Ana səhifə

Programa analitică


Yüklə 164.5 Kb.
səhifə5/6
tarix25.06.2016
ölçüsü164.5 Kb.
1   2   3   4   5   6

Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) ist ein Schweizer Dichter des Realismus, der insbesondere historische Novellen, Romane und Lyrik verfasst hat. Conrad Ferdinand Meyers Welt ist nicht, wie die der meisten anderen Schriftsteller seiner Zeit, die des zeitgenössischen Bürgertums; Schauplatz seiner Texte sind längst vergangene historische Epochen; seine Figuren, oft herausragende Persönlichkeiten von bedeutenden historischen und politischen Dimensionen, haben die Größe und Tragik Shakespearescher Gestalten. Auch bei Meyer geht es um die zentralen Probleme dieser Epoche, nämlich um das Problem der Wirklichkeit und ihrer adäquaten Darstellung sowie um dem Konflikt zwischen dem Individuum und den gesellschaftlichen Konventionen. Bereits in Meyers erster Prosaerzählung Das Amulett werden diese Fragestellungen behandelt. Vordergründig wird ein Thema aufgegriffen, das zur Zeit der Abfassung des Textes in dieser Form längst nicht mehr virulent war, nämlich das Problem der fanatischen religiösen Intoleranz unter Christen verschiedener Konfessionen. Doch auf einer tieferen Ebene geht es um ein allgemeineres Problem: das der Erkenntnis und der fanatischen Verblendung, die sie verhindert. Auf dem Schauplatz des Paris der Hugenottenverfolgungen stehen sich zwei Parteien gegenüber, die unfähig sind, ihren jeweiligen beschränkten Standpunkt zu transzendieren und zu einem Weltbild zu gelangen, in dem eine Koexistenz der Standpunkte möglich wäre.


Gustav Freytag (1816-1895)

Im Roman Soll und Haben entwickelt Freytag sein Ideal des Bürgertums im Helden Anton Wohlfahrt, der sich, trotz Fehler und Rückschläge, gegenüber dem Adel und Judentum durchsetzen kann. Adel und Judentum werden als Gegenbilder des Bürgertums gezeigt, die sich in der Welt nicht durchsetzen können. Damit wurde aber nicht die Wirklichkeit des Bürgertums dargestellt, sondern eine Idealisierung vorgenommen, die einen optimistischen Ausblick gibt. Das Motto des Romans, das Freytag von dem zeitgenössischen Literaturkritiker Julian Schmidt übernommen hat, sagt es bereits: »Der Roman soll das deutsche Volk dort suchen, wo es in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich bei seiner Arbeit.«

Das Drama trat im Realismus weit hinter Epik und Lyrik zurück. Von den Dramatikern dieser Zeit sind lediglich Hebbel, Grillparzer und Anzengruber besonders hervorgetreten und populär geworden.

Für Friedrich Hebbel (1813-1863) sollte die Auflösung der Konflikte auch in den Individuen zum Ausgleich gebracht werden. Seine Vorbilder waren Kleist, Lessing und Schiller, mit denen er sich häufig auseinander setzte. Hebbel hatte mit seinen Werken zwar große Erfolge erzielt, doch wurde er öfters missverstanden. Hebbels Dramen weisen nur wenig Individualismus auf, da er sich vor allem beim Sprechstil seiner Stücke an die Tradition des Wiener Burgtheaters hielt. Dramatische Spannung wurde vor allem durch den Gegensatz Individuum - Gesellschaft erzeugt. Hebbel wollte auf der Bühne keinen Realitätsausschnitt zeigen, sondern eine künstlerisch geformte Welt darstellen. Bedeutende, noch heute gespielte, Dramen Hebbels sind Judith (1843), Maria Magdalene (1843) und Agnes Bernauer (1851).


IV. Naturalismus

I. Begriff


Naturalismus allgemein bezeichnet eine Stilrichtung, bei der die Wirklichkeit exakt abgebildet wird, ohne jegliche Ausschmückungen oder subjektive Ansichten.
Als gesamteuropäische, literarische Strömung wird der Naturalismus als erste Phase innerhalb der europäischen Literaturrevolution, der Moderne, angesehen. Der Naturalismus gilt auch als Radikalisierung des Realismus.

II. Historischer Hintergrund


Zu Beginn der 1880er Jahre kam es zu großen Fortschritten und Weiterentwicklungen in den Wissenschaften. Z.B. 1884 wurde die Dampfturbine, 1887 die Schallplatte und 1893 der Dieselmotor erfunden.
Bestimmend für die innen- und außenpolitische Entwicklung war Reichskanzler Bismarck. 1878 schuf der das Sozialistengesetz. 1879 ging er den Zweibund mit Österreich ein, 1882 wurde dieser mit der Mitgliedschaft Italiens zum Dreibund erweitert. 1887 wurde der Rückversicherungsvertrag mit Rußland geschlossen. Im Deutschen Reich und in Europa wurde dadurch eine gewisse Stabilität geschaffen, die erst wieder abnahm, als Bismarck 1890, wegen politischen Differenzen mit dem neuen Kaiser Willhelm II., zurücktreten mußte. Seit 1891 begann die deutsche Aufrüstung des Heeres und der Flotte, damit die Grundlage für den Erwerb von Kolonien geschaffen. 1905/06 kam es schließlich zur ersten Marokkokrise.

III. Grundlagen des Naturalismus


Der Naturalismus beruhte nicht allein auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, z.B. Charles Darwins Evolutionstheorien, er wurde auch stark von der Philosophie des Positivismus beeinflußt. Die wichtigste Bedeutung hatte aber die Milieutheorie Taines. Er faßte den Menschen als ein von Milieu und Rasse (Erbanlagen und soziale Verhältnisse) abhängiges Wesen auf.

1. Literatur des Naturalismus


Wie in meist jeder anderen Epoche, sind auch im Naturalismus alle Gattungsarten vertreten: Lyrik, Epik und Dramatik. Jedoch unterscheiden sich deren Anteile literarischer Schöpfungen in verschiedenen Zeitperioden. Zwischen 1880 bis 1885 dominierten neben Theorien und Proklamationen vor allem die Lyrik, von 1885 bis 1890 v.a. Prosatexte und seit den 90er Jahren Dramen und Romane.

1.1 Herausbildung des Naturalismus

Die Strömung des Naturalismus läßt sich in drei wesentliche Abschnitte gliedern: den Frühnaturalismus (1880-1889), den Hochnaturalismus (1889-1895) und den Zerfall des Naturalismus (1895-?). Es ist jedoch zu beachten, daß die Perioden ineinander überfließen und die Strömung insgesamt schließlich ganz zerfließt.
Im Deutschland bildeten sich zwei Zentren heraus: München und Berlin. Zwei Jahre geben in der Entwicklung des Naturalismus einen entscheidenden Einschnitt: 1885 und 1889. 1885 wurde die Münchener Zeitung Die Gesellschaft gegründet, Arno Holz veröffentlichte seine Gedichtsammlung Buch der Zeit und die Lieder eines Modernen, außerdem wurde die Lyrikanthologie Moderne Dichter-Charaktere, ein Projekt vieler naturalistischer Autoren, veröffentlicht.. 1889 wurde in Berlin die "Freie Bühne" gegründet, Hauptmanns Vor Sonnenaufgang hatte Premiere und Anfang 1890 wurde die Berliner Zeitschrift "Freie Bühne für modernes Leben" gegründet. Beide Zentren, München und Berlin, gerieten mit ihren Vorstellungen aneinander, ein Hinweis, daß auch der Naturalismus keine einheitliche Gesamtbewegung darstellt.

Seit den 1890er Jahren kam es zu einer Überlagerung von naturalistischen und gegennaturalistischen Tendenzen. Ein genauer Abschluß der Epoche läßt sich somit nicht mehr klar feststellen.

In den Zentren Berlin und München bildeten sich bestimmte Gruppierungen von naturalistischen Schriftstellern heraus. In Berlin sammelten sich um die Zeitschrift "Kritische Waffengänge" von den Brüdern Hart, Bölsche, Holz und Schlaf. In München bildete sich 1885 eine Gruppe um die Zeitschrift Die Gesellschaft von Conrads, der auch Hermann Conradi angehörte. Zwischen beiden Gruppierungen gab es starke Kontraste. 1886 entstand in Berlin der Verein "Durch!". Neben den großen Gruppierungen änderte sich auch die Verwendung der Gattungen. Konzentrierte man sich zunächst am Anfang der 80er Jahre auf Lyrik, so wendete man sich später der Prosa zu. In den neunziger Jahren dominierte schließlich das Drama.

Die Herausbildung des Naturalismus wurde durch viele Theoretische Schriften begünstigt: da wären Zolas Experimentalroman, Bölsches' Naturwissenschaftliche Grundlagen der Poesie, Holz' Revolution der Lyrik sowie verschiedene Einzeltexte aus Moderne Dichter-Charaktere. Die Selbstbezeichnung der Epoche besaß eine große Vielfalt: so sahen sich die Anhänger der Strömung als "jüngere Stürmer und Dränger", "jüngstes Deutschland", Realismus, Naturalismus und Moderne. Die Bezeichnung Naturalismus gilt erst in unserer Zeit, als die Bezeichnung für die Strömung. Naturalismus als "die Moderne" verstanden sich die Mitglieder des Literaturverein "Durch!". Dieser Name wurde von ihnen in ihren 1886 veröffentlichen Thesen zum ersten Mal gebraucht. Damit einher geht die Abwendung des klassischen Kunstideals der Antike, und die Hinwendung zum Modernen.

Für die Entwicklung des Naturalismus trugen außerdem Auguste Comte und Hyppolite Taine einen entscheidenden Anteil. Comte kam mit Beobachtungen und Experimenten zu einer "positiven" Methode der Analyse, anstatt auf Spekulationen zu vertrauen. Taine sah als Basis für positivistische Experimente die Einheit aus Rasse, Milieu und Moment, d.h. biologische Herkunft, ethnologische Zusammenhänge und die jeweilige Zeitumstände. Er formulierte diese Aspekte in seiner Milieutheorie. Inhaltlich kommen in naturalistischen Werken Themen wie Vererbungslehre, Kampf ums Dasein oder Auslese zum Ausdruck.

Arno Holz fand 1891 in seinem Werk Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze. eine Gesetzmäßigkeit in allen Ereignissen. Von ihm stammt die mathematische Formel "Kunst = Natur - x". Das "x", die Differenz aus Natur und Kunst, müsse dabei so klein wie möglich sein, damit die Literatur die Realität möglichst exakt abbildet.

Lyrik des Naturalismus

Bereits die Brüder Hart kritisierten in ihren Schriften, die um 1880 entstandene Vielzahl von lyrischen Werken seien ohne Inhalt, verlogen und eine Überschwemmung des Marktes. Gegen diese Art von Lyrik richteten sich die Naturalisten mit ihrer "Revolution der Lyrik". Dabei ging es lediglich um die Erneuerung dieser Gattung. Dies konnte z.B. 1885 teilweise mit der Anthologie Moderne Dichter-Charaktere erreicht werden. Mit dem Bruch der traditionellen Lyrikauffassung sollte jedoch auch ein Verfall der gesamten Gattung verhindert werden.


Die wesentlichsten Probleme, die von der naturalistischen Lyrik behandelt wurden, lauten "Soziale Frage" und Großstadt. Obwohl die Großstadtlyrik z.B. schon zur Hälfte des 19. Jahrhunderts in Paris (mit Baudelaire) auftrat, wurde das Sujet erst von den Naturalisten lyrisch erfaßt. Viele Dichter erlebten das Großstadtleben hautnah, als sie von der Provinz in größere Metropolen zogen. Die Probleme der urbanen Lebensweise drücken sich in einer Reizüberflutung aus, die bis weit in den Expressionismus hineinreicht. Dabei wird die Großstadt meist als Ort des Elends und Schmutzes wahrgenommen, ein Ort, an dem alle Aspekte der Natur verloren gegangen sind. Dies zeigt sich z.B. im Großstadtmorgen (1886) von Arno Holz. In der Großstadt liegt eine Spannung zwischen Anreiz und Fluch. Die Erfassung von Modernem und Technik in der Großstadt bleibt im Naturalismus im großen und ganzen aus. Erst später wird das komplexe Großstadtbild, z.B. durch Montage, als Ganzes bewußt. Anonymität und Tempo ließen sich mit den naturalistischen Mitteln nur schwer darstellen. Die soziale Lyrik tauchte meist gemeinsam mit der Großstadtlyrik auf. Ihr Inhalt war meist mit scharfer Sozialkritik geprägt.

Als bedeutendster Lyriker des Naturalismus zählt Arno Holz, mit seinem Buch der Zeit (1886). Wichtige Merkmale seiner Lyrik sind Mittelachsenzentrierung, Verzicht auf Reim und Metrik, die den Rhythmus eines literarischen Werkes entscheidend beeinflussen. Holz zeigt uns das an einem Beispiel: "Ich schreibe als Prosaiker einen ausgezeichneten Satz nieder, wenn ich schreibe: 'Der Mond steigt hinter blühenden Apfelbaumzweigen auf.' Aber ich würde über ihn stolpern, wenn man ihn mir für den Anfang eines Gedichtes ausgäbe. Er wird zu einem solchen erst, wenn ich ihn forme: 'Hinter blühenden Apfelbaumzweigen steigt der Mond auf.' Der erste Satz referiert nur, der zweite stellt dar. Erst jetzt fühle ich, ist der Klang eines mit dem Inhalt. Und um diese Einheit bereits deutlich nach außen zu geben, schreibe ich: 'Hinter blühenden Apfelbaumzweigen


steigt
der Mond auf.

Dies ist meine ganze 'Revolution der Lyrik'."

Naturalistische Prosa

Die Hinwendung zu Romanen ging mit einer gravierenden Veränderung des literarischen Marktes einher. So erreichten die Romane von Emile Zola eine sehr hohe Auflage im Jahr. Doch der große naturalistische Roman blieb meist nur ein Schatten realistischer Romane von Fontane, H. und Th. Mann. Jedoch in den epischen Kleinformen, wie Skizze, Studie, Novelle, Kurzerzählung, usw. konnten sich die Naturalisten durchsetzen.

Thema der Prosaformen waren u.a. Auseinandersetzungen mit der Beziehung zwischen Dichter und Proletariat, Großstadt und Industrialisierung.

Eine vollkommen neue Erzähltechnik, die erstmals von den Naturalisten verwendet wurde, ist der Sekundenstil. Mit Hilfe dieser Technik wurde Sekunde für Sekunde Raum und Zeit geschildert, mit dem Ziel der Wiederspiegelung der Realität. Begünstigt wurde der Sekundenstil durch Erfindung des Phonographen und die Entwicklung in der Photographie. Die Bezeichnung Sekundenstil wurde 1900 von Hanstein erfunden. Er erläutert ihn anhand eines Beispiels eines fallenden Blattes:

"Die alte Kunst hat von einem fallenden Blatt weiter nicht zu melden gewußt, als daß es im Wirbel sich drehend zu Boden sinkt. Die neue Kunst schildert diesen Vorgang von Sekunde zu Sekunde; sie schildert, wie das Blatt jetzt auf dieser Stelle, vom Lichte beglänzt, rötlich aufleuchtet, auf der anderen Seite schattengrau erscheint, in der nächsten Sekunde ist die Sache umgekehrt; sie schildert, wie das Blatt erst senkrecht fällt, dann zur Seite getrieben wird [...]. Eine Kette von einzelnen, ausgeführten, minuziösen Zustandsschilderungen, geschildert in einer Prosasprache, die unter Verzicht auf jede rhythmische oder stilistische Wirkung der Wirklichkeit sich fest anzuschmiegen sucht, in treuer Wiedergabe jeden Lauts, jeden Hauchs, jeder Pause - das war es, worauf die neue Technik abzielte."

Die Technik des Sekundenstils fand z.B. bei Bahnwärter Thiel von Hauptmann, oder Papa Hamlet von Holz/Schlaf Anwendung.



Gestaltungsmittel des Sekundenstils:

  • photographische und phonographische exakte Wiedergabe der Wirklichkeit

  • kaum auktoriale Erzählweise, vorwiegend personale Erzählweise und Dialoge

  • exakte Darstellung der Dialoge mit allen Wörtern, Wortfetzen, Pausen, Dialekt.

  • annähernd zeitdeckende Erzählung (Erzählzeit = erzählte Zeit) bis hin zum Zeitlupeneffekt (Erzählzeit länger als erzählte Zeit).

Eine weitere Technik, die man häufig in naturalistischer Prosa antrifft, ist der innere Monolog, der häufig mit den Gestaltungsmitteln des Sekundenstils übereinstimmt. Der innere Monolog wurde z.B. bei Dujardin Geschnittener Lorbeer 1888 oder Schnitzler Leutnant Gustl (1900) angewendet.
Naturalistisches Drama

In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Drama zum wichtigsten Mittel literarischer Schöpfungen. Die schon in naturalistischer Prosa eingesetzten Techniken, wie Dialekt, Jargon, Milieuschilderung und Sekundenstil, kamen auch im Drama zum Ausdruck. Dialekt, Soziolekt und idiomatische Wendungen fanden häufig Gebrauch, auf dramatische Kunstsprache verzichtete man hingegen. Jenes findet man z.B. bei Hauptmanns De Waber, der Urfassung der Weber im schlesischen Dialekt.

Das Drama im Naturalismus wurde von vielen Seiten zur damaligen Zeit kritisiert. Hauptmanns Vor Sonnenaufgang, z.B., sah man als Vermischung von Epik und Dramatik an, ebenso die Berliner Studie (1890) von Holz/Schlaf. Im letzteren wurden die Gattungsgrenzen sogar ganz überschritten: Erzählpassagen standen kleingedruckt als Regieanweisung zum normal gesetzten Dialog.

Auch auf der Bühne versuchte man Taines menschenbeeinflussende Faktoren, Rasse, Milieu und Moment, umzusetzen. Die Handlung im naturalistischen Drama wurde reduziert, im Zentrum stand die Darstellung der Charaktere. Dies zeigt sich in der Familie Selicke von Holz/Schlaf besonders deutlich.

Im Drama des Naturalismus ist die Einheit von Ort, Handlung und Zeit der einzelnen Akte eingehalten. Sie soll die Authentizität des Dargestellten verwirklichen. Die meisten Bühnenstücke haben einen offenen Anfang und offenen Ausgang.

Der Zurückgang des Dramatischen, die Reduzierung der Handlung, die Konzentration auf bestimmte Objekte war er Ausgangspunkt für die Entwicklung des epischen Theaters für Brecht. Das Epische war notwendig, um das Soziale darzustellen. Jedoch gibt es eine klare Trennung zwischen naturalistischen Drama und dem epischen Theater Brechts. Die Naturalisten wollten keine Desillusionierung und Verfremdung, im Gegenteil sie verstärkten die Wirkung der Illusionierung noch. Das soziale Drama des Naturalismus bleibt aber auch für andere Theaterformen des 20. Jahrhunderts als Grundlage.

In den konsequenten Formen naturalistischer Dramen herrscht oft Unveränderlichkeit und Unveränderbarkeit des exakt abgebildeten Milieus. Die Helden können an ihrer Situation nichts ändern, sondern müssen sie so hinnehmen, wie sie ist.
Eine große Popularität genossen auch die Dramen von Ibsen in Deutschland.

Literarische Formen:

experimentelle Prosa: Dialekt und Alltagssprache, Zeitdeckung, Sekundenstil, genaue Darstellung kleinster Bewegungen und des Mienenspiels

im Drama: ausführliche Regieanweisungen

"Revolution" der Lyrik: geprägt von Arno Holz, äußerlich Zentrierung der Verse auf eine gedachte Mittelachse, z.B. Phantasus (Holz)
V. Die Literatur um die Jahrhundertwende

Wie ein in tausend Farbnuancen schillerndes Jugendstil-Mosaik stellt sich die literarische Landschaft der Jahrhundertwende dar. Mehr noch: so eklatant klaffen die Gegensätze zwischen der Lyrik Stefan Georges und Christian Morgensterns, den Dramen Frank Wedekinds und Hugo von Hofmannthals, der Prosa Robert Musils und Paul Scheerbarts, daß die Zusammenfassung dieser Literaten auf reiner Zeitgenossenschaft zu beruhen scheint. So fragwürdig literaturgeschichtliche Periodisierungsansätze oft sein mögen – im Fall der etwa vier Jahrzehnte, die das Jahr 1900 umrahmen, kann durchaus von einer Epoche die Rede sein, wenn man bereit ist, unter der Oberfläche auseinanderstrebender Strömungen und Einzelerscheinungen eine gemeinsame Tiefenstruktur zu entdecken, die allerdings nicht auf programmatischen und ästhetischen Übereinstimmungen beruht, sondern Reflex des historischen Bewußtseins jener Jahre ist: 'Zeitgeist' im völlig wertfreien Sinne.

Wie ein Paukenschlag signalisierte das Erscheinen von Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra (1885) einen generellen Neubeginn. Das Wort von der »Umwertung aller Werte« traf das allgemeine Bewußtsein, in einer Zeit des Umbruchs zu leben; die nahende Jahrhundertwende, die massiven Veränderungen auf sozialem, wissenschaftlichem und technischem Gebiet erzeugten ein neues Lebensgefühl: die Zukunft schien angebrochen. Gestalten wie Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud und Max Planck mit ihren umwälzenden, alle Lebensbereiche tangierenden Erkenntnissen prägten die Epoche, die ganz unter dem Zeichen der Neuerung stand.

I. Entstehung der Moderne

In den neunziger Jahren wurde der Naturalismus allmählich abgelöst. An seine Stelle traten viele gegen- und nachnaturalistische Strömungen bzw. Ismen: Ästhetizismus, Impressionismus, Jugendstil, Symbolismus und Neuromantik. Dieser Stilpluralismus setzte zunächst in Österreich ein, weitete sich aber schnell auf Deutschland aus. Die naturalistische Objektivität wurde verdrängt, stattdessen besann man sich wieder auf das "Ich", Individualität und Subjektivität. Damit war die naturalistische Moderne überwunden.
Die Entwicklung der Ismen wurde durch die zunehmende Nietzsche- und Stirner-Rezeption weiter voran getrieben. Davon entfernten sich wieder ab 1910 die Expressionisten. Neue Errungenschaften in den Naturwissenschaften, z.B. Einsteins Relativitätstheorie, führen die Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts in eine Krise. Darin wird ein Verlust traditioneller Werte gesehen. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Entwicklung der Moderne war die Sprachkrise der Jahrhundertwende, in welcher die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache diskutiert wurden (z.B. im Brief des Lord Chandos von H. v. Hofmannsthal). Die Relativierung von Wahrnehmung und Erkenntnis jedoch führte zu einer "Ichlosigkeit" in der Moderne. So sagte Bahr: "'Das Ich ist unrettbar.' Es ist nur ein Name. Es ist nur eine Illusion. Es ist ein Behelf, den wir praktisch brauchen, um unsere Vorstellungen zu ordnen. Es gibt nichts als Verbindungen von Farben, Tönen, Wärmen, Drücken, Räumen, Zeiten."

1. Literatur der Moderne

Ismen der Jahrhundertwende

Bei den zahlreichen Stilrichtungen der Jahrhundertwende ist es schwer, alle untereinander begrifflich exakt zu erläutern und voneinander zu trennen. Hinzu kommt noch, daß die Autoren dieser Zeit, sich zu vielen Strömungen zuordnen lassen. Deshalb ist es besser, die einzelnen Ismen zusammenzufassen, um diesen Dilemma zu entgehen. Man greift deshalb auf den Begriff "die Moderne" zurück, den schon die antinaturalistischen Schriftsteller zu ihrer Zeit auf sich bezogen.

Impressionismus

Der Begriff Impressionismus entstammt aus den Bildenden Künsten und meint 'Eindruckskunst'. Dazu lassen sich Liliencron, Arthur Schnitzler, Marcel Proust, Maurice Maeterlinck und der junge Rilke zählen. Der Impressionismus ist aber mehr als eine Stilrichtung. Er charakterisiert auch eine Lebenshaltung, und zwar eine solche, in der ein Mensch zu irgendeiner Art von Bindung nicht mehr fähig ist. Diese Haltung zeigt sich z.B. besonders deutlich in den Theaterstücken von Schnitzler.  Detlev von Liliencrons impressionistische Lyrik (Heidegänger, 1891, Nebel und Sonne, 1900, Bunte Beute, 1903) kann ebenfalls als eine Art Verweigerung angesehen werden. Metaphysische Gedanken ließ er in ihr ebenso außen vor wie seelische Erschütterung: mit in der Tat an den Pointillismus erinnernder Technik beschränkte er sich auf das präzise Skizzieren von Landschaften, Szenen und Stimmungen (Die Musik kommt) und auf das – oft frivole – Lob des Genusses (Bruder Liederlich).

Jugendstil

Der Begriff Jugendstil entstammt aus der Bildenden Kunst. Auf die Literatur übertragen, bezieht sich Jugendstil vor allem auf die Lyrik. Merkmale des Jugendstils sind Verwendung mythologischer Elemente, Sagenhaft-Mittelalterliches, Feierlich-Symbolisches, Ungewöhnliches, Skandalöses, Bewegungsmotive, Naturschwärmerei, Blumenmotive und Dionysisches. Werke von folgendem Autoren lassen sich dem Jugendstil zuordnen: Wolzogen, Dehmel, Hart, Mombert, Stucken, Stadler, z.T. Rilke, George und Hofmannsthal, Wilde und Maeterlinck.

Symbolismus

Der Symbolismus ging von Frankreich aus und beeinflußte alle europäischen Literaturen. Der Begriff wurde von J. Moreas geprägt und bezeichnet die seit 1860 entstandene europäische Lyrik. Der Symbolismus lehnt die gesellschaftsbezogene Wirklichkeit, den Imperialismus, Kapitalismus und den Positivismus ab. Damit nimmt er eine antinaturalistische Haltung ein, denn eine getreue Wiedergabe der Wirklichkeit wird abgelehnt. Die Elemente der realen Welt werden in Symbolen wiedergegeben. Symbolistische Werke weisen Abstraktion, Entdinglichung und Sprachmagie (Alliterationen, Assonanzen, Lautmalereien, Synästhesien) auf, die den Werken eine gewisse Musikalität verleiht.

Der Franzose Charles Baudelaire beeinflußte mit seiner Lyrik George und Hofmannsthal. Weitere Vertreter sind Maeterlinck, Wilde, Rilke und Trakl. 

George strebte, beeinflußt von den französischen Symbolisten, eine neue Poesie an, »kunst für die kunst«. Schon äußerlich ist sein Werk vom Willen zur Form bestimmt: mit konsequenter Kleinschreibung, eigener Interpunktion und typographischen Neuerungen gestaltete er in seinen als Zyklen angelegten Gedichtbänden – darunter algabal (1892), das jahr der seele, (1897), der siebente ring (1907), der stern des bundes (1914) – ein durch innere Geschlossenheit und formale Strenge gekennzeichnetes Gesamtwerk, dessen elitärer Anspruch von George selbst programmatisch festgelegt wurde.

Nicht minder radikal, aber mit einem völlig anderen Gestus unternahm Rilke den Versuch, in seinen Gedichten die Welt zu erfassen. Vom Band Das Stundenbuch (1905) über Das Buch der Bilder (1902/06), Neue Gedichte (1907/08) – die seinen Ruhm begründeten – bis zu den Duineser Elegien (1923) und Sonette an Orpheus (1923) ist seine emotionale, bilder- und klangreiche Lyrik eine dauernde Suche nach dem Wesen der Dinge (sogenannte »Dinggedichte«) und eine Reise in die tiefsten Seelenregionen. Er schuf – hier ist eine Analogie zu Georges 'neuer Form' durchaus zu sehen – eine eigene, neue Mythologie, mit deren Hilfe er die existentiellen Ur-Erfahrungen von Angst und Verzweiflung auslotete und ihre Überwindung als einen Prozeß des Reifens, der Aufhebung individueller Begrenztheit poetisch vorzeichnete.
Neuromantik

In der Neuromantik finden sich thematische Rückgriffe auf die Romantik: z.B. Märchen, Mythen, Träume, historische und religiöse Stoffe. Dieser Stilrichtung lassen sich z.B. Hauptmanns Hanneles Himmelfahrt (1893) und Versunkene Glocke (1897) zuordnen. Um die Jahrhundertwende entstand eine Vielzahl von Kunstmärchen, die auf die Orientierung an der Romantik zurückgeht.


Fin de siècle

Mehr als kein anderer Begriff drückt Fin de siècle das Lebensgefühl und die Epoche um die Jahrhundertwende aus. Es unterscheidet sich stark von Stimmungen anderer Strömungen, wie dem Naturalismus, und drückt eine Niedergangs- und Endstimmung aus, "ein Gefühl des Fertigseins, des Zu-Ende-Gehens" (aus dem Essay "Fin-de-siècle" von Marie Herzfeld). Wörtlich ins Deutsche übertragen, bedeutet Fin de siècle 'Ende des Jahrhunderts'.


Dekadenz

Der Begriff Dekadenz steht für eine Radikalisierung des Fin des siècle. Er drückt eine Niedergangs- und Verfallsstimmung aus. Jedoch lassen sich zwischen den Begriffen keine klaren Grenzen ziehen. In einigen Teilen der Dekadenz findet man auch Unterschiede: ein selbstreflexives und selbstkritisches Bewußtsein. Einen entscheidenden Einfluß auf den Begriff hatte auch Nietzsche mit Fall Wagner, in welchem wichtige Merkmale der Dekadenz zum Ausdruck kommen: Verlust des Ich und des Daseins, Schaffung einer künstlichen Welt und die Herrschaft der Kunst über die Natur. Auch Bahr prägte den Begriff der Dekadenz entscheidend mit: "Hang nach dem Künstlichen" und "Entfernung vom Natürlichen", "Hingabe an das Nervöse" und "Fiebrische Sucht nach dem Mystischen".

Zur Dekadenzdichtung lassen sich Oscar Wilde, Maurice Maeterlinck und Th. Mann zuordnen. Vor allem Thomas Mann griff das Problem des Kulturverfalls immer wieder in seinen Werken auf.

Ästhetizismus

Der Begriff Ästhetizismus entstammt nicht der Jahrhundertwende. Er wird vielmehr als Oberbegriff für die antinaturalistischen Strömungen dieser Zeit gesehen. Dem Ästhetizismus liegt eine "ästhetische Weltanschauung", d.h. eine zweckfreie Kunstauffassung und eine Autonomie der Kunst zugrunde.

2. Sprache - Sprachlosigkeit - Sprachkrise

Die Dichtungen der Jahrhundertwende waren, wie kaum zuvor, sprachgewaltig: Metaphern, Symbole, Bilder, Alliterationen, Assonanzen, Synästhesien durchzogen sie in großem Maße. Den Ästhetizisten ging es dabei nicht um einen Realitätsbezug, wie bei den Naturalisten, sondern einer Loslösung davon. Die Kunst war niemandem anders mehr verpflichtet als sich selbst. Einige Autoren plädierten sogar für eine Geheimsprache, die nur Eingeweihte kennen sollten.

Mit der Jahrhundertwende kam es zu einer zunehmenden Selbstkritik der modernen Autoren. Am deutlichsten zeigst sich diese im Chandos-Brief von Hugo von Hofmannsthal, der ihn im Alter von 19 Jahren verfaßte. In diesem fiktiven Brief an Francis Bacon bedauert Lord Chandos den "gänzlichen Verzicht auf literarische Betätigung". Chandos ist "die Fähigkeit abhanden gekommen, über irgend etwas zusammenhängend zu denken und zu sprechen". "Es zerfiel mir alles in Teile, die Teile wieder in Teile, und nichts mehr ließ sich mit einem Begriff umspannen." Doch es gibt ein neues Denken "in einem Material, das unmittelbarer, glühender ist als Worte". Für Lord Chandos ist Denken und Sprechen nur noch in einer Sprache möglich, die es so noch nicht gibt, und "in welcher ich vielleicht einst im Grabe vor einem unbekannten Richter mich verantworten werde".

Dieser Brief ist nur Fiktion, auch wenn er die Sprachkrise der damaligen Zeit behandelt. Hofmannsthal selbst, wendete sich von der Dichtung nicht ab, der Brief ist also nicht als persönliche Sprachkrise zu sehen. Der Chandos-Brief ist zum einen Sprachkritik, da er sich gegen die konventionellen Sprachgewohnheiten stellt. Zum anderen ist er ein grundsätzlicher Zweifel daran, in wiefern sich die Realität mit Sprache wiedergeben läßt. Hofmannsthals Sprachkritik hat einen weitreichenden Einfluß gehabt: so auf den jungen Wittgenstein in seinem Tractatus logico philosophicus, in dem es heißt: "Die Gegenstände kann ich nur nennen. Zeichen vertreten sie. Ich kann nur von ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht. Ein Satz kann nur sagen, wie ein Ding ist, nicht was es ist." (3.221); "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." (5.6); "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." (7.).

1   2   3   4   5   6


Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©atelim.com 2016
rəhbərliyinə müraciət