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Für Trauernde und Verzagte


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Der einsame Weg

Doch ist dies nicht alles. Hier geht es auch um Einsamkeit:


Der Pfad ist einsam, und der Pilger singt: »Ob ich schon
wanderte« - als wenn er allein wanderte und niemand den
vom Tode überschatteten Pfad mit ihm ginge.

Einsamkeit ist für manche Gemüter ein großes Leiden;


auch einige von uns leiden darunter, in einem geistlichen
Sinne auch wir. Aber, wird man mich fragen, sehen wir
dich nicht fast immer in der Menschenmenge?

Für die Schafe gibt's viele Gefährten; für den Hirten we-


nige. Die, welche für andere wachen, kommen in Lagen,
wo sie von aller menschlichen Hilfe getrennt sind. Nie-
mand kennt ihre Sorgen oder ahnt die Last, die auf ihrer
Seele liegt, und wer gern mit ihnen fühlen will, kommt zur
Unzeit oder sagt, was er eigentlich gar nicht sagen wollte.

So klagt mancher: »Niemand war je so geprüft wie ich.


Mir ist, als hätte mich Gott zum Ziel seiner Pfeile ge-
wählt.« Oder vielleicht murrst du: »Es mögen viele noch
mehr leiden als ich, aber keiner in meiner besonderen Wei-
se. Ich befinde mich in einer seltsamen Prüfung.«

Ja, das ist ein wesentlicher Teil der Bitterkeit deines Kel-


ches: daß du jammerst, du wärest allein.

Aber willst du nicht mit deinem Herrn sprechen: »Ihr


werdet mich allein lassen; aber ich bin nicht allein, denn
der Vater ist bei mir«?

Nun ist Zeit für den Glauben

Wenn du Gott vertraust und einem Freund, so mußt du


dich fragen, ob Gott es ist, dem du vertraust, oder der
Freund; aber wenn der Freund dich verlassen hat, und nur
Gott nahe ist, so ist alles klar. Wenn du und ich zusammen
gehen, und ein Hund uns folgt, wer weiß, wer der Herr des

Hundes ist? Aber wenn du dich zur Linken wendest und ich


zur Rechten, so werden alle Leute sehen, wem der Hund
gehört: der, dem er folgt.

Wenn du Gott allein trauen kannst, dann traust du ihm
wirklich; darum ist es nützlich, in die Einsamkeit getrieben zu
werden, um zu erproben, ob wir Gott allein vertrauen oder
nicht.

Es ist eine mißliche Sache, mit einem Fuß auf dem Mee-


re und mit dem andern auf dem Lande zu stehen; ein Engel
stand so, und es paßt für Engel, ist aber keine sichere Stel-
lung für schwerbelastete Wesen, wie Menschen es sind.
Wir müssen beide Füße auf den ewigen Felsen setzen, sonst
wird der Fuß, der auf dem veränderlichen Selbst steht, un-
seren Fall verursachen. Wem der einzige Grund, worauf
der Glaube ruht, die Macht und Treue des Herrn ist, der
lernt, wenn alle sichtbare Hilfe fehlt, mit freudigem Her-
zen singen: »Ja, ob ich durch des Todes finsteres Tal wan-
derte, ohne menschliche Gefährten, will ich kein Übel
fürchten, denn mein Gott ist bei mir.«

Obwohl dieses Tal dunkel, gefährlich, geheimnisvoll


und einsam ist, wird es doch von vielen durchwandert. Un-
ter denen, die der Welt ein heiteres Antlitz zeigen, finden
sich viele, die mit dieser traurigen Schlucht wohl bekannt
sind. Auch ich - doch wenn ich das Sacktuch der Trauer
anlege, so versuche ich, es um meine Hüften unter die
Oberkleider zu binden. Warum sollen wir andere mit un-
serer Trauer betrüben? Es gibt Trauer genug in der Welt -
warum sollten wir durch Veröffentlichung unseres Kum-
mers noch für weitere Ansteckung sorgen?
Einer Fußspur folgen

Viele der besten Diener Gottes sind durch die Tiefen dieses


finstern Tales gewandert; das sollte einige trösten: Seht ihr
nicht ihre Fußstapfen? Vor allen andern beachtet die Fuß-
spuren des Einen: Beugt euch nieder und seht genau hin!

Ihr werdet die Spur seiner Nagelwunde bemerken: Euer


Herr hat die Kälte des Todesschattens gefühlt. Er kennt
diesen Weg sehr gut - er ging ihn hinauf nach Jerusalem.

So dunkel wie der Weg ist - er ist doch kein unheiliger


Pfad. Mit solcher Traurigkeit des Herzens ist nicht notwen-
dig Sünde verbunden, denn Jesus Christus sprach einst:
»Meine Seele ist betrübt bis in den Tod«, und es war keine
Sünde in ihm, und folglich keine in seiner tiefen Niederge-
schlagenheit.

Wir haben nie eine Freude oder einen Schmerz gekannt,


der ganz unbefleckt gewesen wäre vom Bösen; aber in dem
Schmerz selber ist keine notwendige Ursache der Sünde.
Ein Mensch kann so glücklich sein, wie alle Vögel in der
Luft, und es mag keine Sünde in seinem Glück sein; und
ein Mensch mag sehr traurig sein, und doch mag sich keine
Sünde in seiner Trauer finden. Die Traurigkeit des Gemüts
macht das Wesentliche der Prüfung aus. Sagt nicht Salo-
mo: »Man muß den Bösen wehren mit harter Strafe und
mit Schlägen, die man fühlt«? Wenn die Schläge so sind,
daß man sie nicht fühlt, ist es keine Züchtigung, die uns
gut tut.

Die Traurigkeit des Herzens ist deshalb nicht immer etwas,
wofür wir uns verurteilen müssen, obwohl es gut sein wird,
uns selber stets streng zu beurteilen. Doch wie wir uns selber
auch für solche Traurigkeit tadeln mögen, wir sollten nie an-
dere verurteilen; denn der Leidensweg ist nicht der Sünden-
weg, sondern eine Straße, die geheiligt ist durch die Gebete von
Myriaden von Pilgern, die nun bei Gott sind, Pilger, die durch
das Jammertal gingen und »daselbst Brunnen machten«; von
solchen steht geschrieben: »Sie gehen von Kraft zu Kraft und
schauen den wahren Gott in Zion« (Psalm 84,7+8).


Der Pilger und seine Erwartung

Der Pilger ist während seiner Wanderung durch diese trau-


rige Schlucht ganz ruhig, denn es ist halb so schwer, ein

Leid zu tragen, als im voraus daran zu denken. Wir fühlen


tausend Tode, wenn wir einen fürchten. Wir leiden mehr in
der Angst vor dem Unglück als in seinem Erdulden.

Siehst du, wie sich ein Leid dir nähert, nimmst du die


Anzeichen eines Sturms rund um dich her wahr, dann blik-
ke mutig in die Zukunft. Laß dein Herz nicht verzagen, in-
dem du auf den Donner und den Orkan wartest.

David bekennt: »Wenn sich auch ein Heer wider mich


lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht. Wenn
sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.«
Wenn wir sehen, daß unser Todfeind sich rüstet, wir aber
nicht wissen, ob er uns in der Mitte der Nacht oder beim
Tagesanbruch angreifen wird oder wann sonst, verzehrt
sich unser Herz vor Unruhe. Der Glaube dagegen kann sa-
gen: »Obwohl ich weiß, daß ich bald leiden werde, bin ich
doch ruhig. Ich fürchte kein Unglück!«

Geliebte, betet, daß ihr ruhig sein könnt im Blick auf


kommende Leiden; der Kampf ist dann zur Hälfte schon
bestanden.

Wir haben gewöhnlich Eile, über unser Leid hinwegzu-


kommen wie die, welche sagen: »Wenn bittere Arznei
schon genommen werden muß, laßt sie uns so bald wie
möglich einnehmen.«

Doch alles hat seine Zeit. Laßt uns deshalb warten, bis das
Leid von der Hand des Herrn kommt, denn er wird die rechte
Zeit bis auf die Sekunde abmessen.

»Ich muß das Schlimmste wissen«, ruft einer, »ich bin in


einem so furchtbaren Zustand der Ungewißheit, daß ich
dem so oder so ein Ende machen muß!«

Aber der Glaube ist nicht in solch fürchterlicher Unru-


he. »Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen« (Jesaja 28,16).
Der Glaube ist schnell, wenn er Gott zu dienen hat; aber er
ist geduldig, wenn er auf ihn wartet. Der Schritt des erfah-
renen Jüngers ist ein Wanderschritt. Junge Leute fliegen,
sie werden »auffahren mit Flügeln wie die Adler«; etwas äl-
tere Leute »laufen und werden nicht matt«; aber wenn ein

Jünger Jesu mit reicher Kraft begabt ist, wandert er und


wird nicht müde. Wandern ist der Schritt für die Veteranen
Christi; alles übrige ist für frische Rekruten. So sagt David
in Wirklichkeit: Ich wandere im Tal des Todesschattens so
ruhig, wie ich abends durch meinen Garten gehe oder auf
der Straße. Meine Trübsal macht mich nicht unfähig zur
Erfüllung meiner Pflicht, ich bin nicht unruhig und ängst-
lich.

Der Pilger ist in seiner Erwartung sicher: »Ob ich schon


wandere im finstern Tal«. Es ist eine helle Seite an diesem
Wort »ob«. Er erwartet, aus dieser finstern Schlucht heraus
in ein helleres Land zu kommen. Gerade, als der Zug seines
Lebens in den dunklen Tunnel der Trübsal einfährt, spricht
er zu sich selber: Ich werde an der andern Seite herauskom-
men. Es mag sehr finster sein, und es mag durch die Einge-
weide der Erde gehen, aber ich muß an der andern Seite
herauskommen.

So ist es mit jedem Kinde Gottes. Wenn sein Weg zum


Himmel durch die Tiefe des Meeres geht, wird er doch die
Straße in vollkommener Sicherheit ziehen.

Gott macht besondere Vorbereitung für jeden leidenden
Heiligen. Wenn du Gottes Diener bist und zu einem ganz be-
sonderen Leiden berufen wirst, so wird auch dir etwas Eigen-
tümliches begegnen, wodurch Gottes Güte und Treue sich an
dir erweist.

Wenn wir doch mehr Glauben hätten! Das Leben würde


glücklich, das Leid würde leicht sein. Ist es nicht etwas
Leichtes, durch einen Schatten zu gehen? Der Psalmist
spricht ohne Furcht, denn er betrachtet die kommenden
Leiden als das Wandern durch einen Schatten. Leiden und
Prüfungen sind, wenn wir nur Glauben haben, bloße
Schatten, die uns nicht auf unserm Weg zum Himmel hin-
dern können. Laß uns gewiß sein, daß wir, wenn wir an
dem einenEnde des Hohlwegs der Trübsal hineingehen, an
dem andern herauskommen werden.

Der Pilger ist vollkommen ohne Furcht. Er sagt: »Ich

fürchte kein Unglück«, und er gibt einen guten Grund für
seine Furchtlosigkeit an: »Ich fürchte kein Unglück«, sagt
er, »denn du bist bei mir.« Wurde je ein besserer Grund für
Furchtlosigkeit angegeben als dieser - daß Gott bei uns ist?

Gott ist auf unserer Seite, er hat sich verbürgt, uns zu hel-
fen; er hat uns nie im Stich gelassen; er müßte aufhören das zu
sein, was er ist, ehe er eine Seele verstoßen kann, die ihm ver-
traut.

Wen sollte ich fürchten? Christus ist gestorben und wie-


der auferstanden und sitzt zur Rechten Gottes als unser
Vertreter; wer kann uns dann schaden? Laß die Himmel
zergehen und die Erde zerschmelzen vor Hitze, aber laß
des Christen Herz nicht bewegt werden; laß ihn stehen wie
die großen Berge, deren Gründe für immer befestigt sind,
denn Gott, der Herr, wird nicht sein Volk verlassen oder
seinen Bund brechen.

»Ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir« - hier


ist mehr als Furchtlosigkeit, denn der wahre Gläubige freut
sich über die Gemeinschaft mit Gott. »Du bist bei mir«, der
König der Könige, vor dem jeder Seraph sein Antlitz ver-
hüllt, bebend vor der Majestät seines Schöpfers.

»Du bist bei mir« - du, vor dem die Größten der Großen


in gänzliche Bedeutungslosigkeit versinken. Wie mutig
sollte der sein, der den Löwen vom Stamme Juda zu seinem
Schutz hat!

»Du bist bei mir« - zitternder Bruder, du würdest dich


vollkommen sicher fühlen, wenn deine Augen aufgetan
wären, um das Heer der Engel zu sehen, das dich umgibt.
Du würdest dich deiner Sicherheit freuen, wenn du dich
von feurigen Rossen und Wagen umgeben sähest. Aber
solcher Schutz ist nichts, verglichen mit dem, der immer
um dich ist. Gott ist besser als Myriaden von Wagen.

Gott ist bei jedem seiner Kinder. Wir wohnen in ihm und er
wohnt in uns. »Ich in ihnen und sie in mir«, sagt Christus. Eine
lebendige, ewige Verbindung ist zwischen jeder gläubigen See-


le und Gott, und wasfär Ursache zur Furcht kann dann vor-
handen sein?

Oh, daß wir die Gnade hätten, mutige Pilger zu sein!


Die Seele und ihr Hirt

David sagt: »Dein Stecken und Stab trösten mich.« Ihr seht,


der ganze Psalm handelt von einem Hirten und einer See-
le, die sich führen läßt.

Stecken und Stab sind die Zeichen des Hirtenamts und


der Trost der Heiligen.

Der Stecken (oder die Rute) wurde gebraucht, um die


Schafe zu zählen:
Der Hirt hebt seinen Stecken auf und
zählt die Schafe, wenn sie unter dem Stecken durchgehen.

»Der Herr kennt die Seinen« und er wird seine Kraft für


sie einsetzen. Er spricht: »Ich gebe ihnen das ewige Leben,
und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand
wird sie aus meiner Hand reißen« (Joh. 10,28). Wenn er
mich zu den Seinen zählt, wird er mich schützen, auch
wenn ich der Geringste unter ihnen bin - am schwächsten
im Glauben und in der Frömmigkeit.

Als seine Jünger sich freuten, daß die Teufel ihnen Un-


tertan seien, sprach ihr Meister: »Darüber freut euch nicht;
freut euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben
sind.«

Wenn der Hirte Israels dich mit seinem Stecken als sein


Eigentum bezeichnet hat, so kannst du guten Muts sein,
denn der Herr wird keinen Teil seines Eigentums verlieren
und nicht zugeben, daß der Feind einen von seiner Herde
verschlinge.

Der Stab wird auch zum Herrschen gebraucht. Der Hir-


tenstab wird einem Bischof in die Hand gegeben zum Zei-
chen, daß er Hirte sein soll; der Stab ist nun Sinnbild von
Macht und Herrschaft. Denn der Hirte ist nicht nur der
Hüter, sondern auch Herr der Schafe.

Denke daran, daß dein Heiland dein Herr ist!

Ich bin nicht, was ich sein sollte, noch was ich sein
möchte, aber mein Herz sehnt sich, seinem Willen zu ge-
horchen. Ich nehme sein Gesetz als mein Gesetz an und
möchte einer seiner treusten Untertanen sein. Ich freue
mich bei dem Gedanken, daß der Herr regiert, und mein
Herz jauchzt: »Der Herr ist König.« Unsere Freude ist es,
daß er regiert, und wenn wir uns seiner Herrschaft beugen,
so finden wir Trost in seiner königlichen Macht und Wür-
de.

Stecken und Stab dienen auch zur Führung. Mit seinem


Stabe leitet der Hirte seine Herde: »Du leitest mich nach
deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an«
(Psalm 73,24). Unser Herr leitet uns sanft den rechten
Weg. Wenn wir nicht eigensinnig sind, sondern auf ihn se-
hen und warten, leitet er uns einen Weg, den wir freiwillig
nicht gewählt haben würden, der aber der richtige und si-
chere Weg ist. Manchmal wissen wir nicht, welchen Weg
wir nehmen sollen; dann bleiben wir nicht uns selbst über-
lassen, um eine törichte Wahl zu treffen, sondern wir hö-
ren seine Stimme hinter uns sagen: Dies ist der Weg, den
geht!

Wenn wir in einer unglücklichen Lage sind, ist es gut, ganz
gewiß zu sein, daß der Herr uns dahinein geführt hat, denn
dann sind wir sicher, daß die Straße die richtige sein muß, da
unser Hirte niemals seine Herde irreführt. Wenn wir folgen,
wohin Jesus leitet, so ist der Führer verantwortlich für den
Weg.

Mit Stecken und Stab treibt der Hirt die Herde vorwärts.


Die Schafe sind zuweilen träge und wollen sich nicht rüh-
ren; dann treibt der Hirte sie mit Stecken und Stab ein we-
nig an. Habt ihr je göttliche Erweckungen gefühlt? Viel-
leicht hast du in einer Predigt einen ziemlich scharfen Stoß
bekommen. Ich habe den Stab in des Meisters Namen bei
gewissen fetten Schafen gebrauchen müssen, die nicht
ganz so hurtig sind, wie sie sein sollten; aber deren Wolle
war so dick, daß sie es kaum fühlten. Der große Hirte weiß,

wie er sie berühren muß. Wenn die Schafe zurückbleiben,


kann er ihnen einen solchen Stoß versetzen, daß sie plötz-
lich vorwärts springen und rasch in die vordersten Reihen
treten.

Wenn ich in einer Not bin und fühle, daß sein Stecken


und Stab mich auf der rechten Straße vorwärts treiben,
mich zum Gebet anspornen, dann tröstet mich das. Es ist
eine glückliche Sache, wenn man durch Trübsal auf dem
Weg zum Himmel vorwärts gedrängt wird. Es ist eine
schlimme Sache, wenn man sich im Nichtstun wohlfühlt,
und schrecklich ist es, wenn einer in Gleichgültigkeit sinkt,
es ihm gleichgültig ist, ob er wieder herauskommt oder
nicht.

Aber es ist gut, geprüft zu werden und dann emstlicher
nach mehr Gnade zu verlangen. Es tröstet einen weisen Men-
schen, wenn er wahrnimmt, daß die Rute zu seinem Besten
wirkt.

Stecken und Stab bedeuten auch Züchtigung; denn wenn


ein Schaf irre geht, so zieht es der Hirte mit seinem Stab
beim Bein zurück und läßt es fühlen, daß es nicht irregehen
kann, ohne dafür zu leiden. So züchtigt der Herr uns. Ge-
lobt sei sein Name für die Züchtigung, denn »wenn sie da
ist, scheint sie uns nicht Freude, sondern Leid zu sein, aber
danach bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind,
Frieden und Gerechtigkeit« (Hebr. 12,11). Oh, wie gesegnet
sind diese Worte: »aber danach«. Ein Vater straft nicht an-
derer Leute Kinder; wenn also Gott einem Gläubigen
Trübsal sendet und sein Herz bricht, so möge er sagen:
»Gelobt sei Gott für diese Trübsal! Denn wen er lieb hat,
den züchtigt er, jeden Sohn, den er aufnimmt.« O Herr,
wenn deine Rute mich züchtigt, so tröstet sie mich.

Stecken und Stab werden schließlich von den Hirten ge-


braucht, um die Herde zu beschützen. Damit streitet er ge-
gen die Raubtiere, damit die Lämmer nicht gerissen wer-
den. So kommt Christus mit den Waffen seiner ewigen
Macht, um wider den Löwen zu kämpfen, der unsere Seele

zerreißen will! Denke an ihn, wie er im Himmel für sein


Volk bittet, wie er das Verdienst seines vergossenen Blutes
geltend macht, wie er seine Fürbitte als einen Stab ge-
braucht, womit er den Wolf schlägt und den Löwen und
den Bären wegjagt, daß keiner von uns umkommen möge.
Er muß, er will seine Auserwählten beschützen. Wenn eine
Sache dich viel gekostet hat, so nimmst du sie sehr in acht,
und wenn sie dein Leben gekostet hat, dann ist das, was du
damit erkauft hast, dir lieber als die ganze Welt.

Christus würde lieber sein Leben noch einmal verlieren


als sein Volk. Er starb einmal, um es zu retten und daß sie
nie umkommen. Hat er nicht selbst gesagt: »Ich lebe, und
ihr sollt auch leben«? Sein Leben ist in sie eingegangen,
und es kann sie nie verlassen. Er spricht: »Ich gebe ihnen
das ewige Leben«, und was kann »das ewige Leben« ande-
res bedeuten als ein Leben, das ewig währt?

Vielleicht haben einige noch nie ihr Leben Christus an-


vertraut. Der Glaube ist der Weg des Heils - warum gehst
du ihn nicht? Vertraue Christus einfach; vertraue ihm ein-
fach jetzt! Sie ist wunderbar, die Macht des Glaubens, und
ändert das Herz.

Ein weiser Rat


»Ruhet ein wenig« (Markus 6,31).

Es gibt Zeiten, in denen selbst die fröhlichsten Christen


weinen. Starker Glaube und freudige Hoffnung sinken
dann zu einer Furchtsamkeit herab, die kaum noch einen
Funken von Hoffnung und Glauben in der Seele lebendig
zu erhalten vermag; ja, ich denke, je freudiger ein Mensch
zu einer Zeit ist, desto trauriger wird er zu einer andern
sein. Die, welche am höchsten hinaufsteigen, sinken am
tiefsten herab. Es gibt kaltblütige Individuen, die sich we-
der freuen »mit unaussprechlicher Freude«, noch seufzen
vor unsagbarem Schmerz; andere, von erregbarerem Tem-
perament, sind großer Freuden fähig, aber auch entsetzli-
cher Mutlosigkeit unterworfen, und gerade weil sie einen
Blick durch die himmlischen Perlentore geworfen haben,
sind sie auch schnell im Land des Todesschattens und ste-
hen zitternd am Rande der Hölle.

Ich kenne das auch, und nur zu gut.

In dunklen Zeiten, wenn die Seele ganz niedergedrückt
ist, sollen wir die Verheißung ergreifen und uns in dem
Herrn freuen; diese Pflicht ist unbestreitbar, aber ihre Er-
füllung unmöglich. Vergeblich leuchten uns in solchen Zei-
ten der Stern der Verheißung und das Licht der Erfahrung;
die Finsternis, zum Greifen dicht, scheint alle freundlichen
Lichter zu ersticken. Barnabas, der »Sohn des Trostes«,
würde es schwer finden, diese Opfer der Schwermut zu er-
heitern. Das Freudenöl würde vergeblich auf jene Häupter
ausgegossen, auf denen der Staub und die Asche des Trüb-
sinns liegen.

Zu solchen Zeiten sollten die Unglücklichen erwägen,


ob ihr zerrütteter Geist nicht Ruhe von der Arbeit haben
muß.

Heute, wo jeder mit dem Schnellzug reist und wie eine Ma-
schinearbeitet, ist der geistige Verschleiß groß, und der Rat des


großen Meisters an die Jünger, in die Wüste zu gehen und ein
wenig zu ruhen, ist voll Weisheit

Wohlan, ihr Kinder der Traurigkeit, verlaßt eine Zeit-


lang euren Beruf, wenn ihr könnt, und genießt etwas Ruhe
und Stille; und vor allem: Entflieht euren Sorgen, indem
ihr sie auf Gott werft! Möge keiner von uns sich einer reiz-
baren, klagenden, traurigen Stimmung überlassen. Ihr sich
ergeben ist das Hauptunheil, denn nur, wenn wir dem Teu-
fel widerstehen, flieht er von uns.

Wenn der Trost so fern scheint wie der


Mond
»Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet...
Ihr werdet's sehen, und euer Herz wird sich freuen« (Jes.
66,13+14).

Überführt von der Sünde, erweckt und erschreckt weilen


sie draußen vor der Gnadenpforte, zitternd in der Kälte; sie
sehnen sich, hinzugehen zum Fest, weigern sich aber,
durch die weit offene Pforte einzutreten.

Dieser beklagenswerte Herzenszustand ist doch eigent-


lich sehr sonderbar.

Da ist die reichste Tröstung nahe bei der Hand, aber sie


wollen sie nicht nehmen. Das ist so unnatürlich, daß wir es
für unmöglich halten würden, wenn uns nicht unsere Be-
obachtungen eines andern belehrten.

Das Abweisen des Trostes ist um so sonderbarer, als er


wirksam und erreichbar ist: Die Sünde kann vergeben wer-
den; die Sünde ist vergeben worden; Christus hat dafür ge-
sühnt. Gott will jeden Sünder annehmen, der zu ihm
kommt, seine Übertretungen bekennt und auf das Blut Je-
su vertraut. Gott ist nicht hart, nicht rauh, sondern sanft
und voll Barmherzigkeit. Es ist so viel Trost im Wort Got-
tes, daß ihn weder der Himmel droben noch die Erde fas-
sen könnten. Ihr könnt die Kraft der göttlichen Liebe nicht
begreifen, denn sie übertrifft alle Erkenntnis.

Es könnte uns wie der Besatzung jenes Schiffes ergehen,


das an der Nordküste Südamerikas segelte und Notsignale
aufzog. Als ein anderes Schiff vorüberfuhr, riefen die Leu-
te:

»Wir sterben aus Mangel an Wasser!«

»Zieht es hinauf«, war die Antwort, »ihr seid in der
Mündung des Amazonas!«

Es war Süßwasser rund um sie her, und sie hatten nichts


zu tun, als es heraufzuziehen, und doch starben sie fast vor

Durst, weil sie glaubten, noch immer von Salzwasser um-


geben zu sein.

Wie oft wissen die Menschen nichts von ihrem Glück!


Wie traurig, daß sie aus Mangel an Kenntnis umkommen!

Wenn jetzt hundert von uns aufgerufen würden, den


Scheiterhaufen zu besteigen, so würden, wie ich glaube,
nicht nur hundert, sondern fünfhundert gefunden werden,
die singend dem Tode entgegengehen würden. Wo ich nur
Glauben finde, da glaube ich auch, daß Gott den Menschen
ausrüsten wird mit seiner Kraft. So lange geschrieben ste-
het: »Gott stärkt mich mit Kraft«, ist für einen Menschen
mit Glauben an Gott nichts unmöglich.
Statt dich vor Gottes Macht zu fürchten, freue dich viel-
mehr. Er will dich ja mit seiner Kraft ausrüsten und sie
nicht gebrauchen, um dich zu zermalmen.

Du sagst, du vermagst nichts zu tun, deine besten Vorsätze


sind schwach und eitel, und wenn du rufst: »Stärke mich!«,
fühlst du dich schwächer als vorher.

Du bist schwach, nicht wahr? Ein zerstoßenes Rohr, ein


glimmender Docht? Oh, wie freue ich mich, daß du dich
der Gemeinschaft der Schwachen zuzählst! Ist doch hier ei-
ne Verheißung, die niemals gebrochen werden kann, die
Verheißung, daß er das zerstoßene Rohr nicht zerbrechen
und den glimmenden Docht nicht auslöschen will.

Wenn's hart wird


»Wer wird mir's ansagen, wenn dir dein Vater etwas
Hartes antwortet?« (1. Samuel 20,10).

Es war nicht unwahrscheinlich, daß Jonathans Vater, der


König Saul, ihm hart antworten würde. Saul war sehr miß-
trauisch gegenüber dem jungen David, während Jonathan,
sein ältester Sohn, David wie seine eigene Seele liebte. Jo-
nathan konnte sich kaum denken, daß sein Vater wirklich
einem so guten Mann wie David etwas zuleide tun wollte.
Er sagte das auch seinem Freund, und da fragte ihn David,
um ihn auf das Schlimmste vorzubereiten: »Und wenn
dein Vater dir hart antwortet?«

Es kam so. Saul antwortete seinem Sohn mit bitteren


Worten, und in der Wut seines Zornes warf er sogar einen
Speer nach ihm, um ihn zu töten. Trotzdem blieb Jonathan
dem David ein beständiger und treuer Freund bis zum Tod.

Und wenn nun Gläubige, besonders die jüngeren, die


erst kürzlich in den Bund mit Davids großem Sohne getre-
ten sind und die in der Wärme ihres Herzens fühlen, daß
sie für ihn leben und sterben könnten - wenn sie Wider-
stand bei ihren nächsten Lieben finden? Wenn vielleicht
Vater, Bruder oder Ehemann ihnen hart antwortete oder
ihre Mutter, ihre Frau oder Schwester sie zu verfolgen be-
gänne, was dann?

Nur wenige Christen leben in so günstigen Verhältnis-


sen, daß alle ihre Freunde sie auf ihrer Pilgerschaft zum
Himmel begleiten. Was für Fortschritte sollten diese auf
der heiligen Wanderung machen! Was für treffliche Chri-
sten sollten sie sein! Sie sind wie Pflanzen in einem Treib-
haus - sie sollten wachsen und die lieblichsten Blumen der
göttlichen Gnade hervorbringen.
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