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Ein Essay über den Aussatz


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Erworben sein wollen sie beide, die eine geht ohne die andere nicht mit, und dann müssen noch einmal sechs Jahre abgedient werden. Die List, die Ja´akow (dessen Name bedeutet: "er geht krumme Wege") dazu angewandt hat, weil ihm ansonsten Laban, der "Weiße", den Lohn vorenthalten hätte, will gekonnt sein. Sie besteht in der Vermehrung der Ausnahmen von der Regel (der schwarzen und gesprenkelten Schafe auf Kosten der weißen, siehe Gen. 30,25-43). Und erst damit kann Ja´akow seine Familie ernähren und den Bereich von Ähjäh (1-5-10-5) betreten -- "Ich bin" und "Ich war" und "Ich werde sein". Zum 22. Male tritt Näga, die Berührung, da auf, wo es heißt: wechi jir´äh haKohen Ath Näga haNäthäk -- "und obwohl der Kohen das Du-Wunder der Berührung, die sich losreißt, wahrnimmt" – und weiter: wehineh Ejin Marehu Amok min ha´Or uSse´or Schachor Ejin bo – „und siehe! Nichts ist sein Anblick, Tiefe aus dem Bewußtsein, und die Pforte des Schwarzen ist in ihm das Nichts“.

Damit hat die 22. Berührung (oder der 22. Schlag, ganz wie wir wollen) die 22. Farbe, die Schwarze, hervorgebracht, die Zahl der Berührungen ist also hier mit der Anzahl der Farben identisch. Und da heißt es: wehissgir haKohen Ath Näga haNäthäk Schiw´ath Jomim –„und preisgeben soll der Kohen das Wunder der Berührung, die sich losreißt, Sieben Tage". Ein bedeutsamer Augenblick ist dies! Als 22. Farbe des Liedes ist Schachor erschienen (von Rot-Weiß und Gelb-Schwarz die vierte), und kurz zuvor hat sich die Berührung zum 22. Male ereignet. Gleich darauf ist sie aber in dieser nun fünften Preisgabe an die Sieben Tage zum 23. Mal da und überschreitet die Welt der sichtbaren Zeichen. Und sie steht wie schon beim 21. Mal nicht allein, sondern als Ath Näga haNäthäk – als "Du-Wunder der Berührung, die abreißt". Näthäk, "Abreißen, Lostrennen, Abschneiden, Ausbrechen", das vom Wortsinn her alles andere als verbindlich ist, stellt trotzdem die Verbindung her zwischen dem Sicht- und Unsichtbaren und erfüllt unsere Welt. Und selbst darin tut es der Berührung nicht gut, wenn sie ununterbrochen stattfindet, denn was dem Säugling gebührt, das steht dem Entwöhnten nicht zu. Sonst hätte Rosch, die "Hauptsache", alleine genügt, und nicht noch Sakan, "Alter und Reife", hinzutreten müssen, wo der Mann die Frau zu verstehen anhebt.

Andauernd verfügbare Berührung jedoch verwandelt ihn zurück in den Säugling, weshalb es ihm dann auch passiert, daß er seine Frau mit seiner Mutter verwechselt. Darum muß sich der Mann von der Berührung der Frau zeitweise losreißen können – so wie der innere Mensch von der Sinnenwelt. Eine seiner größten Errungenschaften ist dies, unter schweren Leiden erworben – und unverzichtbar auch in der Zukunft. Denn bei allem Wahnsinn des "Patriarchats" kann diese nicht in einer unveränderten Rekonstruktion des "Matriarchates" bestehen, wo der Mann wie beim Tier noch garnicht die Möglichkeit hatte, sich der Lockung des Weibs zu entziehen. Die Enthaltsamkeit ist dem Fasten vergleichbar und so notwendig wie dieses, da andauerndes Fressen krank macht, es soll aber nicht übertrieben durchgeführt werden, es sei denn um zu sterben. Der andauernd enthaltsam lebende Mönch hat sich, um überleben zu können, an seinem Bauch festgehalten und ist zum Freßsack geworden -- mit dem Bockbier zur Fastenzeit (oder dem Nektar der Götter in der Versenkung), was neben seinem Bauch auch noch seine Brüste anschwellen ließ. Eine schwangere Frau imitiert er, um seiner Mutter möglichst nahe zu bleiben. Und an die Stelle der Berührung einer wirklichen Frau hat der Fromme die der "Mutter Gottes" gesetzt und sich dabei heimlich an die Stelle des Kindes -- als Spiegelbild seines monogam lebenden Bruders. Aber nur dann wenn sich der Mann losreißen kann von der Mutter, um der Frau zu begegnen, wird die erneute Berührung zum Fest für sie beide.

Der Mann muß von der Frau sich losreißen können, obwohl von ihm gesagt worden ist: wedawak be´Ischtho -- "und er soll kleben an seiner Frau" (Gen. 2,24), das heißt so sehr an ihr haften, daß er sie nie mehr loswerden kann. Aber mit Ischtho, "seiner Frau", ist nicht eine der Vielen gemeint, von denen er sich eine aussuchen könnte, sondern Chawah Em Kol Chaj – die "Aussage der Mutter: Alles ist Lebendig!" -- wie ihr Name nach dem "Sündenfall" lautet (Gen. 3,20). Sie ist auch die "Braut des geschlachteten Lammes", die aus der "Großen Hure Babylon" hervorkommt, und wesenseins mit Lilith. Ischtho (1-300-400-6), „seine Frau“, ist Esch-Thaw gelesen das "Feuer-Zeichen", mit dem er gebrandmarkt ist für alle Zeiten, es ist seine "innere Frau", und eine utopische, eine bloße Traum-Frau solange, wie er ihr in der äußeren leibhaftigen Welt keinen Raum giebt. Wenn er aber nicht hoffnungslos werden will, dann muß er sie suchen und finden, wo sie sich finden läßt.

Ath Näga haNäthäk -- "Du-Wunder der Berührung, die abbricht" -- hat denselben Kehrwert wie Bath-El, "Tochter Gottes", die so lange verleugnet und geschändet wurde im Namen des Sohnes, obwohl er doch unentwegt auf sie hinweist und ihr die größte Ehrfurcht erweist, indem er sich von ihr, und nicht von einem Pseudo-Priester, zum Christos salben läßt. Er hat sie nicht zur Ehe-Gattin genommen, vielmehr riß er sich von ihr los immer wieder und gab sie frei, was sie mit der höchsten Achtung und Liebe ihm gegenüber erfüllte. Weil es aber die Kehrwerte sind, die sich in Zahl und Erzählung hier treffen (in der 721), so spielt sich diese Geschichte auf der Rückseite ab, sie ist unseren Augen verborgen, aber in unserem Rücken und aus unserer Umkehr erspürbar.
Wir erinnern daran, daß auch Dionysos, der Bruder Christi, ein Zerissener war, und an die herrliche Posse von Nestroy mit dem Zerissenen als Held. Das Du-Wunder seiner Berührung ist 13 mal 83, 13 mal die Zahl von Guf (3-80), "Rücken und Flügel" -- denn alle Engel haben ihre Flügel am Rücken, da wo sich unsere Schulterblätter befinden, weshalb wir sie normaler Weise nicht sehen. Die Intensiv-Form dieses Wortes ist Gipef (3-80-80) und bedeutet: "Umarmen, Streicheln, Liebkosen". Flügel wüchsen uns hier schon, wenn wir dies wirklich verstünden. Aber noch befinden wir uns an der Schwelle zum 13. Tame und müssen, bevor wir es über die 12 hinaus erleben können, eine Wandlung durchmachen, die uns immer wieder auf den Ausgangspunkt zurückwirft. Denn wieder sind wir dieser Welt der Sieben Tage ausgeliefert und eingeschlossen abermals in uns selber -- doch dieses Mal nicht mehr in einer kompakten, resistenten Gestalt, diesmal zerissen. Denn zum fünften Mal geschieht diese Aussetzung hier, ihre Quintessenz erleben wir jetzt, und nicht umsonst ist die Zahl von haNäthäk (5-50-400-100), "dem Ausbruch" mit dem bestimmten Artikel, genau 555. Mit der Ankunft des Göttlichen Kindes wird auch das ursprüngliche und das gegenwärtige frei, die ohne es immer noch mißbraucht werden konnten. Und hier werden wir mit dem Paradoxon konfrontiert, daß es der Kontakt, der abbricht, hervorbringt (in der 500, dem unsichtbaren 23. Zeichen). Den Kontakt, der abbricht, kennen wir allzu gut, daß er aber jederzeit wieder hergestellt werden kann und daß in dieser Wiederherstellung das Göttliche Kind kommt -- das ist uns neu.

Hier kommt mir noch eine Idee in den Sinn: In dieser Welt herrscht das Prinzip der Selektion, das heißt der Auslese, der Unterscheidung im Sinn von Bejahen-Verneinen, Annehmen-Verwerfen, Einverleiben-Ausscheiden, Gut-Schlecht undsofort, und dieses Prinzip ist der Motor jedes einzelnen Lebens und das Grund-Motiv der "Evolution" insgesamt. In der Natur unterliegt es dem "Zufall", wie die Wissenschaft festgestellt hat (denn sowohl die Mutationen als auch die Erdkatastrofen sind nicht zu berechnen). Das hat eine überaus große Vielfalt zur Folge, die "Sozial-Darwinisten" haben daraus jedoch ein "Menschen-Recht" abgeleitet, also sich selbst an die Stelle des auslesenden Prinzipes gesetzt, worin sie mit den Inquisitoren, Nazi-Schergen und Gen-Technologen ganz und gar einig sind, nur daß ein jeder vielleicht verschiedene Ansichten hat, was der Ausrottung anheimfallen soll. Diese "unsere" Welt entspricht dem Siebenten Tage, der Wanderung durch die Wüste, und an ihm entscheidet sich immer, wie der Übergang in den Achten gelingt. Wer am Siebenten Tag das Instrumentarium der Selektion nicht aus den Händen gelegt hat, also immer noch "arbeitet" für irgendein Heil oder Unheil, und es nicht dem werdenden Sein überläßt, ihn hinüberzuführen, für den ist der Achte Tag wie ein Alptraum, aus dem er erwachend sich wieder in die Sieben Tage zurück versetzt sieht. Und solange dies wiederholt wird, sind wir ausnahmslos alle betroffen, irgendwo hatten wir eine "verborgene Kammer", in der die Selektion immer noch ausgeübt wurde wie an der Rampe von Auschwitz. Hier aber wird sie geöffnet, und wir können wenn wir nur wollen auch sie in den Gnadenschatz Gottes aufnehmen und uns verwandeln lassen vom Werden – wie es dieser Text mit uns macht, wenn wir ihn nicht mehr nach dem Auslese-Prinzip von "Rein" und "Unrein" verstehen, sondern als den Entwicklungsprozeß unseres Wesens .


Zum sechsten Mal schon ereignet sich die Preisgabe jetzt, wenn wir die des zweiten Kapitels (Vers 10-11) mit dazu zählen und die dort gemachte Verneinung bejahend verstehen. Wir haben gehört: weroah haKohen wehineh Sse´eth Lewonah ba´Or weHi hofchoh Sse´or Lowan umichjath Bossar chaj baSse´eth/ Zora´ath noschänäth Hi be´Or Bessaro wetim´o haKohen lo jassgiränu ki tame Hu. In der gewöhnlichen Übersetzung klingt das etwa so: "und der Kohen sieht es, und da! ein weißer Fleck in der Haut, und er hat das Haar weiß werden lassen, und belebtes Fleisch ist in dem Fleck lebendig geworden/ ein verjährter Aussatz ist das in der Haut seines Fleisches, und der Kohen soll ihn für unrein erklären, nicht soll er einschließen ihn, denn unrein ist er". Das soll wohl heißen, daß die Diagnose so klar ist, daß der Kohen kurzen Prozeß machen kann und den Betroffenen aus der Gemeinschaft der Menschen entfernt. Daß es aber um ganz etwas anderes geht, das macht der Text deutlich, der lautet: "und einsieht wer wie sie ist, und da ist Vergebung für ihren Sohn im Bewußtsein, und sie verwandelt sich in ein Tor für den Sohn, und die belebende Botschaft, das Fleisch, lebendig wird sie in der Vergebung/ die wiederholt veränderte Zeit-Gestalt ist sie im Bewußtsein seiner Botschaft, seines Fleisches, und als Durchgang in die Fünfzig soll ihn wer wie sie ist annehmen, um des Einen willen soll er preisgeben ihn, denn der Durchgang in die Fünfzig ist Er".

Wenn wir Lo (Lamäd-Aläf), die Verneinung, aus seinen Zeichen verstehen als das Lernen in Bezug auf das Eine und somit bejahen, dann zählt diese Preisgabe mit dazu, und dann ist dieser dritte Ausschluß einzigartig, denn er erfolgt in Richtung auf das Eine -- und nicht in die Sieben Tage hinein. Er bedeutet auch, daß wir uns der Einheit der Sieben Tage bewußt werden sollen, und daß die Sechs Tage vor dem einzigartigen Siebenten Tag gerade nicht selektieren, sondern wiederholt die zwei Prinzipien vermehren, Himmel und Erde, Finsternis und Licht, Wasser und Land, Wesen und Erscheinung, Sonne und Mond, Fische und Vögel, Tiere und Menschen. So zentral steht also die Vergebung hier schon in der dritten Preisgabe da. Und das dritte Ssagar (60-3-200), das dem Einen zuliebe (das den total reinen Aussatz bewirkt), macht uns klar, was wir uns bisher nur ungenügend bewußt gemacht haben.

Zur Vernebelung trug die deutsche Gleichsetzung von "Aussatz" und "Aussetzung" bei, die aber im Hebräischen keine Grundlage hat, denn Zora´ath hat nichts zu tun mit Ssagar. Und weder der "Aussätzige" noch der "Unreine" werden hier jemals ausgesetzt, ausgeliefert und ein- oder ausgeschlossen, vielmehr geschieht dies nur dann, wenn das Kriterium Tame nicht erreicht ist – mit der einzigen Ausnahme nur, wie wir sahen, der Auslieferung an das Eine, die mit der Wegnahme und der Vergebung verknüpft ist. Durch sie sind wir unbewußt schon immer eins weiter als es uns vorkommt, und in ihr haben wir unbewußt schon allen Tagen und jeder Entzweiung vergeben.

Beim ersten Ausschluß (Vers 4) hieß es: "und wenn die Mutter Klarheit geworden für ihren Sohn, sie selbst im Erwachen seiner Botschaft (im Bewußtsein seines Fleisches), und Tiefe das Nichts ihres Anblicks, fern dem Bewußtsein, und ihre Pforte verwandelt dem Sohne sich nicht, so soll wer wie sie ist der Berührung Du-Wunder den Sieben Tagen ausliefern". Darauf folgen unmittelbar Sieben weitere Tage der Auslieferung, denn der Kohen hat wahrnehmen müssen, daß die Berührung zum Stillstand gekommen war und sich nicht ausgebreiten konnte in der Haut, im Bewußtsein (Vers 5). Das kam aber daher, daß die Sieben Tage auf Anhieb nicht zu erfassen sind und ob ihrer Tiefe beim Ausgesetzten ein ängstliches In-Sich-Verschließen auslösen, das die ganzen Vierzehn Tage andauert und dazu führt, daß der nur scheinbar für rein Befundene offenbar hinter dem Rücken des Kohen wieder unrein wird und damit selber zur Pforte.

Der dritte Ausschluß ist der, wo Vergebung und Belebung und wiederholte Veränderung so bedingungslos sind, daß die Preisgabe nicht, beziehungsweise nur an das Eine erfolgt. Zum vierten Mal geschieht die Auslieferung wieder in die Welt der Sieben Tage hinein, und es wird gesagt: "und die Mutter, sie sieht wer wie sie ist, und sie (die Zewa´oth) sind in ihr das Nichts, Pforte dem Sohn, und erniedrigt wird ihr Nichts vom Bewußtsein, und es ermattet, dann soll wer wie sie ist es Sieben Tage preisgeben" (Vers 21). Auch hier war zuvor das Tame verfehlt und das "Aufblühen im Geschwür" nicht erreicht. Die zweiten Sieben Tage werden hier nicht erwähnt, ihnen ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das vierte, und die Verbindungsklammer zwischen dem dritten und vierten Kapitel ist Zaräwäth, der Tochter Gestalt.

Zum fünften Mal (und zum vierten Mal in die Sieben) setzt die Preisgabe ein, wenn es heißt: "und die Mutter, sie sieht wer wie sie ist (die Zewa´oth), und sie sind das Nichts in der Klarheit, ein Tor für den Sohn, und erniedrigt wird ihr Nichts vom Bewußtsein, und es ermattet, dann soll wer wie sie ist es Sieben Tage ausliefern" (Vers 26). Denn da ist dieses Bewußtsein wieder verblendet gewesen, und hier wurde das "Aufblühen in der Brandwunde" verfehlt. Und diese zwei Male, wo die Blume nicht aufblühen durfte, sind mit der Erniedrigung der Mutter verbunden, und zwar vom Bewußtsein, denn das Bewußtsein ist ein Produkt der Sieben Tage und hinkt als solches dem Übergang in den Achten immer nur hinterher. Und was immer von diesem Bewußtsein erhöht wird und als höchstes Ziel angestrebt, ist "Maya", die "Illusion", die von der Sieben noch immer nicht satt ist. Die Erniedrigung der Mutter und die Verachtung der Welt gehören dazu, doch ohne sie ist die Neugeburt in den Achten Tag völlig unmöglich, auch wenn sie da schon lange keine menschliche Mutter mehr ist. Aber es kann sich, solange diese erniedrigt wird, auch die göttliche Mutter nicht zeigen. Das Wahrhaftige offenbart sich gerade dadurch, daß es vom herrschenden Bewußtsein erniedrigt und verächtlich gemacht wird -- und verleumdet vom so genannten "Zeit-Geist".


Wir werden jetzt, da sich der Ausschluß insgesamt zum sechsten Male vollzieht, zum fünften Mal aber in die Sieben Tage und/oder in die Sieben Meere hinein, noch einmal auf die untrennbare Verbindung der Fünf und Sechs aufmerksam, die uns schon im Gottes-Namen begegnet (10-5-6-5). In den Tagen ist sie die Einheit aller lebenden Wesen (Fische und Vögel, Tiere und Menschen), und als Zahl der Preisgabe hat sich die 36 ergeben (5x7+1), die sechsfache Acht und zugleich deren Entfaltung (1+2+3+4+5+6+7+8=36). Wiederum erweist sich die Sieben als Brücke zwischen den Welten, und wir lesen die Stelle dieses bedeutsamen Punktes noch einmal: "und weil wer wie sie ist das Du-Wunder der Berührung, die abbricht, wahrnimmt, und sie (die Zewa´oth) sind das Nichts seiner Wahrnehmung, der Tiefe Anteil, das Erwachen, und die Pforte der Morgenröte ist in ihm das Nichts, so muß wer wie sie ist das Du-Wunder der Berührung, die abbricht, den Sieben Tagen ausliefern" (Vers 31) – und das bedeutet auch überliefern, verraten, mitteilen. Es klingt nicht unbedingt nach Bestrafung, und ab jetzt ist diese Welt mit dem Wunder der Berührung des Zerissenen und Abgetrennten durchsetzt und daher wie die Haut voller Poren, nicht mehr in sich verschließbar.

Trotzdem empfindet ein jeder diese Preisgabe zunächst wieder als Schmerz, und die Berührung, die abbricht, macht uns verlegen und ratlos. Und wenn es doch eine Strafe sein sollte, dann muß sie verhängt worden sein für die Verfehlung der Gestalt des Freundes der Zeit und der Angst des Bösen in seinem Vergehen, schon im Prinzip und sogar noch im Alter. Diese Verfehlung ist an Sse´or Zahow Dak geknüpft, das feine goldgelbe Haar, das in seiner Zahl nicht nur mit dem "Gericht der Götter der Erde" gleich ist, sondern auch mit Misbeach haKetoräth, dem "Räucher-Altar", auf welchem kein Fleisch verbrannt wird, sondern nur wohlriechende Harze -- bis auf eine einzige Ausnahme. Am "Tag der Versöhnungen", Jom haKipurim, wird dort ein blutiges Opfer gebracht, und es ist dies wegen der Doppeldeutigkeit des Wortes Kiper (20-80-200), "Sühnen", das Kafar gelesen "Ableugnen" bedeutet, eine zwiespältige Sache. Wir hören: wechipär Aharon al Karnothajo achath baSchanah miDam Chatath haKipurim achath baSchanah jechaper alajo leDorothejichäm Kodäsch Kodaschim Hu la´Jehowuah -- "und versöhnt hat Aharon auf seinen Hörnern einmal im Jahr aus Blut die Verfehlung der Versöhnten, einmal im Jahr muß er seine Höhe versöhnen für eure Geschlechter, das Heilige der Heiligen, er selbst für den Herrn" – oder: "und abgeleugnet hat Aharon die Höhe seiner Strahlen einmal im Schlaf, ohne Blut die Sünde der Leugner, einmal im Schlaf muß er seine Höhe ableugnen, sein Joch euren Generationen zuliebe, der Heilige der Heiligen, er selbst in Bezug auf das Wesen des Seins, dem Unglück jeder Gegenwart wegen" (Ex. 30,10).

Weil die Versöhnung zentrales Thema ist des neunten, zehnten und elften Kapitels, will ich später auf diesen Text näher eingehen und mir hier nur die Bemerkung erlauben, daß die Sünde der Leugner die Verfehlung der Versöhnten ist, und das heißt auch: sie haben keinen Versöhnten getroffen und leugnen daher die Möglichkeit der Versöhnung. Aber einmal im Jahr, einmal im Schlafe, ein einziges Mal nur in den Variationen des Themas ist es genug, daß wer mit dem Ich schwanger geht es mit dem Prinzip des Stieres verschmilzt. Dies geht aus dem Namen Aharon als Auftrag hervor für den Menschen, seine Gattungsgrenzen zu sprengen und sich mit dem Leben insgesamt zu verbinden. Den sinnlosen Opfertod eines "Sündenbockes" aber entlarvt er als Lüge und seine Mörder als Leugner der Wahrheit. Im Schlaf des Bewußtseins, aus dem es erwachen kann in tiefster Versöhnung (aber auch in striktester Leugnung), kommt einem jeden die Klarheit, daß er zu sühnen hat seine eigene Verfehlung, ansonsten er unversöhnt bleibt. Ein einziges Mal nur verleugnet -- und das Abschlachten der stellvertretenden Opfer muß fortgesetzt werden, ja noch unvorstellbar gesteigert, denn die Fein Goldene Pforte hat sich verschlossen. Und wer sich gewünscht hat, die Berührung möge niemals abreißen, den Tagtraum geträumt, das Alter zu zweit zu verbringen, der sieht sich bei aller Liebe zum Warten genötigt, wer zuerst sterben wird, und ist als Hinterbliebener zuletzt doch wieder einsam -- es sei denn sie stürben an einem Doppel-Selbstmord.

Aber die Goldene Pforte ist nicht wirklich verschließbar, was sie Dok (4-100), dem Feinen verdankt. Der Kehrwert von haNäthäk (5-50-400-100) ist 104, was bedeutet, daß jedes Zerreissen in der unumgänglichen Umkehr das Feine hervorbringt und wieder führt zu achtfachen Dreizehn. In der fünften Aussetzung in die Welt der Sieben Tage hinein, in die Welt, wo die Dreiheit der Tage Acht, Neun und Zehn noch verhüllt ist, aber durch Dok, den hauchdünnen Schleier wahrnehmbar schon, wird auch klar, warum Ajin (1-10-50), "Nichts", immer nur im Zusammenhang mit diesem Einschluß in die Sieben Tage auftritt -- weil uns darin alles, was darüber hinaus geht, wie Nichts erscheint. Und wir erinnern: Ajin ist aus denselben Zeichen wie Ani und Oni (1-50-10), "Ich" und "Schiff", aufgebaut, weil diese beiden mit dem "Nichts" und dem Nichtigen, das wir darin vorfinden, aufs Engste zusammen gehören.

Das Ich ist hier per se die Verneinung des Nicht-Ich, es definiert ja seine Eksistenz aus der Unterscheidung von diesem, was sich schon im "Immun-System" äußert (das zwischen Selbst- und Nicht-Selbst unterscheidet). Und noch viel früher, bereits in der Abgrenzung der ersten lebenden Wesen ("Einzeller" genannt) von der Außenwelt durch die "Zellwand", einer schützenden Hülle des Inneren, einer Haut, geschieht die Zertrennung, die das Bewußtsein des Ich hervorbringt. In der Welt kämpft das Ich all seine Zeit gegen das Überwältigtwerden vom Nicht-Ich, doch besiegt das Nicht-Ich zuletzt mit dem Tode des Wesens das Ich, indem es dessen Umhüllung zersetzt und den Unterschied aufhebt, wogegen sich dieses Ich bis dahin noch erfolgreich gewehrt hat. Und obwohl oder weil der Kohen das erstaunliche Wunder des zwischen Tod und Leben Zerissenen einsieht, ist seine Wahrnehmung das Nichts, denn wir können uns keinen Begriff davon machen, wie die Welt beschaffen ist, in welcher der Gegensatz von Leben und Tod nicht mehr gilt. Deswegen steht hier der Kohen wiederholt vor dem Nichts, das auch die Zewa´oth immer berühren an der Schwelle der 500, die gleichfalls unsichtbar ist und dennoch ihr Handeln bestimmt bis zu uns hin.

Tiefer als das Bewußtsein ist dies, und die Tiefe ist ein Teil des Erwachens -- wie Amok min ha´Or auch übersetzt werden muß. Amok ist wie schon früher gesagt die Verschmelzung von Am und Mok und von daher als die "Zersetzung des Volkes oder der Gemeinschaft" zu sehen, die sich auch im Inneren einer Haut, einer Zellwand befindet. Wird Amok im Erwachen geleugnet, dann fehlt dem Bewußtsein ein eintscheidender Anteil, nämlich die Tiefendimension, aus der es ersteht wie der Lotos aus dem Sumpf. Und aus Angst vor dem Verlust der Gemeinschaft, die sich in dieser Tiefe zersetzt, weil sie über alle Rassen- und Gattungs-Grenzen hinaus strebt, klammert sich an sie der Mensch, aber sie zerfällt ihm unter den Händen, und er verzweifelt, wenn er den Sinn nicht erkennt. Sich selber zu töten angesichts dieser Erfahrung in einem akuten oder chronischen Selbstmord ist möglich, und die Sehnsucht nach dem Nichts steckt dahinter. Aber jedem öffnet sich hier das Nichts in ihm selber in Gestalt der "Schwarzen Pforte" -- es bedarf keiner Gewalt. Und das "Schwarze Loch" im Mittelpunkt unserer Galaxis ist das äußere Zeichen unseres inneren Zentrums.


Das Wort Schachor (300-8-200) mit seinen Bedeutungen "Schwärze, Morgenröte, Sinn und Suche“ danach, hat dieselben Zeichen wie Chäräss (8-200-300). Und das führte uns zu Keli Chäräss, "Gefäß aus Tonerde", das in den Schluß-Kapiteln auch in unserem Kontext erscheint (zuerst in Lev. 14,5 – also noch vor der Versöhnung). In es hinein nimmt der Kohen die "Wasser der Heiligen" auf, um sie mit dem Staub vom Boden der Wohnung zu mischen und zu den "Wassern der Bitternisse der Verdammten" zu machen. Aber wir sahen auch schon, daß dasselbe Wort, Charasch gesprochen, "Stumm-Sein" und "Schweigen" bedeutet und sogar "Taub-Sein", und Chäräsch gelesen heißt es "Geheim, im Geheimen". Wir bekamen eine Ahnung davon, wie der Kohen insgeheim immer auf der Seite der Frau steht, und wenn wir es wissen, dann enthüllen sich auch Sätze wie diese: wehikriw Othah haKohen wehä´ämidah liFneji Jehowuah -- "und es bringt nahe ihr Du-Wunder der Kohen, und er läßt sie bestehen zum Antlitz des Herrn hin" (Num. 5,16). Wenn er die Eifersucht erregende Frau auf das Innere des Wesens des Seins und des Werdens der Wesen ausrichtet, dann ist sein Auftrag erfüllt, und er ist nicht mehr nur "so wie sie", der Eine ist er dann unter ihnen, der zur Fünfhundert gefehlt hat.

Wehä´ämid haKohen Ath ha´Ischah liFneji Jehowuah ufora Ath Rosch ha´Ischah wenathan al Kapäjiha Ath Minchath haSikaron Minchath K´naoth Hi -- "und der Kohen läßt das Du-Wunder der Frau zum Antlitz des Herrn hin bestehen, und er läßt frei das Du-Wunder des Hauptes der Frau, und in ihre Hände giebt er das Du-Wunder der Lenkung des Männlichen, die Lenkung der Eifersucht ist Sie selber" (Num. 5,18). Er löst das Haar ihres Hauptes, wie sie es sonst nur dem Geliebten erlaubt, denn Pära (80-200-70) ist das "frei hängende Haupthaar" -- bei der Frau so schön und verführerisch, daß es früher nicht für das Publikum bestimmt war, sondern nur dem im Geheimen Geliebten. Pora, genauso wie Pära geschrieben, bedeutet "Frei-Lassen, Lösen, Sich-Selbst-Überlassen, Verwildern". "Wild" ist das freie Getier, aber "Verwildern" hat für den Zivilisierten einen üblen Geschmack, und "Wild- oder Zügellos-Werden" (wie Pora auch übersetzt wird) ist moralisch verwerflich. Wenn es aber heißt: ufora äth Rosch ha´Ischah -- "und er löst das Haar des Hauptes der Frau" – wie diese Stelle gern übersetzt wird, dann steht in den Worten geschrieben: "und er läßt frei das Du-Wunder des Anfangs, das Prinzip der Frau". Er überläßt sie sich selber auch auf die Gefahr hin, daß sie "verwildert und wild und zügellos wird", denn er hat volles Vertrauen zu ihrem Prinzip.

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