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I die ideale Gemeinde


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III Zurück zur ersten Liebe


Die entscheidende Frage ist nun natürlich: Wenn wir erkennen, auch wir sind Ephesus, wenn also der Verlust des Leuchters droht, wie können wir umkehren? Wie können wir zurück in den Zustand der ersten Liebe? Gibt es überhaupt ein „Zurück“?

Der erhöhte Herr seiner Gemeinde gibt eine präzise Antwort. In seinem Brief an Ephesus nennt er einen konkreten Dreischritt, mit dem der Verlust des Leuchters abgewendet werden und das Leuchter-Sein der Gemeinde wiedergewonnen werden kann:

(1) Denke nun daran, wovon Du gefallen bist,

(2) tue Buße, also denke um, kehre um, und

(3) tue die ersten Werke! (Off 2,5)
a) Erinnerung als Vergegenwärtigung

Denke nun daran, wovon du gefallen bist! Das allererste ist kein Tun, kein Fallen in hektische Betriebsamkeit. Das allererste ist Nachdenken, zur Ruhe kommen, Einkehren, gedankliches Zurück-Kehren zu dem, was man verlassen hat. Wie war das denn, als man in der Sonne dieser ersten Liebe gelebt hat? Wie war das, als man aus der Vergebung Christi gelebt hat? Wie war das, als noch er die Heiligung war? Wie war das, als er allein vollkommen war und das für mich mit gereicht hat? Wie war das, als mein Leben die Fülle hatte, weil er im Mittelpunkt stand?

Am Unterschied von einst und jetzt entsteht das Bewußtsein des Verlustes. Wir merken, was wir verloren haben; wie weit dieser Verlust geht; wir gestehen uns ein, daß wir alles verloren haben, weil wir die Gemeinschaft mit Christus verloren haben und nur noch an einer hohlen Form festhalten.

Aus diesem Bewußtsein und diesem Schmerz des Verlustes entsteht eine tiefe Sehnsucht und der überwältigende Wunsch nach Umkehr, nach Rückkehr und nach Einkehr, nach Hinkehr zu Christus:

„Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seine Äcker, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Schweine fraßen, und niemand gab ihm.“ (Lk 15,14-16)

Als er alles verzehrt hatte, nachdem die eigene Kraft aufgezehrt ist, bleibt nur noch der unreine Schweinefraß, und dann gibt es noch nicht einmal den. Das ist die furchtbare geistliche Not, die Dürre von Ephesus. Sie hat alles geschenkt bekommen, aber sie hat alles verloren, weil sie aus der ersten Liebe gefallen ist. Alles ist verzehrt, und der Hunger wächst, und sie kann ihn nicht stillen. Und dann, in dieser Not, kommt der nächste Schritt:


b) Umkehr aus Sehnsucht und Freude

„Als er aber in sich ging, sprach er: Wieviele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluß an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen, mach mich wie einen deiner Tagelöhner.“ (Lk 15,17-19)

Aus der Vergegenwärtigung des Verlorenen erwächst Sehnsucht: Sehnsucht nach Zuhause, Sehnsucht nach dem Vater oder – in einem anderen Bild – Sehnsucht nach dem Bräutigam. Warum bin ich eigentlich hier und quäle mich ab? Was mache ich hier bloß? Warum habe ich das Paradies verlassen? Warum will ich mich allein garantieren, wo ich doch ein Zuhause habe, das mir alles gibt – oder besser gab? Denn ein Anrecht auf das, was war, habe ich ja nicht mehr. Das habe ich verspielt. Die Liebe des Bräutigams habe ich ohne Not verlassen. Ich kann nicht erwarten, daß er mich wieder annimmt. Warum sollte er?

Und dennoch, alles ist besser als das hier. Ich will mich seiner Gnade anvertrauen. Etwas anderes bleibt mir ja auch gar nicht übrig. Ich bin darauf angewiesen, daß er mich noch einmal annimmt – wie und als was, das ist seine Sache.

Die Kirche, sprich die Gemeinschaft aller Gemeinden Jesu, hat von ihrem Herrn selbst zwei Weisen der Vergegenwärtigung bekommen, die zu solcher Umkehr anleiten. Das eine ist das Sakrament der Umkehr, des neuen Lebens, die Taufe. Ich kann auch an dieser Stelle nur darauf hinweisen, daß wir den Ernst der Not des Menschen und die Notwendigkeit der Umkehr in fahrlässiger Weise verunklaren, wo wir fahrlässig taufen, ganz gleich, ob es sich um volkskirchliche Kindertaufen handelt oder um zur Gewohnheit gewordene Erwachsenentaufen im baptistischen Kontext. Es ist eine Not, die auf einer geradezu diabolischen List des Fürsten der Finsternis beruht, daß das, was ausdrücklich ein Mittel der Volksmission sein sollte, den großen Kirche durch eine defizitäre Tauftheologie und eine vielfach unverantwortliche Taufpraxis aus der Hand genommen worden ist.

Ähnliches gilt für das Brotbrechen. Ich gehe nicht auf den Sachverhalt ein, daß es für viele zur Routine geworden ist, vielleicht sogar zu einer lästigen Routine, und daß viele andere den Zugang zu ihm nicht finden, weil es ihrer Meinung nach das Abendmahl der Frommen, Superfrommen, der Heiligen, aber nicht der Geheiligten ist. Ich meine vielmehr, wir sollten das Brotbrechen pflegen und ggf. erneuern als zentralen Ort, an dem die oben geschilderte Vergegenwärtigung des Verlustes geschehen kann, in dem dann die Sehnsucht nach dem Verlorenen aufbrechen darf und schließlich Umkehr geschieht. Die Praxis des Abendmahls in den Brüdergemeinden ist m.E. ein Schatz für die gesamte Kirche Christi. Wichtig ist an dieser Praxis, die freilich nie zur Routine werden und zu Formeln gerinnen darf:



  • die Regelmäßigkeit und Dichte der Feiern; das Abendmahl bzw. Brotbrechen gehört in den engsten Lebensrhythmus des Menschen bzw. der Gemeinschaft der Menschen hinein, deren gemeinsamer Herr und Heiland der Christus Jesus ist. So intensiv, wie sie miteinander leben, so intensiv werden sie das Brotbrechen begehren, brauchen und die erneuerte Nähe und neu zugesagte Gemeinschaft mit ihrem Herrn und untereinander zugesprochen bekommen. In den ersten Tagen der Christenheit haben die Jünger Jesu tatsächlich jeden Tag gefeiert. Das ist wohl nicht praktikabel. Die wöchentliche Feier am ersten Tag der Woche, dem Auferstehungstag ist aber m.E. das mindeste in einer Gemeinschaft, die Christus selber und nichts anderes zusammenhält. Wo das Bedürfnis danach nicht besteht, gibt es Anlaß, nach den Gründen zu fragen.

  • Der freilich nicht im einzelnen festgelegte, aber dennoch nach einem groben Muster sich vollziehende Ablauf der Feier des Brotbrechens enthält nahezu alle zentralen Elemente, die zurück zur ersten Liebe helfen. Die Anbetung gilt der Liebe Christi und dem umfassenden Heilsplan Gottes, des Vaters. Der Blick auf das Kreuz und das Leiden von Vater und Sohn macht die Liebe so groß, daß an ihr beides entsteht: tiefe Dankbarkeit und der Wunsch, aus dieser Dankbarkeit heraus mit dem eigenen Leben diesen Gott zu loben.

  • Was sicherlich nicht völlig fehlt, was aber vielleicht doch einen anderen Raum erhalten sollte, ist die Möglichkeit konkreter Umkehr. In der evangelischen Abendmahlsliturgie gibt es hier immerhin die wenn auch meist sehr formelhaft bleibende Möglichkeit des Beichtgebetes. Wenn wir Off 2 und Lk 15 folgen und dem Bedürfnis nach aus-gesprochener Umkehr Rechnung tragen wollen, dann gehört die Möglichkeit dazu, das zu artikulieren, was man verlassen hat, was man verloren hat, was bewegt und schmerzt, und auf das zu hoffen, worauf angesichts immer erneuter und eigentlich völlig unverständlicher Sünde allein appelliert werden kann: die unauslotbare Liebe, Güte und Gnade Gottes. Es kann und wird immer wieder nötig sein, Möglichkeiten der Beichte, der Aussöhnung und des Friedensstiftens im Vorfeld der entsprechenden Feiern anzubieten. Sonst kann das Gemeinschaftsmahl tatsächlich in einer gefährlichen Weise verflachen und damit das Bedeutung verlieren, wodurch uns der Herr Jesus doch vor allem zur ersten Liebe zurückführen kann und will.


c) Die Selbstverständlichkeit der „ersten Werke“

Aus der Feier eines tief erlebten und verändernden Abendmahls bzw. Brotbrechens resultiert ganz organisch der Wunsch nach einem veränderten Leben. Die erneuerte Gemeinschaft, die wiedergewonnene Gewißheit der Beziehung zu Christus, die Erfahrung und Vergegenwärtigung seiner Liebe im Gottesdienst wird zu einem neuen, veränderten Verhalten führen.

„Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. ... Der Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt das beste Kleid her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es, und laßt uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war tot und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“ (Lk 15,20.22-24)

Aus der Vergegenwärtigung und dem Umdenken, der Buße resultiert die praktizierte Umkehr. Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Die Erfahrung, neues Leben geschenkt bekommen zu haben, läßt ein neues Leben führen. Die Freude über neue Lebensmöglichkeiten führt zu einer diesem neuen Leben entsprechenden neuen Lebensführung. Ihr Mittelpunkt und ihre Quelle ist die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist. Die Rückkehr und Einkehr in die erste Liebe bringt organisch nicht irgendwelche Werke, sondern die „ersten Werke“ (Off 2,5) hervor. Die „ersten Werke“ werden sie genannt, weil sie allein der ersten Liebe entsprechen und weil sie allein der ersten Liebe entspringen. Diese Werke sind es, von denen der Erhöhte Herr sagt, es sind „meine Werke“. Die ersten Werke sind seine Werke, weil es die Werke sind, die er selber tut in uns und durch uns, wo wir uns ihm und seiner Liebe aussetzen. Die ersten Werke sind es, die wir von Herzen dem Herrn und nicht den Menschen tun (Kol 3,23). Es sind die Werke, die keine Sünde sind, weil sie aus Glauben geschehen, aus der Beziehung zu Christus heraus, als Antwort auf seine Liebe und zu seiner Ehre (Röm 14,23; vgl. Joh 15,5)



Dr. Heinzpeter Hempelmann, Theologisches Seminar der Liebenzeller Mission, 16/11/2000

1 Offenbarung des Johannes 1. Teil, Neuhausen a.d.F., 1996 (Edition C), 73.

2 Adolf Pohl: Die Offenbarung des Johannes 1. Teil Kapitel 1-8, Wuppertal/ Zürich 1983, 112.

3 Ebd.

4 Der wiederkommende Herr, Stutttgart 2. Aufl. 1948, 76.

5 Damit wende ich mich nicht gegen das Anliegen einer kritischen Auseinandersetzung mit der „Gemeinsamen Erklärung“ zwischen Römisch-katholischer Kirche und Lutherischem Weltbund der Kirchen, wohl aber gegen den Schein der Einheit der Unterzeichner und den Eindruck, evangelische Theologie wisse noch, was sie verbindet oder gar trägt.



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