Ana səhifə

Ein Essay über den Aussatz


Yüklə 0.97 Mb.
səhifə9/35
tarix25.06.2016
ölçüsü0.97 Mb.
1   ...   5   6   7   8   9   10   11   12   ...   35

"Braut" heißt auf hebräisch Kalah (20-30-5), das ist die weibliche Form von Kol (20-30), "Alles, Insgesamt, Ganz" -- wer also diese zur Braut hat, der hat das Ganze zur Braut. Und gleich gültig ist es, ob sie eine Einzige ist oder Tausend und Eine, was allein zählt ist die Frage, ob sie aufrichtig sein darf in ihrer glühenden Gier auf insgesamt Alles -- oder ob sie dem Mann etwas vormachen muß. Das wiederum hängt davon ab, auf welche Weise sie der Mann begehrenswert findet und wie sie erregt seine Glut: muß er sie erniedrigen und mißhandeln, indem er sie zur Monogamie zwingt, um sich an seiner Mutter zu rächen? oder kann er sie sich aufrichten lassen in ihrer ganzen Natur, die so viel tiefer mit Adamah, dem "Erdboden", verbunden ist als er selbst? Er ist als Adam der Adamah entnommen, sie aber ist sie selbst, seine Mutter, die sich für ihn, während seiner vollkommenen Bewußtlosigkeit, in die Chawah verwandelt, in seine ihm entnommene Tochter, die ihm zum Weibe geworden.

Wiederum hat sich ein neuer Weg im Labyrinth der Liebe eröffnet: jeder Mann trifft in jeder Frau auf die Tochter, denn eine jede ist eine solche, so wie er umgekehrt immer ein Sohn ist. Und aus seiner Stellung zum eigenen Vater entscheidet der Mann, ob das Fazit von Michah: Ojweji Isch Anschej Wejitho -- "Feinde des Mannes sind seine Haus-Männer" -- zum Fluch oder Segen gereicht. Der Mann kann als Bräutigam seinen Vater verachten, weil der Cham heißt und die Blöße seines Vaters erblickt hat (siehe Gen. 9,18-27). Aber zur konsequenten Verwirrung in der Liebe gehört es, daß wer den Cham gering schätzt auch seine eigene Liebesglut löscht, wodurch er die Braut nur unglücklich macht und unaufrichtig. Damit zieht er die Feindschaft der Männer seines eigenen Hauses auf sich, denn noch giebt es dort Männer, die seine Lüge durchschauen und das Unglück der Kalah wahrnehmen und immer zorniger gegen ihren Hausherrn ergrimmen -- bis sie ihn umgebracht haben, eines Tages oder in einer Nacht.

Indem Jesus die Trennung des Vaters vom Sohn voraus setzt, kann sich dieser erinnern, wie er aus dem Zerfall des Vaters entstand, und daß der, welcher sein Vater hier ist, nur einem Bruchteil des Ganzen Vaters entspricht, der seine All-Einheit im Ursprung zurückzog. Und indem er sich zu diesem Ursprung hin öffnet, rekonstruiert er ihn gleichsam und erweckt ihn bis zu sich hin, und dann kann er die Feindes-Liebe ohne weiteres schon in seinem eigenen Haus praktizieren. Die Anscheji Wejitho, die "Männer seines Hauses", werden ihm dann Vertraute und die er für Feinde hielt seine besten Genossen.

Noch aber haben wir nicht ganz das Rätsel der Fünf aufgelöst, das Jesus uns hier gestellt hat, doch wird es schon heiß, denn wir sind ihm nah. Esch (1-300), "Feuer", hat auf diesen Weg uns geführt, und der Kehrwert von Esch ist 402, die Zahl von Bath (2-400), "Tochter". Die Kehrseite des Feuers ist also die Tochter, genauso wie die Kehrseite der Tochter das Feuer ist, an dem wir uns versengen können wie die Motten am Licht -- zum Beispiel dann, wenn wir in der Braut nicht auch ihre Mutter verehren, Adamah Chamoth. Weil die Tochter eine derart intensive Beziehung zum Feuer unterhält, war sie bei den Römern als Vestalin Tabu (die Unterhalterinnen des göttlichen Feuers durften bei Todesstrafe von keinem Mann berührt werden). Aber in der Rede des Michah genauso wie in der Rede des Jesus ist sie zweimal vorhanden, als Tochter der Mutter und als Tochter der Schwiegermutter, als Braut, so hat der Sohn ihre Ein- und Zweiheit anzuerkennen, sie als Schwester und Fremde zu sehen. Tut er das nicht, dann verbleibt sie nur ein Bild, das er sich selber gemacht hat, wo er doch selbst nur ein herausgenommener Teil von etwas Größerem war und sich selber nicht kannte.

Und dann sind es wieder fünf: der Vater, der Sohn, die Mutter, die Tochter -- und die Braut, die in ihrer Glut alles zugleich ist. Und schon werden auch die zwei gegen die drei und die drei gegen die zwei offenbar: Vater und Sohn, sich scheinbar bekämpfend, aber in trauter Eintracht gegen die Mutter und gegen die Tochter und gegen die Nymphä, und umgekehrt diese zusammen gegen die Männer. Eine das Weibliche bestreitende Einheit von Vater und Sohn ist eine Täuschung, die früher oder später in sich selber zerbricht, denn sie verneinte sich selbst. Nichts ist der Vater ohne die Mutter, und nichts ist der Sohn ohne die Tochter, und alles ist nichts ohne die liebend erglühende Braut.

Den Geschlechter-Krieg sollte Jesus den Menschen an den Hals gewünscht haben? Niemals, denn lange zuvor schon hat es diesen gegeben, nichts Neues wäre von ihm gekommen. Aber "Kriege der Schwingung" sind es, die von ihm aus alles bestimmen, und wenn wir sie durch uns hindurch schwingen lassen, dann bekommen wir Flügel und tanzen. Es ist uns auch nicht mehr anstößig, diese Braut in ihrer Brunst als erhaben zu sehen, ausgezeichnet mit der Stellung des Einen gegenüber der Vierheit von Vater und Sohn, Mutter und Tochter. Und wir lernen hier auch, daß all diese Fünf in Einem Haus wohnen, also in jedem Menschen, und nur zu fünft sind sie ganz, und das Göttliche Kind wächst in ihnen. Im anderen Falle jedoch, im Krieg von Vater und Sohn gegen sich selber und gegen Mutter und Tochter und gegen die brünstige Braut, erkaltet das Haus, und das Kind ist schon im Mutterleib abgestorben.

Alles aber muß an das Tageslicht kommen, und das Feuer der Sonne beleuchtet die Szene. Denn erst, wenn wir unserer Vergehen ansichtig werden, und dies geschieht in der Feuer-Taufe, in der wir umgeschmolzen werden und von unseren Schlacken befreit, haben wir die Option, sie im Erkennen zu ändern und die Zerspaltung zu heilen, die in Kalah, der "Braut", insgesamt schon geheilt ist. Denn Kalah heißt auch "Vollenden, Fertig-Sein, zu Ende-Gehen, Aufhören, Vernichten" -- also ist diese Braut unser Tod. Und immer, wenn wir in ihr Vollendete sind, hat sie uns schon in ihrer übergroßen Liebe vernichtet, da sie in der Empfängnis des Samens uns zu Vätern gemacht hat. So läßt sie uns enden, wenn auch noch zeitlich verschoben, dieweil die nächste Generation mit Bestimmtheit die jetzige ablöst. Doch ist dies kein Grund zum Bekümmern, sondern Erfüllung der Liebe, Pflege der Brut.


Zu der neuen Erscheinungsform von Zora´ath will ich nun zurück zu kommen, die uns im Michwath-Esch, in der "Brandwunde des Feuers", so weite Wege geführt hat. Und wir lesen noch einmal den Text: "und sogar die Botschaft des Fleisches, obwohl sie in seinem Bewußtsein entstand, ist zu einem Brandmal des Feuers geworden, und es muß aus dem Aufleben des Brandmales eine Erklärung entstehen für ihren Sohn, Menschen ähnlich und sogar ihrem Sohn". Hier habe ich Bahäräth, den verborgenen Glanz der Empfängnis, einfach "Erklärung" genannt, wofür ich eine Erklärung noch schulde. Bahar (2-5-200) heißt nämlich, und nur im scheinbaren Widerspruch zu der Lesart "im Berg, im Verborgenen": "Klar-Sein" und "Klar-Werden" -- denn im Inneren des Geborgenen ist es schon klar, daß die Empfängnis stattfand, noch bevor es das Bewußtsein begreift. Bahir ist das "Klare" und "Helle" und das "Heitere" auch, Behiruth "Klarheit", und Bahäräth demnach auch die "Verklärte". Und "verklärt, geklärt, klar, hell und heiter" ist sie in der Verbindung mit Lewonah, was "zu ihrem Sohn hin" bedeutet und auch den "Weihrauch", die "Vollmondin" und die "Weiße" bezeichnet. Die Weiße des Mondes ist aber von der Sonne geborgt, die (außer Schämäsch) auch Chamah (8-40-5) genannt wird, die "Glühend-Heiße", sie ist eine Reflexion von ihr.

So wird uns der Zusammenhang klar: die Botschaft des Fleisches war im Bewußtsein des Mannes zwar reflektiert, aber noch ungeklärt zu einer Brandwunde des Feuers geworden, in dem sich die Tochter verbirgt, um zu klären. Und oft genug hatte er sich an ihr verbrannt noch unter die Haut bis es reichte, daß er die Botschaft seines eigenen Fleisches wie den Schmerz dieser sengenden Wunde empfand in seinem Bewußtsein und begann, sein Fleisch abzutöten -- als ob es daran schuld sei, daß er die Begegnung mit ihr so überaus schmerzlich erlebte. In Wirklichkeit hat er aber die Tochter sich nicht aufrichten lassen in ihrer Mutter, denn auch die hatte er schon erniedrigt und gebeugt und verkrüppelt -- und das hat klare Spuren auch in seinem eigenen Fleisch hinterlassen. Wie hätte er da Kalah, die Nymfä, die Braut, in ihrer Brunst, die sich nie bloß auf ihn nur bezieht, aufrichtig sein lassen können? Indem er sie in das Joch der Ehe hinein zwang, um sie zur Menschenzucht zu benutzen, hat er sich selber den schlimmsten Schmerz zugefügt, aber bis jetzt noch immer nicht ganz begriffen, was er da tat. Und so wird es ihm in der Brandwunde des Feuers lebendig hinein gesengt in sein Fleisch und schließlich bewußt, daß er Kalah, diese Nymfä, die sein eigener Tod ist, zwingen wollte, sich mit ihm zu paaren, wann er es verlangte -- und da erkaltete ihre Glut gegen ihn, und sie wandte sich von ihm ab. Er war nicht bereit, die Demütigung, die er ihr zugefügt hatte, von ihr zurück zu empfangen, und er bestrafte sie schwer -- bis er endlich begreift, daß er es besser ihr überläßt, wann sie heiß wird und wer sie erregt. Da er ihr die Umstände der Vereinigung aufdrängen wollte, glich er dem Selbstmörder, der selber den Zeitpunkt seines Todes bestimmt. Und weil Kalah diese Ganze Welt insgesamt ist und Alle möglichen Welten, darum gilt dies in jeglicher Hinsicht, wo wir glauben, das Glück erzwingen zu können.

Ein erzwungenes Glück muß zwangsläufig zerbrechen, denn die Brandwunde lebt, und aus ihrem Erleben kommt die Klarheit, die ihrem Sohne gemäß ist. Jesus verurteilt oder mißhandelt an keiner einzigen Stelle ein Weib, und an seiner Hinrichtung ist kein weibliches Wesen beteiligt, eine reine Männersache ist sie, entsprungen dem Hasse von Männern, die ihn auf so unerhörte Weise die Frau ehren sahen. Aber in seinem Tod lebt er auf, und das Feuer der Tochter, mit dem er die Erde entzündet, brennt immer heller. "Die Klarheit der Vollmondin, der Weißen, wird Menschen ähnlich bis zu ihrem Sohn hin sogar" -- wie der Zusatz besagt, und wir wiederholen noch einmal den Satz: "oder die Botschaft des Fleisches, wenn sie ein Feuer-Brand wird in seinem Bewußtsein, so wird lebendig der Brand, der Vollmondin Erklärung, Menschen ähnlich ihrem Sohne zuliebe und sogar bis zu ihrem Sohn hin".

In der gewöhnlichen Übersetzung lautet der zweite Satzteil: "und aus der Brandwunde entsteht ein weißlicher Fleck, ein rötlicher oder ein weißlicher" -- so als habe der Sprecher nicht recht gewußt, was er sagen wollte, denn was er zuerst nur dem "Weißlichen" zukommen läßt, das soll dann auch dem "Rötlichen" gelten, und das "Weißliche" wiederholt er noch einmal, so als ob er Angst gehabt hätte, es zu vergessen. Diese Unsinnigkeit löst sich auf, wenn wir das "Rötliche" als das "Menschen-Ähnliche" sehen und den "weißlichen Fleck" als die "Klarheit für ihren Sohn". Zuerst muß diese natürlich Menschen ähnlich sein, sonst könnten wir ihn überhaupt nicht verstehen, wir hätten keinerlei Bezugspunkt für ihn -- und würden ohne ihn reflektieren zu können in seiner Sonne verbrennen. In Adamdämäth (1-4-40-4-40-400) steht zweimal Dam (4-40), "Blut", das ist dein eigenes Blut und das der anderen Wesen -- und einmal Meth (40-400), "Tot", denn zwar stirbt ein jeder für sich und doch auch alle den einen, den gemeinsamen Tod. Seine Menschenähnlichkeit im eigenen Sein zu erleben, dieses doppelte Gleichnis, diese Aussage "Ich bin vom Gleichnis das Gleichnis" -- macht uns fähig auch das zu erfahren, was über die bloße Menschheit hinaus reicht und uns allem Lebendigen öffnet. Und wir sehen dann ein, daß wir nicht nur die Weißheit des Lichtes, sondern auch die Röte des Blutes und die Schwärze des Todes mit allem Lebendigen teilen.


Und abermals prüft uns der Kohen, ob wir auch ächt sind, wenn es jetzt heißt: Weroah Othah haKohen wehineh nähpach Sse´or Lowan baBahäräth uMar´äha amok min ha´Or -- "und ihr Du-Wunder erschaut wer wie sie ist, und hier hat sich verwandelt der Preis für den Sohn in der Klarheit, und ihr Anblick ist tiefer als das Bewußtsein". Aus "ihrem Sohn" ist der "Sohn" schlechthin geworden, allgemein gültig ist er, und ich habe Sse´ar (300-70-200), das "Haar", die "Behaarung", und Ssa´ar, den "Schauder", hier Scha´ar gelesen, was nicht nur ein "Tor" ist, sondern auch "Preis" und "Wert". Scha´ar leBän, der "Preis für den Sohn", war bekanntlich auf Dreißig Silberlinge bemessen. Schloschim Schäkäl Kässäf, "Dreißig Silberlinge", sind aber der Preis des Weiblichen, denn wir hören: we´im nekewah Hi wehajoh Ärkcho Schloschim Schokäl -- "und wenn weiblich sie (oder er ist), so sei dein Preis Dreißig Schekel" (Lev. 27,4). So wird uns klar, daß sie in ihrem Hohn gegen ihn, der das Weibliche so sehr verehrte, daß er das Feuer der Tochter freisetzte, ihn zu einem Weib stempeln wollten. Und Judas, in der vagen Hoffnung vielleicht, er würde seine Gottes-Kraft endlich ganz offenbaren, hatte diesen Preis akzeptiert, weil er sich nicht vorstellen konnte, daß er eine solche Demütigung wehrlos hinnehmen würde.

Die Dreißig ist aber die männliche Drei in den Zehnern, in der Gegenwart also, und ihr Zeichen heißt Lamäd, der Stock des Treibers, der den Mann dorthin treibt, wo er vielleicht gar nicht hin will, nämlich zur Ganzheit der Braut und der Tochter, zur Einheit von Chawah und Lilith, zur Gesamtheit ihrer Erscheinung in jeder Frau, und Lamad bedeutet das "Lernen". Schloschim (300-30-300-10-40), das Zahlwort für "Dreißig", ist in der Zahl 680 das Zehnfache von Chajim (8-10-10-40), dem "Leben" auf beiden Seiten, diesseits und jenseits und für jedermann bis heute nicht faßbar, da wir vernehmen: Wehajoh Ärkcho haSochar miBän Ässrim Schonah we´ad Bän Schischim Schonah wehajoh Ärkcho Chamischim Schäkäl Kässäf beSchäkäl haKodäsch -- "und es wird dein Wert des Männlichen sein (dein Preis des Erinnerns) vom Sohn Zwanzig ein Jahr bis zum Sohn Sechzig ein Jahr, und es wird dein Wert Fünfzig Schekel Silber im Schekel des Heiligen sein" ( Vers 3).

Es muß hier der Hinweis genügen, daß die Vierzig Jahre von Zwanzig bis Sechzig hier in eines zusammengefaßt sind und von da aus dem Männlichen der Wert Fünfzig zukommt, die Fünf in den Zehnern, das gegenwärtige Kind -- und ohne Erinnerung an die eigene Kindheit kann der Mann das Kind nicht beschützen. Daß dem Weiblichen aber die Dreißig zukommt beweist, daß auch die weibliche Erinnerung nie verdrängt werden kann. Schäkäl (300-100-30), die Gewichtseinheit, kommt von Schakal, dem "Wiegen", und ist in der Zahl dasselbe wie Näfäsch (50-80-300), das Animalische in der "Seele", die wir teilen mit allen lebendigen Wesen. Im Schekel wird abgewogen, ob wir ihr gewogen sind, uns ihrer erinnern und wie wir sie schätzen. Kässäf (20-60-80) gehört als "Silber" zur Mondin und bedeutet auch "Sehnsucht", und ist keSsaf gelesen "entsprechend der Schwelle" -- von der Sechzig zur Achtzig, das ist die Siebzig als Einung von Lamäd und Mem (von Dreißig und Vierzig), das Lernen in dem wie Wasser fließenden Strom der Erfahrung.

Dieses Wasser hat ein Gedächtnis, eine Erinnerung an den Ursprung und an alles jemals Erlebte, und aus der weiblichen Fähigkeit, diese Erinnerung in sich zu fassen, wird jeder Mann der Lüge überführt, der aus der Erfahrung nicht lernen will. Darum lehrt Jesus den einfachen, aber ungeheuer provozierenden Grundsatz: hä Alätheja eleutheroseji hymas -- "die Wahrheit wird euch befreien" (Joh. 8,32). Und diese Lehre gilt so grundsätzlich, daß sie auch in der Umkehr besteht: wo Unfreiheit herrscht, da eksistiert noch die Lüge. Die Lüge ist immer die Sünde, das Gedächtnis der Wasser zu leugnen, darum fügt Jesus hinzu: Amän amän lego hymin hoti pas ho poion tän Hamartian Dulos estin, ho de Dulos u meneji en tä Oikia ejis ton Ajona, ho Hyios meneji ejis ton Ajona, ean un ho Hyios hymas eleutherosä, ontos Eleutheroi esesthe -- "Fest vertrauend sage ich euch, daß jeder ein Knecht ist, der die Sünde begeht. Aber der Knecht bleibt nicht im Hause für immer, der Sohn bleibt für immer. Und wenn der Sohn euch nun befreit, dann seid ihr dauernd Befreite" (Joh. 8,34-36). Knecht-Sein, Unfrei-Sein, das heißt unter Zwang stehen und Sündigen sind demnach identisch, und er muß hier gar kein Sündenregister aufzählen, die einzelne Sünde ist völlig egal, was allein zählt, das ist die Unfreiheit und der Zwang, der mit der Lüge einhergeht und den Selbstbetrug und die Selbsttäuschung zur Voraussetzung hat als den Kern jeder Sünde.

Wenn der Sohn, der uns die wahre Erinnerung schenkt und uns dadurch von der zwanghaften Wiederholung befreit, für dreißig Silberlinge verraten und verkauft worden ist, dann heißt dies, daß er als ein Weib hingestellt und als ein solches verhöhnt werden sollte. Und diese Verhöhnung wird in der Durchbohrung seiner Weiche von der Lanze des Kriegsknechts noch gesteigert und übertrifft die Verspottung als König. Aber gerade so, in dieser übelsten Schmähung, ist er Kehen, "genauso wie sie", die Zewa´oth, die weiblichen "Heerscharen", die himmlischen Mädchen, die als Amazonen gegen die Männer noch kämpfen und als Walküren und Huris nur die Männer empfangen, die auf dem Schlachtfeld im Kampf gegen andere Männer verschieden. Doch bei den Iwrim, den "Hebräern", die wörtlich die "Hinüber- und Vorüber-Gehenden" sind, kann sich der Mann als Kohen mit den Zewa´oth einen und seine ganze männliche Kraft für sie einsetzen, um wie ein Lamm in die Mitte der Wölfe zu gehen, die ihn früher oder später zerreißen, aber nach dieser Tat unvermeidlich vom "Zorne des Lammes" Betroffene sind.

Schloschim Schäkäl, die "Dreißig Silberlinge", womit die Frau scheinbar minderwertig ist gegenüber den "Fünfzig" des Mannes, hat die Zahl 1110, das ist das Zehnfache der 111 von Aläf, dem Zeichen des Einen. Also hat die Frau darin eine Einheit, die sich der Mann nie vorstellen kann, solange er es nicht wahr haben will, wie sie ihn im Stocke des Treibers (im Zeichen der Dreißig) schon jetzt darauf vorbereitet, dieser ihrer Einheit gewachsen zu sein. Und Kässäf, das "Silber", das Metall des Mondes, der das Gold-Licht der Sonne bloß reflektiert -- so wie es der Geist der Frau im Patriarchat bis hinein in die Pseudo-Emanzipation mit dem des Mannes tun sollte, der sich selber vorschnell und unzeitig für Gott hielt -- ist in der Zahl die vierfache Vierzig; es steht aber im Text der Thorah nur auf der Seite des Mannes und macht ihm klar, daß er sich umwandeln muß mehr als er glaubte. Die zehnfache Potenz der Vier ist zugleich die doppelte Achtzig, und diese Zahl hat eine Schlüßelposition inne, denn sie ist die Mündung der Alten Welt in die Neue, jetzt und immerdar.


Und der Kohen sieht auch noch dies: uMar´äha amok min ha´Or -- "und ihr Anblick (ihre Sicht, ihre Ansicht) ist tiefer als das Bewußtsein" -- und dann spricht er das Urteil: Zora´ath Hi beMichwah Porachah -- "Aussätzig ist Sie, in der Brandwunde ist sie die Blume". In Mar´äha (40-200-1-5), "ihrem Anblick", ist Mar (40-200), das "Bittere", der Verbindung von Aläf und Heh (1-5) voran gestellt, dem in sich schon immer geeinigten Einen mit dem nach der doppelten Trennung der Vier in der Fünf wieder vereinigten Einen. Die Bitternis seines Todes wurde weder Mirjam, der Mutter, noch Mirjam, der Geliebten, erspart, denn ihr Name ist Mar-Jom gelesen das "Bitternis-Meer". Hatten wir aber das Meer nicht für salzig gehalten? Wo und wie ist es denn bitter? Die Bitternis des salzigen Meeres erleben wir darin, daß es sich so weit vom Meere des Ursprungs entfernt hat, dessen Andenken wir in unserem Blute bewahren, daß wir unfähig sind, sein jetziges Wasser zu trinken, ohne vergiftet zu werden. Das Meer ist aber deswegen so salzig geworden, weil es das Salz des Landes aufnahm, die Tränen der Erde.

Das Salz der Tränen ist mit dem Bitteren auch da assoziiert, wo es heißt: Kai emnästhä ho Petros tu Rhämatos Jesu ejiräkotos hoti prin Alektora phonäsai tris aparnäsä me, kai exelthon exo eklausen pikros -- "und Petrus erinnerte sich an die Rede des Jesus, der gesagt hatte, daß noch bevor der Hahn kräht du mich dreimal verleugnen wirst, und er ging hinaus nach draußen und weinte bitter" (Matth. 27,75). Dreimal verleugnet er da den "Menschen-Sohn", in dieser Nacht des Sechsten Tages, das heißt: er hat ihn in seinem Geist, in seiner Seele und in seinem Leibe verneint.

Mar, das "Bittere", bedeutet auch "austauschend, auswechselnd" und "vertauschend, verwechselnd" (Partizip von Mur, 40-6-200). Austausch ist Grundbedingung des Lebens, der "Stoff-Wechsel" kennzeichnet es ja bis ins kleinste Partikel -- worin sollte da die Verwechslung bestehen? Einzelne Teilchen könnten sich davor fürchten, ausgewechselt zu werden, weil sie sich selber zu wichtig genommen, und ihr Ausfall aus dem Wechsel wäre die Folge davon, was tatsächlich bei den Stoffwechsel-Krankheiten geschieht (so zum Beispiel beim Kalk in den Gefäßen oder der Harnsäure in den Gelenken). Auf der psychischen Ebene ist das die Ruhmsucht, selbst wenn sie sich tarnte in der grenzenlosen Verehrung eines allein seelig machenden Meisters, mit dem man sich heimlich (und ohne sich selber darüber im Klaren zu sein) identifiziert. In der Verbitterung, die manche Männer heutzutage befällt, wenn die Frau sie verläßt und sie nicht mehr der Einzige sind, weil sie ausgetauscht werden, finden wir dieselbe Verwechslung, hatten sie sich ja bis dahin für unaustauschbar gehalten. Es sind solche Männer, die Jesus als lebendigen und konkreten Menschen umbringen müssen, leiblich die "Römer" auf Veranlassung der "Juden", und seelisch die "Christen" in ihrem Dogma von ihm -- weil sie seine Gegenwart nicht ertragen können (auch nicht in seinen ächten Nachfolgern) und ihn derartig anbetend so weit entrücken, daß er unerreichbar wird und sie nichts mehr mit ihm zu tun haben müssen. Aus diesem Grunde ist Ben, der "Sohn", auch Ban zu lesen: "Unterscheidend, Achtgebend, Einsehend, Erkennend" -- denn wer sich mit ihm verbünden will, der muß die Möglichkeit der Verwechslung erkennen.

Mar´äha, "ihr Anblick, ihr Aussehen, ihre Ansicht, ihre Erscheinung, ihre Vision, ihr Gesicht", wird genauso wie Mar´äh geschrieben, der "Anblick", die "Sicht" und das "Gesehene" ganz allgemein (weil das Wort die weibliche Endung schon hat) -- und Mar´oh gesprochen ist es der "Spiegel". Und dieser Spiegel ist tiefer als das Bewußtsein von ihm und erlaubt sogar die Verwechslung mit dem bloß eigenen Spiegelbild. Das Wort bedeutet außerdem noch: "(sich) sehen lassend, (sich) zeigend" -- und es kommt aus der Wurzel Rejisch-Aläf (200-1), das heißt aus der Einheit von Mensch und Stier, die Or (1-6-200), das "Licht" mit sich bringt. Mar´äh Amok Min ha´Or ist auch so zu verstehen: "und es zeigt sich die Tiefe (die Unergründliche, die Unverständliche, die ewig Geheimnisvolle) als Anteil des Bewußtseins" -- eine paradoxe Aussage, wonach das Bewußtsein noch größer sein müßte als diese Tiefe. Wir sehen ein, daß wir dieses Bewußtsein nicht ohne weiteres mit dem unseren gleich setzen dürfen, denn es umfaßt die unergründliche Tiefe, die wir das "Unbewußte" auch nennen, als einen Teil von sich selbst. Wir können uns ihm aber nähern, indem wir lernen zu sehen seinem Willen gemäß und als erstes Amok wahrnehmen, die "Tiefe", die, wir erinnern uns, jede bloß menschliche Gemeinschaft zersetzt, weil sie Kalah, die "Braut", die "Vollendung und Vernichtung" zugleich ist, immer im Auge behält.

Auf dieser Tiefe Erwachen wird das Urteil gegründet: Zora´ath Hi baMichwah porachah -- "die Gestalt der Zeit ist Sie selbst, in der Brandwunde ist sie erblüht!" Hier habe ich Zora´ath (90-200-70-400) einfach Zor-Eth gelesen, "Angst und Bedrängnis der Zeit", aber "Form, Gestalt und Felsen der Zeit" auch, die deren Bedrängnis nur solange erfahren wie sie sich ihrer Zersetzung, Verwesung, Auflösung schämen. Und immer ist in Zora´ath mit der Angst vor dem Bösen der Zeit auch die Gestalt des Freundes der Zeit da, und hier ist sie es selber, weil "ihr Spiegel" Er ist und sie sogar in der Verbrennung noch aufblüht, die Blume des Feuers.

Dies ist nun die dritte Erscheinung der Blüte, zum ersten Mal ist sie erblüht, als der Mensch ganz und gar "aussätzig" ward, seine Haut und sein Fleisch insgesamt, und er total zum Sohn hin verwandelt wurde und rein (Lev. 13,12-13). Aber dann begann die Verwechslung, sein Weg wurde für "unrein" erklärt zum "Tabu". Und Verführer boten sich an, das Volk zum Ziele zu bringen, ohne daß es einen Weg gehen müßte, und rein zu werden, ohne mit dem Schmutz in Berührung zu kommen. Diesen nahmen ihm ja die Priester durch das "Meßopfer" ab regelmäßig. Doch die lebendige Botschaft des Fleisches war nicht ausschaltbar, sie kehrte zurück und verwandelte die Berührung und richtete sie aus auf die "Weiße", aus der alle Farben hervorgehen, und auf den "Sohn", der die Sünder liebt und die Heuchler verabscheut.

1   ...   5   6   7   8   9   10   11   12   ...   35


Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©atelim.com 2016
rəhbərliyinə müraciət