Ana səhifə

Das ist der Laokoon, den Plinius erwähnt


Yüklə 40 Kb.
tarix24.06.2016
ölçüsü40 Kb.
www.orf.at vom 15.1.2006
Die Antike unter dem Weinberg

Ein Fund, der die Welt entzückte

"Das ist der Laokoon, den Plinius erwähnt" - vor genau 500 Jahren waren der Architekt Giuliano da Sangallo und Michelangelo Buonarotti außer sich. Ein römischer Bürger hatte in seinem Weingarten auf dem Esquilin einen Fund gemacht, der die Renaissance in Ekstase versetzte. Die legendäre Laokoon-Gruppe war aufgetaucht, ein großes Werk der antiken Kunst schien unversehrt erhalten geblieben. Auch der Papst gierte ungeduldig nach dem Marmorblock.


Vor 500 Jahren fand man in Rom die Laokoon-Gruppe. Das Werk sollte Künstler bis heute in den Bann ziehen.

Die Kunstwelt feiert an diesem Wochenende eines ihrer großen und zugleich fast verborgenen Jubiläen. Vor 500 Jahren wurde die weltberühmte Laokoon-Gruppe auf dem Esquilin in Rom gefunden.

In einer Zeit, da man den Geist der Antike wieder finden wollte, entdeckte der römische Bürger Felice de Fredis angeblich ausgerechnet jene antike Skulpturengruppe, die schon der römische Historiker Plinius im 1. Jh. n. Chr. erwähnte, in seinem Weinberg.

Fredis ließ die Gruppe in Sicherheit bringen - angeblich in sein Schlafzimmer. Davor hatten im Auftrag des Papstes zwei Kenner einen Blick auf das Kunstwerk geworfen: der Architekt und Antiken-Experte Giuliano da Sangallo und Michelangelo Buonarotti.

"Das ist der Laokoon, den Plinius erwähnt", soll Da Sangallo beim Anblick der Gruppe ausgerufen haben.

Papst kassiert die Gruppe

Eine nicht abreißende Schar an Kunstkennern und Schaulustigen zog es bald in das Haus des Finders, der sich noch im März des Jahres 1506 gezwungen sah, das gefundene Werk dem Papst zu übergeben.

Papst Julius II., dessen Pontifikat auch unter einer Sehnsucht nach der Zeit des Augustus stand, erhob die Gruppe zum persönlichen Eigentum. Fredis wurde freilich königlich für die Übergabe der Laokoon-Gruppe entlohnt: Er erhielt die Zolleinnahmen der Porta San Giovanni, unter dem nächsten Papst noch 1.500 Dukaten und ein Grabmal auf dem Kapitol.

Die Kunst zelebriert ihr Lieblingsstück der Antike

Für die Kunst war die Laokoon-Gruppe, die man heute auf das 1. Jahrhundert vor Christus datiert, das zentrale Fundstück, an dem man die Wiedergeburt der Antike zelebrieren wollte.

Malern wie Filippino Lippi, die sich vor dem Auffinden der Gruppe dem Laokoon-Thema widmeten, blieb alleine die schriftliche Überlieferung des Mythos, etwa die im 15. Jahrhundert zirkulierenden Virgil-Ausgaben.

Winckelmann und Lessing

Für den deutschen Johann Joachim Winckelmann wurde die Laokoon-Gruppe zum Kernpunkt seiner klassizistischen Kunsttheorie, über die Vorbildlichkeit, Anmut und Würde der antiken Künstler.

Als Winckelmann über die "große und gesetzte Seele" des Laokoon fabulierte, da hatte der Mann aus Stendhal die Gruppe selbst nur in den Stichen der Kunstbücher kennen gelernt.

Erst später reiste Winckelmann nach Italien, um im Belvedere des Vatikan Bekanntschaft mit den großen Skulpturen der Antike zu machen.


Lessing und der Laokoon

Der neben Winckelmanns Arbeit vielleicht wirkungsmächtigste Text zur Laokoon-Gruppe war wahrscheinlich Gotthold Ephraim Lessings "Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie" (1766), der noch Herder und Goethe in zahlreiche Kunstdispute verwickeln sollte.



Der Unterschied zwischen den Künsten

Lessing trennt darin als Erster die Wirkungsweise von bildender Kunst und Dichtkunst. Galt die Malerei davor als "malende Poesie" (frei nach dem Horazschen ut pictura poesis, also: die Kunst ahmt Natur nach, indem sie die Worte der Dichter in Bilder überträgt), so gestand Lessing der Malerei ein eigenes Wirkungssystem zu.

Wirkt die eine über natürliche Zeichen und den "fruchtbaren" Augenblick (Malerei), so wirkt die andere über willkürliche Zeichen und das zeitliche Moment (Poesie).

Wie anmutig ist der Laokoon?

Ob Laokoons Todeskampf freilich viel mit der von Winckelmann zelebrierten Anmut und Würde in Einklang zu bringen ist, das machte den Kunsttheoretikern des 18. Jahrhunderts schwer zu schaffen. Goethe freilich hatte die Lösung. In seinem "Laokoon" befindet Goethe, der Künstler des Laokoon habe "das sinnliche mit dem geistigen Leiden auf der höchsten Stufe dargestellt". Leiden in Maßen, daraus ergäbe sich Anmut und Schönheit.



Die Laokoon-Erzählung

Maßgeblich bestimmte den Laokoon-Mythos die Überlieferung von Vergil in der "Aeneis", wonach Laokoon mit den Trojanern am verlassenen Meeresufer stand und sah, dass die Griechen nichts außer einem hölzernen Pferd zurückgelassen hatten.

Laokoon warnte seine Mitbürger eindringlich davor, das vermeintliche Demutsgeschenk der Griechen anzunehmen. "Was es auch sein mag, ich fürchte die Danaer, selbst wenn sie Geschenke bringen." Bis heute ist das "Danaergeschenk" mit der Warnung des Laokoon verbunden.

Nach Laokoons Spruch steigen allerdings zwei große Seeschlangen aus dem Meer, welche Laokoons Zwillingssöhne (Antiphas und Thymbraios) umschlingen. Als Laokoon seine Söhne retten will, wird er selbst von den beiden Schlangen ins Meer gezogen und erwürgt.

Die Trojaner sahen darin ein göttliches Zeichen, weshalb sie fälschlich der Warnung Laokoons keinen Glauben schenkten und das Pferd zu ihrem eigenen Verderben in die Stadt zogen.

Marmorgruppe eine Replik

Als bedeutendste Darstellung des Todeskampfs Laokoons und seiner Söhne galt in der Antike die Laokoon-Gruppe der Bildhauer Hagesandros, Polydoros und Athanadoros aus Rhodos.

Noch in alten Kunstlexika wie Thieme/Becker wird davon ausgegangen, das die Gruppe der Künstler aus dem ersten Jahrhundert vor Chr. nach Italien kam. Wahrscheinlich aber ist, dass die in Rom gefundene Laokoon-Gruppe eine Marmorreplik aus dem 1. Jahrhundert vor Chr. ist.

Möglich, dass Plinius genau diese Gruppe beschrieb. Vielleicht gab es aber auch mehrere Laokoon-Gruppen. Wer weiß, was im tiefen Boden Roms noch vor sich hinschlummert.


Winckelmann und die Folgen

Winckelmanns Klassizismus verdrehte gerade den Griechen im 19. Jahrhundert den Kopf.

"Das Geschlecht der Hellenen ist in Europa ausgerottet. Nicht ein Tropfen edlen und ungemischten Hellenenblutes fließt in den Adern der christlichen Bevölkerung des heutigen Griechenlands." Das hat der aus Südtirol stammende Historiker Jakob Philipp Fallmerayer (1790 - 1861) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschrieben und damit eine heftige Debatte losgetreten.

Die Sätze Fallmerayers fallen in jene Zeit, als die Griechen, sehr zum Unmut der europäischen Großmächte der Zeit, für ihre Unabhängigkeit von den Osmanen kämpften und unter dem Eindruck des europäischen Philhellenismus für eine Befreiung der klassischen Stätten des Altertums eintraten.



Eine Bewegung aus dem Exil

Der Klassizismus, die europäische Aufklärung und die Romantik: Diese Kunstströmungen bildeten ein Amalgam, das um 1800 zunächst die in der Diaspora lebenden Griechen zusammenführte.

In Odessa gründete man 1814 die erste "Philiki Etairia", die "Freundschaftsgesellschaft". Über solche Geheimbünde sollte der Kampf gegen die Türken organisiert werden.

Erste "Griechen-Zeitschrift" in Wien

In zahlreichen Exil-Zeitschriften hatte man bereits davor versucht, ein Griechen-Bewusstsein auf der Grundlage der wieder entdeckten Antike zu schaffen.

Die erste Zeitschrift, die den Exil-Griechen das klassische Griechenland zeigte, war in Wien von griechischen Kaufleuten gegründet worden. "Logios Hermes" hieß dieses Blatt.

Das Griechenland-Bild des ausgehenden 18. Jahrhunderts war freilich von einer Sicht auf die Antike geprägt, die zahlreichen Verzerrungen unterlag.



Winckelmanns uneinholbare Kultur

Man war geblendet von den Ansichten des deutschen Altertumsforschers Johann Joachim Winckelmann und seinen Beschreibungen der nicht einholbaren Kultur der antiken Griechen.

Der Betrachter der antiken Kunst gleicht für Winckelmann einer "Liebsten an dem Ufer des Meeres, die ihren abfahrenden Liebhaber ohne Hoffnung, ihn wieder zu sehen, mit betränten Augen verfolgt".

Nun war Winckelmann eigentlich vor allem an Männern interessiert und mit seiner Sicht eines uneinholbaren Klassikbildes der historischen Realität so fern wie dem Interesse am Gefühlshaushalt einer liebenden Frau.



Edle Einfalt, stille Größe

Doch nicht nur die Weimarer Klassiker waren mehr als geneigt, jenem Bild der Antike zu folgen, das man heute noch in Glyptotheken ausgestellt sieht: weißer Marmor, edle Einfalt, stille Größe.



Die Antike trieb es bunt

Während man um 1800 etwa in den Weimarer Kreisen vom Nachahmungsimperativ der Alten eines Winckelmann abwich und zu erkennen begann, dass die griechische Antike eher überzogene Farbigkeit anstatt weißen Marmors zelebrierte, erklärten die griechischen Kaufleute im Exil die antiken Griechen zu ihren ureigenen Vorfahren.

Als Künstler wie Lord Byron an der Seite der Griechen gegen die Türken kämpften, da waren die heute in Griechenland millionenfach besuchten Ausgrabungsstätten überwucherte Steinhaufen oder Viehweiden.

Delphi, ein Hirtendorf

In Delphi etwa stand ein Hirtendorf über den heute ausgestellten Ruinen. Ausgegraben wurde die antike Orakelstätte erst auf Drängen französischer Forscher im 19. Jahrhundert. Den Einheimischen waren die Schätze unter ihren Häusern fremd.



Unabhängig und doch nicht souverän

Die griechische Unabhängigkeit, die im Gefolge der Schlacht von Navarino (1827) und des Friedens von Adrianopel (1829) erreicht wurde, hielt freilich nur kurz. Der erste Gouverneur der Griechen, Johannis Kapodistrias, wurde im Jahr 1831 von einer rivalisierenden Familie ermordet.

Die europäischen Großmächte der Zeit beendeten die bürgerkriegsähnlichen Zustände auf dem eben freigekämpften griechischen Territorium ganz im Stile der grassierenden Graecomanie. Sie machten einen Griechenlandliebhaber aus Europa zum ersten König der Griechen: den Wittelsbacher Otto von Bayern, seines Zeichens Sohn von Ludwig I. von Bayern.
Otto - König der Griechen

Otto wurde, lange vor Otto Rehhagel, 1832 zu König Otto I. von Griechenland ernannt. Erst ein Jahr später setzte er erstmals einen Fuß auf griechischen Boden.



Ganz im Stil seines an der Antike orientierten Vaters konzipierte Otto eine Hauptstadt im Zeichen des Klassizismus: das heutige Athen, das er als Stadt für 50.000 Einwohner planen ließ.
Link zum Artikel Winckelmann auf der Wikipädia
Lessing, Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie





Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©atelim.com 2016
rəhbərliyinə müraciət