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Notizen zu Vorfahren der Ahnenliste der Geschwister Beyer


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Urgroßeltern

8 Carl Beyer und 9 Caroline Hammerschlag


Carl Beyer machte nach Besuch der Elementar- und Realschule in Diez (je 4 Jahre) eine dreijährige Kaufmannslehre im dortigen Drogen- und Farbwarengeschäft Mylini, arbeitete anschließend ein Jahr bei einer einschlägigen Emser Firma und bereitete sich dann durch Privatunterricht auf das Einjährigen-Examen vor, dass er im August 1870 vor der Departements-Prüfungskommission ablegte. Damit war er berechtigt, als "Einjährig-Freiwilliger" seinen Wehrdienst zu leisten; die damals nur vierjährige Realschule war hierfür kein ausreichender Nachweis. - Zunächst wurde er aber trotz des Krieges von 1870/71 nicht eingezogen, sondern arbeitete ein knappes Jahr im Laboratorium der Wuth´schen Amtsapotheke in Diez, daneben in seiner Freizeit als freiwilliger Sanitäter in einem Diezer Lazarett. Hiernach war er zwei Jahre in dem Drogen- und Chemikaliengroßhandel Mettenheimer und Simon in Frankfurt/M. beschäftigt und besuchte nebenher Vorlesungen im chemischen Laboratorium des Senckenberg-Museums. Ab 1.10.1873 diente er als "Einjähriger" in der 8. Kp. 3. Rheinisches Inf. Rgt. Nr. 29 in Diez und schied als Unteroffizier der Reserve aus. Nach einem Jahr als Reisender für die Diezer Farbenfabrik Hengstenberg u. Brachert stimmte er dem Vorschlag seines künftigen Schwiegervaters Peter Josef Hammerschlag I. zu, einem Freund und (Freimaurer-) Logenbruder seines Vaters, gemeinsam die Firma Hammerschlag und Beyer zu gründen und in Zollhaus auf dem Gelände einer schon um 1870 von Peter Josef erworbenen Tonschlämmerei eine Erdfarbenfabrik einzurichten. - Aus dem erhaltenen (undatierten) Vertragsentwurf ergibt sich, dass Peter Josef das Fabrikgelände und das Betriebskapital einbrachte und sich ausreichende Mitsprache in der Geschäftsführung sicherte, Carl dagegen den Betrieb leiten sollte. Gewinne sollten 50:50 geteilt werden mit dem Recht für Carl, nach und nach die Anteile von Peter Josef zu erwerben.
Ab 1876 wandelte Carl Beyer die marode Tonschlämmerei in eine Erdfarbenfabrik um, die sich bis Ende des 1. Weltkriegs insgesamt günstig entwickelte. Als Grundstoffe wurden zunächst vor allem in der Umgebung abgebaute Farberden genutzt, zunehmend jedoch auch andere in- und ausländische Farberden. Im August 1877, nur wenige Tage nach dem Tod seines Vaters, heiratete Carl Beyer Caroline, die jüngste Tochter seines Teilhabers, der sich 1882 altershalber aus der Firma zurückzog; die Höhe einer verbliebenen Verschuldung beim Schwiegervater ist nicht bekannt.
Bemühungen in den 90er Jahren, durch Hereinnahme von studierten Chemikern als Teilhaber das Geschäft auf die Lackfarbenproduktion auszudehnen, hatten keinen dauernden Erfolg, vermutlich wegen zu hoher Erwartungen der Teilhaber und einer zu dünnen Kapitaldecke. - Ein Rückschlag war auch der Brand von 1893, dem große Teile des Werks zum Opfer fielen.
Ein weiterer Großbrand, diesmal in der großen Zementfabrik der Gewerkschaft Mirke, zeigte erneut die Notwendigkeit, den Brandschutz im Industrieort Zollhaus zu verbessern. Die vier Gemeinden, zu denen Zollhaus bis heute gehört, beschafften schließlich eine leistungsfähige, pferdebespannte Saug- und Druckspritze; die Zollhäuser gründeten 1905 unter Leitung von Carl Beyer eine Freiwillige Feuerwehr, deren Kommandant er bis zu seinem Tode blieb.
Ein Ehrengeschenk der Wehr zu seinem 59. Geburtstag (Wehrführer auf Sockel mit Widmung) lässt vermuten, dass man sich seines sechzigsten nicht sicher war.
Da es im 19. Jahrhundert zwischen Diez und Michelbach im Aartal weder Arzt noch Apotheke gab, versuchte Carl Beyer aufgrund natürlicher Begabung und seiner Apothekenpraxis zu helfen, hielt Sprechstunden ab und verordnete Medikamente aus seinem Apothekenschrank. Da er viele kurierte, kein Honorar nahm und schwierige Fälle den Ärzten überwies, war seine "Praxis" beliebt und bei den Ärzten respektiert. An den Festtagen revanchierten sich wohlhabende Patienten mit reichlichen Naturalgeschenken. Erst als sich um die Jahrhundertwende in Hahnstätten Dr. Neidhöfer niederließ, wurde aus der "Praxis" eine Unfallhilfsstelle des Roten Kreuzes.
Carl Beyer regierte seine Familie und seinen Besitz patriarchalisch; bei seiner Belegschaft galt er als sozial, da er in Notfällen großzügig half und auch den Hausbau förderte, z. B. durch kostenlose Gespanngestellung. Er liebte die Geselligkeit im Kreise von Verwandten, Freunden und "Honoratioren", in Kasinogesellschaft (Zollhaus) und Vereinen und galt als Weinkenner und guter Stegreifredner. Er führte - seine sparsame und etwas enge Frau ausmanövrierend - ein gastfreies Haus und lebte nach Einschätzung mancher Verwandter, aber auch seiner alten Mutter, über seine Verhältnisse. Zum Zusammenhalt auch der weiteren Familie trug seine großzügige Gastfreundschaft aber wesentlich bei und die Firma blieb letztlich immer liquide.
Carl wie auch seine Frau standen zwar in bürgerlich-christlicher Tradition, lebten aber eher kirchenfern. Caroline trat 1906, weit später als die übrige väterliche Familie, aus der Katholischen Kirche aus, ohne indessen wie die meisten Limburger Hammerschlags altkatholisch und dann evangelisch zu werden. Sie blieb vielmehr lebenslang konfessionslos, ohne dass dies sie oder ihren Mann gestört hätte. Der Anlass des Kirchenaustritts ist nicht überliefert, vermutlich hatte die Kirche wegen der evangelischen Taufe aller Kinder Druck ausgeübt.
Der Familientradition entsprechend war Carl Beyer ein Demokrat im Sinne der Paulskirche, er dachte ebenso national wie liberal, ohne sich jedoch parteipolitisch zu engagieren. Er hielt die Frankfurter Zeitung und las sie gründlich. Zunächst Mitglied der Freimaurerloge "Plato zur beständigen Einigkeit" in Wiesbaden war er, wie auch sein Schwager Peter Josef II., 1894 Mitbegründer der Loge "Zu den 3 Thürmen an der Lahn". Auch beim "Verband deutscher Farbenfabriken" gehörte er zu den Mitbegründern und wurde dort sehr geschätzt.
Carl trug auf der Aar den Beinamen "der dicke Beyer", war aber trotz seiner beträchtlichen Korpulenz ein gewandter und gefragter Tänzer, ein fleißiger Jäger (ohne eigenes Revier) und der erste Hochradfahrer in der weiteren Umgebung.
Carl Beyer war ein leidenschaftlicher Sammler. In seinem Hause drängten sich Sammlungen von Geweihen und Gehörnen, Grubenlampen sowie heimatlichen Mineralien und Versteinerungen (überwiegend wohl schon von seinem Vater), Militärwaffen (Handfeuer- und Blankwaffen vorwiegend 18. u. 19. Jhdt.) und Gebrauchszinn. Einen Großteil des Zinngeschirrs erhielt er im Tausch gegen Lötzinnstangen von einem Hahnstätter Klempner, dem die Bauern ihr aus der Mode gekommenes Zinn zu Verbilligung der Lötarbeiten überließen. Das abgängige zinnerne Abendmahlsgeschirr der Hahnstätter Kirche tauschte er gegen ein neues aus Silber ein. - Infolge von Haushaltsverkleinerungen und -auflösungen wurde das meiste verschenkt. Erhalten haben sich Reste der Zinnsammlung (bei Albrecht und Dr. Jürgen Beyer), darunter das Abendmahlsgeschirr, und die dem Diezer Heimatmuseum geschenkte Waffensammlung, soweit nicht in den Wirren von 1945 gestohlen.
So offen, kontaktfreudig und lebhaft Carl Beyer war, so ruhig und zurückhaltend, in ihren Interessen ganz auf Familie und Haushalt beschränkt und nach außen hin fast verschlossen wirkend, war seine Frau Caroline Friederike, geb. Hammerschlag. Die ihr anerzogene Sparsamkeit war sicher ein nützliches Gegengewicht gegenüber der Großzügigkeit ihres Mannes. Beide erzogen ihre Kinder in fürsorglicher Strenge; die "Kinderzimmer" - kleine, unbeheizte, im Sommer oft heiße Dachkammern, waren höchst bescheiden.
Der 1877 geschlossenen Ehe entstammen vier Kinder (siehe Nachkommenliste).
Carl Beyer starb nach längerem Leiden im heißen Sommer 1911 in dem von ihm inmitten der Fabrik errichteten ansehnlichen Wohnhaus (um 1975 abgerissen). Seine Frau Caroline überlebte ihn um fast 30 Jahre, war aber im letzten Lebensjahrzehnt zunehmend verwirrt. Nach Eheschließung ihres Sohnes Willi zog sie in das zur Fabrik gehörige Hammerhaus, in dem sie auch nach Verkauf der Fabrik kostenfreies Wohnrecht behielt. Sie wurde dort ab etwa 1935 durch Frau Lina Roth, Schwester des Burgschwalbacher Hauptlehrers, mit Unterstützung von Marie Beyer liebevoll betreut und gepflegt.
Die Urnen von Carl und Caroline Beyer sind in der Familiengrabstätte in Hahnstätten beigesetzt.
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