbsttötung im Glauben“ als „ultima ratio“ des Glaubens selbst – und ist doch darin auch ganz nahe bei sich selber.

In seiner Festrede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1956, die Schneider mit „Der Friede der Welt“ übertitelt, bringt er die fast unlösbare Spannung seiner Existenz nochmals auf den Punkt: „Unsere Aufgabe ist: durch unser ganzes Sein und Wirken eine nach Tyrannis strebende Ideologie, eine höchst unzureichende auf längst überholten Voraussetzungen ruhende Auffassung von Mensch und Geschichte durch eine überlegene Erkenntnis und Haltung zu beantworten.“ (Zitiert nach: Reinhold Schneider. Leben, a.a.O., S. 175.)
Winter in Wien
Die große Elegie Reinhold Schneiders. Vom 5. November bis 6. März 1957/58 lebt Reinhold Schneider in Wien. Sein Tagebuch hierzu erscheint 1958. Es ist das Dokument einer Tiefenerschütterung. Nach seiner Rückkehr schreibt er, wenige Tage vor seinem Tod in einem Brief an Bergengruen: „Mir ist der Abschied von Wien schwergefallen; es ging Unermessliches an mir vorüber und mir durch die Seele; ich bin dem nicht mehr gewachsen, aber ich fühle mich ganz verändert und taste mich hier mühsam zurecht! Einer zersplitterten Welt kann ich nur Splitter bringen.“ (Zitiert nach: Reinhold Schneider Leben a.a.O., S. 194.)

Reinhold Schneider begegnet in diesen fragmentarischen Aufzeichnungen als Mensch auf der Schwelle zwischen Glauben, Glaubensnot und Glaubensverlust. Es geschieht ein Herausgleiten aus allen Gewissheiten, auch solcher der Sprache, mehr aber der Existenz; ein „Herausgleiten aus jeglichem Horizont“ (Reinhold Schneider, Winter in Wien. Aus meinen Notizbüchern 1957/58 (: Freiburg i. Br. 14/ 1984, S. 73.). Es bleiben tiefste paradoxe Formulierungen, mystisch, erschüttert bis in die Grundfesten – und doch darin in einer neuen Weise dessen, was Bischof Klaus Hemmerle „Die Frömmigkeit des Winter in Wien“ genannt hat. (Klaus Hemmerle, Die Frömmigkeit des Winter in Wien : Widerruf oder Vollendung. Reinhold Schneiders ‚Winter in Wien’ in der Diskussion. Freiburg u.a. 1981, S. 95-128.)

Schneider ist bis ins Mark erschüttert über die Zerstörungen in Geschichte, Natur und Kosmos, hinein geschnürt in einen dreifachen Kranz des Leidens. Dies schleudert ihn aus allen bisher errungenen Glaubensgewissheiten – und doch, in dieser Ausweglosigkeit und Agonie, bleibt er, völlig entleert, der brennende Frage des Glaubens, der Gottbezogenheit und tiefer noch, antwort- und resonanzlos, dem Beten treu. Er schreibt: „Beten über den Glauben hinaus, gegen den Glauben, gegen den Unglauben, gegen sich selbst, einen jeden Tag den verstohlenen Gang des schlechten Gewissens zur Kirche – wider sich selbst und wider eigenes Wissen -: solange dieses Muss empfunden wird, ist Gnade da: es gibt einen Unglauben, der in der Gnadenordnung steht. Es ist der Eingang in Jesu Christi kosmische und geschichtliche Verlassenheit, vielleicht sogar ein Anteil an ihr; der Ort vor dem Unüberwindlichen in der unüberwindlichen Nacht. Ist diese Erfahrung aus der Verzweiflung an Kosmos und Geschichte, die Verzweiflung vor dem Kreuz, das Christentum heute?“ (Reinhold Schneider, Winter in Wien, a.a.O., S. 261.)

Es bleibt eine Restahnung von Glauben, Glauben im Fragment, solidarisch mit prophetischen Leidensfiguren wie der des Jeremias der heiligen Schrift, im Verdunkeln des Gottesgeheimnisses das Nachtlicht des Gottesgeheimnisses. IM GOTTES-ENTZUG EINE LETZTE EFAHRUNG VON GOTTES-DA!

Reinhold Schneider geht hinunter ins Dunkle, in die dunkle Nacht der Sinne, in die Krypta des Glaubens, treu dem Auferstehungsglauben, dessen Auferstehungsereignis er aber für sich nicht mehr erhofft - welches mystische Dunkel! Er will nur noch Schlaf! Er schreibt: „Fest überzeugt von der göttlichen Stiftung und ihrer bis zum Ende der Geschichte währenden Dauer, ziehe ich mich doch am liebsten in die Krypta zurück; ich höre den fernen Gesang. Ich weiß, dass er auferstanden ist; aber meine Lebenskraft ist so sehr gesunken, dass sie über das Grab nicht hinauszugreifen, sich über den Tod hinweg nicht zu sehnen und zu fürchten vermag. Ich kann mir einen Gott nicht denken, der so unbarmherzig wäre, einen todmüden Schläfer unter seinen Füßen, einen Kranken, der endlich eingeschlafen ist, aufzuwecken. Kein Arzt, keine Pflegerin würde das tun, wie viel weniger Er!“ (Reinhold Schneider, Winter in Wien, a.a.O., S. 79.)

Er kann sich nur mehr identifizieren mit dem Gekreuzigten, die Heilige Nacht (Weihnachten 1957) wird ihm zur Karfreitagsnacht, Trost findet er bei Gestalten der Kirchengeschichte wie Papst Gregor dem Großen, ein Zweifler als Papst im Glauben, dessen Gestalt er an der Kanzel des Wiener Stephansdomes findet und den er so meditiert: „Aber erst Papst Gregor an der Kanzel des Stephansdoms, der die Hostie zweifelnd in Händen hält, und Hieronymus, der tote Kardinal, trafen mich ins Herz. Sie sind beherbergt im heiligen Raum. Es müssen Tod und Zweifel in der Kirche sein. Vor ihren Mauern bedeuten sie wenig, sind sie überall. Aber hier! Welche Konzeption der Kirche, die Raum für solche Schmerzen, solche Haltungen hat!“ (Reinhold Schneider, Winter in Wien, a.a.O., S. 113 f.)

So steht Schneider auf den Schwellen der großen Fragen der Existenz, zunehmend ist er SCHWELLENEXISTENZ!

An einer anderen Stelle schreibt er: „Und es ist besser, zu sterben mit einer brennenden Frage auf dem Herzen, als mit einem nicht mehr ganz ehrlichen Glauben: besser in der Agonie als in der Narkose.“ (Reinhold Schneider, Das Schweigen der unendlichen Räume : Ders., Pfeiler im Strom. Wiesbaden 1958, S. 242.)


Am 6. April (Ostersonntag) stirbt Reinhold Schneider im Loretto-Krankenhaus zu Freiburg, nachdem er am Karsamstag, nachmittags, auf der Straße gestürzt war. Am 10. April wird er auf dem Friedhof in Baden-Baden beerdigt.
Literatur: Siehe Literaturangaben im Text und beigefügtes Konvolut
Musik: 2. Satz „Langsam“ aus dem Violinkonzert von Robert Schumann; Solist: Yehudi Menuhin; Dirigent: John Barbirolli; New York Philharmonic Orchestra. Aufnahme vom 2. Februar 1938.

Konzeption und Durchführung: Markus Roentgen Bereichsleiter Geistliches Leben im Stab Spiritualität und Gottesdienst der HA Seelsorge im Erzbistum Köln


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