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Hinweis: Sacer Sanguis II ist Teil einer Trilogie. Der Autor empfiehlt die Bücher in folgender Reihenfolge zu lesen


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Sacer Sanguis II

Heiliges Blut 2 - Die Rückkehr

HINWEIS: Sacer Sanguis II ist Teil einer Trilogie. Der Autor empfiehlt die Bücher in folgender Reihenfolge zu lesen:

Sacer Sanguis II > Sacer Sanguis III > Sacer Sanguis I
Dieses Buch wird Lesern unter 16 Jahren nicht empfohlen.

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www.albert-knorr.com

Impressum:

1. Auflage

Taschenbuchausgabe

Copyright © 2007 by Albert Knorr

A-1230 Wien, www.albert-knorr.com


Gedichte: Birgit Katstaller

Begleitleser: Mag. Maria Stippler, Astrid Gassenbauer

Lektorat: Mag. Ursula Mayer, Mag. Christina Stauber,

Dipl.-Dol. Stefanie S. Roth


Technische Beratung: Captain Andreas Heim,

Mag. Gerhard Grill, Ing. Thomas Kozbach

Zoologische Beratung: Ulrike Stöger

Medizinische Beratung: Dr. Franz Kopecky

Reiseplanung: Natascha Diesner-Glaser

Assistent bei Recherchereisen: Erik Wyplel


PR und Presse: Mag. Daniela Groulik

Umschlag und Foto: Mag. Albert Knorr

Druck und Bindearbeiten: Mails & More, A-3441 Judenau

ISBN 978-3-200-00969-1

Taschenbuch WG: 2121

Rechtliche Hinweise:

Es kann keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen übernommen werden. Jede Haftung für unmittelbare, mittelbare oder sonstige Schäden, unabhängig von deren Ursachen, die aus diesen Daten und Informationen erwachsen, wird, soweit rechtlich zulässig, ausgeschlossen.
Der Inhalt dieses Buchs ist urheberrechtlich geschützt. Die Informationen sind nur für die persönliche Verwendung bestimmt. Jede weitergehende Nutzung sowie die Weitergabe an Dritte - auch in Teilen oder in überarbeiteter Form - ohne Zustimmung ist untersagt.
Umwelthinweis:

Alle bedruckten Materialen dieses Taschenbuches sind chlorfrei und umweltschonend.


Vorwort:
Die Arbeiten zu diesem Buch dauerten ein Jahr. Meine Mitmenschen dafür zu begeistern, war anfangs keine leichte Aufgabe. Ihr müdes Lächeln ist erst langsam dem Interesse für meine Geschichte gewichen. Die Fähigkeit, diese ursprüngliche Ablehnung als Ansporn zu sehen, verdanke ich einem Satz von Albert Einstein. Wenn man so will, ist er zu meinem Motto geworden:


Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vorneherein ausgeschlossen erscheint.
Albert Einstein

Sacer Sanguis II

Heiliges Blut 2 - Die Rückkehr
Genre: Action-Thrillogy

Autor: Albert Knorr

Jahr: 2007
Vorbemerkung des Autors:
Dies ist eine frei erfundene, rein fiktive Geschichte. Alle Hauptakteure sind Phantasiegestalten. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder anderen Romanfiguren ist zufällig und gänzlich unbeabsichtigt. Einige der Orte und Schauplätze sind ebenfalls frei erfunden, viele existieren aber tatsächlich.
Danksagung:
Mein Dank gilt euch allen, die ihr mich ermutigt und unterstützt habt, dieses Buch zu schreiben. Danke für jede Anregung, jeden Verbesserungsvorschlag, jede Kritik, die ihr an mich herangetragen habt. Danke auch meinen treuen Testlesern, die mich mit ihren kritischen Fragen auf so manche Eselei hingewiesen haben. Danke an meine Familie, meine Freunde und meine Reisebegleiter. Danke für eure Geduld und eure Mithilfe. Mein Dank gilt nicht zuletzt auch meinen Beratern (siehe Impressum), deren Fachwissen ich für dieses Buch verwendet habe.
Hinweis: Diese Leseprobe wurde im Rahmen des „verrückten Blog-Hörbuch-Experiments“ vertont und steht auch als Hörprobe im Internet zur Verfügung:

http://albertknorr.blog.de

„Stimmt so“, bestätigte der gut aussehende Mittvierziger der Kellnerin mit einem charmanten Lächeln.

„Vielen Dank“, erwiderte sie freundlich und warf einen Blick in seine blaugrauen Augen. Für einen Moment war sie hypnotisiert von der Ausstrahlung, die von dem schwarzhaarigen Israeli ausging. Bereits beim Servieren war ihr der dunkel gekleidete Mann mit dem sportlichen Körperbau angenehm aufgefallen. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt mich zu fragen, was ich nach Dienstende mache, dachte sie. Das Interesse der hübschen Kellnerin war ihm nicht entgangen und er war versucht, seine Abendplanung noch einmal zu überdenken. Mit einem verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr war aber klar, dass dieser Abend einer anderen gehörte. Jammerschade, aber mit uns beiden wird das heute leider nichts.

„Einen schönen Abend noch.“ Zögerlich entfernte sich die Frau von seinem Tisch.

„Danke, Ihnen auch.“ Er starrte über die kleine Steinmauer der Restaurantterrasse hinaus auf die See. Die Sonne versank langsam im Meer und tauchte den Abendhimmel über Tel Aviv in ein violettes Licht.

Zeit für dich aufzubrechen, drängte er sich selbst, seine Verabredung wahrzunehmen. Er griff nach einem Apfel auf dem Tisch und nahm ihn für später mit. Beim Aufstehen betätigte er die Fernbedienung seines Autos, das den Befehl zum Öffnen des Verdecks nahezu geräuschlos umsetzte.

Mit einem Satz schwang er sich über die ungeöffnete Fahrzeugtür. Das hast du schon ewig nicht mehr getan. Ein jungenhaftes Grinsen huschte über sein Gesicht. Gut zu wissen, dass du es noch kannst.

Der Turbo geladene Motor erwiderte den forschen Druck auf das Gaspedal mit einem tiefen Brummen. Zeitgleich wurde der Oberkörper des Fahrers unsanft in den dunklen Ledersitz gedrückt. Die Kombination aus schnellen Autos und hübschen Frauen passte gut zu dem Image, das er seit Jahren wie eine schlechte Gewohnheit pflegte.

Aus den Lautsprechern des Cabrios erklang die Filmmusik zu Top Gun, während er den Apfel aß.



Noch 15 Minuten bis zum Date, ich sollte einen Zahn zulegen. Rasant, aber nicht ohne das nötige Fingerspitzengefühl, manövrierte er den silbernen Wagen an das südlichste Ende der israelischen Metropole.

Pünktlich auf die Sekunde, dachte er beim Betreten der Diskothek. Er war gut vorbereitet auf die Verabredung mit der brünetten Schönheit, deren Foto er sich vor Verlassen des Wagens eingeprägt hatte. Gut, dass wir uns oben treffen, bei dem Gedränge hier auf den Tanzflächen wäre es hoffnungslos, nach ihr zu suchen. Es dauerte eine Weile, bis er sich durch die fast unüberschaubare Menge an tanzfreudigen Besuchern zu dem Treppenaufgang gekämpft hatte. Eine stählerne Wendeltreppe führte in den oberen Teil. Dieser war in zwei Hälften mit Sitzplätzen unterteilt, die sich jeweils nur entlang der Außenmauern erstreckten. Der gesamte mittlere Bereich war nach unten offen und ermöglichte einen perfekten Blick auf die darunter liegenden Tanzflächen. Eine schmale Hängebrücke, die bei jedem seiner Schritte schaukelte, verband die oberen Sitzbereiche. Zielsicher steuerte er einen der hintersten Tische an, dessen geschützte Randlage eine gewisse Abgeschiedenheit inmitten der Öffentlichkeit bot. Ein formschöner Frauenrücken wartete auf einem der verchromten Stühle darauf, erobert zu werden. Ihr gewelltes Haar reichte fast bis an die Hüften.

Das muss sie sein! Der geübte Blick des Jägers hatte sein Opfer bereits ausgemacht.

Jetzt nur nichts anmerken lassen. Routiniert verlangsamten sich seine Schritte und er näherte sich mit gespielter Unsicherheit dem Tisch.

„Entschuldigen Sie, bitte...“, lenkte er die Aufmerksamkeit der gut aussehenden Frau auf sich, „…ich bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig bin und mir ist das jetzt ein wenig peinlich.“ Er gab sich größte Mühe, seine Worte mit einem Ton der Verlegenheit zu untermalen.

Voller Erwartung drehte sich die Angesprochene zu ihm. „Ja, bitte?“

Donnerwetter, die sieht ja noch schärfer aus als auf den Fotos.

„Ich... ich bin hier zu einem Blind Date verabredet.“

„Sind Sie das?“, fragte sie, sichtlich amüsiert von seiner schauspielerischen Vorstellung.

Er nickte. „Mein erstes überhaupt.“

Sie musterte ihn sorgfältig und lehnte sich dann entspannt zurück. „Und?“

„Und?“, wiederholte er ihre Frage, als wüsste er damit nichts anzufangen.



Ist der süß!, dachte sie und versuchte, ihm mit einem Lächeln etwas Unsicherheit zu nehmen. „Wollen Sie sich nicht setzen?“

„Dann sind Sie...“

„Sternenzauber“, vollendete sie seinen Satz. „Und Sie müssen demnach ‚Firstdate’ sein.“

Unsicher hob er die Schultern ein Stück an und antwortete: „Ja... Ich weiß, mein Pseudonym ist nicht sehr originell, aber...“

„Das finde ich nicht, verglichen mit anderen Männern scheint es doch zu Ihnen zu passen.“

„Dann machen Sie so was öfter?“ Er bemühte sich, überrascht zu klingen.

„Sie sind nicht mein erstes Date, falls Sie das meinen. Wissen Sie, mit Verabredungen ist es wie mit Austern, die wenigsten bringen Perlen hervor.“

Er schwieg, doch sein Blick machte sie glauben, dass er Mühe hatte, ihren letzten Satz richtig zu deuten.

„Das war jetzt nicht auf Sie bezogen“, versicherte sie ihm.

„Natürlich nicht“, griff er ihre Hilfestellung dankend auf.



Den Typ nehm’ ich mir heute mit nach Hause, so viel ist schon mal sicher.

„Setzen Sie sich doch bitte zu mir an den Tisch“, ermunterte sie ihn erneut.

„Danke, gern.“

In den folgenden Minuten bemühten sich beide Seiten, möglichst viel über das jeweilige Gegenüber herauszufinden. Bis auf die kurze Unterbrechung durch die an den Tisch tretende Bedienung, verlief die Unterhaltung völlig ungestört. Als würden die laut kreischenden Massen an Tänzern im Erdgeschoss nicht zählen, folgte Frage auf Frage und ein Kompliment dem nächsten.

„Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment?“ Sie stand auf und bot ihm dadurch die Möglichkeit, sich einen Gesamteindruck ihres sehr gut gebauten Körpers zu machen. Schwungvoll drehte sie sich um und warf dabei ihre langen brünetten Haare in den Nacken. Der gelungene Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht.

Was für eine Zielperson, schwärmte er in Gedanken versunken. Unter anderen Umständen hätte sich da möglicherweise etwas entwickeln können. Es kam ihm so vor, als würden ihre Beine niemals enden wollen, während sie gekonnt in Richtung Waschraum schritt.

Unmittelbar danach tätigte er einen Anruf.

„Bist du sicher, dass sie die richtige Zielperson ist?“, flüsterte er in sein Handy.

„Hast du Skrupel?“, stellte ihn die Stimme aus dem Lautsprecher zur Rede.

„Nein, natürlich nicht. Aber so lange wir die Daten nicht haben...“

„Du bist nicht da, um ihre Unschuld zu beweisen!“

Er überlegte einen Moment, ehe er antwortete. „Ich bringe den Job wie besprochen zu Ende.“

„Ich habe nichts anderes von dir erwartet“, kam die trockene Antwort.

„Sie kommt zurück, ich muss auflegen.“

Nicht unbemerkt von der zurückkehrenden Schönheit beendete er sein Telefonat.

„Kaum lasse ich Sie einen Moment allein, schon bemühen Sie andere Frauen am Telefon?“

„Wieso? ...Nein! Das verstehen Sie falsch. Das Gespräch war dienstlich.“

Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Sie brauchen sich doch nicht zu rechtfertigen“, beruhigte sie ihn.

Erleichtert sank er zurück in den Sessel. „Sie haben nur einen Scherz gemacht.“

Sie nickte, noch immer lächelnd. „Was machen Sie denn beruflich?“

Als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als in der Baubranche zu arbeiten, begann er, ihr von seiner einstudierten Berufslaufbahn zu erzählen.

Interessiert lauschte sie seinen Ausführungen, in denen er von Bauvorhaben in der ganzen Welt zu berichten wusste.

„Faszinierend! Sie müssen weit herumgekommen sein.“

„Ja, ich habe schon viel von der Welt gesehen. Das bringt mein Job so mit sich.“

„Ich beneide Sie, ganz im Ernst. Verglichen mit meinem Schreibtischjob,... Wissen Sie, Reisen ist in meiner Branche leider nicht an der Tagesordnung. Umso faszinierender finde ich Männer, die etwas von der Welt gesehen haben.“

„Das klingt fast so, als wären Sie mit Ihrem jetzigen Job nicht zufrieden.“

Sie überlegte einen Moment. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich liebe meine Arbeit und werde für meinen Aufwand auch gut entlohnt, aber was mir manchmal fehlt, ist einfach der Nervenkitzel, die Spannung bei der Arbeit.“

Er stimmte demonstrativ zu. „Ich verstehe, was Sie meinen.“ Ich hätte nicht gedacht, dass sie darüber so offen sprechen würde. Sie scheint sich sehr sicher zu fühlen, das macht es mir nur leichter.

Sie zog an dem kleinen Schwarzen, das an ihren Hüften bereits zu weit nach oben gerutscht war und schlug lässig ein Bein über das andere. Ganz dezent begann sie, mit dem oben liegenden Bein zu wippen, wohl wissend, wohin sie seine Aufmerksamkeit damit lenken würde. „Erzählen Sie doch bitte weiter von Ihren Reisen“, forderte sie ihn auf. Wollen doch mal sehen, wie schnell er sich von mir um den kleinen Finger wickeln lässt, wenn er meint, er hätte Oberwasser.

Er war versucht, mit seinem Blick immer wieder das Silberkettchen am Knöchel ihres linken Beins zu fixieren. Das am Kettchen angebrachte, ebenfalls silberne Bärchen wiegte sich sanft bei jeder, noch so kleinen Bewegung ihres Fußes.

Alle Achtung, sie hat ihre Hausaufgaben wirklich gemacht.

Während er weiter seine Auslandsreisen vor ihr aufrollte, arbeitete sein Körper bereits an der Umsetzung des nächsten Schrittes seines Plans. Seine Hände begannen die spannenden Geschichten mit Gesten zu unterstreichen und sein Knie berührte wie zufällig das ihre, als er sich bei seiner Erzählung nach vorne beugte.

Sein vermeintlich ungewollt wirkender Vorstoß blieb keineswegs unbemerkt.

Na also, langsam taut er auf. Wird Zeit, ihn abzuschleppen, bevor er mich hier niederredet. Ich werde besser einen Gang zulegen, um noch genug von seinem durchtrainierten Körper zu haben, ehe der Morgen anbricht. Sie wartete einen günstigen Moment ab, und als er seine gestikulierende Hand wieder in die Nähe der ihren brachte, packte sie zärtlich, aber entschlossen zu.

Seine Reaktion bestätigte sie darin, den richtigen Moment erwischt zu haben. Die Brünette lehnte sich über den Tisch, blickte ihm tief in die Augen und flüsterte in sein Ohr: „Wir sollten jetzt gehen.“



Ich werde es ihr nicht so leicht machen. Sie soll ruhig wissen, dass sie sich bei mir noch etwas anstrengen muss. „Sie haben mir Ihren richtigen Namen noch nicht verraten“, spielte er ihr vornehme Zurückhaltung vor.

„Anina“, wisperte sie und strich sinnlich mit der Zunge über ihre Lippen, um sie anzufeuchten.

„Anina? Das klingt sehr hübsch.“

Ihre Hand umfasste sein kurzes, schwarzes Haar und zog fordernd seinen Mund an ihren heran. „Du wirst ihn heute Nacht noch oft genug rufen.“ Sie presste ihre glänzenden Lippen an die seinen und obwohl er mit einer Vorgabe gerechnet hatte, kam ihre Antwort selbst für ihn überraschend. Sie lässt nichts anbrennen. Ich muss ihrer Bitte folgen, um mich nicht noch selbst aus dem Rennen zu nehmen.

Ihre Zunge ließ seine Lippen widerstandslos auseinander gleiten. Fast gleichzeitig verspürte er ihr Knie an der Innenseite seiner Oberschenkel. Jetzt sollten wir wirklich gehen.

Die Fahrt im offenen Cabrio dauerte eine knappe Viertelstunde und der Vorteil der schaltfreien Hand bei Automatikgetrieben wurde einmal mehr offensichtlich. Seine jüngste Eroberung ließ keine Zweifel an der Dringlichkeit ihrer Bedürfnisse aufkommen. Nur der kurzen Fahrtstrecke des Aufzugs in den ersten Stock war es zu verdanken, dass die beiden es noch in ihre Wohnung schafften.

Ohne Umweg drängte sie ihren Begleiter in das gefällig eingerichtete Schlafzimmer, um ihn mit einem sanften Stoß rückwärts auf das Doppelbett fallen zu lassen. „Gib mir fünf Minuten, um mich frisch zu machen“, verschwand sie im Badezimmer.

Jetzt oder nie, sah er seine Chance gekommen, ihre Wohnung nach den Unterlagen zu durchsuchen. Ohne zu wissen, wo sie die benötigten Daten aufbewahrte, begann er die nächstgelegene Tür vorsichtig zu öffnen. Hier wohl eher nicht, drückte er die Tür zur Küche vorsichtig zurück ins Schloss. Ein Arbeitszimmer wäre ein guter Anfang für die Suche. Das Glück schien auf seiner Seite zu sein, als er den gesuchten Raum hinter der nächsten Tür entdeckte. Er verschaffte sich einen Überblick über die zahlreichen Papierstapel zu seiner Rechten. Ihm war klar, dass die Zeit nicht reichen würde, sich alle Zettel im Detail anzusehen. Stichprobenartig blätterte er durch die Stöße in der Hoffnung, einen Zufallstreffer zu landen. So wird das nichts, die Daten könnten hier überall sein. Ich muss sie zum Handeln zwingen. Fest entschlossen, seinen Plan umzusetzen, ging er zurück ins Schlafzimmer und wartete in Liegeposition auf ihre Rückkehr.

„Ich hoffe, du bist noch nicht eingeschlafen, weil es etwas länger gedauert hat?“, rekelte sich die Schönheit im Türrahmen. Das kurze Schwarze hatte sie zwischenzeitlich gegen einen dunkelblauen BH mit passendem String-Röckchen getauscht.

„Wie könnte ich bei diesem Anblick an Schlaf denken“, setzte er sich im Bett auf. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich auch für einen Moment in deinem Badezimmer verschwinde?“

Ihre zur spärlichen Garderobe passend lackierten Fingernägel zeigten lasziv in Richtung der Tür, aus der sie gekommen war. „Du findest den Weg doch sicher allein.“

Im Vorbeigehen strich seine Hand zustimmend über den Spitzenrand ihrer halterlosen Strümpfe, ehe er im Badezimmer verschwand.

Wie interessant, dachte sie, und griff nach der Brieftasche, die ihm aus der Hose gefallen sein musste, als er rücklings ins Bett gekippt war. Da kann ich ja gleich mal nachsehen, ob er wirklich so jung ist, wie er behauptet hat. Hastig durchsuchte sie die Brieftasche nach einem Ausweis. Das sieht doch ganz... Erschrocken von ihrer Entdeckung zuckte sie zurück und gab sich gänzlich dem Entsetzen hin, das sich auch in ihren Augen widerspiegelte. Mit einem Mal war ihr klar, wen sie sich da eingeladen hatte. Sie spürte den eiskalten Schauer, der ohne Vorwarnung ihren Rücken hinunterlief, während die nackte Panik sie zu überwältigen drohte. Das... aber das... ist doch unmöglich. Wie in aller Welt… Es fiel ihr schwer, die Gedanken zu ordnen, die sich wie Wellen der Angst in ihrem Gehirn ausbreiteten. Die Daten..., schoss es ihr durch den Kopf. Ich muss die Daten vernichten!

In Todesangst sprang sie auf und lief in ihr Arbeitszimmer, wo sie die brisanten Unterlagen aufbewahrte, die der wahre Grund für sein Interesse an ihr waren.



Sieht so aus, als hätte der Hinweis, den ich platziert habe, seine Wirkung nicht verfehlt, stellte der Besitzer der Brieftasche fest, als er sein Date in Panik vorbeihasten hörte. Jetzt darf ich keine Zeit versäumen, sonst verlieren wir die Daten für immer. Lautlos öffnete er die Tür und folgte ihr ins Arbeitszimmer, wo er sie, mit dem Rücken zu ihm, über den Schreibtisch gebeugt vorfand. Der Schreibtisch stand direkt vor dem Fenster, in dem sie sich spiegelte. Es war ihm ein Leichtes zu erkennen, dass sie versuchte, die Unterlagen zu beseitigen. Er kam gerade noch rechtzeitig, um das Klicken des Feuerzeugs zu hören, mit dem sie die Seiten in Brand stecken wollte.

„Das sollten Sie nicht tun.“

Mit einem Aufschrei wirbelte sie herum, und er konnte das blanke Entsetzen in ihren weit aufgerissenen Augen erkennen. „Keinen Schritt näher!“, brüllte sie ihn an.

Erst jetzt war es ihm möglich, die Pistole in ihrer Hand zu erkennen, die sie auf ihn gerichtet hatte.



Ruhe bewahren, du kannst die Lage noch unter Kontrolle bringen. „Legen Sie die Waffe weg, ich verspreche Ihnen, dass ich nicht näher kommen werde“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Hinknien!“, schrie sie, ohne auf seinen Vorschlag einzugehen.

„Los! Sofort runter auf die Knie!“

„Hören Sie, wir können...“

„Auf die Knie“, unterbrach sie ihn und richtete die Waffe auf seinen Kopf.

Sie entsicherte die Waffe, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. „Bitte!“

Einlenkend hielt er die flachen Hände nach oben und folgte ihrer Anweisung. „Ich werde tun, was Sie verlangen. Es ist nicht notwendig, dass jemand verletzt wird.“

„Halten Sie den Mund.“ Sie schob mit ihrem Fuß einen metallenen Papierkorb unter dem Schreibtisch hervor und begann einige der Seiten, die sie zuvor bereitgelegt hatte, mit dem Feuerzeug zu entzünden. Sie nahm billigend in Kauf, dass es länger dauerte, da sie weiterhin mit der Waffe auf den knienden Mann zielte.

Als wäre die Lage nicht bereits angespannt genug, begann just in diesem Moment sein Mobiltelefon zu läuten.

„Ich sollte rangehen“, sagte er mit ruhiger Stimme.

Wortlos fuhr sie mit dem Verbrennen der Seiten fort.

„Ich muss diesen Anruf entgegennehmen“, drängte er, als das Telefon zum dritten Mal geklingelt hatte.

„Blödsinn!“ Ihr leerer Blick ließ keine Zweifel an ihrer Entschlossenheit aufkommen.

„Lassen Sie mich abheben“, beschwor er sie mit verzweifelter Stimme.

„Denken Sie nicht einmal daran!“, brüllte sie hysterisch.

Das Telefon läutete zum fünften Mal und sein flehender Blick bettelte förmlich um ihre Erlaubnis, den Anruf entgegennehmen zu dürfen.

„Ich habe keine andere Wahl, ich muss jetzt abheben.“ Trotz der Entschlossenheit in ihren Augen wagte er den Griff in die Hemdtasche, in der sein Handy zum sechsten Mal läutete.

Doch es war zu spät.

Sie konnte das Splittern der Fensterscheibe hinter ihrem Rücken nicht mehr gehört haben, denn das Projektil war durch eine kleine Öffnung an der Vorderseite ihres Schädels bereits wieder ausgetreten, noch bevor der Schall ihre Ohren erreicht hatte. Die angespannten Gesichtszüge erlahmten schlagartig. Aus dem scharf begrenzten Rand des kleinen, kreisförmigen Loches in ihrer Stirn begann Blut hervorzutreten, während ihr eingefrorener Blick durch den zusammensackenden Körper auf den Boden ausgerichtet wurde.

Wie eine Marionette, der man gleichzeitig alle Fäden gekappt hatte, fiel sie in sich zusammen, um einen Augenblick später regungslos liegen zu bleiben.

Mit Bedauern über den Ausgang der unglücklichen Affäre, machte er sich daran, den letzten Rest der brennenden Seiten zu löschen. Doch außer einem kleinen, nahezu komplett verkohlten Fetzen, hatten die Flammen nichts übrig gelassen.

Das kann es dir doch unmöglich wert gewesen sein?

Seine Augen blickten traurig auf ihren toten Körper. Erneut läutete sein Handy und er nahm das Gespräch entgegen.

„Alles in Ordnung bei dir, Alon?“, meldete sich die vertraute Stimme.

Alon nickte, wissend, dass der Anrufer im Haus gegenüber jede seiner Bewegungen exakt beobachtete.

„Hast du die Unterlagen retten können?“

Ernüchtert hielt Alon den Fetzen Papier in Richtung Fenster.

„Ich habe so lange gewartet, wie ich es nur irgendwie verantworten konnte“, versuchte sich der Scharfschütze auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses zu rechtfertigen.

„Es war nicht deine Schuld. Wir werden wohl auf Plan B zurückgreifen müssen.“

„Du spielst auf die verschlüsselte Nachricht an?“

„Ja, auch wenn dieser Teilsieg teuer erkauft ist, so haben wir damit doch immerhin einen Anhaltspunkt“, gestand Alon resignierend ein.

„Noch so ein Sieg und wir sind verloren.“
***
„Ihre Auftraggeber werden zufrieden sein mit unserer Arbeit, Mr. Shahid.“

„Das hoffe ich um Ihretwillen, Dr. Qian“, bemerkte der etwa einen Meter sechzig große Shahid. Die beiden Männer näherten sich einer riesigen schwarzen Panzertür mit einem elektronischen Zahlenschloss.

Auf die Tür war mit leuchtend orange-roter Farbe ein Symbol aufgemalt. Bei schneller Betrachtung wirkte es wie ein Dreieck aus Kreisen, das von jeder Seite gleich aussah. Im Inneren des Symbols war ein kleinerer Kreis. Aus der Mitte dieses zentralen Kreises bildeten drei sichelartige Elemente weitere Kreise, deren Außenseiten jedoch nicht geschlossen waren. Darunter stand in großen Buchstaben Biohazard Level 4.

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