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Ein Essay über den Aussatz


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Und an anderer Stelle sagt er: Mnämoneuete tu Logu hu Ego ejipon hymin: uk estin Dulos mejizon tu Kyriu autu; eji Eme edioxan, kai hymas dioxusin, eji ton Logon mu etäräsan, kai ton hymeteron täräsusin -- "Erinnert euch an das Wort, das Ich euch gesagt habe: nicht ist der Diener größer als sein Herr; wenn sie mich verfolgt haben, dann werden sie euch auch verfolgen, und wenn sie mein Wort bewahrten, dann werden sie auch das eure bewahren" (Joh. 15,20). Und hier kommt etwas anderes noch mit hindurch über die reine Verfolgung und Verleumdung hinaus: die "Bewahrung seines Wortes". Täreo heißt nicht nur "Bewahren", sondern zuerst "Beobachten, Wahrnehmen, im Auge Haben" und dann auch "Behüten, Bewachen, Behalten und Aufbewahren", und Logos ist nicht nur "Wort", sondern auch "Sache, Angelegenheit und Ereignis". Und so wie es in seinem Leben auch Menschen gab, die seine Worte und Sachen wahrnahmen und sie in sich bewahrten und von der Verfolgung abließen, so wird es in unserem Leben immer solche Menschen auch geben.

Aber die Feinde des Lebendigen sind unleugbar da und in der Überzahl womöglich sogar, und das ist deswegen so, weil das Urteil Tahor Hu (9-5-6-200/ 5-6-1) -- "Rein ist Er (oder Sie)" -- in seiner Zahl der Kehrwert ist von Näga Zora´ath (50-3-70/ 90-200-70-400), der "Plage des Aussatzes". Er kann sich in seiner Reinheit nicht halten, denn diese ist die Kehrseite davon, daß immer noch so und so viele Seelen mit der Plage des Aussatzes geschlagen sind und die Berührung der Gestalt des Freundes der Zeit nicht mehr spüren -- und so wird er immer wieder selber zum Aussätzigen, er nimmt ihre eigene Gestalt an, und jeden Augenblick kann dann das Wunder des Erkennens geschehen. Wenn wir die Übersetzung des vernichtenden Urteils des Pseudo-Priesters, der das lebendige Fleisch als die Botschaft des Lebendigen abgelehnt hatte, jetzt wiedergeben in anderen Worten, dann ist es wieder der wirkliche Kohen, der da spricht, weil er so wie sie ist: und es schaut wer wie sie ist (die Zewa´oth) das Du-Wunder des lebendigen Fleisches, die Übereinstimmung der Botschaft des Lebendigen nimmt er wahr, und er öffnet die Pforte zur 50, den Weg in den Achten Tag macht er frei: das lebendige Fleisch, die Botschaft des Lebendigen ist selbst diese Pforte, ist selbst dieser Weg, es ist die Gestalt des Freundes der Zeit. Denn der ruht nicht eher, als bis auch der Letzte erlöst ist, und immer wenn sich einer in den Formen des Unheils der Zeiten verliert, tritt er ihm entgegen in der Gestalt des Symptoms einer Krankheit, in der Botschaft seines eigenen lebendigen Fleisches, die nun einmal nicht abgeleugnet werden kann. Wenn es trotzdem versucht wird, verwandelt und verschlimmert sich das Symptom, das heißt nur eindringlicher noch wird die Botschaft.

Wenn wir hören: wa´Jehowuah hifgia bo eth Awon kulanu -- "und das Wesen des Seins ließ eindringen in ihn unser aller Du-Schuld" (Jes. 53,6) -- dann heißt dies ganz klar, daß Ath Awon kulanu, unser aller Schuld dem Du gegenüber, der wir uns nicht entledigen, wenn wir es demütigen und erniedrigen, nun in ihn hinein dringt, woraus folgt, daß -- da Er uns ja bewohnt, denn Er ist der Fremdling in unserer Mitte -- wir seinen Schmerz, den er durch uns erleidet, schließlich nicht mehr los werden können. Das Symptom unserer Krankheit, die aus unserem eigenen Fleische erwuchs, ist also seine anders nicht verstandene Botschaft und läßt sofort nach, wenn wir sie zu verstehen beginnen. Darum ist er der Heiland, und er lindert und besänftigt die Krankheit, bevor er sie heilt.
Von dem nun Erreichten können wir auch das jetzt Folgende sehen: O chi joschuw haBossar haChaj wenähpach leLowan uwo äl haKohen/ weroah haKohen wehineh nähpach haNäga leLowan wetihar haKohen äth haNäga Tahor Hu -- "und wenn trotzdem wieder kehrt die lebendige Botschaft und sich in das Weiße verwandelt, dann soll er zum Kohen hinein gehen, und es schaut der Kohen, und siehe! die Plage hat sich in das Weiße verwandelt, und für rein erklärt der Kohen die Plage, Rein ist Sie!" Auf einmal hat sich hier das wehuwa äl haKohen ("und zum Priester soll er hineingebracht werden") in in das uwo äl haKohen verwandelt ("und zum Priester soll er hineingehen"). Damit ist ein neuer Höhepunkt erreicht auf unserer Wanderung durch Zora´ath, "Aussatz", der ein einziger gewaltiger Satz ist, ein Sprung über unseren Schatten gleichsam, denn von hier aus ist es möglich, rein und unrein zu sein und trotz aller Verfolgung seine Botschaft nicht aus dem Sinn zu verlieren.

Der Verlust der vollständigen Reinheit, der uns wieder in die unreine Welt hinein versetzt hat, wurde zur Pforte zwischen den Welten. Und jetzt klingt es auch so: "und wenn trotzdem die Botschaft des Lebendigen bleibt, so wandelt sie die Richtung zum Sohn hin, und ein tritt die Kraft dessen, der wie sie ist, und ein sieht, wer wie sie ist, und hier ist die Plage verwandelt in die Berührung bis zum Sohn hin, und rein wird, wer wie sie ist -- das Du-Wunder der Berührung, Rein ist Es".

Das geht so weit, daß der Metzger die Unschuld des Lammes erkennt und der Leiter der Hinrichtung Jesu, welche endet mit seiner Flanke Durchbohrung, dessen Schuldosigkeit: Idon de ho Hekatontarchäs to Genomenon edoxazen ton Theon legon Ontos ho Anthropos hutos dikaios än -- "der Führer der Hundertschaft, als er das Geschehende sah, ehrte er den Gott, indem er sagte: das Wesen dieses Menschen war schuldlos" -- oder: "berechtigt war das Dasein dieses Menschen" (Luk. 23,47).
III. Vom Geschwür, in welchem der Aussatz erblüht
UWossar ki jihejäh wo we´Oro Schechin wenirpo/ wehajoh biM´kom haSchechin Sse´eth lewonah o Wahäräth lewonah adamdämäth wenir´oh äl haKohen/ weroah haKohen wehineh Mar´äha schofal min ha´Or uSseorah hofach lowan wetim´o haKohen Näga Zora´ath Hi baSchechin porachah/ we´im jir´änah haKohen wehineh ejin boh Sseor lowan uSchefolah ejinänah min ha´Or weHi chehoh wehissgiro haKohen Schiw´ath Jomim/ we´im possoh thiffssäh ba´Or wetime haKohen otho Näga Hi/ we´im thachthäjhah tha´amod haBahäräth lo fossatho Zaräwäth haSchechin Hi wetiharo haKohen (Vers 18-23)
uWossar ki jihejäh wo we´Oro Schechin wenirpo/ wehajoh biM´kom haSchechin Sse´eth Lewonah o Wahäräth Lewonah Adamdamäth wenir´oh El haKohen -- "und Fleisch, wenn in ihm, in seiner Haut, ein Geschwür ist, und es verheilt, und es wird am Ort des Geschwüres Vergebung für ihren Sohn oder gar verborgen leuchtender Glanz der Empfängnis, Menschen ähnlich ihrem Sohne zulieb, dann wird sichtbar die Gottes-Kraft des Kohen".

Die Konsequenz aus dem Vorigen ist hier gezogen und ein volkommen neues Wort aufgetreten und auch eine vollkommen neue Situation. Das Wort heißt Schechin (300-8-10-50) und wird im Allgemeinen mit "Geschwür" übersetzt. Aber dieses deutsche Wort weckt ganze andere Assoziationen als das hebräische, denn es ist mit dem "Schwären" verwandt, mit dem "Schweren" und mit dem "Schwören". Es schwärt eine Wunde, wenn sie nicht heilt und die neue Haut den Ort der Verletzung nicht zudeckt. Quälend ist der Schmerz von dem Eiter, der nicht abfließen kann, und nur der Entlastungsschnitt des Chirurgen bringt dann die Rettung. Schwer ist es, solche heillosen Wunden zu tragen, und geschworen wurde wohl früher, indem man den Eid-Leistenden die Verletzung androhte und das Geschwür, das sie befallen sollte, wenn sie ihn brächen. "Schwören" heißt aber auf Hebräisch Schawa (300-2-70) und wird genauso geschrieben wie Schäwa, das Zahlwort für "Sieben". Ebenso wird auch Ssawa geschrieben, "Sättigen, Satt-Werden, Satt-Sein", und der "Herr" hatte geschworen, uns Unersättliche satt werden zu lassen in dieser Welt der Sieben Tage. Dieser Schwur wird erfüllt (in Num. 21,4-9), wo das durch die Wüste wandernde Volk der Nahrung des Weges leid ist und Nachasch Nechoschäth ersteht, die aufzurichtende "Eherne Schlange". Vom Wort her ist es die Einung der männlichen und der weiblichen Schlange, welche die Lebens-Rettung bewirkt. Die drei Zeichen von Nachasch (50-8-300), der "Schlange", sind in umgehrter Reihenfolge in Schechin (300-8-10-50) enthalten, dem "Geschwür", das in der fortgesetzten Verwundung und Tötung des Menschen-Sohnes immer noch fortschwärt, solange es Menschen giebt, die sich dazu hergeben, weil sie weder die Schlange noch den Christos erkennen.

Genauso wie Schechin wird Ssachjan geschrieben, der "Schwimmer" (von Ssachah, 300-8-5, dem "Schwimmen"). Und das Neue, das mit diesem Worte eintritt, ist auch so zu verstehen, daß wir wie "Schwimmer" sind von nun an (vergl. Jech. 47,5), wie Bewohner von zweierlei Welten. Bei einem Schwimmer schaut nur der Kopf aus dem Wasser heraus, und dies ist ein Gleichnis dafür, daß unser Haupt als Sitz unseres Ich-Bewußtseins nur wie Eines ist gegenüber den Vier Gliedern des Rumpfes und diesem selber, die allesamt unter Wasser, das heißt "unbewußt" sind. Unbewußt aber sind sie nur dem Haupt mit seinem Ich-Bewußtsein, für sich selber haben sie jedoch alle ihr eigenes Bewußtsein. Wie ein Schwimmer ist der Mensch auch als Seemann, und das Schiff hat er sich nur darum erbaut, um über die Wasser zu fahren. Und der Schiffs-Bauch (in welchem der flüchtige Jonah einst schlief, so tief noch beim Sturm, daß er geweckt werden mußte) ist es, der in die Wasser hinein taucht und damit "unbewußt" wird. "Schiff" heißt auf hebräisch Oni (1-50-10) und wird genauso geschrieben wie Ani, das "Ich". Und so hat auch das Ich wie das Schiff und der Schwimmer zwei Sfären, das Ich-Bewußtsein und das Unbewußte des Ich, seine Basis, denn das Gehirn ist mit den übrigen Organen auf das Engste verflochten, und nur die Hirnrinde ist der Träger des Ich-Bewußtseins -- schon die tieferen Zentren des Gehirnes sind unbewußt, das heißt sie haben ihr eigenes und von dem des Ich verschiedenes Erwachen und Schlafen. Was würde es nützen, durch die systematisch geübte Ausdehnung der Willkür des Ich auf einige autonome Funktionen des vegetativen Nervensystems dessen Bereich zu verkleinern und die Macht des Ich zu erweitern, das Willkürliche auf Kosten des Unwillkürlichen also? Dies ist kein geeigneter Weg, um zur Einheit des Ganzen zu kommen, und die Einheit der Gestalt des Schwimmers und die Einheit der Gestalt des Schiffes und des Ich belehren uns anders: ihre zwei Qalitäten, das Unter und das Über dem Wasser, das Bewußte und das Unbewußte, sie haben beide ihr eigenes Recht, und nur ihr Unterschied ermöglicht es ihnen, zu "Schwimmen", das heißt sich in der Zeit zu bewegen. Denn auch die Zeit ist ein Mysterium.

Die Botschaft ist immer größer als das Bewußtsein von ihr es jemals sein kann, so wie auch das Fleisch mehr ist als die Haut, diese ist ja ein Bestandteil von jenem. Der Anfang unseres Abschnittes lautet auch so: "und Botschaft ist trotzdem in ihm, in seinem Bewußtsein der Schwimmer, und er wurde geheilt, und es geschah im Orte des Schwimmers die Vergebung für ihren Sohn." Dabei müssen wir an das Traumgesicht denken von dem über den Wassern wandelnden Jesus, und wir hören: Hoi de Mathätai idontes auton epi täs Thalassäs peripatunta etarachthäsan legontes hoti Phantasma estin, kai apo tu Phobu ekraxan -- "als aber die Schüler ihn auf dem Wasser herumgehen sahen, da verloren sie ihre Fassung und meinten, es sei ein Trugbild ihrer Fantasie, und sie schrien vor Furcht" (Matth. 14,26). Es beruhigte sie also nicht, sich einzureden, sie hätten es mit einer Täuschung ihrer Einbildungskräfte zu tun, denn zu verwirrend war diese Erscheinung, als daß sie sie weg zu erklären vermochten. Sie tritt nach einer Sättigung auf, nach der "Speisung der Fünftausend", und er antwortet sogleich auf ihre Schreckensrufe und sagt: Tharsejite, Ego ejimi, mä phobejisthe -- "Seid getrost, Ich bin es, fürchtet euch nicht!" (Vers 27).

Sie hatten ihn, da er sich ihnen muß zu erkennen geben, also nicht erkannt und ihn für eine Art Ungeheuer gehalten, einen Drachen zum Beispiel. Bei Markus heißt es unmittelbar nach seinen Worten: Kai anebä pros autus ejis to Ploion kai ekopasen ho Anemos -- "und er stieg hinauf zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich" (Mark. 6,51). Vom Wind ist zuvor gesagt worden: än gar ho Anemos enantios autois -- "es war nämlich der Wind ihnen entgegen" (Vers 48). Das heißt auch: der Geist stand im Widerspruche zu ihnen, er war ihnen zuwider -- und er wurde müde, er hatte es satt (wie das betreffende Wort sagt) in dem selben Moment, wo der Meister zu ihnen in das Schiff hinauf steigt, also ihren Ich-Raum betritt, dessen einer Teil sich unter dem Wasser und dessen anderer Teil sich über dem Wasser befindet, niemals aber ganz über dem Wasser wie seine Gestalt hier.

Es war diesem Ereignis eine Situation voraus gegangen, von der wir hören (in Vers 47): kai Opsias genomenäs än to Ploion en Meso täs Thalassäs, kai Autos Monos epi täs Gäs -- "und es war Abend geworden, und das Schiff war in der Mitte des Meeres, und Er Selbst Alleine auf Erden". Schon die Wortwahl des Evangelisten läßt erkennen, daß es sich hier nicht um ein "Lokal-Wunder" vom "See Genezareth" dreht, sondern noch ganz andere Dimensionen im Spiel sind: der Abend, das Schiff in der Mitte des Meeres, und er selbst ganz allein auf der Erde. Er hatte sich so extrem weit von den Menschen zurück gezogen, daß ihm gegenüber alle übrigen hier in diesem Schiff in der Mitte des Meers sind, und als Grund für seinen Rückzug wird (in Joh. 6,15) angegeben: Jesus un gnus hoti mellusin erchesthai kai harpazejin auton hina poiäsosin Basilea, anechoräsen palin ejis to Oros Autos Monos -- "Jesus, nunmehr erkennend, daß sie herankommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog sich abermals zurück in den Berg, Er Allein" (Joh. 6,15). Er hatte sie gesättigt, und sie hatten ihn zu ihrem König erkoren -- indem sie versuchten, ihn "zu entraffen, zu entführen, an sich zu reißen, zu berauben und auszuplündern", wie Harpazejin auch übersetzt werden muß. Und obwohl er diesen Königs-Titel so vehement abgelehnt hat, wird er später damit gekreuzigt! Hier also ist er es, der sie satt hat, es ekelt ihn so vor diesen Menschen, daß er sich "in den Berg" zurück zieht, um den Überdruß von sich abzuschütteln. Und derselbe befällt ihn noch heute, wenn ihn die Menschen als König des Himmels anbeten, ohne auf seine Botschaft zu achten. Aber aus dieser vollständigen Trennung zwischen ihnen und ihm -- und zu "ihnen" gehören auch seine Schüler, die sich schon ausgemalt haben, wie schön ein Minister-Posten in seinem Königreich wäre -- geschieht das unerhörte Ereignis, das sie ihre Fassung verlieren läßt und sie stürzt in große Verwirrung.

Wenn es wörtlich heißt, daß er sich "in den Berg" zurückzieht, dann hat dies im Hebräischen eine Beziehung zu Empfängnis und Schwangerschaft, denn Har (5-200), der "Berg", kommt aus derselben Wurzel wie Harah (5-200-5), "Empfangen, Schwanger-Werden und -Sein". Und wir sehen ein, daß Jesus, insofern er ein Mensch war und kein Fantasma, auch bloß mit Ben-Adam, dem "Menschen-Sohn" oder "Sohn-Mensch", schwanger sein konnte, so wie wir alle die Potenz zu dessen Empfängnis besitzen. Der Unterschied zwischen ihm und uns besteht nur insoweit, als er sich mehr als wir wie die Mutter dieses Sohnes empfand, ja seinen Schwerpunkt schon in diesen Sohn hinein verlagert hatte, der den verborgenen Vater verkündet -- es obliegt aber uns, die Distanz zu verringern. Die totale Entfremdung zwischen ihm und uns trat jedoch ein, als wir anstatt auf diesen Sohn hinzusehen und im Hinblick auf ihn auch den verborgenen Vater zu ehren seine überaus wunderschöne Erscheinung für unsere persönlichen Zwecke ausbeuten wollten.

Indem er sich so vollkommen in das Verborgene zurück zieht, wie es der Vater tut, wenn er die Welt Neu erschafft, so erschafft er hier auch die Welt Neu, da es so etwas wie Schechin, das "Geschwür", oder Ssachjan, den "Schwimmer", nicht mehr giebt und der Ganze Leib sich in diesem Sohne des Menschen seiner Einheit bewußt wird, was wir erahnen können. Dieses Wach-Werden und Wach-Sein für das Ganze des Leibes jedoch stößt bei denen, die sich gerade an der wunderbaren Speisung erlabten, aber ihren Gehalt nicht wahr nehmen wollten, auf eine unerträgliche Reaktion, denn sie versuchen, es wieder für ihre abgespaltenen Eigenzwecke zu nutzen, das heißt: sie mißverstehen den Leib, der größer ist als seine sichtbaren Grenzen und ein Teil des Gesamt-Leibes schon und somit auch dieser selbst -- und um den geht es doch, weil ohne ihn jeder einzelne Leib unglücklich bleibt.

Daß der Wind ihnen entgegen gesetzt ist, bedeutet, daß sie dieses Erwachen für das Ganze ablehnen, und deswegen kommen sie auch nicht vom Fleck: kai idon autus basanizomenos, än gar ho Anemos enantios autois -- "und er sah sie sich quälen, denn der Geist war ihnen zuwider" -- peri tä tetartä Phylakä täs Nyktos erchetai pros autus peripaton epi täs Thalassäs kai äthelen parelthejin autus -- "um die vierte Wache der Nacht kam er zu ihnen, wandelnd auf dem Meere, und er wollte vorüber gehen an ihnen" (Mark. 6,48) -- und nur ihre Schreckensschreie halten ihn an. Er hat selbst in dieser Nacht seiner äußersten Vereinsamung die Verbindung nicht verloren zu ihnen, er erhört sie und sieht ihre Bedrängnis im Finstern der Nacht, ihren vergeblichen Kampf gegen den Geist, der sie aus ihrer eigenen Mitte hinaus treibt in eine Richtung, die ihnen nicht paßt. Und in der letzten Nachtwache kommt er zu ihnen epi täs Thalassäs peripatunta -- "auf dem Meer umherwandelnd". Das kann aber wegen der Mehrdeutigkeit der Präposition Epi auch heißen: "durch das Meer, neben dem Meer, in der Nähe des Meeres, auf das Meer zu, in Gegenwart des Meeres", ja sogar "für das Meer" und "aufgrund des Meeres". Diese Vieldeutigkeit ist verschwunden, wenn wir das Epi nur mit "Auf" übersetzen -- genauso wie die Vieldeutigkeit von Schamajim, den "Himmeln", verloren geht, wenn wir uns die Himmel bloß in der Einzahl vorstellen.

Das ist in etwa die Atmosfäre von Schechin, dem "Geschwür", von dem es ja gleich, bei seiner ersten Erwähnug schon heißt: wenirpo -- "und es verheilt". Denn verheilt ist hier noch einmal der Gegensatz zwischen Jesus und seinen Schülern, indem er zu ihnen in das Schiff hinaufsteigt, also sich ihnen gegenüber wieder darstellt als ein Ich, das genauso schwimmt wie sie selber. Und es wird sofort offenkundig, daß diese Art Heilung nicht von Dauer sein kann, denn Er ist ja mehr als ein gewöhnliches Ich, und der Gegensatz muß bei der nächsten Gelegenheit aufs Neue aufbrechen. Darum ist es bei Schechin, dem "Geschwür" (und Ssachjan, dem "Schwimmer"), nicht getan mit der Heilung: wehajah biM´kom haSchechin Sse´eth Lewonah o Wahäräth Lewonah Adamdamäth wenir´oh äl haKohen- - "und es entsteht am Ort des Geschwürs (in der Aufrichtung des Schwimmers), die Vergebung für ihren Sohn und sogar der verborgene Glanz der Empfängis, ihrem Sohne zulieb Menschen ähnlich, und sie soll sichtbar werden zu dem hin, der wie sie ist, und es wird sich zeigen die Gottes-Kraft dessen, der wie sie ist (die Hüterinnen des Göttlichen Kindes)" (Lev. 13,19).

In dieser Wendung der Rede wird die Heilung vertieft, und wir wollen so klar wie möglich einsehen, was uns Schechin bis jetzt gelehrt hat: es ist das "Geschwür", das entstand aus der oben dargestellten Entfremdung zwischen Ihm und zwischen uns. Und wir sagen ganz treffend von einem, den die Zeitumstände verwirren, er sei ins Schwimmen geraten, und auch von einem, dessen Fabel unglaubwürdig wirkt, weil er einige für jeden Außenstehenden schon deutlich sichtbaren Motive seines "Unbewußten" immer noch leugnet. Der Grund für die Entfremdung ist darin erkennbar, daß wir alle zwar Berufene sind, den Sohn des Menschen zu empfangen und auszutragen, aber einige von uns (und ob diese in oder außerhalb von uns sind, das spielt für unser Behagen keinerlei Rolle) sich immer noch weigern, an die Möglichkeit einer solchen Empfängnis auch nur zu denken. So entsteht die Diskrepanz zwischen denen, die in ihrer Egozentrik verharren, und zwischen dem, der hinübergeht vom vereinzelten Bewußtsein des Ich -- und sei es das eines Volkes oder das der ganzen menschlichen Rasse -- zum Allbewußtsein des Kosmos und durch dessen Vielfältigkeit hindurch zum verborgenen Vater, weshalb der Kosmos auch Universum genannt wird, "Wendung zum Einen".

Geheilt wurde sie hier noch einmal, diese Entfremdung, indem der Menschensohn noch einmal hereintrat in das menschliche Ich, aber das Umgekehrte war nicht geschehen: der Mensch war nicht hinab gestiegen in den Bereich des Menschensohnes. Und darum zieht Markus einen ziemlich pessimistischen Schluß aus der Geschichte, denn nachdem sich der Wind gelegt hat, heißt es bei ihm dazu nur noch: kai existanto, u gar synäkan epi tois Artois, auton hä Kardia peporomenä -- "und sie waren außer sich, denn sie hatten sich nicht aufgrund der Brote zusammen geschlossen, ihr Herz war erstarrt." (Mark. 6,51-52) Eben weil sie in sich selber verharren und die Verbindung verweigern, sind sie "außer sich". Das Brot ist ein altes Gleichnis für den Leib, und die Brote stehen hier für die Fünf Brote, von denen die Fünf Tausend satt wurden, Zwei Fische gab es zudem noch, und Zwölf Körbe wurden mit den Resten gefüllt, bei welchen Zahlenangaben alle Evangelisten überein stimmen. Warum nehmen sie es so genau mit der Zahl? Weil in ihr das Wesentliche mitgeteilt wird, das wir hier nur andeuten können. Das Verhältnis von Sieben und Fünf wird zweimal erwähnt, einmal in der Fünf und der Zwei von Broten und Fischen, die zusammen die Sieben ergeben, und dann in der Zwölfzahl der Körbe, der Summe von Sieben und Fünf. Wie könnte nun die Lösung dieses Rätsels aussehen?

Vielleicht so: wenn die ersten Fünf Tage leibhaftig werden wie Brote und der Sechste und Siebente Tag Zwei Fischen gleich sind, welche die verborgene Kostbarkeit an das Tageslicht bringen (und zwar auf beiden Seiten, denn wenn eine unerlöst bliebe, wäre auch die andere freudlos), und wenn in diesen zwei Fischen die Einheit von Tier und Mensch mit dem vorübergehenden Menschensohn erreicht wird, dann werden alle Fünftausend gesättigt und das Kind ist überaus glücklich. Und der Überfluß ist dann so groß, daß noch eine Zweite Fünf hinzukommt, welche die Sieben zur Zwölf ergänzt, das ist die Fünf des anderen Kindes, die nicht verzehrt werden kann. Durch sie erfüllt sich die doppelte Sechs aus der Vermischung von Broten und Fischen mit dem Rest, der auf einmal da ist. Alle Sieben Tage sind zur Einheit in der Speisung geworden, was unterstrichen wird in der sonst überflüssigen Bemerkung des Johannes: än de Chortos polys en to Topo -- "es war nämlich viel Gras an dem Orte" (Joh. 6,10). Denn das Gras als Futter des Viehes entsteht bereits am Dritten Tag, und das Wunder der Nahrung wird am Sechsten gegeben. Mit ihr beginnt die zweite Fünf nach der ersten, und das Göttliche Kind wird mit dem Sterblichen zusammen gebracht, die erst beide zusammen die wahrhaftige Gegenwart sind. Nur wenn unser irdischer Leib mit unserem himmlischen Leibe zusammen wie im Kinde vereint ist, sind wir ganz gegenwärtig, das andere aber ist immer nur wie Nachhängen am Vergangenen und banges Hoffen auf Zukunft, das innere Band dieser beiden ist dann verloren gegangen.

Und tatsächlich offenbart sich dieser Verlust der Verbindung in dem "Außer-Sich-Sein" der Schüler, die sich nicht wirklich mit jenen Broten zusammen schlossen und sich auch jetzt noch nicht wirklich von diesem Wunder der Erscheinung Jesu "auf dem Meere" in ihrem Herzen bewegen lassen, ihr Inneres ist vor Entsetzen wie abgestumpft und erstarrt, selbst noch nachdem sich der Wind gelegt hat und Jesus wieder normal schien. Und darum fehlt auch an der Stelle, wo nun aus dem geheilten "Geschwür" Sse´eth und Wahäräth entstehen, die "Vergebung" und der "verborgene Glanz der Empfängnis", die wir vom Anfang schon kennen (siehe Lev. 13,2), Ssapachath, der "Anschluß" an das Ganze, der dort noch in der Mitte der beiden anderen stand; und es ist, als wäre dieser Anschluß verloren gegangen. Aber zum Ausgleich für diesen Verlust bekommen Sse´eth und Wahäräth eine bestimmte Beziehung, die sie zuvor noch nicht hatten, denn sie heißen hier beide Lewonah, "Weiße", "Vollmondin" und "Weihrauch", und die Beziehung ist die "auf ihren Sohn hin" (leBenah), das heißt auf den ganz bestimmten Sohn einer ganz bestimmten Mutter, was für uns alle zutrifft, insofern wir "Sohn", also "in der Fünfzig" schon sind.

Matthäus, der als Einziger von einem zwar gescheiterten, aber dennoch unternommenen Versuch eines Menschen erzählt, den Bereich des Menschensohns zu erreichen, zieht auch ein weniger pessimistisches Fazit aus dieser Geschichte als Markus, und er sagt zum Schlusse sogar: Hoi de en to Ploio prosekynäsan auto legontes: Aläthos The´u Hyios eji - "die aber in dem Schiffe fielen vor ihm nieder und sagten: Wahrhaftiger Sohn Gottes bist du!" (Matth. 14,33). Das heißt: er bezeugt die Möglichkeit, daß auch ein Ich, das noch schwimmt, den Sohn Gottes in sich erkennen und vor ihm "versinken" kann. Denn genauso wie Ssachah (300-8-5), das "Schwimmen", wird Schachah geschrieben, "sich Beugen, sich Niederwerfen (um seine Ehrfurcht zu bezeigen)", und Schach (300-8 oder 300-6-8) heißt "Sinken, Versinken". So wird Schechin, das "Geschwür", auch immer der "Sinkende" und das "Versunkene" sein, aus der Tiefe zu bergen. Und es ist hier die Möglichkeit sichtbar des noch in sich selber befangenen Ich, diesen so ganz Anderen Fremdling dennoch in seinem Schiff (in seinem Ich) zu empfangen, um zu versinken vor ihm im Meere der Demut.

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