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Für Trauernde und Verzagte


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Warum der Herr die Jünger verlassen muß

Es ist oft ein Segen für den Leidenden, wenn er weiß, wes-


halb er leidet. Es ist eine weise Bitte (wenn sie nicht zu weit
getrieben wird): »Laß mich wissen, warum du mit mir ha-
derst.«

Der Heiland ging, weil es gut für die Jünger war, daß er


ging-

Nimmt es nicht dem Leiden den Stachel, wenn du durch


den Glauben weißt, daß es gut für dich ist? Wenn es gut für
dich ist, daß jenes liebe Kind aus deinen Armen gerissen
wird? - gut, daß dein Geschäft nicht gedeiht? - gut, daß
dich selbst eine Krankheit trifft? Dann beuge dich der gött-
lichen Weisheit. Sie beabsichtigt vielleicht, daß die Trübsal
bei dir bleiben soll, bis sie dir die Tür des Himmels auf-
schließt und dich in die ewige Ruhe einläßt.

Der Heiland sagte den Jüngern, warum er ging, um da-


mit Frieden in ihre Herzen zu bringen. Auch deine Leiden
wirken zu deinem ewigen Wohl, deshalb sei ihretwegen
ruhig.
Von dem Heiligen Geist, dem Tröster

Der Herr verweilte ausführlich bei diesem Thema, weil es


so ermutigend war. Wenn du Frieden willst, dann denke
viel an den göttlichen Tröster. Du bist nicht allein gelassen.
Du bist nicht ohne das zarteste Mitgefühl des Einen, der
auch das schwerbedrückte Herz zu erheitern vermag. Du
bist nicht ohne einen Freund, der besser als alle anderen
Freunde imstande ist, auf deinen geheimen Kummer ein-
zugehen und dir die kräftigsten Tröstungen zu bringen.
Denke viel an den Heiligen Geist in seinem Amt als Trö-
ster, dies wird deiner Seele Frieden bringen. Wie schlecht
behandeln wir den Heiligen Geist durch unser seltenes und
oberflächliches Denken an ihn! Laß uns ihn mit tiefer Liebe
und Ehrfurcht anbeten!
Von der Macht des Gebetes

Er sprach: »Wenn ihr den Vater bitten werdet in meinem


Namen, so wird er es euch geben.« Was für ein Odem des
Friedens kühlt die Stirne dessen, der daran gedenkt, daß er
beten darf, und dessen Gebet im Himmel gehört wird!

Es ist Lärm auf den Straßen, eine Störung im Haus,


selbst das eigene Herz ist unruhig - was nun? Laß uns
beten!

Das bekannte Mittel gegen unbekannte Übel ist Gebet.

Der Frieden, der vom Gnadenstuhl kommt - wer ihn


kennt, wird mir bezeugen, daß er wunderbar ist, wenn er
Stürme stillt, Orkane beruhigt.

Bete nur, so bist du Herr der Lage. Wie dein Herr kannst


du auf den Wellen des Meeres gehen, wenn du nur die

Macht hast, in seinem Namen zu jenen Wellen zu sprechen


und ihnen Stille zu gebieten; und er gibt dir diese Macht,
wenn du dich ihm in gläubigem Gebet nahst.

All dies gibt Frieden; aber als wenn dies noch nicht ge-


nug wäre, fährt unser freundlicher Herr fort: »Er selbst, der
Vater, hat euch lieb.«

Die Liebe Gottes, des Vaters, ist ein Schatzhaus des Frie-
dens. Er selbst, der Vater - nicht bewogen durch die dringli-
chen Bitten seines Sohnes, sondern er selbst - aus freiem An-
trieb hat er euch lieb.


Oh, Gott Vater, wie wirst du zuweilen verleumdet, als
wenn du nicht willig wärest, uns zu lieben, und dein Sohn dich
erst überreden müßte!


Nein, es ist nicht so. Gott liebte sein Volk, und darum sand-
te er seinen Sohn, es zu erlösen.

Christus ist nicht die Ursache der göttlichen Liebe, son-


dern ihre köstlichste und beste Frucht: »Er selbst, der Vater,
hat euch lieb.« Deshalb sei getrost und laß deinen Frieden
sein wie einen Strom!

Und dann befestigte er ihren Glauben an ihn selber: Er


sprach so zu ihnen, daß sie zuletzt sagten: »Nun wissen wir
.. . Darum glauben wir . . .«

Der Friede kommt durch den Glauben. Wer seine Zwei-


fel liebt, wird kaum behaupten wollen, daß er je irgend
welchen Frieden durch sie erhalten hätte. Wenn wir uns
über Bücher setzen, die darauf angelegt sind, unsern Glau-
ben zu erschüttern, könnten wir ebensogut Speisen essen,
die uns krank machen.

Es gibt Leute, die immer damit beschäftigt sind, in der


Schrift Ungereimtheiten zu finden; und wenn sie diese
nicht in der einen Übersetzung finden können, dann wol-
len sie eher eine andere Übersetzung haben, als ihre gelieb-
ten Schwierigkeiten aufzugeben. Das große Ziel dieser
Leute scheint zu sein, etwas in der Bibel zu finden, was sie
nicht glauben können - ich für mein Teil freue mich über
das, was ich glaube. Sie bauen Zweifel an, während ein

weiser Leser diese als Unkraut betrachtet, sie herauszieht


und verbrennt.

Ich glaube, und dann bekomme ich Frieden.

Luther erzählt uns, wie er Frieden fand, als jemand zu
ihm sagte: »Ich glaube an die Vergebung der Sünden.«

Wenn man nur glaubte, was man zu glauben bekennt! Ich
meine: es völlig glaubte! Das ist der Weg zum Frieden.

»Daß ihr in mir Frieden habt!«

Wir können nicht erwarten, Frieden aus uns selbst zu er-


langen. Unser Herr beabsichtigte nicht einmal, daß wir
durch verordnete Handlungen oder durch religiöse Übun-
gen Frieden finden sollten. Ohne Zweifel ist es sehr beruhi-
gend, ein Kapitel in der Bibel zu lesen oder einem Gottes-
dienst beizuwohnen oder an der Kommunion teilzuneh-
men; aber es ist nicht des Herrn Absicht, daß dies uns Frie-
den verleihen soll. Es soll Mittel zum Frieden sein, aber der
Friede muß stets in ihm selber sein, in seiner Person.

Frieden wird nur in Jesus gefunden, in ihm und nur in


ihm. Außerhalb Jesu ist alles Hin- und Herschwanken,
Zweifel und Nebel und Dunst und Furcht; aber in ihm
wohnen wir wie in einer Hürde, wo die Schafe sich nieder-
legen und ruhen. Brüder, Schwestern, laßt uns nicht von
diesem heiligen Mittelpunkt der Ruhe weggehen, damit
wir nicht vom Frieden weggehen. Laßt uns zu Jesus kom-
men in allen Dingen; ja, laßt uns in ihm bleiben!
»In der Welt habt ihr Angst.«

Der Gläubige in der Welt ist wie der Weizen unter dem


Dreschflegel. Das heißt zuerst: Du bist nicht geschützt vor
irgendeiner Art von Leiden. Du bist in Christus, und der
Heiland rettet dich von deinen Sünden; aber er hat nicht
verheißen, daß du kein Leid haben solltest. Er hat nicht
verheißen, dich vor Armut und Mühe oder Krankheit oder

Verleumdung oder irgendeinem der gewöhnlichen Übel


der Menschheit zu schützen. Einige der besten unter den
Seinen haben viel verborgene Züchtigung durch Schmer-
zen, Sorgen und Mangel gehabt und sind dadurch reich ge-
worden am inwendigen Menschen.

Unser Herr gibt dir unter den Schätzen, die er dir gewährt,
auch ein Kreuz. Du schrickst zurück und sagst: »Nicht das,
Herr«; aber er antwortet: »Ja dies, mein Kind. Dies und kein
anderes.« Das Kreuz ist das beste Stück des Hausrats in dei-
nem Hause, wenn du auch oft gewünscht hast, es wäre
nicht da.

Es wird stets zu deinem Besten wirken; es tut das jetzt.


Einige der Annehmlichkeiten, die Gott dir gewährt hat,
werden dir vielleicht um deiner Sündhaftigkeit und
Schwachheit willen keinen Gewinn bringen; aber das
Kreuz, das der Herr dir bestimmt, hat nur gute Folgen für
dich. Es ist scheinbar ein bitterer Baum, aber seine Frucht
ist eine gesunde Arznei. Nimm das Kreuz, Kind Gottes,
pflanze es und laß es wachsen, und seine Frucht wird süß
sein. Wir werden nicht bewahrt vor Angst und Drangsal,
sondern sie sind uns verheißen, und sie tun uns gut.

Weitlinge werden sich nicht um euch versammeln, um


euch zu bewundern und euch in eurer Frömmigkeit beizu-
stehen. Wenn sie es täten, müßte sich die Welt verändert
haben. Ich denke nicht, daß die Welt sich verändert hat.
Weitlinge können einen Christen um äußerer Dinge willen
leiden mögen; sie können ihn bewundern wegen gewisser
Vorteile, die sie von ihm haben; aber als einen Christen
können sie ihn nicht lieben. Das ist unmöglich: Es ist Feind-
schaft zwischen dem Schlangensamen und dem Weibessa-
men, und es wäre gut, wenn du das verständest, denn die
Schlange hat ihre Natur nicht geändert, sondern betrügt
und zerstört immer noch.

Sie zeigt ihre glänzenden Schuppen und spricht so listig


und schmeichelnd, wie sie zu Mutter Eva sprach; und viel-
leicht redet sie dir ein, sie liebe dich, aber du wärest so we-

nig freundlich und so argwöhnisch, daß sie dir ihre Zunei-


gung noch nie hätte zeigen können. Ja, sie sehe in dir so viel
Bewundernswertes, daß sie wünsche, du nähmst es nicht
ganz so genau, dann könnte sie dich bei ihren lieben Freun-
den und Kindern einführen, denn du würdest ihnen so sehr
nützlich sein können.

Schlag sie auf den Kopf, wenn du die Gelegenheit dazu


hast, denn sie meint es nicht gut mit dir. Von allen Teufeln
in der Welt hasse ich einen brüllenden am wenigsten; aber
ein schmeichelnder Teufel ist der schlimmste, dem ein
Mensch je begegnen kann.

Wenn die Welt vorgibt zu lieben, so wisse, daß sie dich


jetzt herzlicher haßt denn je und ihre Falle sorgfältig mit
Köder versieht, um dich zu fangen und zu verderben.

Wir leiden nicht immer, aber es ist gut, immer darauf


vorbereitet zu sein. Es gibt Zeiten, in denen wir uns des
Glücks erfreuen; einige Christen genießen viel davon, und
sie mögen deshalb nicht erschrecken, denn was des Herrn
Vorsehung uns sendet, kann ohne jeden Argwohn ange-
nommen werden. Ich erinnere mich, daß einmal eine Frau
zu mir kam und mir sagte, sie hätte um Leiden gebeten. Ich
antwortete: »Liebe Frau, seien Sie doch nicht so töricht! Sie
werden Leiden genug haben, ohne darum zu bitten!«
Wenn ein Kind seinen Vater bäte, ihm Rutenschläge zu ge-
ben, so würde es ein sonderbares Kind sein, und ich denke,
es würde den Versuch nicht wiederholen, wenn es einen
praktischen Mann zum Vater hätte. Nein, nein! Das nicht!

Wenn Gott uns mit Leiden verschont, so laßt uns ihm
dankbar sein; aber wenn er uns nicht verschont, laßt uns
ebenso dankbar sein.


Dies ist eine Lektion, die schwer zu erlernen ist, aber wir
sollten sie lernen.

In der Welt werdet ihr Angst haben, sagt der Herr. Ihr


werdet sie vielleicht haben, wenn ihr sie am wenigsten
wünscht oder damit rechnet. Denn »des Menschen Feinde
werden seine eigenen Hausgenossen sein«.

»Jedes Kreuz, nur nicht dieses«, ruft jemand. Es würde


sicher kein Kreuz sein, wenn du die Wahl hättest, denn es
gehört zum Wesen des Kreuzes, daß es unserer Neigung
zuwiderläuft. Es muß etwas sein, wovor das Fleisch zu-
rückbebt, was uns, solange es da ist, nicht Freude, sondern
Traurigkeit zu sein dünkt. Deshalb sagt unser Herr: »In der
Welt werdet ihr Angst haben.«

Ich denke, die meisten von uns - wenigstens alle, die ich


kenne -, würden sagen, daß unser Herr diese Weissagung
reichlich erfüllt hat. Und muß es nicht der Natur der Sache
nach so sein? Muß nicht die Welt einen Christen ängstigen
und bedrängen? Ist es nicht eine Welt, die »im Argen« liegt?

Der Christ ist nicht von der Welt, wie Christus nicht von


der Welt ist. Er ist aus diesem Element heraus. Er ist ein
Fremdling. Er ist ein Pilger. Kann er die Annehmlichkeiten
der Heimat erwarten, während er hier lebt? Es ist eine
Welt, die seiner geistlichen Natur nicht angemessen ist.
Wenn er dagegen seinem Herrn gleich sein soll, so wird er
leiden; und wenn er den Kindern Gottes gleich sein soll, so
wird er es auch, denn diese sind Kreuzträger.

Es gibt keine Ausnahme von dieser Regel, wenn man


das ganze Leben eines Gläubigen betrachtet, obgleich eini-
ge eine Zeitlang die Lieblinge der Vorsehung scheinen mö-
gen. Hiob vermehrte seine Reichtümer und lebte ruhig,
und eine Hecke war um ihn gezogen. Er dachte vielleicht,
daß er keine Leiden zu tragen haben würde; aber als der
Dreschflegel fiel, da war er aus Eisen. So mögen die Glück-
lichen um so größeres Leid haben, wenn der Tag des Un-
glücks kommt.

Als ich über diesen Text nachsann, meinte ich, daß wir, ob-
gleich wir in der Welt leiden, dennoch diese Welt viel zu lieb
haben. Wir versuchen, ihre Blumen zu pflücken, und wenn ih-
re Rosen keine Dornen hätten, würden wir uns in ganzen
Haufen davon schlafen legen.

Wir würden niemals das Nest verlassen und fliegen ler-


nen, wenn der Herr uns nicht aufstörte, wenn nicht eine

unfreundliche Welt uns wie Fremdlinge behandelte und


uns zwänge zu fühlen, daß wir in der Verbannung sind.

Jemand sagte zu einem großen Mann, als er dessen Gär-


ten besah: »Dies sind die Dinge, die das Sterben schwer
machen.« Deshalb ist es dienlich, daß wir in der Welt leiden
müssen, damit wir unsere Gedanken und Wünsche nach
der Stadt Gottes richten, wo allein unsere Heimat ist.

Dank sei Gott für das Leiden, daß unsere Gedanken der Er-
de entfremdet und sie für den Himmel gewinnt!

Die Gläubigen in der Welt und in Christus

Als der Herr sagte: »Seid getrost, ich habe die Welt über-


wunden«, war er noch in der Welt, und zwar dicht vor
Gethsemane. Er war sozusagen am Fuße Golgathas, wo er
sterben sollte. Er hatte da noch nicht die Geißel und das
Kreuz ertragen müssen. Aber er wußte, was er sagte, und
irrte sich nicht. Der Glaube, welcher in ihm wohnte, ließ
ihn sagen: »Ich habe überwunden.«

Er hatte wirklich die Welt überwunden: Ihre Schmei-


cheleien, ihre Versuchungen, ihre Schrecken, ihre Irrtümer
- alles, was sich ihm in der Welt feindselig gegenüberge-
stellt, hatte er in die Flucht geschlagen. Er war versucht in
allem wie wir; aber er blieb ohne Sünde. Er hatte alles
überwunden, was auf seine Heiligkeit, seine Geduld, seine
Opfer einen Angriff gewagt hatte: Er war Sieger in jedem
Punkt geblieben.

Deshalb kann unser Herr sagen: »Seid getrost; ich habe


die Welt überwunden.« Der Trost liegt darin, daß er eins
mit uns ist und wir eins mit ihm sind. Es ist, als wenn er
sagte: »Ich habe die Welt überwunden, und da ihr in mir
seid, eurem Haupt, gehört meine Überwindung der Welt
auch euch. Ich habe die Welt für euch überwunden. Ich bin
vorangegangen in diesem furchtbaren Kampfund habe die
Gegner besiegt, mit denen ihr jetzt streiten sollt und habe
so der Sache nach die Schlacht gewonnen, eh' ihr sie be-

ginnt. Nun geht in den Kampf, den schon überwältigten


Feind in die Flucht zu schlagen und über eine Schlange zu
triumphieren, deren Kopf ich schon zertreten habe.«

Wir entnehmen der Tatsache, daß Christus überwunden
hat, die Zuversicht, daß wir überwinden werden, da wir eins
sind mit ihm, Glieder seines Leibes und Teil seiner selbst.

Brüder und Schwestern, so könnt ihr euch hindurch


kämpfen. Ihr könnt diesem Kampf nicht ausweichen. Ihr
habt euch den Weg zu bahnen durch einen festen Wall von
Schwierigkeiten hindurch; es gibt keinen anderen Weg!
Aber ihr werdet es schaffen. Jedes Kampffeld, auf das Gott
uns ruft, ist uns eine neue Gelegenheit, und da Christus
mit uns ist, eine neue Gewißheit des Sieges. Vorwärts, ihr
christlichen Weltkämpfer! Ihr sollt siegen, so gewiß euer
Herr gesiegt hat. Wenn ihr euch seinem Schutz anbefehlt
und in ihm bleibt, der euch alles in allem ist, habt ihr keine
Niederlage zu fürchten.

Warum sorgst du dich?

»Sorgt euch um nichts; sondern in allen Dingen laßt eu-
re Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott
kundwerden. Und der Friede Gottes, der höher ist als al-
le Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus
Jesus.« (Philipper 4,6+7)

Wir haben die Fähigkeit der Vorsorge; aber wie alle unsere


Fähigkeiten ist sie verdorben worden und wird oft miß-
braucht.

Es ist gut für einen Menschen, eine heilige Sorge zu ha-


ben und aufmerksam auf jeden Punkt in seinem Leben zu
achten; aber so leicht verwandeln wir die Sorge in eine un-
heilige und versuchen, der Hand Gottes jenes Amt zu ent-
winden, das ihm und nicht uns gebührt.

Wie oft redete Luther von den Vögeln und der Art, wie


Gott für sie sorgt! Wenn er voll quälender Sorgen war,
pflegte er die Vögel zu beneiden, weil sie ein so freies und
glückliches Leben führten. Er redet von Dr. Sperling und
Dr. Drossel und andern, die zu Dr. Luther kommen und
ihm manches Gute zu erzählen pflegten. Die Vögel im
Freien, für die Gott sorgt, sind viel besser daran als die, für
welche Menschen sorgen, und wenn wir ohne unseren Kä-
fig wären, ohne Futternapf und Glas Wasser darin, wäre
das auch kein großer Verlust; wir würden dadurch hinein-
getrieben in die herrliche Freiheit eines Lebens der demüti-
gen Abhängigkeit von Gott. Es sind gerade jene Käfige des
fleischlichen Vertrauens und jener Futternapf, den wir uns
stets zu füllen bemühen, die die Plage dieses sterblichen
Lebens ausmachen.

Wer Glauben genug hat, seine Flügel auszubreiten, um auf


das freie Feld des Vertrauens auf Gott zufliegen, der kann den
ganzen Tag lang singen.


Wenn Sorgen zur Gewohnheit wird

Die Lehre des Textes lautet: »Sorgt nicht!« Sorgen ist eine


gute Lehre fur junge Leute, wenn sie ins Leben hineinge-
hen; aber der Text meint: Sorgt nicht ängstlich; denkt nicht
beständig an die Bedürfnisse dieses sterblichen Leibes!

»Ach!« sagt jemand, »ich kann nicht anders als sorgen.«


Nun, die Aufgabe dieses Textes ist es zu helfen, mit dem
Sorgen aufzuhören. Da ist etwas, was an die Stelle der Sor-
ge treten soll: »Sorgt nichts, sondern betet in allen Dingen«,
heißt es. »Gebet und Flehen« soll also an die Stelle der Sor-
ge treten.

Unsere Sorgen sind vielfältig, und wenn du erst sorgen-


voll, ängstlich, grämlich wirst, so wirst du nie mehr deine
Sorgen zählen können, selbst wenn du deine Haare auf
dem Haupte zählen könntest. Denn Sorgen vermehren
sich leicht; und so bald einer so voll Sorgen ist, wie er
glaubt, daß man es nur sein kann, so wird sicherlich noch
eine weitere Saat von Sorgen rund um ihn her aufsprießen.

Wenn man sich dieser bösen Gewohnheit des Sorgens


hingibt, wird sie die Herrschaft über das ganze Leben ge-
winnen, bis es nicht mehr der Mühe wert ist zu leben um
all der Sorge willen, die wir haben.
Sorgen sind vielfältig; darum laß deine Gebete ebenso viel-
fältig sein. Verwandele in ein Gebet alles, was Sorge macht.


Laß deine Sorgen das Rohmaterial für deine Gebete sein;
und wie die Alchimisten hofften, Schlacken in Gold zu ver-
wandeln, so verwandele durch eine heilige Alchimie alles, was
Sorge macht, in Gebet. Tausche jede Angst in den Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und mache sie
so zu einem Segen.

Mußt du fürchten, daß du bald Sorgen bekommst?
Nimm dich in acht, daß sie dich nicht bekommen!

Sorgen bringt nichts

Willst du Gewinn machen? Hüte dich, daß du nicht mehr


verlierst, als du durch deinen Gewinn gewinnst. Ich bitte
dich ernstlich: Habe nicht mehr Sorge um den Gewinn, als
du in ein Gebet verwandeln kannst. Wünsche nicht zu ha-
ben, was du nicht von Gott zu erbitten wagst! Miß deine
Wünsche nach einem geistlichen Maßstab, so wirst du vor
Habgier bewahrt bleiben.

Sorgen entstehen für viele Menschen durch Verluste; sie


verlieren, was sie gewonnen haben. Nun, dies ist eine Welt,
in der Verlieren nichts Seltenes ist. Ebbe folgt der Flut, und
der Winter zerstört die Blumen des Sommers. Wundere
dich nicht, wenn du wie andere verlierst; sondern bete,
wenn dich Verluste treffen. Geh zu Gott mit ihnen; und
statt dich zu quälen, nutze sie als einen Anlaß, zum Herrn
zu kommen und zu sagen: »Der Herr hat's gegeben, und
der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt -
Laß mich wissen, Herr, warum du mit mir haderst, und be-
hüte mich davor, ich bitte dich, je über dich zu klagen, was
immer du mich verlieren läßt!«

Vielleicht sagst du, daß du dich weder um Gewinne


noch um Verluste sorgst, sondern um dein tägliches Brot.

Nun wohl, du hast Verheißungen, wie du weißt. Der


Herr gibt dir eine liebliche Ermutigung, wenn er sagt, daß
er das Gras auf deinem Felde kleidet und noch viel mehr
dich kleiden wird, du Kleingläubiger. Und der Herr heißt
dich die Vögel des Himmels ansehen, wie sie weder säen
noch in die Scheunen sammeln, und der himmlische Vater
sie doch ernährt. Geh denn zu deinem Gott mit all deinen
Sorgen. Wenn du eine große Familie hast, geringe Einnah-
me und viel Not, ehrlich damit auszukommen, so hast du
um so mehr Gründe, oft an Gottes Tür anzuklopfen. Ich
bitte dich, mache sie dir zunutze. Du darfst kühn Gott an-
rufen, wenn die Not dich drückt. Anstatt mit ängstlicher
Sorge um irgend etwas zu sorgen, erneure um so dringen-
der deine Gebete.

Verwandle deine Sorge in Gebet!

»Ach!« sagt einer, »ich bin in Verlegenheit; ich weiß nicht,


was ich tun soll.« Dann, lieber Freund, solltest du sicherlich
beten. Wenn du nicht weißt, ob du die Straße zur Rechten
oder zur Linken gehen sollst oder geradeaus oder umkeh-
ren - in der Tat, wenn du in solchem Nebel bist, daß du
nicht die nächste Lampe sehen kannst, dann ist es Zeit zu
beten. Die Straße wird plötzlich sehr hell vor dir werden.

Ich habe dieses Mittel oft selbst versuchen müssen und


bezeuge, daß ich, wenn ich mir selbst vertraut habe, ein
großer Tor gewesen bin; aber wenn ich Gott vertraut habe,
so hat er mich auf den rechten Weg geführt.

Ich glaube, daß Gottes Kinder in einfachen Dingen oft


größere Fehler machen als in schwierigen. Wenn wir mit
jeder Sache im Gebet zu Gott gingen, würden wir in einfa-
chen wie in schwierigen Dingen von dem Höchsten gelei-
tet werden.

Vielleicht sagt ein Freund: »Aber ich denke an die Zu-


kunft und sorge mich.« Tust du das? Nun, zuerst möchte
ich dich fragen, was du mit der Zukunft zu tun hast. Weißt
du, was der nächste Tag bringen wird? Du hast daran ge-
dacht, was aus dir werden wird, wenn du alt bist; aber bist
du gewiß, daß du jemals alt sein wirst?

Ich kannte eine christliche Frau, die sich damit abzuquä-


len pflegte, wie sie begraben werden würde. Diese Frage
hat mich nie beunruhigt; und es gibt viele andere Sachen,
mit denen wir uns ebensowenig zu quälen brauchten. Du
kannst immer eine Sorge finden, wenn du eine haben
willst; aber das ist eine armselige Beschäftigung für dich.

Statt dich zu sorgen, verwandele alles, was ein Gegenstand
der Sorge sein könnte, in einen Gegenstand des Gebetes. Strei-
che das Wort »Sorge« aus und schreibe statt dessen das Wort
»Gebet« hin; und dann, wenn deine Sorgen vielfältig sind,
werden deine Gebete auch vielfältig sein.

Mit ungehörigen Sorgen greifen wir in Gottes Angele-


genheiten ein.

Du machst dich damit zum Vater, anstatt sein Kind zu


sein; du machst dich zum Herrn, statt sein Diener zu sein,
für dessen Unterhalt der Herr sorgt. Wenn du statt dessen
die Sorge in Gebet verwandelst, wird dies kein Eingriff
sein, denn du darfst mit allem zu Gott im Gebet kommen,
ohne daß er dir Vermessenheit vorwerfen würde. Er lädt
dich ein zu beten: »In allen Dingen laßt eure Bitten in Ge-
bet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden.«

Sorgen sind für uns nicht nur von keinem Nutzen: Sie


verursachen uns großen Schaden.

Du magst sorgen, so lange du willst; du kannst dich um


keinen Zoll größer machen oder ein Haar mehr auf deinem
Haupte wachsen lassen oder ein einziges Haar weiß oder
schwarz machen. Das sagt uns der Herr, und er fragt: Wenn
die Sorge in solchen kleinen Dingen nichts vermag, was
kann sie dann in wichtigen leisten? Nichts!

Ein Landmann stand auf seinen Feldern und sagte: »Ich


weiß nicht, wie es mit uns allen werden soll. Der Weizen
wird vernichtet werden, wenn dieser Regen andauert; wir
werden gar keine Ernte haben, wenn wir nicht schönes
Wetter bekommen.« Er ging auf und nieder, rang die Hän-
de, quälte sich und machte die ganze Hausgemeinschaft
unglücklich; aber er brachte keinen einzigen Sonnenstrahl
mit all seiner Quälerei hervor, er konnte keine der Wolken
mit seinen verdrießlichen Worten verscheuchen, aber auch
keinen einzigen Tropfen Regen mit all seinem Murren zu-
rückhalten.

Was nützt es, daß wir fortfahren, an unserem eigenen


Herzen zu nagen, wenn wir nichts dadurch erreichen? Es
schwächt nur unsere Kraft, uns selbst zu helfen, und be-
sonders die Kraft, Gott zu verherrlichen.

Ein sorgenvolles Herz hindert uns häufig, die Dinge


richtig zu beurteilen. Nehmen wir ein Teleskop, hauchen
darauf den heißen Atem unserer Angst, halten es an das
Auge und sagen dann, daß wir nichts als Wolken sehen
können - natürlich, und das wird so bleiben, solange wir
darauf hauchen.

Wenn wir dagegen ruhig, gelassen, gefaßt wären und


Gott vertrauten, würden wir das Rechte tun. Wir würden
in einer Zeit der Schwierigkeiten alle unsere Gedanken zu-
sammennehmen. Wer die Gegenwart Gottes fühlt, wird
auch Geistesgegenwart haben.

Wenn wir aber vergessen zu beten, ist es dann zu ver-


wundern, daß wir voll Unruhe und Angst sind und das Er-
ste tun, das uns gerade einfällt, was gewöhnlich das
Schlimmste ist? Anstatt zu warten, bis wir sehen, was ge-
tan werden muß, und es dann gläubig und vertrauend un-
ter den Augen Gottes zu tun?

Sorge ist schädlich; aber wenn wir diese Sorge in Gebet


verwandeln, dann wird selbst jede Sorge eine Wohltat für
uns werden.
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